Hallo erstmal und Kompliment für dieses Forum. Der Erste Hilfe Thread ist wirklich sehr aufbauend und hat mich dazu ermutigt, auch meine Geschichte hier zu veröffentlichen.
Kurz zu meiner Person: Ich bin 29 und habe in meinem Leben noch nicht all zu viele Beziehungen gehabt. Meine erste Liebe ging knapp 3 Jahre inklusive 2. Chance, nach dem Ende brach auch der Kontakt ab, weil sich heraus gestellt hat, dass sie mir fremdgegangen ist. Mit Anfang 20 hatte ich dann eine 3jährige Beziehung, in der es dann zwischenmenschlich einfach nicht mehr lief. Daraus entstand aber eine gute Freundschaft, die bis heute hält.
Kurzer Abriss der letzten Wochen der Beziehung:
Wir haben uns sehr oft gestritten wegen unterschiedlichster Dinge. Manche Punkte empfand ich als gerecht, andere Kritikpunkte liesen in mir das Gefühl aufkommen, dass sie eigentlich nur deswegen mit mir meckert, weil sie latent unzufrieden war.
Natürlich haben mich die ewigen Meckereien von ihr gestört. Mich hat auch gestört, dass sie zu Hause kaum was gemacht hat und sich meiner Meinung nach oft gehen lassen hat. Ich habe auf Grund der vielen Streitgkeiten auch überlegt, ob ich die Beziehung beenden soll, habe mir aber immer die Hoffnung gemacht, dass wir das in Griff kriegen, da ich sie wirklich gerne habe. Albert Einstein hat mal gesagt: Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert. Das beschreibt mein Verhalten ziemlich gut.
Leider eskalierte die Unzufriedenheit beider Parteien dann über die Feiertage. Ich habe nicht verstanden, wie wichtig ihr das Weihnachtsfest mit mir war und ich kann immer noch nicht erklären, zwar ein schönes Geschenk gefunden zu haben, dieses aber lieblos überreicht zuhaben. Nach den Feiertagen gingen wir dann einen Gutschein einlösen und es dauerte keine 10 Minuten und es kam zu einem Wortgefecht was dazu führte, dass ich etwas zu laut das Wort Weiber ausgesprochen habe, was einige Passanten mitbekamen. Das war mir auch sofort peinlich, aber meine EX war da schon in Tränen aufgelöst. Sie hat es leider in der Vergangenheit immer öfter geschafft, mich in Rage zu bringen.
An Silvester ging es dann weiter. Wir stritten uns zu Hause wegen Belanglosigkeiten, gingen aber mit Vorfreude auf die Party. Dort fühlte ich mir total isoliert und wir sprachen kaum miteinander. Meiner EX war es eigentlich immer total wichtig, dass sie mit ihrem Freund den Jahreswechsel verbrachte und so hatte ich mich eigentlich auf einen schönen Moment um Mitternacht gefreut. Doch leider zog sie es vor, erst 2 Kumpels zu umarmen und mir dann einen kurzen Kuss zugeben. Das tat mir so weh, dass ich irgendwann nicht mehr wollte und von der Party wortlos abgehauen bin. Seit dem ist die Beziehung im Grund zu Ende. Sie selber sagt, dass es ihr fast schon egal war, dass ich an dem Abend abgehauen bin.
Seit Freitag ist meine 3. Beziehung leider auch offiziell Geschichte, was mich natürlich traurig macht und mir Liebeskummer bereitet, auf der anderen Seite aber auch erleichtert. Ich glaube, dass es gut so ist und ich muss dazu sagen, dass ich - wie so oft bei uns Männern - erst seit Freitag wirklich begreife, was ich falsch gemacht habe. Und natürlich kommen die Fragen wie: Warum habe ich es soweit kommen lassen? Warum war es mir wichtiger, vor der Klotze zu hängen und im Internet zu surfen statt mit ihr was zu machen? Warum waren meine Antennen so schlecht eingestellt, dass ich nie gesehen habe, wie sehr sie leidet?
Es fiel mir in all meinen Beziehungen leichter, meine Probleme, Wünsche, Ideen in Schriftform zu besprechen, egal oder per Mail, FB, ICQ oder SMS. Ich kann dabei einfach offener sein als im persönlichen Gespräch. Sie hingegen war das perfekte Gegenstück. Für sie zählte das gesprochene Worte. Vor der Beziehung (wir kennen uns schon ewig) hatte ich damit auch überhaupt keine Probleme. Aber seit dem ich mit ihr zusammen war, fiel es mir schwer, offen zu ihr zu sein. Und ich frage mich daher seit Freitag: Warum konnte ich nicht mit ihr offen reden?
Ein weiterer Punkt, der mich enorm beschäftigt: Bin ich TV- bzw. Internetsüchtig? Zugegeben, ich surfe viel. Es lese viel im Internet, kommuniziere viel dort und u.a. einem Blog und eine Facebookseite, die beide sehr gut laufen. Für mich ist das eine Art Freizeitbeschäftigung wie für andere vielleicht das Reisen, Party feiern oder Motorrad fahren. Aber ich hielt mich nicht für süchtig. Doch seit Freitag bin ich auch hier nachdenklich geworden. Wir kannten uns schon von früher, waren gute Freunde und verloren uns dann aus den Augen, da sie mehrmals mit der geschiedenen Mutter wegzog und später einen Stalker zum Freund hatte, der ihr sämtliche Kontakte im Internet verbot. Ironischerweise schrieb sie mich dann aber irgendwann via Studivz an, nachdem das Thema mit ihrem Stalker durch war. Wir intensivierten unsere Gespräche dann via Twitter und ICQ und kamen so letzendlich zusammen.
Mir viel es aber schwer, mich nicht mehr mit meinen Freunden im Netz zu unterhalten und meiner täglichen Internetroutine nachzugehen, was immer mal wieder zu Unmutbekundungen führte. Aber ich machte weiter in der Hoffnung, sie würde es verstehen. Ich lud gerne Fotos unseres Hobby hoch, schreib Blogeinträge und informierte mich über das, was in der Welt so passierte. Irgendwann schaffte ich es, meinen Konsum herunter zu fahren und verbrachte die meisten Abende auf der Couch mit meiner Ex-Freundin. Wir gucken ihre Sendungen und ich fand auch gefallen an dem Weiberkram. Aber irgendwann änderte sich das. Sie fing an zu lesen und schrieb zuletzt fast jede freie Minute an Ihrer Bachelorarbeit oder ging arbeiten. Ich hingegen brachte immer mehr Zeit im Internet und konnte dies leider nicht abstellen, nachdem die Bachelorarbeit geschrieben war.
Seit Freitag merke ich, dass ihr und der Beziehung damit wohl sehr geschadet habe. Sie zog sich zurück, lass Bücher auf ihrem Kindle und ich merkte nicht, dass dies nur ein Vorwand war. Ich merkte nicht, dass sie sich nachts in den Schlaf geweint hat und sich mehr als einsam fühlte. Und da es mir wie oben geschrieben schwer fällt, ein offenes Wort zu sprechen, habe ich mich nicht getraut, mit ihr zu reden. Vermutlich auch aus Angst vor einem Streit oder das sie mich mit meinen Fehler konfrontiert.
Eigentlich ist das ja schon alles reichlich Stoff, aber das absolut größte Problem kommt jetzt:
Zu Beginn der Beziehung hatten wir ein wunderbares Intimleben. Wir waren leidenschaftlich und lustvoll und hatten viel Spaß. Das es irgendwann weniger wird, war uns beiden bewusst und wir konnten beide damit umgehen. Doch aus einmal nein, heute nicht Schatz wurden dann immer mehr, wobei ich das Hauptauslöser war. Ich bin eigentlich jemand, der gerne Intimitäten austauscht und hatte damit bei den vorherigen Beziehungen auch nie Probleme und war auch am Anfang wie oben beschrieben sehr gerne intim mit meiner Ex-Freundin wurde. Irgendwann ging wie gesagt die Leidenschaft und im Grunde war es im Bett immer das selbe. Ich versuchte dann gegenzusteuern und sie dazu zu bewegen, mal das Bett zu verlassen, was sie aber nicht wollte. Auf Dauer wurde es dann immer langweiliger und ich zog es irgendwann vor, selbst Hand anzulegen als mit ihr intim zu werden. Ich weiß, dass das bei viele Frauen hier überhaupt nicht gut angekommt, aber es ist nun mal so, wie es ist. Ich versuchte es dann noch mal mit einem langen Brief, was sie aber überhaupt nicht gut fand, weil sie der Meinung war, dass wir andere Probleme hätten. Aber für mich war das Thema ein großer Frustfaktor. Im Laufe der letzten Monate ging es dann immer mehr den Bach runter. Sie wollte meist nach der Arbeit (inner Gastronomie) mit mir intim werden, wozu ich dann aber auch keine Lust hatte, weil ich meist früh aufstehen muss. An den Wochenenden war sie auch kaum da und wenn doch, dann haben wir uns gestritten und mir verging die Lust auf intimitäten, zumal es mich ja eh langweilte. Im September gab es dann noch mal ein kurzes aufflackern der Leidenschaft, als sie sich dazu durchringen konnte, etwas zu ändern aber ich merkte schnell, dass sie dabei keinen Spaß hatte und mir etwas vortäuschte. So kam es wie es kommen musste: Erst klappte im Bett nichts mehr bzw. war es langweilig für beide und danach lehnte ich ihre Avancen mit den unterschiedlichsten Ausreden ab.
Zum Abschluss möchte ich noch folgendes kundtun: Ich mag meine Ex-Freundin wirklich und ich habe auch sehr viel geweint am Wochende und auch heute morgen. Dann fand ich das Forum hier und ich merke schon jetzt, dass ich nicht weine, weil sie nicht mehr meine Partnerin sein wird, sondern eher weil ich mich schuldig fühle, nicht genug für die Beziehung getan zu haben und sie mit diversen Sachen extrem verletzt zu haben. Noch wohnt sie bei mir, was bisher ganz gut klappt. Wir reden erstaunlicherweise viel und sind beide gewillt, zumindest eine Freundschaft zu behalten, alleine schon unseres Hobbies und des Freundeskreises wegen. Klar, es ist nicht keine einfache Situation, dass wir noch in der selben Wohnung leben, weil die ungeklärte Wohnsituation belastend ist. Aber seit dem sie sich von mir getrennt hat, ist irgendwie der Druck raus. Empfand ich sie noch zum Ende des Jahres als nervig, weil sie so oft mit mir schimpfte, so habe ich aktuell überhaupt keine Probleme mit ihr. Ich habe auch nicht den Drang danach, nachzutreten. Ich glaube fast, dass sie mit der Beendigung der Beziehung uns beiden geholfen hat. Es tut mir einfach gut, mit ihr offen reden zu können und zu wissen, dass sie mich nicht verachtet, betrogen hat oder schlecht über mich denkt.
Ich bin gespannt, wie es weitergeht und wie schmerzhaft es wird, wenn sie nicht mehr da ist zum Reden und ich abends alleine in der Wohnung bin. Komischerweise hat es mich in der Beziehung nicht gestört, aber der Gedanke, dass sie auszieht macht mir schon zu schaffen, auch wenn ich es verstehen kann und auch kein Interesse daran habe, wieder mit ihr zusammen zukommen. Mein Interesse liegt rein darin, dass ich mit ihr eine Freundin behalt, mit der ich, wie früher reden kann.
Eigentlich wäre alles gut, wenn ich mir nicht vorwerfen würde, sie schei. behandelt zu haben.
07.01.2013 15:23 •
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