Moin Thorben,
bis vor wenigen Monaten hätte ich Dir zugestimmt, dass es doch nicht möglich ist, dass man einfach so von heute aof morgen verlassen wird.
Nicht, wenn man vorher noch Herzchenkuchen und S. hatte. Sowas geht doch nicht!
Doch. Geht. Passiert ständig und überall.
Ich werde Dich nicht mit meiner Story nerven, darf Dir aber versichern, dass man aus allen Wolken plumpsen kann, auch wenn nix zuvor darauf hingedeutet hat. Das erklärt auch das Loch, in das Du geplumpst bist.
Ich kenne Deine aktuellen Gefühle, der freie Fall, die schreiende Seele, das Nicht-wahrhaben können, der Schmerz, der einem die Luft zum Atmen raubt, all die anderen körperlichen und seelischen Signale, die der Körper aussendet, weil er eine bedrohliche Situation spürt.
Es ist unmöglich für uns zu sagen, ob sie Dich noch liebt. Es gibt keinen fixen Verhaltenskatalog, den man abarbeiten könnte, um eine Antwort darauf zu finden.
Allerdings klingt es [für mich!] nicht so, als ob das so pillepalle wäre.
Du schreibst selber, Du hättest Dich zu sehr auf sie eingeschossen, Dich wohl zu deutlich über sie definiert. Und sie äussert sich ihren Freunden gegenüber mit dem Tenor, es sei vorbei.
Klingt nicht ermutigend, oder?
Die Funkstille darfst Du getrost beibehalten, denn Du wirst ihr nix sagen können, was sie nicht bereits weiss. Jetzt ist sie am Zug, und Du kannst nur abwarten, wie sie sich entscheidet. Je mehr Du sie überzeugen willst, desto eher treibst Du sie wohl weg. Derzeit störst Du, denn Du bist der enstchidende Part des Problems. Nicht, weil Du an etwas Schuld hast, sondern weil Dein gutgemeintes Verhalten sie zu dem Schritt veranlasst hat.
Also: Füße still halten, Kontakt auf das Nötigste begrenzen und leiden.
Sollte es dabei bleiben, dass sie ihren Weg ohne Dich gehen will, wirst Du eine sehr harte Zeit vor Dir haben. Es wird höllisch schmerzen, und Du wirst von deinen Gefühlen wie ein Flummi durch die Gegend geschossen werden.
Um's mal auf eine andere Ebene zu holen:
In der Anfangsphase des Verlustes, der automatisch eine ausgewachsene seelische Krise darstellt, stellt der Körper die Endorphinproduktion ein und ballert Dich mit Adrenalin voll.
Das erklärt, wieso Du ständig unter Hochspannung stehst (tust Du, stimmt's?) und Dir gleichzeit nix, aber auch gar nix, Spass macht.
Dich könnten 10 *beep* Models mit Massen von Papiergeld zuschmeissen, Dir ginge es am Ar. vorbei. Kenn ich hoch und runter.
Es ist die Hölle auf Erden, und irgendwie noch schlimmer.
So, das war der fiese Teil, es folgt der Part, der Dir Mut machen soll.
All das, was ich oben beschrieben habe, habe ich in den ersten Wochen meiner Trennung (- wurde nach 8 Jahren aus für mich heiterem Himmel verlassen) komplett durchlebt.
Allerdings kann man die Länge der einzelnen Trennungsphasen beeinflussen, indem man die Trennung lernt zu akzeptieren und sie beginnt zu verarbeiten.
Im Ergebnis steht man dann nach einer individuellen Zeit da und kann auch wieder lachen und erkennen, dass die Krise heftig, aber eben nicht elementar ist.
Werde Dir bewusst (später, jetzt hast Du dafür nicht den Kopf), dass alle Deine Gefühle Produkt Deiner Gedanken sind.
Schaff Dir Mantras, die Dir helfen, damit fertig zu werden.
Eines kann z.B. sein: Ich akzeptiere die Trennung und lasse los.
Klingt schei.? Willste gar nicht? Stimmt!
Aber Du wirst Dich, sofern Madame nicht zurückkommt, darauf einlassen müssen, dass sie weg ist. Einfach weg aus Deinem Leben.
Und dann ist es ungemein hilfreich, die Gedanken zu beeinflussen, damit Du nicht irre wirst.
Die Mantras sagst Du immer und immer wieder auf, meinethalben 1.000 mal am Tag, bis sie langsam ankommen in Deinem [Unter]bewusstsein.
Die Gefühle folgen dann nach.
Es gibt noch viele kleine Helferlein und Strategien, wie Du die Trennung überstehen und sogar daran wachsen kannst.
Das Leben ist NICHT vorbei, lediglich ein Abschnitt ist beendet. Das ist ungeheuer bitter, aber eben nicht zu ändern durch Dich. Dein Job ist, daran nicht zu zerbrechen, nicht zu verbittern.
Freunde sind höllisch gut, wenn Du sie hast!
Geh raus, beweg Dich in Deinem Umfeld, rede, rede, rede, bis Dein Mund fusselig wird. Gute Freunde überlastest Du damit nicht! Gute Freunde hören sich den schei. auch zum 100ten mal an! Belaste sie! Dafür sind sie jetzt da!
Treib Sport, baller Dich damit voll, damit der Körper gezwungen wird, Endorphine auszuschütten und das Adrenalin zu verarbeiten.
Geh auch mal alleine los und hau Dir ein paar B. rein.
Alles, was Dich ablenkt, ist gut!
Die schwarzen Tage werden weniger, es kommen ein paar graue dazu, und irgendwann sind auch wieder bunte dabei.
Ich habe den schei. seit ca. 3 Monaten am Hacken, und mittlerweile kann ich sogar dem morgigen Geburtstag meiner EX in die Augen schauen, ohne dass es zu sehr wehtut.
Die Zeit, Deine Bereitschaft, die Trennung zu akzeptieren, dein Wille weiterzumachen und Freunde brauchst Du jetzt. Dann kommst Du aus dem Loch und kannst wieder ein Leben haben, in dem Du es nicht nötig hast, Dich über einen Partner zu definieren, sondern über Dich und deine Persönlichkeit!
Es wird besser! Versprochen!
15.06.2011 14:04 •
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