Liebe Foren-Mitglieder,
ich finde das Forum hier toll und war bereits einmal in akutester Liebeskummerphase hier angemeldet. Damals habe ich so tolle Ratschläge und Blickwinkel bekommen, dass ich gerne diese Plattform nutzen möchte, um einfach meine Gedanken zusammen zu schreiben und vielleicht eine Einschätzung von euch zu erhalten.
Kurzum. In der Liebe tue ich mich schwer. Ich habe einen ausgefüllten Freundeskreis. Mag mich selbst sehr gerne. Habe viele intensive Hobbys und ach ich mag das Leben. Ich mag mich. Dennoch habe ich leider Angst. Angst vor Beziehungen. Angst eingeengt zu sein. Angst verlassen zu werden. Teilweise so ambivalent und undurchschaubar. Ich mache deshalb eine Therapie. Die tut mir gut:). Ich bin sehr liebevoll, sehr kreativ, warmherzig, weich, aber auch sehr zielstrebig, sehr diszipliniert, wirke und bin es in vielen Teilen (außer der Liebe) sehr selbstbewusst. Ich bin groß und schlank und viele Menschen nennen mich schön. Irgendwie mag ich das zwar, aber irgendwie ist es mir auch egal. Wo früher Männer (bis vor einem halben Jahr und einer massiven Verletzung zu dem Zeitpunkt) sehr gebuhlt haben, scheine ich aktuell als super tiefgehender Gesprächspartner für Männer zu funktionieren. Irgendwie ungewohnt für mich, wo ich vorher riesige Angst hatte, lediglich als S. (lediglich ist falsch, aber nicht als ernsthafte Partnerin) betrachtet zu werden. Mögen Männer nun aktuell ausgiebige lange, kulturelle und sehr philosophische Gespräche mit mir. Manchmal verunsichert es mich, weil ich mich frage, ob ich meinen S. verloren habe. Ich habe so zu sagen meine Optik selbst runter priorisiert. Komisch zu erklären, aber ich sehe es aktuell als nicht wichtig, weil so viel mehr in mir steckt. Dennoch achte ich nach wie vor sehr auf Kleidung und mag es mich um mich zu kümmern.
Ein wenig Angst habe ich, dass ich gerade sehr in der Friendzone lande. Das ist ungewohnt und irritierend für mich. Früher hatte ich Spaß meine Optik einzusetzen, nicht manipulativ, aber ich war mir derer so sicher, dass Menschen sehr stark darauf angesprungen sind. Im Moment beschäftige ich mich viel mit meinem Innenleben (ich bin hochsensibel) und denke weniger über meine optische Wirkung nach. Anscheinend werde ich nun auch anders wahr genommen. Ich hatte so jemanden kennengelernt, der sich später (leider) als enger Freund eines Mannes herausgestellt hat, mit dem ich ein sehr intensives und gefühlsbetontes Kennenlernen hatte. Mit dem anderen Mann, also nicht dem des intensiven Kennenlernens, hatte ich zwei Dates und wir haben so lange Kontakt gehabt, mit vielen Gesprächen übers Telefon. Er war frisch getrennt und führte Affären, was er mir nach der Erkenntnis, dass ich länger etwas mit seinem Kumpel hatte, offenbarte. Und überlegte dann, ob er nicht seine Affären aufgeben wolle, weil er mich so mögen würde und dass er nicht wolle, trotz S. mit seinem Kumpel und seiner eignene Verwirrung, das unser Kontakt abbreche. Bei mir hat er nie eine körperliche Annäherung gemacht. Bei den zwei Dates. Der Kontakt brach dennoch ab.
Aber so viel zur Vorgeschichte. Bin einfach gerade irritiert. Nun habe ich durch Zufall einen ehemaligen Arbeitskollegen wieder getroffen. Unsere gemeinsame Arbeitszeit überschnitt sich kurz. Damals war er noch fest liiert. Er sprach mich beim zufälligen Wiedersehen an. Fragte nach meiner Handynummer. Einem Date und begleitete mich zu meiner Haustür. Dann schrieben wir viel und innig und ich muss sagen, ich habe das Gefühl, dass wir uns sehr ähnlich sind. Einstellungen, Gemüt und Persönlichkeit scheinen sehr deckungsgleich zu sein. Während unseres Schreibens wurde es langsam weniger. Und ich hatte schon im Bauchgefühl, dass etwas dahinter steckte. Er hatte in der Zeit ein verpatztes Vorstellungsgespräch und die Oma einer guten Freundin sei verstorben, was ihn so aufwühle. Zuvor wollte er direkt mehrere dates platzieren, bis es plötzlich zu dieser Änderung kam. Wir trafen uns schließlich und er eröffnete mir, dass ich ihm irgendwie wichtig sei. Er deshalb sehr ehrlich zu mir sein wolle. Er sei schwer krank gewesen, woraufhin sich seine Exfreundin, mit der er über Jahre (ein 3/4 Jahrzehnt) liiert war, trennte. er habe so schwer an der Trennung zu knabbern und dachte, es sei besser, bis die Oma, der nicht guten, sondern seiner Exfreundin starb. Mir tat es wirklich alles von Herzen leid und so umarmte ich ihm. Und sprach ihm zu. Ich finde, ich habe hier keinerlei Ansprüche zu stellen oder beleidigt zu sein:). Mein Herz war dieses Jahr auch mehr als belegt. So war ich erstaunt, dass er es erweichen konnte. Ich finde ihn sehr sehr hübsch und seine Persönlichkeit ist meiner so nah, was für mich ein neues Gefühl ist. Unser Date ging 9,5 Stunden. Schon zuvor machte er mir viele Komplimente. Und ich spürte, dass er zwischen öffnen, flirten und verarbeitung und trost suchen schwankte. Wir lachten viel. Sprachen in der Tiefe und keine Sekunde war es langweilig. So sagte er mir auch, dass er sich so wohl fühle, dass er mit mir so sehr er selbst sein könne und er mich schön fände, und ich eine Frau sei, die keinerlei Schmuck bräuchte. Später sagte er noch, er fände mich anziehend und möge meine Beine und nahm irgendwann zweimal meine Hand, um sie aber wieder loszulassen. Er legte seinen Arm um mich, den er auch wieder von Zeit zu Zeit weg nahm und brachte mich noch nach Hause, wo er mich küsste, ich drehte jedoch meinen Kopf so, dass er die Wange traf. Er versuchte es nicht nochmal, wofür ich nun sehr offen gewesen wäre. sondern nahm mich in seine Arme und fragte, ob wir nicht am nächsten Tag uns wiedersehen können. Was wir auch taten. Hier erzählte er mir, dass ihm gerade alles schwer fallen würde, er habe keine Energie für nichts, auch keine Vorstellunsggespräche.
ich schrieb ihm dann, dass ich auch ein Mensch riesiger ängste sei, was er weiß, und dass mein Gefühl sei, er sei emotional nicht frei, aber dass das eben ok sei. Nur dass ich ihn wohlmöglich mit der Zeit mehr mögen würde. Er erwiederte, er sei glücklich, dass es mich gibt und es sei sehr schön gewesen, es sei federleicht mit mir, was er zuvor nie so erlebt habe. Aber er sei noch besetzt und er wüsse nicht, wann er das wieder ablegen könne. Wie lange das noch dauern würde. Und das wir beide auf uns aufpassen müssen. Er auch auf sich. Weil ihm die letzte Frau so weh tat.
Er sagte, er glaube das wir uns beide gut getan hätten. Das Zeit und eine stetige Offenheit doch ein schöner Anfang seien. Dass er verstehen könne, wenn alles für mich zu viel sei. Dass ich aber auch auf mich aufpassen sollte. Er sei noch nicht so frei, wie er gerne wäre. Wir sollten Zeit verstreichen lassen. Ich hätte ihm aber schon ein Stück geholfen. Er könne nur im Moment nichts geben, was er gerade nicht habe. Weder beruflich, noch in der Liebe. Er müsse auch auf sich aufpassen, weil er so verletzt wurde.
Und ich denke mir. Hey, ich finde dich toll. Mal richtig toll. Sehr toll. Aber ich kann gar nichts einschätzen. Also es ist schon klar. er kann gerade nicht. Denkt ihr, er mag mich trotzdem irgendwie, oder bin ich gerade nur ein Kummerkissen? Oder kann die Zeit etwas bringen? was würdet ihr tun (meine Standardreaktion wäre nun abhauen. Nummer löschen. Harten Cut. Klare Ansage. Aus Angst verletzt zu werden, siehe bindungsangst.) Das möchte ich aber so dieses Mal nicht.
Ich danke euch und sorry für den Riesentext! Den Anfang schrieb ich für ein Bild zu mir!
30.10.2018 15:33 •
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