Liebe Kicki, ich zähle mich auch zu den Frauen, von denen ich schrieb Von außen betrachtet voller Power und Disziplin, zielstrebig und aktiv. Jetzt, wo mir langsam all die Dinge, die Außestehenden über mich und meinen Ex wahrscheinlich schon lange klar waren, ins Bewusstsein kommen, erkenne ich, in welchem Gefängnis ich steckte. Ich habe mich hinter meinem Ex, dem Patchwork (er hat zwei Kinder) und meiner Rolle als starke Partnerin versteckt. Bequem aber nicht erfüllend. Die Hilflosikeit und Perspektivlosigkeit der letzten Monate, die so gar nicht meinem Charakter entsprachen, gründen nicht nur in der aktuellen Situation, sondern - wie ich schon schrieb - viel tiefer in der Vergangenheit und da heißt es hinzugucken.
Klar, eine Situation, wie Du sie erlebst ist der blanke Horror. Zu glauben und zu fühlen, dass das Leben mit der Trennung aufhört, kenne ich nur zu gut.
Wenn ich ganz ehrlich bin, wusste ich bereits im März, als zu ersten Mal eine Trennung über mir schwebte, dass dies der Anfang vom Ende ist. Es hat bis jetzt gedauert und ich musste durch jeden verdammten Schmerz und durch jede verzweifelte Hoffnung gehen. Jeden einzelnen kleinen Minischritt, vor oder zurück. Jeder war nötig. Und es ist gleich, was das Umfeld dazu sagt. Es ist das eigene Leben und die ganz individuelle Beziehung.
Eine lange Beziehung kann auf gesunde Art nur langsam getrennt werden. Sicher würde ich gern sofort eine räumliche Trennung wünschen, aber auf eine Art bin ich auch dankbar, mich in aller Ruhe von ihm, vom Haus und vom gemeinsamen Leben verabschieden zu können. Ich habe sogar die Hoffnung, in ein paar Monaten mit ihm über alles lachen zu können. Ich bin für mich an einem Punkt angekommen, an dem ich vollkommen akzeptieren kann, dass das Leben mit ihm vorbei ist. Es ist in Ordnung. Und ich fühle mich ziemlich gut und vor allem FREI. Es hängen noch schwere Eisenketten an mir, aber ich versuche jeden Tag sie abzustreifen.
Ich kenne Dich nicht und auch Eure Situation nicht. Ich kann nicht sagen, was mit Euch wird. Ich kann nur sagen, bleib bei Dir. Gib Dich niemals auf. Mache Pläne. Insgeheim. Ohne ihn. Überlege, was Du wirklich gern noch machen möchtest in Deinem Leben. Das sind winzige Samen, die Du auf das Feld streust, das Du real bearbeiten kannst. Auch wenn sie jetzt und vielleicht auch lange noch nicht keimen, sie sind da und wenn Du bereit bist, werden sie wachsen und Dich tragen. Glaube mir.
Wenn ich Yoga nicht hätte, hätte ich die letzten Jahre nicht überstanden (Ich habe vor 1,5 Jahren meinen guten Job verloren und habe mich vor einem halben Jahr selbstständig gemacht - also eine Zeit, in der ich eigentlich Unterstützung von meinem Partner gebraucht hätte und nicht, dass er mir mein Lebensfundament wegzieht und aus Selbstmitleid mir auch noch die Verantwortung für ihn und die Beziehung aufhalst). Jedenfalls nicht mit einem gesunden Geist und Körper. Mir hilft es jeden Tag. Versuche etwas zu finden, was Dich hält. Es ist eine gute Idee allein zu verreisen. Es kann natürlich hart werden, aber es ist ein JA zu Dir selber. Ich bin in den letzten Jahren viel allein unterwegs gewesen und habe gelernt allein zu sein, was ich NIE konnte. Das hilft mir jetzt sehr.
Mittlerweile habe ich auch keine Angst mehr vor dem was kommt. Ich freue mich darauf.
Seit Sonntag ist diese fürchterliche auffressende Sehnsucht nicht mehr da. Ich weiß nicht warum, aber das ist so unglaublich befreiend! Dieses Hoffen auf und Sehnen nach etwas, was schon längst nicht mehr ist und auch nie wieder so sein wird, wie man es sich wünscht, ist tödlich. Ich denke Akzeptanz ist hier das Schlüsselwort.
Manches davon ist wirklich hilfreich Ich bin jetzt nicht total spirituell, aber ich glaube schon daran, dass Gutes Gutes anzieht und umgekehrt genauso. Wir müssen die positiven Dinge im Leben und in uns stärken, der Rest kommt von allein.
Ich bin überzeugt, dass diese unfassbar harte Zeit uns noch einmal von ganz tief sitzenden Abhängigkeiten lösen kann. Wir sind nun einmal geprägt von unseren frühesten Erfahrungen und verhalten uns auch heute so, wie wir gelernt haben, dass wir überleben können. Nur waren diese Verhaltensweisen damals nötig und sind es heute nicht mehr. Zu dem Thema habe ich den Klassiker gelesen: Wenn Frauen zu sehr lieben
Die Buchhändlerinnen gucken dann immer ganz mitleidig, wenn man danach fragt und ich glaube fast jede Frau hat das Buch gelesen. Manches ist uninteressant, aber im Großen und Ganzen hat es mir wirklich geholfen.
Wenn es Dir hilft, schreib mir weiter gern. Ich schicke Dir Kraft!
27.01.2016 09:46 •
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