Hallo,
vor einer Woche hat sich mein Freund nach einem Jahr Beziehung von mir getrennt und ich verstehe die Welt nicht mehr.
Als wir uns kennengelernt haben, habe ich relativ schnell gemerkt, dass wir doch relativ verschieden sind. Ich arbeite schon seit mehreren Jahren, bin vergleichsweise karriereorientiert. Er hingegen weiß noch nicht wirklich, wohin es für ihn beruflich gehen sollte (hat verschiedenste Jobs gehabt, ein Studium abgeschlossen) und studiert nun etwas, wo er sich aber später auch nicht wirklich sieht. Das hat mir immer mal wieder Sorgen gemacht, aber davon abgehalten mich in ihn zu verlieben hat es nicht.
Wir hatten eine tolle Zeit, konnten über alles reden. Es klingt kitschig, aber ich denke/dachte ich habe in ihm einen Seelenverwandten gefunden. Es wurde dann auch schnell sehr eng, wir haben fast jeden Tag miteinander verbracht. Er hat mich relativ schnell seiner Familie vorgestellt, mit ihnen habe ich auch Weihnachten gefeiert. In der Zeit hat er mir auch erzählt, dass er in den letzten Jahren immer wieder mit Depressionen zu kämpfen hatte, früher Antidepressiva genommen hat und derzeit eine Therapie macht (er hatte schwere Angststörungen, Antriebslosigkeit etc.). Die Therapie ist inzwischen seit mehreren Monaten vorbei.
Vor etwa 5-6 Wochen ist er dann zu seinem Vater geflogen, der im Ausland lebt. Er war wohl so 2 - 2 1/2 Wochen weg. Wir haben einander sehr vermisst, hatten täglich Kontakt. Er sagte mir immer wieder wie sehr er mich vermisst. Als ich ihn vom Flughafen abgeholt habe, waren wir beide überglücklich.
Ich war glücklich ihn so happy zu sehen, weil wir auch darüber gesprochen haben, dass ihm der Winter immer sehr zusetzt und er immer das Gefühl hat nutzlos zu sein und nicht mehr aus dem Bett zu kommen. Als die Tage wieder länger wurden, ging es ihm vermeintlich besser.
Vor 3 Wochen - wir sprachen gerade darüber was wir am Abend machen wollen - sagte er mir aus dem Nichts, dass er das Gefühl habe, dass wir nicht zusammen passen. Er wolle nicht mit mir Schluss machen, aber irgendwie doch. Er ist dann gegangen. Ich bin dann absolut zusammen gebrochen und habe mich noch in der Nacht gemeldet, dass ich unbedingt mit ihm reden möchte.
Am nächsten Morgen kam er bei mir vorbei und ich bettelte ihn förmlich an uns doch eine Chance zu geben. Er sagte, dass er das Gefühl habe, dass sich in der letzten Woche etwas verändert habe, konkretisierte das aber nicht weiter. Am Ende ließ er sich darauf ein es zu versuchen. Er erzählte mir aber auch, dass er wieder mitten in einer depressiven Phase stecke und mitunter sogar Selbstmordgedanken hat.
Die nächsten 2 Tage waren total euphorisch, wir haben uns verhalten als wären wir auf Dro.. Doch dann war da auf einmal diese Mauer. Er war auf einmal so distanziert zu mir. Ich kannte ihn so nicht. Mein Bauch hat mir gesagt, dass da etwas falsch läuft. Also habe ich mich noch viel mehr an ihn geklammert. Er wollte wieder mit Antidepressiva anfangen. Da es aber nicht so leicht ist als Kassenpatient einen Termin beim Psychiater zu finden und er dazu auch wieder absolut demotiviert war, hat es alles so kurzfristig natürlich nicht geklappt.
Letzte Woche sagte er mir dann, dass es besser sei sich zu trennen, weil er mich nicht mehr liebt. Vorher fragte ich ihn noch, ob er beim Psychiater angerufen habe. Hatte er nicht.
Ich kann es einfach nicht verstehen. Vor 4 Wochen haben wir uns noch Wohnungen angeschaut, wollten zusammen ziehen und auf einmal will er mich nicht mehr in seinem Leben haben?
Am Sonntag haben wir telefoniert. Seine Meinung hat sich natürlich nicht verändert. Er kann mir nicht einmal sagen, was ihn gestört hat. Eine andere Frau gibt es auch nicht. Er will mir aber keine Hoffnung machen, dass sich seine Gefühle ändern. Aber er habe vor 4 Wochen wirklich mit mir zusammen ziehen wollen.
Ich habe dann wirklich versucht die Kontaktsperre durchzuziehen - gehalten hat es jetzt ganze 5 Tage. ich habe ihm gestern einen Brief geschrieben, weil ich einfach nicht glauben kann, dass auf einmal alles weg sein soll. Wir haben daraufhin kurz bei Whatsapp geschrieben. Er sagte mir, dass er sich über den Brief gefreut habe, mir aber direkt nichts dazu sagen kann, weil er krank sei und ihm das alles zu viel sei. Wir könnten uns aber gern am Wochenende (morgen) treffen, um zu sprechen.
Ich gehe davon aus, dass er mir in diesem Gespräch nochmal erklären wird, dass seine Gefühle sich verändert haben und er mich nicht mehr genug liebt. Mehr kann er mir leider nicht sagen, nur, dass sich die Gefühle verändert haben. Ich habe mich genau aus diesem Grund auch einmal getrennt. Ich konnte für mich aber ausmachen, warum sich meine Gefühle geändert haben. Warum kann er das nicht?
Was ich mich frage ist:
- Kann man sich innerhalb so kurzer Zeit entlieben? Vor allem wenn ich ihm glaube, was er mir gesagt hat.
- Gibt es Zusammenhänge zwischen einer akuten depressiven Phase und dem so abrupten Wegstoßen einer einst geliebten Person?
Ich bin einfach total verwirrt, fange immer wieder an zu weinen und habe wirklich Probleme das einfach so zu akzeptieren. Ich will es einfach nicht wahr haben. Und gleichzeitig graut es mir vor dem Gespräch morgen. Ich möchte doch einfach nur, dass wir an uns arbeiten und uns eine reelle Chance geben.
04.05.2018 11:59 •
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