Ich sammel hier über den Tag verteilt meine Gedanken, wenn ich mein analog Tagebuch nicht zur Hand habe.
Du präsentierst sie mir immer wieder:
Deine schlechtesten Seiten.
Ich kenne deinen Egoismus. Die Art und Weise, wie du beginnst, zu argumentieren und zu rationalisieren, Sachverhalte drehst und wendest, bis es zu dem passt, was du gerne annehmen möchtest.
Deine Unfähigkeit zur Veränderung, die du hinter fatalistischem Gelaber verbirgst und die du anschließend zu einer Märtyrerhaltung hochstilisierst. Der Job, der so gar keinen Spaß macht. was jammerst du darüber, Bewerbungen schreibst du aber keine, weil X weil Y weil Z. Dasselbe gilt für deine Beziehung.
Du bist keiner einzigen deiner Freundinnen treu gewesen, hast warm vor dich hin gewechselt, weil du nicht loslassen kann.
Mein Gott, vor 20 Jahren habe ich dich schon wegen deiner Eltern bemitleidet. Grauenhaft, unangenehm, hilflos - jedes Mal, wenn ich deine Mutter gesehen hatte, war ich so dankbar für meine eigene Familie.
Deine Arroganz, mit der du deine Entscheidungen als die ultimativen Wegweiser präsentierst. Ha, ich weiß noch wie du mir diesen gequirlten Blödsinn über das Stillen bin Babys verklickern wolltest und diesen Firlefanz so unnachgiebig und hart vertreten hast, dass wenn ich dich nicht besser kennen würde, ich vermutlich tatsächlich eingeschüchtert gewesen wäre.
Deine Unsicherheit, die sich in deiner Körperhaltung wiederspiegelt. Wie du dich bewegst: linkisch, schlacksig - zu Fuß und im Bett.
Deine Lügen, die du deiner Freundin und deiner Familie und dem Freundeskreis erzählst, um bei mir alles mitzunehmen, was dir in deiner Beziehung fehlt.
Deine Angst, mal WIRKLICH in dich reinzuhören und dich verletzlich zu machen.
Deine Art zu streiten, wenn du auf die persönliche Ebene abrutschst, laut wirst und wütend.
Du bist ein großer kleiner Junge.
Ich liebe dich.
Auch deine schlechtesten Seiten.
02.06.2020 15:01 •
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