Liebe Sandra,
ohhh man, deine Geschichte hat mich sehr aufgewühlt und die Tränen in die Augen getrieben. Ich erkenne mich sooo sehr wieder in deinen Schilderungen deiner Gefühle, auch wenn meine Situation eine andere war.
Mein Mann verließ mich vor einem Jahr im Februar, nach 23 Jahren zusammensein und 16 Jahren Ehe. Wir haben zwei Kinder (Tochter 15, Sohn 11).
Ich werde dieses Jahr 40, er 44. Wir lernten uns kennen, da war ich gerade erst fast 16. Auch ich glaubte an die große und ewige Liebe. Und er war mein erster und einziger.
Wir hatten auch einige Probleme...finanzieller Art (er machte ständig Schulden und ich versuchte wieder alles in den Griff zu kriegen, alles glatt zu bügeln), aber auch seine wenige Zeit, die er mit mir verbrachte. Er war Arbeitsmäßig sehr viel unterwegs (auch mal über Nacht, ist LKW-Beifahrer) und wenn er dann Feierabend hatte, waren ihm seine Freunde bzw. Freundinnen wichtiger als ich. Auch ich war oft seeehr eifersüchtig. Also auch damit kenne ich mich aus....leider.
Dann im Oktober 2001 hatten wir einen riesengroßen Streit (wir hatten eigentlich selten Streit, weil er immer sehr verschlossen war). An dem Abend fragte ich ihn mehrmals, ob er mich überhaupt noch lieben würde. Er druckste erst nur rum...verschloss sich wieder, bis er nach mehrmaligem bohren meinerseits, endlich damit herausrückte, dass er nicht wüßte, ob er mich noch liebt.
Ich dachte, die Welt geht unter...ich sterbe. Später lag ich im Bett und hab nur geheult...ich konnte einfach nicht aufhören. Er fühlte sich dadurch gestört und maulte mich an...da bin ich aufgestanden und legte mich im Wohnzimmer aufs Sofa und weinte da weiter.
Ich hatte das Gefühl, da sticht jemand mit dem Messer in meinen Bauch und dreht es mehrfach hin und her...sooo weh tat mir alles. Wie ich die nächsten Tage rum kriegte, weiß ich nicht mehr. Aber ich kämpfte verzweifelt um unsere Ehe. Er gab mir dann auch in den nächsten Wochen und Monaten das Gefühl, wir könnten noch mal die Kurve kriegen und wir würden es schaffen. Es besserte sich zwischen uns. Wir schliefen auch wieder sehr oft miteinander...hatten sogar häufiger spontanen s., was bei uns schon lange nicht mehr so war. Ich hatte wieder Hoffnung. Tja...und dann kam der Hammer. Ich hatte ende Januar 2002 ein Gespräch mit zwei seiner Lieblingsfreundinnen. Wir stritten uns und dabei sagten sie mir, ER wäre doch nur noch wegen der Kinder mit mir zusammen...lieben würde er mich doch gar nicht mehr. Am Abend, als er Feierabend hatte, sprach ich ihn darauf an und er gab es zu. Seltsamerweise blieb ich in dem Moment ganz ruhig...ich denke, ich hatte es die ganze Zeit schon geahnt, gefühlt. Ich fragte ihn, warum ich das erst von seinen Freundinnen erfahren habe, warum er es mir nicht selber gesagt hatte und wann er es mir denn hätte sagen wollen. Heraus kam dabei, dass er es mir vorläufig nicht gesagt hätte...für ihn hätte es erst mal so weiter laufen können. Er war einfach zu feige...hatte Angst, ich könne ausrasten und mir etwas antun....und ich muss zugeben, in dieser Hinsicht kannte er mich zu gut, denn es stimmte, ich hätte es fast getan...wenn der Gedanke an meine geliebten Kinder nicht gewesen wäre.
In dem letzten Jahr hab ich viele innere Kämpfe überstehen müssen...Verzweiflung, Wut und Hass auf ihn und seinen Freundinnen. Und mit der Einen lebt er jetzt zusammen. Angeblich weil er sich keine eigene Wohnung leisten kann und sie ihn aus reiner Freundschaft aufgenommen hat. Sie lebt auch in Scheidung und hat vier Kinder. Aber ich denke und das hat er inzwischen auch zugegeben, dass zwischen den beiden etwas läuft, aber jetzt ist mir das auch egal.
Was mir wirklich geholfen hat, war dieses Forum und die vielen Beiträge. Besonders zwei davon (Tut es nicht.. von Anna 1976 und Neue Kräfte von Feechen).
Erst als ich den Beitrag von Anna gelesen hatte, konnte ich endlich eine Kontaktsperre fordern und auch einhalten, was bei zwei KIndern ja nicht so einfach ist. Jetzt können mein Mann und ich wieder feundlich miteinander umgehen. Auch mein Hass auf ihn ist verschwunden. Nur immer noch nicht auf seine Tussi.
Ich habe zwar keine Angst mehr ihn zu sehen, am Telefon zu sprechen oder sogar ihn zu treffen, aber ich habe immer noch Angst seine Tussi zu treffen oder ganz besonders ihn zusammen mit ihr zu sehen oder zu treffen. Ich kenne mich...könnte sein, dass ich dann ausraste und davor hab ich Angst. Leider wohne ich in einer Kleinstadt, wo das jederzeit möglich ist. Arbeite schon an Verhaltensregeln für mich, damit es nicht zu einem Unglück kommt, denn ich habe zwei Kinder, für die ich die Verantwortung habe.
Auch ich muss erst mal herausfinden, wer oder was ich überhaupt bin. Da ich ja noch nie allein gelebt habe, war für mich DAS erst mal das schwierigste, aber jetzt gefällt es mir sogar. Das Alleinsein hat für mich jeden Schrecken verloren. Natürlich fühle ich mich gelegentlich einsam, aber das vergeht auch wieder.
Ich hatte viele Menschen, die mir bei dieser Trennung halfen...das waren ganz besonders meine Kinder (die haben mich vor dem Schrecklichsten bewahrt, auch wenn sie es natürlich nicht wissen), aber auch meine Eltern und Geschwister...Verwandte, bei denen ich Urlaub gemacht hatte.....meine beste Freundin....meine Frauen vom Frauenabend.....meine Psychotherapeutin....meine Zwei E-Mailfreundinnen.....und gaaaanz besonders dieses Forum mit all den lieben Menschen und ihren Rat und Trost.
Liebe Sandra, jetzt habe ich mich doch sehr lang über meine eigene Geschichte ausgelassen, aber ich wollte dir damit nur zeigen, dass ich deine ganzen Gefühle, dein durcheinander in deinen Gedanken, deine seelischen Schmerzen, deine körperlichen Beschwerden......alles DAS und noch viel mehr sehr gut nachempfinden kann. In jedem Wort von dir erkenne ich mich haargenau wieder, auch wenn meine Trennung nun schon ein Jahr her ist und es mir wieder ganz gut geht.
Aber ja....es hat seeeehr, seeeeehr weh getan. Es war für mich das schlimmste was ich bisher erlebt habe und ich hab schon einige schlimme Dinge erleben müssen.
Was kann ich dir raten? Das mit der Psychotherapie ist schon mal gut....auch dieses Forum, schreib so viel du willst...ich weiß, das hilft. In der Anfangszeit (da wußte ich von diesem Forum noch nichts) hab ich auch Tagebuch geschrieben.
Das du noch nichts ausgelassen tun kannst, ist auch normal....ging mir genauso. Trotzdem versuch es in kleinen Schritten. Meine Familie und meine Freundinnen haben mich oft zu irgendwelchen Dingen gezwungen, sonst hätte ich mich eingegraben. Ich wollte sie nicht enttäuschen, also hab ich ihnen zuliebe mitgemacht, obwohl sie mir manchmal einfach nur auf die Nerven gingen. Aber ich bin ihnen sehr dankbar, dass sie nicht aufgaben. Heute macht mir MEIN Leben wieder Spass. Kann mich auch wieder auf Männer einlassen...ist gar nicht so schwer.
Aber so weit bist du natürlich noch lange nicht. Lass dir Zeit. Es geht ein Schritt vor und drei zurück...und das geht erst mal eine ganze Zeit so. Aber irgendwann geht es nur noch nach vorn und nur hin und wieder gibt es dann einen Rückfall.
Liebe Sandra, ich weiß nicht, ob ich dir nun mit meinem langen Beitrag helfen konnte, aber schreib einfach weiter....glaub mir, auch das hilft und ich bin überzeugt, auch andere werden dir noch schreiben.
Ich wünsche dir von ganzem Herzen viel Kraft, diese schmerzhafte Erfahrung zu überstehen.
Alles, alles Liebe und Gute
Wolfsfrau