@blütenstaub87
Noch ein paar Gedanken, die ich mir zu meiner eigenen Situation gemacht habe. Vielleicht hilft es Dir einen Weg zu finde.
Ich hab mal über Verantwortung, Pflicht, Opferrolle und Konsequenzen nachgedacht.
Auslöser ist ein Gespräch mit x. letzten Freitag gewesen. Ich hatte darum gebeten den Kontakt auf das Notwendigste zu reduzieren, worauf x. mehr oder weniger die Krise bekommen hat und mir vorgeworfen hat ich würde weglaufen, mich als Opfer stilisieren und sollte das jetzt durchhalten.
Und ja, er hat recht. Jetzt sitze ich hier und wälze mich in meinem Schmerz und fühle mich als Opfer, weil er mich verlassen hat. Jahrelang bin ich das Opfer der verkorksten Entscheidungen meiner Eltern gewesen und hab es mir in der Rolle bequem gemacht und die Verantwortung für die Entscheidung, welche ich getroffen habe, von mir gewiesen. Aber ICH habe diese Entscheidungen getroffen, nicht meine Eltern oder sonstwer. Ich bin vom Opfer zum Täter geworden und kann nicht mit dem Finger woanders hinzeigen und diese Verantwortung von mir wegschieben. Jedes mal wenn ich den Schmerz fühle, sollte ich mich fragen, welchen Schmerz wohl x. fühlt. Ich habe die Entscheidungen getroffen, x. ist das Opfer, da kann ich nicht Verständnis erwarten.
Opferrollen: Bei meinen Eltern waren immer andere Schuld, egal was passiert ist, die anderen hatten Schuld. Es war viel zu bequem sich nicht mit der eigenen Verantwortung auseinander setzen zu müssen und sich die Frage zu stellen, wie man die Situation mit verursacht hat. Eigentlich hatte ich gedacht, dass Muster erkannt zu haben und mir immer die Frage zu stellen, was mein Anteil ist. Wenn ich mir die letzten Wochen ansehe, dann hab ich genau das nicht gemacht und den anderen die Schuld gegeben. Ich hätte erkennen müssen auf welchen Pfad ich mich begebe, ich hätte erkennen müssen, dass x. meine dunkle Seite niemals fühlen und verstehen können wird, ich hätte mich viel früher mit anderen Menschen über die Dämonen austauschen müssen, die mich immer wieder an den Rand des Abgrunds bringen. Aber er ist viel einfacher die Rolle des Opfers einzunehmen.
Konsequenzen gab es bei uns nicht. Es gab eine großen Streit, der andere war Schuld, man versöhnte sich, aber das Problem wurde nie aufgearbeitet. Ich konnte mich immer darauf verlassen, dass früher oder später alles wieder auf Anfang zurückgestellt wurde. Herrlich einfach, oder? Genau das Muster hab ich auch angewendet. Es gibt ein großen Knall, natürlich bin ich das Opfer, wir stellen alles auf Anfang und weiter geht es im alten Trott. Und selbst als x. bereit war mir den ersten Fehltritt zu verzeihen, habe ich munter weiter gemacht; Konsequenzen kannte ich ja nicht, bis er die Konsequenz gezogen hat. Und zack fühlte ich mich als Opfer. Das Leben kann so herrlich einfach sein.
Was bedeutet das jetzt für mich? Ich werde weiter bei x. sein und seinen Schmerz, seine Wut, seine Trauer aushalten, denn schließlich hab ich seinen Traum zum Einsturz gebracht. Ich werde die Versprechen und die Verbindlichkeiten die ich ihm gegenüber eingangen bin weiter erfüllen und schauen wohin die Reise geht.
26.07.2017 16:38 •
#10