Die Sonntage sind am Schlimmsten! Vielleicht die Sonntage im Frühling, wo draußen die Sonne warm vom Himmel scheint, die Vögel singen, alles nach Neuanfang und Durchbruch riecht.
Die Sonntage, an denen ich da sitze, dem Ticken der Uhr zuhöre und, obwohl nicht gläubig, versucht bin zu beten das Telefon möge klingeln, oder eine SMS möge kommen. Irgendjemand möge an mich denken und mich befreien aus meinen Gefühlen und Gedanken die mich festhalten und mit denen ich mir weh tue.
Die Sonntage, an welchen ich die restlichen Stunden vorüberticken höre die mir noch bleiben und warte dass sich etwas ändert ... sind die Stunden vorbei, ist der Sonntag vorbei sind die Möglichkeiten vorbei und zurück bleibt wieder das Gefühl: Ich bin einsam! Dieses Gefühl habe ich nicht immer! Es ist mein Sonntagsgefühl ... der Sonntag als eine Art Countdown der mich regelmässig auszählt. Die Sonntage an denen ich erwarte dass das Leben zu mir kommt und in deren Stille alles schwerer wiegt.
Die anderen Tage sind anders ... da finde ich Menschen oder ich bin mir selbst genug und fühle mich ausgefüllt ohne dass mich jemand ausfüllen muss ... an Sonntagen bleibe ich alleine zurück, ich kann diese Leere die dann in mir ist nicht selbst ausfüllen ... es ist eine Leere die einen anderen Menschen bedingt, der Wunsch nach Beständigkeit, Sicherheit, Verlass ... und weil Frühling ist auch einen ganz speziellen Menschen. Würde das Telefon klingeln wäre das eine Ablenkung, eine andere Möglichkeit, vielleicht sogar die Flucht nach draußen, in die Sonne, gemeinsam und nicht alleine der Zweisamkeit um mich herum Stand halten zu können, die mir immer wieder vor Augen führt was ich nicht habe und was mir fehlt.
An Sonntagen im Frühling gehen die Gedanken ein Jahr zurück. Da war es auch Frühling und ich zuversichtlich und voller Hoffnung ... die Träume von damals wurden durch die Realität ersetzt ... die ist nicht immer schlecht, ich fühle mich immer öfter wohl und gut und bin zufrieden mit mir und meiner Entwicklung ... aber etwas fehlt, jemand fehlt ... jemand der nach meiner Trennung im letzten Frühjahr für eine intensive Zeit da war, mir und sich damit geholfen hat, der jetzt aber nicht mehr da ist und den mir dieser Frühling wieder sehr wehmütig in Erinnerung ruft, weil ich noch nicht so weit bin wie er und mich zurückgelassen fühle ... weil noch Gefühle da sind.
Ich könnte dieses Telefon nehmen, ich könnte jemanden anrufen ... aber an diesen Sonntagen ertrage ich keine Anrufbeantworter, ich ertrage keine Menschen die mir sagen, dass sie gerne etwas mit mir unternehmen würden wenn sie könnten, aber gleich etwas vor haben, ich ertrage keine Absagen ... ich will nicht hören, dass nur ich alleine zu sein scheine ... ich suche diese Bestätigung nicht ... also rufe ich keinen an ... überlasse mich meinen Gedanken, sperre den Frühling aus und frage mich wo sich all die Menschen verstecken die fühlen wie ich!
Nur noch ein paar Stunden! Die Zeit lässt sich nicht totschlagen aber aussitzen, der nächste Sonntag kommt bestimmt!
lilac
30.03.2003 13:36 •
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