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Die gefühle und die Phasen eines verlassenden

Lilli2016
Ich vergesse immer wieder, das ich ja die Verlassende bin...

trotzdem bin ich hier im Forum, denn mein Schmerz ist der Gleiche! Und ich habe aus reinem Selbstschutz verlassen! Ich habe alles versucht und immer mein Bestes gegeben - zumindest, wie es mir unter den gegebenen Situationen möglich war. Mein Ex hat sich nur durch seine Phasen gezogen - mal Nähe, mal Distanz... Gespräche gab es nicht, denn mit ihm zu reden, war wie mit einer Wand zu reden. Außer einem Ja klar oder Wenn du das so siehst kam nichts. Irgendwann gab ich auf und wir lebten eben in einer Wohnung, aber nicht mehr wirklich zusammen. Wir haben soooo viel getrennt gemacht, das wird mir erst im Laufe der letzten Monate so richtig bewusst. Auch hier wieder - Nähe und Distanz - je nachdem wie er gerade drauf war. Ich bin immer nur drauf angesprungen, wenn wir Nähe hatten, war ich zufrieden, wenn ich die Distanz spürte, war ich unglücklich, ging meiner Wege und schmollte. Sobald ich ihm Distanz zeigte, wollte er wieder Nähe. Das Spiel hatten wir fast 3 Jahre. Mich hat das so unglaublich viel Kraft, Energie und Selbstbewusstsein gekostet, ich habe das zwar irgendwie gemerkt, war aber wohl so manipuliert, ferngesteuert oder einfach nur zu bequem, um das so richtig wahrzunehmen und die Konsequenzen zu ziehen.
Den letzten Schritt zu gehen war für mich unglaublich schwer. Aber auch hier kam der Anstoß von ihm. Ohne das, hätte ich es wohl immer noch nicht getan. Letztendlich glaube ich, dass auch er dachte, ich würde das niemals durchziehen.

Selbst nach der Trennung versucht er noch mich zu manipulieren und schiebt mir durch Vorwürfe, Unterstellungen und böse, dann wieder besorgte Nachrichten ständig Schuldgefühle zu. Keinerlei Einsicht von seiner Seite....

Um das Ganze zu toppen habe ich nun endlich erfahren, was ich schon lange vermutete, was auch sehr viele wussten, jedoch niemand aus dem engeren Freundeskreis. Somit dauerte es gute zwei Jahre bis ich nun weiß, dass er seit 2 Jahren eine Affäre mit einer verheirateten Kollegin hat. Es stand schon lange im Raum, dass auf seiner Seite jemand anderes ist, was er jedoch immer abstritt.

Ich bin froh, dass ich nun die Gewissheit habe. Warum?
Besser jetzt wenn alles noch frisch ist, als in einem halben Jahr, wenn die Wunde nochmal aufgerissen wird.
Ich weiß nun endlich, dass es nicht an mir lag. Ich muss mir keine Schuld geben, ich habe nichts falsch gemacht. Ich hätte es auch nicht besser machen können, wenn ich mich auf den Kopf gestellt hätte. Er war schon lange nicht mehr wirklich bei mir.
Seine Vorwürfe sind nur Reflektionen seines eigenen Handelns auf mich. Er hat mich dazu gebracht, mich selbst fast zu verlieren, mich klein und wertlos zu fühlen, denn ich machte meinen Wert als Partnerin von seinen Launen und seinem Handeln abhängig. Ich habe das alles zugelassen und wusste gar nicht mehr, wer ich überhaupt bin.

Das schlimmste für mich ist im Moment, dass er das alles immer noch abstreitet, trotz der Trennung. Mir vorwirft, es sei schade, dass ich anderen mehr glaube als ihm. Mir vorwirft, ich hätte wohl längst einen Anderen und wolle nur so schnell wie möglich mit allem abschließen, damit er bei mir einziehen kann...
Nicht mal jetzt hat er die Größe, dazu zu stehen. Damit macht er alles kaputt. Ich kann ihm nicht glauben und ich frage mich, was war eigentlich jemals echt bei uns? Gab es vor dieser Frau auch schon andere? Hat er mich schon vorher belogen und manipuliert? War alles eine Lüge? 16,5 Jahre lang? Mein Gefühl sagt mir, die letzten 5 Jahre war das so. Das tut so dermaßen weh. Natürlich auch, weil ich so blind, dumm und naiv war. Und er so ein Ar....

Aber das bin ich jetzt nicht mehr. Deswegen habe ich die Entscheidung getroffen. Deswegen habe ich es ausgesprochen. Deswegen habe ich ihn verlassen. Seit 7 Wochen sind wir nun räumlich getrennt, seit 2 Wochen der endgültige Schlussstrich.

Wie geht es mir?

Ich leide. Sehr. Immer noch. Aber es wird besser. Es gab zwischendurch auch schon Tage, an denen ich so etwas wie Hoffnung und Freude auf die Zukunft verspürte. Am Anfang nur ganz kurz und ich hab mich dafür fast ein bisschen geschämt. Aber dann immer öfter. Freude darauf, dass ich mich nun heilen und wieder selbst finden kann. Zu erkennen, dass ich niemanden brauche, der mir sagt, was ich alles nicht so gut mache.
Ich habe in den letzten Wochen soviel geredet, wie seit Jahren nicht mehr. Mit meinen Freunden alles analysiert, endlich auch mal darüber gesprochen, wie es mir die ganzen letzten Jahre ging. Viele hielten mich immer für unnahbar und jemanden, der ein tolles erfolgreiches Leben führt. Von meinen inneren Kämpfen wussten die wenigsten. Seit ich mich geöffnet habe, sind mir auch andere Türen geöffnet wurden. Ich hoffe, ich kann all diese lieben Menschen, die mir im Moment so beistehen, in meinem Leben behalten und ich zeige ihnen meine Dankbarkeit jeden Tag! Denn das ist wichtig.

Ja, vielleicht habe ich ihm dieses Gefühl nicht mehr vermittelt. Dankbar für uns zu sein, uns nicht als selbstverständlich zu betrachten. Aber nochmal, ich habe alles versucht. Es gehören immer zwei dazu. Meine Signale kamen in Worten, seine in Taten und Verhaltensweisen, die ich aber nicht immer richtig deuten konnte.

Ich bin mir sehr sicher, dass diese Affäre kein Happy End haben wird. Dazu weiß ich mittlerweile zu viel. Aber das ist nicht mein Problem. Ich wünsche mir, dass er irgendwann erkennt, was er zerstört und weggeworfen hat. Dass er irgendwann den gleichen Schmerz spüren muss. Vielleicht ist diese Frau stärker als ich und kann diese Gefühle in ihm erzeugen. Dann kann ich vielleicht vergeben und loslassen.

Ich schaue nach vorne. Ab und zu drehe ich mich um, aber was ich da momentan sehe gefällt mir nicht. Also versuche ich, auf den Weg zu schauen, der vor mir liegt, damit ich jetzt nicht stolpere.

Vermisse ich ihn? Und wie... aber ich vermisse meine Vorstellung von ihm. Oder den, der er mal war vor vielen Jahren. Oder den, der er sein könnte und von dem ich auch weiß, dass er das sein kann. Aber nicht den, der er heute ist. Den will ich nicht mehr.

Liebe ich ihn noch? Nein, das glaube ich nicht. Ich liebe auch hier wieder nur meine Vorstellung von ihm. Das, was er aber nicht mehr ist. Also kann ich es auch nicht mehr lieben, denn es ist ja nicht mehr da. Ich liebte ihn, ja. Vergangenheit. Punkt.

Kann ich ohne ihn wieder glücklich werden? Das hoffe ich! Wann war ich denn das letzte mal wirklich glücklich mit ihm? Also dann auf nach Vorne und erst recht! Gerade jetzt - ohne ihn - habe ich die Chance, wieder glücklich zu werden. Mich selbst glücklich zu machen. Es liegt in meiner Hand. Ich werde es sein! Nicht gleich, noch ist alles zu frisch. Aber irgendwann in, meinem Tempo.

Werde ich irgendwann eine neue Beziehung haben? Vertrauen können? Das ist die schwerste Frage. Und ist im Moment so weit weg, dass es ich es noch nicht sehen kann. Ich wünsche es mir, aber es wird nicht leicht werden. Ich muss mich aber heute damit noch nicht beschäftigen. Ich vertraue dem Leben, es kommt was kommt. Es wird hinter allem irgendeinen Sinn geben.

Ja, ich habe verlassen. Ich habe es beendet. Ich habe mich für mich und mein Leben entschieden, Verantwortung übernommen für etwas, dass ich vor langer Zeit an ihn abgegeben hatte.

12.09.2019 07:38 • x 6 #16


K
@Lilli2016

Deine Schilderung und deine beschriebenen Gefühle zur Nähe/Distanz haben mich echt berührt und ich sehe mich in manchen Dingen selbst wieder.

Übrigens ebenfalls als trennender, der die Beziehung aufgrund schwindender Kraft beendete.

Was ich sehr stark von dir finde ist, dass du abseits jeglicher Schuldzuweisung beschreibst, was dein Verhalten bewirkte, also welche aktive Rolle Du in dieser Beziehung eingenommen hast, dass diese Beziehung so lief wie sie lief.
Und genau deshalb auch nur genau so laufen konnte.

Meine Gedanken sind ebenfalls, dass ich meiner Ex weniger schuld gebe, sondern eher mich verstehen lerne was mich zu solch einer Partnerwahl bewogen hat, warum ich selbst dementsprechend Verhaltensweisen zeigte und warum ich trotz zahlreicher Alarmzeichen nicht nicht früher gegangen bin.

Die Angst alleine zu sein war größer als das Bedürfnis ein ruhiges Leben zu haben.

12.09.2019 08:26 • x 2 #17


A


Die gefühle und die Phasen eines verlassenden

x 3


Lilli2016
Zitat von KKKL:
@Lilli2016

Die Angst alleine zu sein war größer als das Bedürfnis ein ruhiges Leben zu haben.


Ich danke Dir...

Paradox ist für mich, dass ich diese Angst während der Beziehung nie hatte. Ich habe jeden Moment allein genossen und war extrem davon überzeugt, dass Angst das letzte ist, was ich auf dem Weg zur Trennung verspüre. Wie ich heute weiß, absoluter Quatsch! Ich habe soviel Angst wie nie zuvor.

Und ja, ich wandle mich gerade. Ich habe in den letzten 2,5 Monaten intensiv über mich selbst nachgedacht. Ich könnte ihm niemals die Schuld geben, denn ich war definitiv beteiligt - mal abgesehen davon, dass ich mich damit ja auf sein derzeitiges Niveau begeben würde, was ich auf keinen Fall will.

Auch meine Rachegedanken für die Affäre halten sich in Grenzen. Eben weil ich weiß, dass daraus nicht das werden wird, was er sucht. Daher beschränke ich mich darauf, dass ich es ihm gönne. Er wird reinfallen, er wird leiden. Das ist Rache genug.

Ich will mit Anstand und Würde da raus.

12.09.2019 08:42 • x 3 #18


K
Zitat von Lilli2016:
Paradox ist für mich, dass ich diese Angst während der Beziehung nie hatte


Weil wir das emotionale Hinterherhecheln, dieses Gefühl, dass es irgendwo in einem immer etwas sticht mit Liebesgefühlen verwechselt haben und genau diese eigens gesetzte Aufgabe den Partner zu überzeugen antreibt.
So nehmen wir jede direkte oder subtile Abwertung nicht als falsch oder gar unverschämt war , sondern bestätigt uns in unserem Denken noch mehr investieren zu müssen oder geben unbewusst dem Partner recht nicht richtig zu sein.

Folge:
Es spornt an, es zieht innerlich noch mehr und wir bilden uns ein noch mehr liebe zu empfinden.

Absurd.

12.09.2019 08:50 • x 1 #19


Lilli2016
Zitat von KKKL:

Folge:
Es spornt an, es zieht innerlich noch mehr und wir bilden uns ein noch mehr liebe zu empfinden.

Absurd.


Total verrückt. Wieder ein Grund mehr, Single zu bleiben und sich einfach selbst zu lieben. Oder vielleicht passiert uns sowas durch radikale Selbstliebe gar nicht mehr.

12.09.2019 09:24 • #20


K
Zitat von Lilli2016:

Total verrückt. Wieder ein Grund mehr, Single zu bleiben und sich einfach selbst zu lieben. Oder vielleicht passiert uns sowas durch radikale Selbstliebe gar nicht mehr.


Ich sehe das etwas gelassener ich bin nun mal ich.
Ich möchte mich gar nicht grundlegend ändern und ich bezweifle, dass jetzt aus mir ein komplett anderer Mensch werden muss und ich denke auch nicht dass ich jemand werde der beginnt sich radikal selbst lieben wird.

Meine Selbstzweifel, meine Fähigkeit auch mich und Dinge zu hinterfragen , manche Dinge an mir nicht zu lieben aber als Teil meiner selbst zu akzeptieren- das möchte ich bleiben.

Ich möchte einfach ein besseres Bewusstsein für mich selbst schaffen und dazu benötigt es , wie du sagst, Zeit mit sich.

Genau diese Seite die mir immer zum Verhängnis wird, nämlich verständnisvoll zu sein, ist nämlich gleichzeitig auch eine meiner größten stärken.

Ich werde nicht vor dem Spiegel stehen und mir jeden Morgen sagen dass ich gut bin.
Das weiß ich.
Ich weiß dass ich eigentlich ein verdammt guter Dude bin aber höllisch aufpassen muss.
Da ich schnell zu selbstzweifeln neige.

Beispiel:

Bei meiner theorieprüfung für den Führerschein am Dienstag hatte ich gefühlt die zittrigsten Finger.
Ich habe nach 15 Minuten die Prüfung beendet- mir jedes Video 5 mal angeschaut um nicht nach 5 Minuten schon zu gehen.

Bin wegen einer einzigen Unklarheit anstatt mit 0 fehlerpunkten eben mit 2 raus.

Weil ich fast jede der 1112 fragen auswendig konnte und verstanden habe.

Ich kann so viel und brauche mich nicht klein machen und genau so Beweise ich mir das immer wieder.

12.09.2019 09:35 • #21


Lilli2016
Und das ist in meinen Augen radikale Selbstliebe! Sich eben so zu nehmen, wie man ist, mit seinen Stärken und Schwächen.
Eben auch zu akzeptieren, dass man Schwachstellen hat, wie zB die Selbstzweifel. Sich dafür aber nicht zu verurteilen, sondern auch damit zu lieben.

Ganz tief in mir drin bin ich selbstbewusst. Ich weiß auch, was ich kann. Meine Schwäche ist, dass ich mich oft sehr an der Meinung anderer orientiere, besonders wenn es um mich geht. Und wenn eben der Partner, dessen Meinung einem ja die wertvollste ist - aber nicht sein sollte, über Jahre hinweg suggeriert, man sei nicht ok und all die kleinen Schwächen seien nicht liebenswert, denn die würden ihn ja ansonsten nicht weg treiben, dann glaubt man das irgendwann selbst.
Daran muss ich arbeiten! Das genau sowas mein Selbstbild nicht mehr zerstören kann.

12.09.2019 09:43 • x 1 #22


K
Zitat von Lilli2016:
Und das ist in meinen Augen radikale Selbstliebe! Sich eben so zu nehmen, wie man ist, mit seinen Stärken und Schwächen.
Eben auch zu akzeptieren, dass man Schwachstellen hat, wie zB die Selbstzweifel. Sich dafür aber nicht zu verurteilen, sondern auch damit zu lieben.

Ganz tief in mir drin bin ich selbstbewusst. Ich weiß auch, was ich kann. Meine Schwäche ist, dass ich mich oft sehr an der Meinung anderer orientiere, besonders wenn es um mich geht. Und wenn eben der Partner, dessen Meinung einem ja die wertvollste ist - aber nicht sein sollte, über Jahre hinweg suggeriert, man sei nicht ok und all die kleinen Schwächen seien nicht liebenswert, denn die würden ihn ja ansonsten nicht weg treiben, dann glaubt man das irgendwann selbst.
Daran muss ich arbeiten! Das genau sowas mein Selbstbild nicht mehr zerstören kann.


@Lilli2016

Ich glaube wir meinen das gleiche, ich fand lediglich das Wort radikal im Zusammenhang mit Liebe unpassend.

Ich würde meine Vorgehensweise oder Ansicht gar nicht als liebe bezeichnen, das ist aber lediglich mein erleben oder mein Gefühl.

Ich würde es einfach als friedlich bezeichnen.

12.09.2019 09:45 • #23


S
Hi,

mein Partner bzw Ex und ich haben uns gestern getrennt. Ohne Streit. Wir kennen uns erst seit dem Frühjahr, allerdings war alles gut, bis er von einem schweren Krankheitsfall in der Heimat erfahren hat. Er geht daher zurück in seine Heimat. Er wird auch dort bleiben, aufgrund der sehr großen Entfernung, unserer Arbeit und noch anderen Punkten haben wir somit keine gemeinsame Zukunft mehr.
Wir wussten beide, dass es unfair wäre sich gegenseitig warm zu halten. Die Entscheidung fiel uns beiden sehr schwer.
Seit dem bin ich ziemlich am Boden zerstört. Allerdings war dies die vernünftigste Trennung, die ich je hatte.
Die vorangegangene Beziehung habe ich nach 3 Jahren beendet. Es war damals zwar schmerzvoll, aber aufgrund der Tatsache, dass ich ein Jahr vergleblich gekämpft hatte, war es schnell eine Befreiung. Mein Ex hat unmittelbar nach der Trennung damals auch dafür gesorgt, daß der Kummer schnell in Verachtung und Hass umgeschlagen ist, was mir in der Verarbeitung sehr geholfen hat.
Die jetzige Situation ist aufgrund ihrer Unvorhersehbarkeit und der Tatsache, dass ich vollstes Verständnis für ihn habe ein absolutes Gefühlschaos.

17.09.2019 15:00 • #24


A
Wenn ich hoere es wurde 1 Jahr gekaempft wie sah das aus ? Das Waere mir auch mal ein Thema Wert wie der Verlassende Kaempft. Meines erachtens wird Kaempfen immer damit verwechselt das man dem Partner stendig seine beduerfnisse mitteilt... das ist aber kein kaempfen oder konstruktiver ansatz auf seine beduerfnisse und erfuellung dieser zu beharren.. Man ist als Partner sicher nicht der Problem loeser des gehen ueber aber man kann seine problem nur an der wurzel packen und nicht an den blaettern... da wird dir pflanze leider nur abreißen!

17.09.2019 16:53 • x 2 #25


A


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