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Der Schmerz sitzt tief

A
Hallo,
ich muss mir einfach meine Situation von der Seele schreiben. Sitz grad mit Tränen vor dem Notebook. Kurz zu meiner Geschichte: Ich bin 27 und bis vor einem Jahr war ich überzeugter Single und hab es mir richtig gut gehen lassen. Dann taucht eine Frau in meinem Leben auf, die mir komplett den Kopf verdreht hat. Schon zu Beginn erwähnte sie, dass sie sehr lange braucht, um sich wirklich fallen zu lassen. Für mich waren seit 5 Jahren solo endlich wieder Gefühle für eine Frau da und ich wollte sie um jeden Preis. Mit Anfangsschwierigkeiten gingen wir dann eine Beziehung ein. Diese war geprägt mit unglaublicher Intensität aber auch hartem Kampf von meiner Seite aus. Wenn ich rückblickend meine Situation betrachte, dann habe ich mich zum Teil selbst aufgegeben, weil ich alles daran setzen wollte, dass die Beziehung funktioniert. Nach 10 Monaten habe ich die Beziehung dann beendet, weil die Expartnerin gegen Ende wieder auf Distanz gegangen ist und ich praktisch wieder in der Werbungsphase war.

Dies war vor 4 Wochen. Ich habe mich in dieser Zeit sehr viel mit mir selbst beschäftigt und den Schmerz zugelassen, habe sehr viel mit meinen Freunden darüber gesprochen und ich dachte ich bin mit meinem Trennungsschmerz schon halbwegs über dem Berg. Doch vergangenes Wochenende brachte sie mir noch meine Sachen vorbei und wir haben noch etwas geredet. Sie meinte, es tut ihr Leid wie es gelaufen ist, und sie werde sich nie richtig in einer Beziehung fallen lassen können (sie ist ein Scheidungskind und hatte bisher nur Psycho-Partner, bei denen es immer mit Drama und Stalking geendet hat).

Jetzt ist es 3 Tage nach dem Treffen und es ist der schlimmste Tag überhaupt. Ich sollte für eine Prüfung lernen, kann aber kaum aufhören zu weinen, geschweige denn mich konzentrieren. Ich versuche alles so objektiv wie möglich zu betrachten aber es gibt einfach eine riesen Leere in meinem Herzen. Ich weiß momentan keinen Ausweg.

Ich hoffe das ist übersichtlich zusammengefasst und es wäre schön, ein paar aufbauende Worte zu hören.

17.11.2015 18:48 • #1


ba_
Hey...das kommt mir alles sehr bekannt vor....

ich kann das sehr gut verstehen wie es dir gerade geht. du glaubst dein herz wird dir rausgerissen und du kannst ohne diesem menschen nicht mehr leben.
überlege mal: wie hast du gelebt bevor du sie kennen gelernt hast? wie ist es dir da gegangen? gut , oder? Das heisst, du brauchst diesen menschen nicht um zu leben...auch wenn es sich im moment für dich so anfühlt. Du brauchst nur Dich um zu leben...und nur du entscheidest für dich, wie du leben willst...dazu braucht es keinen anderen menschen. Du sagst, du hättest dich für eine andere person fast aufgegeben. Ist von ihr genauso viel zurückgekommen? jemals? wenn du das mit Nein beantworten kannst, dann ist es diese person nicht wert, zu überlegen was wäre wenn und schon gar keine schuldgefühle...denn du hast dein bestes getan und diese person ist einfach nicht auf deinem level/ niveau, egal wie du es ausdrücken magst.
Versuche vlt die energie die du für sie verwendest, auf deine prüfung umzulegen. Das ist wichtig für dich und bringt Dich weiter. Es geht jetzt nur um dich.
wünsche dir gute besserung....

17.11.2015 19:31 • x 1 #2


A


Der Schmerz sitzt tief

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D
Hallo Arthy,
ich kann dich gut verstehen, weil ich mich in derselben Situation befand, nur dass ich es dann aus Verzweiflung beendet habe, weil er mir so fremd und fern blieb/bleiben wollte. Das war richtig, aber es tat und tut immer noch - vielmehr: wieder - wahnsinnig weh.
ba_ hat Recht: Es gab ein Leben davor, und du brauchst nur dich.
Eine Zeitlang hat es bei mir richtig gut funktioniert, mich so stolz in den Mittelpunkt zu stellen. Ich war trotz Schmerz und Trauer irgendwie glücklich und mir nah. Das ist hundertmal besser als der Fokus auf das rettende geliebte Gegenüber.
Bindungsängstliche retten keinen anderen - nur die eigene Haut. Lies Stefanie Stahls Buch zum Thema.
Liebe Grüße!

17.11.2015 20:11 • x 1 #3


A
Diese Fragen habe ich mir auch schon sehr oft gestellt. Von ihr ist nur bedingt eine wirkliche Hingabe gekommen. Und dass Beziehungsunfähige egoistisch sind, kann ich nur bestätigen. Sie tut mir auch in gewisser Weise Leid, weil sie bei unserem letzten Treffen erzählt hat, dass sie nur eine gefühlslose Leere in sich spürt und sich nicht wirklich mit sich selber befassen kann, weil ich ihr keinen Grund, kein Drama, Wut oder Hass biete, um dies zu verarbeiten.

Ich habe irgendwie die Herausforderung gesucht, weil mir in meinem Singleleben davor jeglicher Frauenkontakt nach 1 Monat zu langweilig geworden ist. Diese Herausforderung habe ich nicht meistern können. Meine Kollegen sagen zu mir, dass ich so eine Situation gebraucht habe, um später mal in einer richtigen Beziehung glücklich zu werden. Da haben sie wahrscheinlich recht.
Von der Vernunft und vom Verstand macht das alles einen Sinn. Ich habe mit Sicherheit die richtige Entscheidung getroffen. Aber warum muss das Herz immer so lange nachhinken?

17.11.2015 20:20 • #4


A
@deepbluesea: ich habe wahrscheinlich auch aus einer gewissen Verzweiflung heraus die Beziehung beendet, weil die gefühlte Distanz nicht mehr erträglich war. Wie lange war bei dir der Schmerz präsent? Und wieso wieder?

17.11.2015 20:38 • #5


D
Hallo Arthy,
es ist jetzt fast schon ein halbes Jahr her und es ging auch nur etwas länger als ein halbes Jahr. Es war so ähnlich, wie du es beschreibst: Man sieht sich gelegentlich, verbringt einen schönen Abend und eine tolle Nacht, aber ich sollte in seinem Leben keine Rolle spielen. Keine gemeinsamen Unternehmungen, Feiern lieber mit den eigenen Leuten. Aber ständiger WhatsApp-Kontakt. Er wollte mir sein Leben in Echtzeit berichten können. Aber nicht am Telefon, zu persönlich.
Mein Groll wuchs, und irgendwann bin ich aus einem spontanen Impuls raus gegangen - und weggeblieben. Er war geschockt, kämpfte aber gar nicht. Meinte späte nur in einem Schlussgespräch, er hätte doch Schade gesagt.
Am Anfang war ich sehr froh, meine Würde und Authentizität zurückgewonnen zu haben. Das hat mich gepusht. Aber jetzt beschäftige ich mich wieder zwanghaft mit der Frage, ob doch irgendwas möglich gewesen wäre oder gar jetzt wieder möglich wäre ... Ich weiß, dass es an ihm nagt, aber er ist total eisern und er hat den Kontakt nie mehr von selbst gesucht.
Erhoffe dir nichts, konzentriere dich auf dich selbst ...

17.11.2015 23:56 • #6


A
Dann war bei dir die Distanz noch viel größer. Meine Ex hat zumindest versucht, gemeinsame Aktivitäten zu finden etc. Waren auch zusammen im Urlaub und alles hatte eine gewisse Normalität. Aber das anscheinend auch nur mit einer gewissen Neutralität zu dem Ganzen.
Ich kann zu diesem Thema noch folgendes erzählen: Nach 6 Monate Beziehung mit ihr habe ich mir 1 Woche Auszeit genommen, um auf meine innere Stimme zu hören. Diese sagte mir, ich soll weiter kämpfen. Da habe ich alles auf eine Karte gesetzt - alles oder nichts. Ich war praktisch nebenher noch ihr Psychologe, wenn man das so ausdrücken kann... Und schlussendlich hat es nichts gebracht. Vergiss es! Wer mit sich selber nicht im Reinen ist und innige Selbstliebe empfinden kann, der wird im Leben ständig über die selben Hürden stolpern. Das ist nicht mehr unser Problem! Unerträglich ist nur, dass trotz des großen Einsatzes und der objektiven Ansicht im Nachhinein der Herzschmerz so intensiv ist.

18.11.2015 07:32 • #7


D
Hallo Arthy,
ich hatte geschrieben, es sei bei mir ähnlich gewesen wie bei dir ... allerdings hatte ich mich versehentlich auf einen anderen Thread bezogen. Sorry für die Unaufmerksamkeit.
Kannst du die Prüfung auch noch später machen oder schaffst du es, den Kummer wenigstens zeitweise wegzuschieben und zu lernen? Wenn ja, wirst du aus dieser schweren Zeit die Erinnerung und das Bewusstsein mitnehmen, wie stark du bist.

18.11.2015 07:48 • #8


A
Ich glaube man kann unsere situation schon miteinander vergleichen, weil wir mit unglaublich viel egoismus konfrontiert waren. Ja das lernen klappt schon irgendwie, wäre auch nicht so schlimm wenn es in die hosen gehen würde.
Ich weiß auch von meinen erfahrungen her, dass ich unglaublich stark sein kann. Normalerweise habe ich eher ein zu gutes selbstvertrauen. Aber nichts desto trotz bin ich momentan total platt und leergesaugt. Diese gewisse objektivität zu behalten ist unglaublich schwer. Ich hätte nie gedacht, dass mir ein mensch so etwas antun könnte. Und damit stehe ich vor dem nächsten problem: ich will meinen kummer nicht durch hass und wut verarbeiten, sondern einfach akzeptieren wollen. Oder ist dieser groll auch ein wichtiger teil der verarbeitung?

18.11.2015 11:26 • #9


B
Wenn es ein Teil bleibt, auf jeden Fall.....

18.11.2015 11:50 • #10


D
Ich glaube, alle Gefühle wollen durchlebt werden. Auch Wut und Hass. Gerade die sind unerlässlich, um sich zu lösen (Trennungsaggression). Nur so spürst Du intensiv, dass deine berechtigten Bedürfnisse missachtet worden sind - von ihr und auch von dir; wie du dich verbogen hast für ein bisschen Hoffnung. Das tut weh - und man sagt sich: Das passiert mir so nicht wieder.
Warum willst du gerade deine Wut am liebsten unter den Tisch fallen lassen?

18.11.2015 20:01 • #11


A
Da hast du wohl recht! Ich habe neben dieser schon mal eine harte Trennungsphase durchlebt. Und ich denke, dass ich da zu viel Wut und Hass ins Spiel gebracht habe. Das hat mir persönlich nicht gut getan und meinen zwischenzeitlichen Gegenüber noch weniger. Klar muss es ein Bestandteil sein, sollte aber nicht den größten Teil ausmachen. Ich will mir und ihr verzeihen und sie im guten Loslassen. Habe mich seit der Downphase von gestern wieder ziemlich gut gefangen. Ich denke mit einem guten Gefühl abzuschließen und die Situation zu akzeptieren kann unglaublich stärken.

18.11.2015 22:09 • #12


ba_
Zitat von Arthy:
Ich war praktisch nebenher noch ihr Psychologe, wenn man das so ausdrücken kann... Und schlussendlich hat es nichts gebracht. Vergiss es! Wer mit sich selber nicht im Reinen ist und innige Selbstliebe empfinden kann, der wird im Leben ständig über die selben Hürden stolpern. Das ist nicht mehr unser Problem! Unerträglich ist nur, dass trotz des großen Einsatzes und der objektiven Ansicht im Nachhinein der Herzschmerz so intensiv ist.


...oh mann...dieser absatz könnte von mir sein. Wir sind wohl echt an ähnlich tickende menschen geraten... ..wir geben so viel..und bekommen im endeffekt nichts von alledem zurück was wir uns aber so sehnlichst wünschen würden...sodass man irgendwann einfach an seine grenzen stößt! Das ist so kräftezehrend...und zum schluss nur mehr die bittere erkenntnis dass all die bemühung so sinnlos ist...

18.11.2015 22:16 • #13


ba_
Deepbluesea bringt einfach alles auf den punkt!

Ich glaube auch wir empfinden es deshalb jetzt so schwer, weil wir davor so lange allein waren...und niemand unsere gefühlswelt so richtig erobern konnte. Und plötzlich ist da jemand, der einem unglaublich viel aufmerksamkeit schenkt..so war es zumindest in meinem fall. Das sich da gefühle aufgebaut haben..das war ein ganz langsamer allmählicher prozess. Die gefühle hatten sozusagen richtig viel zeit um sich entwickeln zu können. Und ehe man sich versieht ist es schon zu spät und wegen dieser starken gefühle blendet man die realität aus und übersieht, dass es da hürden gibt, die kaum zu überwinden sind, die klarsten tatsachen übersieht man einfach....man baut vertrauen auf, und ist beinahe davon überzeugt das gegenüber sieht das alles genauso...und man denkt dass man das alles locker schaffen würde. Und übersieht dabei völlig, dass es ein einseitiger kampf ist!
Man versucht immer weiter und hält so stark daran fest weil es das erste mal nach dieser langen zeit plötzlich wieder kribbelt...und das will man einfach nicht aufgeben, man will es aufrecht erhalten solange es nur geht! Jede noch so offensichtliche hürde und sogar eventuelle beleidigung (!) blendet man in dieser phase einfach aus...man vertraut in jedes wort des gegenübers! Und die realen fakten verliert man immer mehr aus dem blickfeld...
Wir haben unsere gefühle und unsere volle konzentration in die völlig falsche person investiert! Die klarsten fakten nicht sehen können..und deshalb schmerzt es jetzt so zu erkennen, dass man einem fatalen irrtum auferlegen ist! So fühlt es sich für mich zumindest an!

19.11.2015 09:58 • #14


A


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