Ich vergesse immer wieder, das ich ja die Verlassende bin...
trotzdem bin ich hier im Forum, denn mein Schmerz ist der Gleiche! Und ich habe aus reinem Selbstschutz verlassen! Ich habe alles versucht und immer mein Bestes gegeben - zumindest, wie es mir unter den gegebenen Situationen möglich war. Mein Ex hat sich nur durch seine Phasen gezogen - mal Nähe, mal Distanz... Gespräche gab es nicht, denn mit ihm zu reden, war wie mit einer Wand zu reden. Außer einem Ja klar oder Wenn du das so siehst kam nichts. Irgendwann gab ich auf und wir lebten eben in einer Wohnung, aber nicht mehr wirklich zusammen. Wir haben soooo viel getrennt gemacht, das wird mir erst im Laufe der letzten Monate so richtig bewusst. Auch hier wieder - Nähe und Distanz - je nachdem wie er gerade drauf war. Ich bin immer nur drauf angesprungen, wenn wir Nähe hatten, war ich zufrieden, wenn ich die Distanz spürte, war ich unglücklich, ging meiner Wege und schmollte. Sobald ich ihm Distanz zeigte, wollte er wieder Nähe. Das Spiel hatten wir fast 3 Jahre. Mich hat das so unglaublich viel Kraft, Energie und Selbstbewusstsein gekostet, ich habe das zwar irgendwie gemerkt, war aber wohl so manipuliert, ferngesteuert oder einfach nur zu bequem, um das so richtig wahrzunehmen und die Konsequenzen zu ziehen.
Den letzten Schritt zu gehen war für mich unglaublich schwer. Aber auch hier kam der Anstoß von ihm. Ohne das, hätte ich es wohl immer noch nicht getan. Letztendlich glaube ich, dass auch er dachte, ich würde das niemals durchziehen.
Selbst nach der Trennung versucht er noch mich zu manipulieren und schiebt mir durch Vorwürfe, Unterstellungen und böse, dann wieder besorgte Nachrichten ständig Schuldgefühle zu. Keinerlei Einsicht von seiner Seite....
Um das Ganze zu toppen habe ich nun endlich erfahren, was ich schon lange vermutete, was auch sehr viele wussten, jedoch niemand aus dem engeren Freundeskreis. Somit dauerte es gute zwei Jahre bis ich nun weiß, dass er seit 2 Jahren eine Affäre mit einer verheirateten Kollegin hat. Es stand schon lange im Raum, dass auf seiner Seite jemand anderes ist, was er jedoch immer abstritt.
Ich bin froh, dass ich nun die Gewissheit habe. Warum?
Besser jetzt wenn alles noch frisch ist, als in einem halben Jahr, wenn die Wunde nochmal aufgerissen wird.
Ich weiß nun endlich, dass es nicht an mir lag. Ich muss mir keine Schuld geben, ich habe nichts falsch gemacht. Ich hätte es auch nicht besser machen können, wenn ich mich auf den Kopf gestellt hätte. Er war schon lange nicht mehr wirklich bei mir.
Seine Vorwürfe sind nur Reflektionen seines eigenen Handelns auf mich. Er hat mich dazu gebracht, mich selbst fast zu verlieren, mich klein und wertlos zu fühlen, denn ich machte meinen Wert als Partnerin von seinen Launen und seinem Handeln abhängig. Ich habe das alles zugelassen und wusste gar nicht mehr, wer ich überhaupt bin.
Das schlimmste für mich ist im Moment, dass er das alles immer noch abstreitet, trotz der Trennung. Mir vorwirft, es sei schade, dass ich anderen mehr glaube als ihm. Mir vorwirft, ich hätte wohl längst einen Anderen und wolle nur so schnell wie möglich mit allem abschließen, damit er bei mir einziehen kann...
Nicht mal jetzt hat er die Größe, dazu zu stehen. Damit macht er alles kaputt. Ich kann ihm nicht glauben und ich frage mich, was war eigentlich jemals echt bei uns? Gab es vor dieser Frau auch schon andere? Hat er mich schon vorher belogen und manipuliert? War alles eine Lüge? 16,5 Jahre lang? Mein Gefühl sagt mir, die letzten 5 Jahre war das so. Das tut so dermaßen weh. Natürlich auch, weil ich so blind, dumm und naiv war. Und er so ein Ar....
Aber das bin ich jetzt nicht mehr. Deswegen habe ich die Entscheidung getroffen. Deswegen habe ich es ausgesprochen. Deswegen habe ich ihn verlassen. Seit 7 Wochen sind wir nun räumlich getrennt, seit 2 Wochen der endgültige Schlussstrich.
Wie geht es mir?
Ich leide. Sehr. Immer noch. Aber es wird besser. Es gab zwischendurch auch schon Tage, an denen ich so etwas wie Hoffnung und Freude auf die Zukunft verspürte. Am Anfang nur ganz kurz und ich hab mich dafür fast ein bisschen geschämt. Aber dann immer öfter. Freude darauf, dass ich mich nun heilen und wieder selbst finden kann. Zu erkennen, dass ich niemanden brauche, der mir sagt, was ich alles nicht so gut mache.
Ich habe in den letzten Wochen soviel geredet, wie seit Jahren nicht mehr. Mit meinen Freunden alles analysiert, endlich auch mal darüber gesprochen, wie es mir die ganzen letzten Jahre ging. Viele hielten mich immer für unnahbar und jemanden, der ein tolles erfolgreiches Leben führt. Von meinen inneren Kämpfen wussten die wenigsten. Seit ich mich geöffnet habe, sind mir auch andere Türen geöffnet wurden. Ich hoffe, ich kann all diese lieben Menschen, die mir im Moment so beistehen, in meinem Leben behalten und ich zeige ihnen meine Dankbarkeit jeden Tag! Denn das ist wichtig.
Ja, vielleicht habe ich ihm dieses Gefühl nicht mehr vermittelt. Dankbar für uns zu sein, uns nicht als selbstverständlich zu betrachten. Aber nochmal, ich habe alles versucht. Es gehören immer zwei dazu. Meine Signale kamen in Worten, seine in Taten und Verhaltensweisen, die ich aber nicht immer richtig deuten konnte.
Ich bin mir sehr sicher, dass diese Affäre kein Happy End haben wird. Dazu weiß ich mittlerweile zu viel. Aber das ist nicht mein Problem. Ich wünsche mir, dass er irgendwann erkennt, was er zerstört und weggeworfen hat. Dass er irgendwann den gleichen Schmerz spüren muss. Vielleicht ist diese Frau stärker als ich und kann diese Gefühle in ihm erzeugen. Dann kann ich vielleicht vergeben und loslassen.
Ich schaue nach vorne. Ab und zu drehe ich mich um, aber was ich da momentan sehe gefällt mir nicht. Also versuche ich, auf den Weg zu schauen, der vor mir liegt, damit ich jetzt nicht stolpere.
Vermisse ich ihn? Und wie... aber ich vermisse meine Vorstellung von ihm. Oder den, der er mal war vor vielen Jahren. Oder den, der er sein könnte und von dem ich auch weiß, dass er das sein kann. Aber nicht den, der er heute ist. Den will ich nicht mehr.
Liebe ich ihn noch? Nein, das glaube ich nicht. Ich liebe auch hier wieder nur meine Vorstellung von ihm. Das, was er aber nicht mehr ist. Also kann ich es auch nicht mehr lieben, denn es ist ja nicht mehr da. Ich liebte ihn, ja. Vergangenheit. Punkt.
Kann ich ohne ihn wieder glücklich werden? Das hoffe ich! Wann war ich denn das letzte mal wirklich glücklich mit ihm? Also dann auf nach Vorne und erst recht! Gerade jetzt - ohne ihn - habe ich die Chance, wieder glücklich zu werden. Mich selbst glücklich zu machen. Es liegt in meiner Hand. Ich werde es sein! Nicht gleich, noch ist alles zu frisch. Aber irgendwann in, meinem Tempo.
Werde ich irgendwann eine neue Beziehung haben? Vertrauen können? Das ist die schwerste Frage. Und ist im Moment so weit weg, dass es ich es noch nicht sehen kann. Ich wünsche es mir, aber es wird nicht leicht werden. Ich muss mich aber heute damit noch nicht beschäftigen. Ich vertraue dem Leben, es kommt was kommt. Es wird hinter allem irgendeinen Sinn geben.
Ja, ich habe verlassen. Ich habe es beendet. Ich habe mich für mich und mein Leben entschieden, Verantwortung übernommen für etwas, dass ich vor langer Zeit an ihn abgegeben hatte.
12.09.2019 07:38 •
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