Ich würde dir so gerne mal einen Brief schreiben.
Du weißt schon, einen richtigen Brief auf blütenweißen Papier.
Am liebsten mit einem Wasserzeichen.
Meine Hand malt schwungvoll mit einem alten Tintenfederhalter
Worte für Dich - in einem unsagbar schönen Blau.
Das macht sich sehr gut auf dem weißen Papier.
Ich hauche meinen Worten Farben und Gerüche ein, die Dich an mich
erinnern sollen.
Schon in der Anrede kannst Du den Duft meines Lieblingsparfüms
wahrnehmen.
In den Worten verstecke ich die Farben des kleinen Regenbogens,
den unser Rasensprenger an Sommertagen immer für uns zaubert .
Im schwungvollen R meines Kosenamens für Dich, schicke ich Dir,
mitten im Sommer, den kalten Winterwind, der Eiskristalle in Deine
Brauen haucht.
Du lächelst wenn Du das spürst, denn Du spürst gleichzeitig die Wärme
meiner Hand, wenn ich diese Kristalle wieder zum schmelzen bringe.
Mit dem Fließen der Sätze aus meiner Feder gebe ich Dir Melodien mit.
Du hörst die Melodien und spürst die klare Luft die ich dir zum Atmen
schicke, damit du nicht atemlos wirst.
Zwischendurch schwingt der Duft vom Ingwer-Zitronen-Tee mit, den
Du so magst.
Du streichst über das blütenweiße Papier und liest lächelnd weiter.
Ich schreib dir von sonnenreifen Feldern und der Ahnung von frisch
gebackenen Brot.
Ich schreib Dir von Abenden am Fließ die fast mystisch erschienen.
Von schmutzig getanzten weißen Socken beim Fest an der alten
Schule, und das große V im Wort Verführung, steht für Dein lachendes
Verrücktes Weib ! .
Ich verstecke in den Zeilen den Duft vom blühenden Phlox, den du so sehr
magst, dass du deine Sonnenliege immer so platzierst, dass der Wind den
Duft zu dir trägt.
Das große geschwungene G steht für die warme Geborgenheit in deinen
starken Armen, rückwirkend, gegenwärtig und zukünftig.
In jedem großen F steckt Freude, am meisten jene,
jeden Morgen neben dir erwachen zu dürfen und Dein Lächeln zu sehen,
denn manchmal lächelst du selbst im Schlaf.
Ich würde dir so gerne über all das mal einen Brief schreiben.
Einen Brief, der auch die Gewitter beschreibt, in denen wir uns befanden.
Die aber nie eine wirkliche ernsthafte Bedrohung waren,
daher sammle ich sie sorgfältig wie die vielen anderen Momente.
Wir heben sie auf und legen sie an sichere Orte, wie all das andere,
so Große, Unglaubliche zwischen uns.
Dann kommst du auf mich zu und schaust mich an.
. und ich weiß, dass ich niemals an Dich einen Brief schreiben muss.
30.04.2019 20:25 •
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