Lieber Crying Soul,
schade, dass wir uns neulich im Chat nicht begegnet sind. Ich hätte mich gern noch weiter mit Dir unterhalten. Im Moment habe ich leider so viel zu tun, dass ich keine Zeit zum Chatten habe. Magst Du Dich nicht mal offiziell hier im Forum anmelden? Dann kann man sich auch Kurznachrichten schicken.
Es kommt mir so vor, als wenn Du Dich im Moment wie in einer Art Tunnelröhre befindest. Du siehst nur einen einzigen Ausweg / nur eine Lösung: Du willst sie zurück! Wenn das nicht geht, willst Du lieber gar nichts. Links und rechts scheint es keinen Ausweg zu geben. Der körperliche Erschöpfungszustand durch Schlafentzug / vielleicht mangelnder Appetit usw. tut das seinige dazu, diese Tunnelröhre immer mehr zu verengen.
Ich weiß nicht, ob dieses Bild beschreibt, wie Du Dich im Moment fühlst.
Es gibt aber selten im Leben nur einen einzigen Weg. Erst später überblickt man oft im Rückblick, wozu das Ganze gut war, was man dabei lernen konnte. Nur manchmal ist einem der Blick auf andere Lösungen wenn man IN der Situation steckt verstellt. Deswegen wollte ich Dich noch einmal darum bitten, dass Du mal guckst, welche Hilfsangebote es vielleicht in Deiner Nähe gibt. Ich weiß ja nicht, wo Du wohnst. In größeren Städten gibt es oft so etwas wie einen Krisen-Notdienst. Dort könntest Du auch weitere Adressen bekommen. Schau mal auf die Web-Seite, die ich genannt habe:
.suizidprophylaxe.de
Eine Begleitung in dieser schweren Zeit könnte Dir helfen, diese Tunnelwände erst mal wieder loszuwerden / etwas klarer zu sehen.
Ich hatte schon gedacht, dass das Problem vielleicht viel tiefer liegt, als Du sagtest, dass Du ein beschi..... bzw. eher gar kein Verhältnis zu Deinen Eltern hast.
Ich wollte Dich noch mal fragen, ob es in Deiner Lebensgeschichte vielleicht eine andere Bezugsperson gibt / gab, der Du Dich anvertrauen konntest, die Dir zugehört hat und dich unterstützt hat? Vielleicht eine Tante / ein Onkel, Oma, vielleicht auch ein Nachbar oder Lehrerin oder so was; jemand, der schon ein bisschen älter ist. Falls Ja: Könntest Du Dir vorstellen, diesen Kontakt im Moment mal zu suchen und mit ihm / ihr darüber zu sprechen, was Dich innerlich bewegt? ... falls Du das nicht schon getan hast.
Es klingt so, als würde Deine (Ex-)Freundin sich im Moment ganz gut um sich selbst kümmern. Sie hat einen neuen Job, räumt ihr Leben auf. Wer kümmert sich um Dich? Es scheint da im Moment nicht recht jemanden zu geben, der sich um Dich kümmern will. Ich fürchte, das musst Du selbst in die Hand nehmen! Es gibt Hilfe. Aber den ersten Schritt, sie Dir zu holen, musst Du - fürchte ich - selber tun.
Ich glaube, dass in Deiner momentanen Situation auch eine große Chance auf Veränderung liegt. Du sagst, Du hast erste Schritte dazu selbst unternommen. Könnte es nicht hilfreich sein, sich dabei Unterstützung zu holen? Der Sprung muss nicht der Sprung in den Tod sein. Er kann auch der Sprung in ein neues Leben, in neue Lösungsmöglichkeiten, neue Arten, mit dieser Situation umzugehen sein. Es geht selten um den Tod selbst, sondern eher darum, eine unerträgliche Situation zu beenden, oder nicht? Dafür gibt es aber auch andere Lösungen - die Du nur im Moment vielleicht nicht siehst. Dafür kann es hilfreich sein, jemanden an seiner Seite zu haben, der einem hilft. Du könntest sehr viel dabei lernen und Dich weiterentwickeln / daran reifen!
Ich hoffe, wir lesen uns noch mal
Lieben Gruß
Jazz
20.03.2005 16:48 •
#20