Liebe Gemeinde,
ich melde mich hier bei euch, ich der Hoffnung, dass ihr ein paar Ideen habt.
Ich bin 31 Jahre alt, mein Ex Freund ist 29. Er ist Spanier und seit 1 Jahr in Deutschland. Ich hab ihn gleich am Anfang hier kennengelernt, da hatte er gerade ein 6 montiges Praktikum absolviert. Nebenbei ging er noch zur Spachschule, sodass wir uns nur abends kurz treffen konnte. Trotzdem versuchte er so oft es ging Zeit mit mir einzuplanen.
Zu mir muss ich sagen, dass ich an starken Verlustängsten und einem schlechten Selbstbewusstsein leide. Ich bin seit 4 Jahren in ambulanter Therapie. Für mich war es daher etwas schwierig, dass ich oft nur notdürftig in seinen Zeitplan passte.
Bevor ich meinen Freund kennenlernte, war ich seit einem halben Jahr von meinem Ex getrennt. Wir waren 7 Jahre zusammen, ich habe die Beziehung nach langer Bedankenzeit beendet. Er war das Gegenteil, ich war so sehr sein Lebensinhalt, dass ich mich erdrückt fühlte.
Ich hatte anfangs eine wundervolle Zeit mit meinem Freund. Er war romantisch, schrieb mir oft oder rief mich an. Er ist kreativ und sensibel. Nahm aber auch Tablette gegen Schizophrenie, die aus eine *beep* entstanden ist. Heute nimmt er nichts, trinkt nicht und raucht nicht.
Trotzdem hatte ich ein komisches Gefühl gehabt. Ich kämpfte dagegen an, die Nummer Eins sein zu wollen. Wir waren fast nur allein zusammen. Er kannte ja niemanden hier in D und ich habe wenig Freunde. Wir waren also wie eine Insel. Ich wusste, dass es so nicht auf Dauer gut geht. Mein Freund ist eher ein geselliger Typ. Er suchte sich daher Freunde. Leider waren es ausschliesslichen Frauen, die er über seine Sprachschule kennenlernte. Mich beschlich das Gefühl, ich wäre vergessen, wenn er in Gesellschaft ist. Meine Eifersucht schlug da schon etwas an. Es kam zu den ersten Reibereien und lauten Worten. Ich dachte aber, ich sei zu empfindlich und muss ihn mehr loslassen. Verlustangst trifft auf Freiheit
Nach seinem Praktikum wollte er über WEihnachten nach Spanien zurück, mindestens 6 Wochen, um sich zu erholen. Da Weihnachten vor 2 Jahren mein Vater gestorben ist, stand mir das Fest allein sehr ängstlich bevor. Ausserdem fiehl es mir sehr schwer, meinen Freund für 6 Wochen gehen zu lassen. Ich hatte Angst, er würde nicht wiederkommen, weil es seine Heimat so vermisst...die Verlustängste wurden schlimmer. Er verstand mich nicht. Versuchte aber, so gut es ging, auf mich einzugehen. Er rief mich mind. einmal am Tag am. Trotzdem vergingen Stunden, in denen ich dachte, er würde vielleicht doch an D zweifeln. Ob er mich genug liebt, wieder zukommen? Da seine Pläne recht oft sprunghaft sind und er von vielen verschiedenen Träumen lebt hatte ich die Sorge, er würde sich vielleicht gegen mich entscheiden.
Er kam aber wieder, nachdem ich ihn auch eine Woche dort besucht hatte (ich hab mich mehr oder weniger selbst eingeladen).
Hier wieder in Deutschland zog er bei mir ein. Wir hätten doch fast jeden Tag zusammen übernachtet, dass Geld für eine WG wollte er lieber mir geben. Trotzdem trug ich nachher die Entscheidung.
Dann fing die Zeit des Lernen, Lernen, Lernen an. Er hatte auch nach meinem Feierabend nur seine Bücher vor sich. Er setzt sich sehr unter Druck, die Sprache zu lernen. Er ist sehr zielstrebig in diesen Dingen. Alles unterlag einem Zeitplan. Unsere Situation war so komplett unterschiedlich. Ich arbeite seit Jahren und habe meinen geregelten Ablauf, er war am Lernen oder draußen unterwegs.
Er merkte bald, dass er als angehender Archtitekt doch nicht so leichtes Spiel hatte, wie er es sich vorstellte. Die Miete wurde ein Streitthema. Er hatte nachwievor keine Freunde. Wir unternahmen auch wenig mit meinen, ich hatte das Gefühl, er weicht ihnen aus. Vielleicht wegen seiner Situation. Er wurde hoffnungsloser. Wir stritten immer mehr. Auch ich war unzufriden, mit meinem Job, mit der Wohnung. Nur dachte ich, jetzt was ändern? Wer weiss, wo er einen Job bekommt? Wir wollten gern zusammen neu anfangen.
Die Wochen gingen es Land. Wir wurden immer liebloser, die Streits immer heftiger. Geheule, Geschreie, ich wollte mich selbt verletzten Ich hatte das Gefühl, er denkt nur an sich und seinen Job. Ich hatte Angst, er braucht mich hier um nicht allein zu sein.
Er sagte, ich unterstütze ihn gar nicht. Nicht in der Sprache, will nur sein Geld. Vertraue ihm nicht. Mein Misstrauen wuchs, Verlustängste kamen mehr und mehr - ob er nicht doch weggeht, weil es hier keinen Fuss fasst. Fragen wie wie gross ist unsere Liebe tauchten auf. Ich liebte ihn sehr. Er mich auch. Aber bald kam auf einen guten Tag ein schlechter mit viel Streit. Wir hatten keinen Ruckzugsort, die Wohnung ist zu klein, er fang kein neues WG Zimmer, es ist schwierig hier.
Er bekam eine Absage nach der anderen. Ich forderte mehr gemeinsame Zeit, fühlte mich unbeachtet und ungeliebt, als wäre die Beziehung ihm nicht wichtig. Wollte immer mehr Aufmerksamkeit, wurde abhängig und depressiv. Ich hatte panische Angst, er verlässt mich. Er machte Verbesserungsvorschläge, aber ich sah nur noch, dass er mich verlassen könnte.
Er wurde wütend - ich lasse ihm keine Zeit zum Lernen. Deshalb hätte er auch die Vorstellungsgespräche in den Sand gesetzt. Ich würde nicht wollen, dass er Freunde hat. Er fing an sich im Ausland zu bewerben.
Dann fuhr ein für eine Woche zu Freunden. Als er wiederkam, sagte er mir, er verlässt mich. Wir hätten seit Wochen keine gute Zeit mehr. Er geht zu denen nach Berlin. Er packt noch heute seine 7 Sachen
Ich bekam einen richtigen Zusammenbruch - heulte und heulte. Wollte ihn doch nicht verlieren. Ich war wütend, dass ich ihn nicht unterstützt hab, sondern ihn am Ende schon als Feind sah. Ich sagte ihm, es ist doch nur noch eine Frage der Zeit, bis er einen Job hat, ob wir die Zeit nicht noch zusammen durchstehen. Oder ich bewerbe mich woandern, um nochmal anzufangen.
Doch er wollte nicht. Er sagte, er liebt mich, aber er will auch nicht, dass ich länger leide. Er will noch mehr Lernen, auch die Wochenenden durch. Ich habe einen anderen Freund verdient. Einen, der mehr Zeit mit mir verbringen kann. So, wie Paare das machen. Und er müsse jetzt auch an sich denken, damit seine Träume nicht verloren gehen.
Aber ich sah doch da eine Zukunft für uns. Wir hatten Träume
Was ist denn bloss so schiefgelaufen, dass es so eskalierte?
Jetzt will er erstmal 6 Wochen Kontaktsperre. Aber er will mir danach auch nichts versprechen. Wenn er in Berlin Hilfe von seinen Freunden bekommt und sich dort integrieren kann, will er nicht mehr zurück
Er sagte, sein Vertrauen in uns ist wackelig. Er braucht Zeit, sein Herz zu reparieren. Ich sollte jetzt auch mein Leben wieder in den Griff bekommen und das machen, was ich schon immer wollte. Ich solle nicht mehr warten, ob unsere Träume wahr werden.
Er hat sich nicht mehr gemeldet. Soll ich? Lieber nicht, oder?
Das war jetzt sehr lang. Ich bin am Ende. Kann jemand etwas dazu sagen, bitte?
20.06.2011 07:22 •
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