Ich befinde mich gerade in der wohl bescheuertsten Situation überhaupt. Ich mache mein Erasmusjahr im Ausland, weit weg von Freunden und Familien. In der ersten Woche hier habe ich einen Jungen kennengelernt, der all meine Träume zu erfüllen schien, wir sind zusammen gekommen, haben uns hier gemeinsam eingerichtet, Freunde gefunden, verreist. Die Reise lief nicht so gut wie erwartet, doch ich war nach wie vor schrecklich verliebt. Als wir zurück kamen, ließen wir uns erstmal ein paar Tage Raum, gingen aber bald zusammen mit ein paar Freunden feiern. Im Club hat er vor meinen Augen ein anderes Mädchen geküsst, obwohl er wusste, dass ich es sehe. Ich bin gegangen, das Mädchen ist mir hinterhergelaufen und hat geschrien: Verdammte Deutsche! Was kann ich dafür, wenn er lieber mich f*ckt als dich.
Und nun bin ich hier, wir haben denselben Freundeskreis, leben im selben Gebäude, besuchen dieselben Vorlesungen. Ich habe hier kaum jemanden, mit dem ich darüber sprechen kann. Bis Mai, monatelang, werde ich ihm fast jeden Tag begegnen, er wird dabei sein, wenn wir vorglühen, in der Mensa, auf Partys wird er sich neben mir betrinken. Nach Weihnachten gehen ausnahmslos alle meine Freunde hier fort, weil sie im Gegenteil zu mir nur ein Semester bleiben, er ist der Einzige, der genauso lange bleibt wie ich. Ich vermisse ihn schrecklich, kann aber mit einem Menschen der so etwas tut, nicht zusammen sein. Er war mein bester Freund hier, wir haben uns alles zusammen aufgebaut. Und nun hat er mir etwas so Schreckliches angetan und ich habe fast niemanden, der mir zur Seite steht.
Und das ist meine Situation. Ich fühle mich hilflos, verloren und schrecklich einsam. Ein Abbruch des Aufenthalts ist keine Option. Was soll ich nur tun?
31.10.2015 12:57 •
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