... kann sich noch jemand an die Kindergartenzeit erinnern? Ein Kreisspiel bei dem sich alle an der Hand halten ... aus irgendeinem doofen Grund kommst du ein paar Sekunden zu spät, der Kreis (das Gefüge) ist schon geschlossen ... du überlegst dir in Sekundenbruchteilen wo du dich dazustellen willst ... wohin gehörst du? ... wohin willst du gehören? ... du weißt beides! ... aber keiner von denen die da sicher stehen ist bereit dir die Hand zu geben und dich einzulassen ... weder einer von deinen Freunden noch jemand von denen die du gerne als Freunde gewinnen würdest ... du stehst außen und bemühst dich so zu tun als ob dir das nichts ausmacht ... in solchen Momenten rettete dich dann die Erzieherin und fügte dich wieder ein (und beim nächsten Mal war man selber im Kreis, glücklich dazuzugehören und schloss einen anderen aus) ...
Im Grunde sind es immer mehrere Kreise, teilweise ineinander verschlungen, in denen wir uns bewegen und die uns Sicherheit geben sollten ... ich fühle mich aus allen herausgefallen ...
... der Kreis der Familie ist für mich zerbrochen, einen eigenen hatte ich aus komplizierten Gründen nie wirklich, der winzige, den ich mir mit meinem Ex aufgebaut hatte, ist jetzt Vergangenheit, in seiner Familie war ich nie integriert, das gelang dort keinem
... in die ehemaligen nachbarschaftlichen Kontakte passe ich überhaupt nicht mehr, falls ich das jemals getan habe ... Reihenhausgemütlichkeit mit schwäbisch eingezäuntem Gärtchen und Gedankenmuster ... trautes Familienglück mit zwei wohlerzogenen Kindern, Goldhamster, Aquarium, samstags Autowaschen und Rasenmähen und obligatorischem Sonntagsspaziergang solange sich die kids noch nicht wehren können ... DA passen keine Schicksale dazwischen, im Gegenteil, die stören die vermeintliche Sicherheit aller anderen ... und so sehr ich mich über mich selbst wundere, da gibt es Momente, da fehlen mir genau diese beschränkten und vorhersehbaren, nichtssagenden Gespräche ... sie hatten was von Normalität an sich und gaben eine gewisse Beruhigung die ich mir damals natürlich nicht zu schätzen wusste ... das gleiche gilt für die oberflächlichen Kontakte innerhalb des Ortes in welchem ich in dieser Zeit lebte ... mittlerweile lebe ich 25km entfernt, aber ich war gestern wieder dort, denn ab und zu habe ich in der Gegend etwas zu erledigen und ich merke immer mehr dass ich innerlich sehr weit weg davon bin, selbst wenn ich, wie gestern, wieder in ‚mein’ Haus zurückkomme, welches schon ein halbes Jahr verkauft ist, stellen sich keine Gefühle ein ... es ist ein Lebensabschnitt der vorbei ist und mit dem ich doch irgendwo abgeschlossen habe
... eigene Freundschaften habe ich kaum ... zum einen weil ich mich in den letzten Jahren meiner Ehe vom Leben sehr zurückgezogen hatte ... es ging mir nicht gut, ich war ständig krank und konnte Kontakte weder aufbauen noch halten ... zum anderen braucht es bei mir lange bis ich mich Menschen wirklich öffne und Freundschaft zulasse ... frühkindliche Traumata die ein Leben prägen, so ist das manchmal ... Umzüge haben auch dazu beigetragen dass es von Kindheit an ‚gewachsene Freundschaften’ für mich nicht gibt ... ich fing immer mal wieder von vorne an und womit Kinder sich noch einigermaßen leicht tun wird schwerer je älter man wird
... die wenigen ‚bewährten’ Kontakte an die ich mich gleich nach meiner Trennung wandte wiesen mich ab ... nicht deutlich und direkt, aber nachhaltig ... meist waren es Hausfrauen und Mütter die mit meiner neuen Situation nichts mehr zu tun haben wollten und sich vielleicht auch überfordert fühlten, die kurz Anteilnahme und Neugier zeigten, sich dann aber zurückzogen ... ich merke mittlerweile selbst, dass diese Leben nicht mehr zusammenpassen, trotzdem tut diese Zurückweisung weh
Manchmal haben Menschen vielleicht einfach nur Angst Einsatz zu zeigen und wirklich etwas tun zu müssen für jemand anderen, weil der Hilfe braucht ... dabei habe ich nie nach Hilfe gesucht, sondern einfach nach Worten ... ich komme mit mir selber mittlerweile ganz gut klar, man lernt zu regeln was zu regeln ist und wächst an sich selbst ... vor Wochen habe ich vorsichtig nach Menschen gesucht die mir beim dringend anstehenden Autokauf zur Seite stehen, ich selbst habe davon absolut gar keine Ahnung, weder von Autos noch vom schriftlichen Kram der damit zusammenhängt ... aber ausser leeren Worten fand ich keinerlei Unterstützung, wenn man Menschen braucht haben sie keine Zeit ... also habe ich heute eine eigene Entscheidung getroffen ... mir ist klar, dass wenn ich dieses Auto erst habe plötzlich einige dastehen und nachträglich bessere Ideen haben.
Das ist es was mich so ärgert ... wenn man jemanden braucht und sucht hat keiner Zeit, danach kommen aber die verspäteten guten Ratschläge ... wenn ich unterwegs zufällig auf frühere wirklich gute Bekannte treffe höre ich immer: Ach ich habe so ein schlechtes Gewissen, ich wollte dich schon sooooo lange anrufen, wir müssen uns unbedingt mal wieder treffen, wie geht es dir denn (natürlich geht es mir blendend, was bitte soll ich da auch sonst antworten!) ... nach einer halben Stunde Gespräch auf der Strasse trennen sie sich von mir mit den Worten: Ich melde mich! ... und in einem weiteren halben Jahr werden wir uns nach einem zufälligen Gespräch auf der Strasse wieder so verabschieden.
... warum ist das plötzlich alles so leer ... warum genüge ich plötzlich nicht mehr, jetzt wo ich alleine bin ... habe ich zuvor auch schon nicht genügt und habe es nur nicht wahrgenommen?
Ich habe im letzten Jahr viele Menschen kennengelernt ... ich war auf der Suche nach neuen Eindrücken und Freundschaften ... aber ausser Oberflächlichkeiten oder ‚Begleitung auf Zeit’ blieb nichts übrig ... besonders Menschen die ihrerseits selbst auf der Suche sind habe ich als sehr ‚flüchtig’ erlebt ... und selbst in dem einen Fall bei dem der Kontakt wirkliche Tiefe hatte, hat sich die Situation durch eine neue Beziehung dahingehend geändert, dass für mich plötzlich keine Zeit mehr da ist ... das tut einfach weh.
Das alles frustriert mich ... selbst wenn ich einige liebe Menschen habe bei denen ich mich ‚ausschreiben’ kann, oder auch mal telefonieren ... es fehlen einfach vertraute Personen innerhalb meines Lebens, denen ich nicht alles von mir erklären muss weil sie schon wissen ... jemand dem ich meinen Frust beim Autosuchen erzählen kann, jemand der sich mit mir freut weil ich in der letzten Woche im Büro einiges Positives zustande brachte, jemand der mit mir lacht, weint, sich mit mir freut oder leidet, der hören will was ich zu sagen habe und dem ich zuhören darf ... bei dem ich mich sicher fühle und Vertrauen haben kann, egal wie ich gerade drauf bin ... jemand der einfach nur da sein will wenn ich ihn brauche und der nicht nur da ist weil er mich braucht ... für so einen Menschen will ich auch da sein ... ein Ort an dem man sich ausruhen darf ...
So wie sich die Situation momentan darstellt bin ich froh über die Fäden die mich lenken ohne dass ich über meine Schritte nachdenken muss ... ich kann eigene Schritte gehen, ich kann alleine sein, mir ist mit mir selbst nie langweilig ... aber störrisch wie ich nun mal bin will ich das so langsam nicht mehr ... ich will dass wer mitgeht! Noch bin ich jung genug Erwartungen ins Leben zu haben und langsam aber sicher geht mir die Geduld aus noch länger drauf zu warten!
Sorry, ich habs nicht so mit wenigen Worten ...
lilac
17.05.2003 13:53 •
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