Ich lese z.Z. ein kleines Büchlein Glück ist das Ziel, Philosophie der Weg von André Comte-Sponville. Zum Thema Freiheit sind mir diese zwei Sätze hängen geblieben:
1. Der freie Wille ist das Vermögen, sich zu bestimmen, ohne von etwas bestimmt zu werden.
(Marcel Conche; Freiheit im Sinne von Descartes, Kant und Sartre)
2. Wir sind frei, wenn unsere Handlungen aus unserer Gesamtpersönlichkeit hervorgehen, wenn sie diese zum Ausdruck bringen.
(Henri Bergson)
Seit ein paar Tagen hab ich fast ganz losgelassen, und es geht mir damit massiv besser. Nicht nur psychisch, auch meine Rückenschmerzen sind so gut wie verschwunden. Habe die Energie mich um meinen Alltag zu kümmern, freue mich auch sehr über meinen neuen Wohngemeinschaftsmitbewohner, der dieses Wochenende einziehen wird - endlich wieder etwas Leben im Haus! (der Auszug der Kinder klingt schon auch immer noch nach. Ich bin wohl nicht fürs alleine leben gemacht).
Im Büro bin ich grösstenteils auch wieder mit Elan bei der Sache, da steht ebenfalls ausmisten und der Umzug bevor:
Balast abwerfen ist angesagt, in allen Lebenssituationen. Es geht voran!
Zwischendurch brauch ich immer noch sehr viel Zeit für mich selber, am Abend bin ich meistens ziemlich erledigt, manchmal auch etwas traurig, und ich ziehe mich dann lieber zurück. Auf den Putz hauen ist noch nichts für mich. Aber ich fühle mich wohl und male, handarbeite und fotografiere wieder. Anstatt ewigs mir den Kopf zu zermartern.
Was mir auffällt, dass ein Teil des Leidens wohl auch darauf zurückzuführen war, dass ich nicht nach meinen Wertvorstellungen gelebt habe. Es geht nicht darum, den anderen oder irgend jemand zu werten, nein, einfach die Einsicht, dass ICH unter diesen Bedingungen keine wie auch immer geartete Liebesbeziehung führen kann. Sich verbiegen ist ungesund, ausserdem nützt es auch gar nichts: der Liebe nachrennen funktioniert nicht. Im Grunde ist man schlussendlich doppelt gestraft.
Was beim AM abgelaufen ist, kümmert mich kaum mehr, ich muss es auch nicht verstehen: Nicht mein Zirkus, nicht meine Affen. Ich habe drum auch alle Verbindungen gekappt, ich bin für ihn nicht mehr erreichbar.
Es macht einfach keinen Sinn, den anderen für seinen Schmerz verantwortlich zu machen, ich bin ein freier Mensch und ich kann mich dafür entscheiden (aktiv, nicht passiv!) wie ich mein Leben hier und heute gestalten will. Ob ich in der Vergangenheit hängenbleiben und mich nun selber blockieren will, oder ob ich mich mit der Erkenntnis anfreunde, dass ich viel über mich selber gelernt habe (positives Selbstbild wiederhergestellt - danke AM ) und nun nach vorne schauen will.
Ob ich dafür sorge, dass es mir gut geht, im Wissen, dass mir diese Liebe sehr geholfen hat, mich selber wieder zu finden.
Wenn er denn jemals dieselbe tiefe Verbindung spüren würde und dann auch noch über seinen Schatten springen könnte, weiss er ja, wo er mich findet. Dass nach all der Enttäuschung, der Wut, den Rachegelüsten und der Trauer immer noch das Gefühl einer ruhigen tiefen Liebe für ihn in mir bleibt, ist ein versöhnlicher Abschluss für mich. Er hat mir - auf seine Art - viel mitgegeben.