Depression - für die Ex verlassen

W
Hallo liebe Leser,

ich schreibe mir einfach mal alles von der Seele, weil ich gehört habe, dass das helfen soll (gutgläubig war ich schon immer).

Ich bin 20 Jahre alt und seit 8 Jahren depressiv. Momentan lebe ich bei meinem Ex-Freund, von dem ich mich aufgrund seiner Aggression getrennt habe. Leider bin ich seit 2 Monaten arbeitslos, da meine Arbeitsleistung aufgrund der stärker werdenden Depression so arg nachgelassen hat, dass eine Weiterbeschäftigung seitens der Firma nicht mehr vertretbar war. Ich existiere. Ich habe keine Freunde, die mich unterstützen - sie alle haben sich nach und nach von mir verabschiedet, weil sie mit meinem depressiven Verhalten nicht zurecht kamen (oder ich ihnen vielleicht gar nicht wichtig war). Zu meiner Familie habe ich keinen Kontakt, mein Vater quält meine Mutter seelisch, sie ist deshalb depressiv, ich konnte noch schnell genug fliehen. Mir fehlt die Liebe und Geborgenheit einer Familie, ein Ort, wo ich erwartet werde, wo man mich gerne sieht und bei sich hat. Meine Eltern haben sich nie um meine Probleme gekümmert und auch nicht auf meinen letzten Suizidversuch reagiert, der mich in die Psychiatrie geführt hat.
Dort habe ich einen Mann kennengelernt, der mich schlussendlich zweimal für ein und dieselbe Frau verlassen hat. Ich gebe zu, dass es absolut kontraproduktiv ist, von einem Menschen zu erwarten, dass er einen glücklich macht. Man braucht aber Stützen im Leben, die es einem ermöglichen, immer wieder aufzustehen, weiter zu machen, etwas erreichen zu wollen. Leider muss ich sagen, dass es in meinem Leben nichts gibt, das mir Freude bereitet. Es gibt für mich keinen Grund, morgens aufzustehen. Alles, was mir einmal Spaß gemacht hat, ist seit Jahren verblasst. Dieser Mann hat mich aus der Dunkelheit herausgeholt. Ich war so vernarrt, weil ich endlich einmal etwas gefühlt habe. Ich konnte so lange nichts mehr empfinden, außer dieser endlosen Leere. Und dann war er da, ich konnte mich sofort öffnen, mit ihm reden, was so selten der Fall ist. Seine Attraktivität steigerte sich durch seinen Charakter, seine Art zu reden, seine Intelligenz ins Unermessliche. Das Kuscheln mit ihm hat mich vergessen lassen. Bin ich von ihm fort gewesen, waren die ganzen Probleme wieder da - Dysmorphophobie (die krankhafte Angst, hässlich zu sein). Ich ertrage meinen Anblick nicht, ramme mir Glasscherben in die Haut. Ich will einfach Schmerzen haben, damit überhaupt etwas da ist. Es gab nur diesen einen Menschen, bei dem ich frei meine Meinung äußern konnte, und der mir auch adäquat geantwortet hat.

Wir waren zusammen, er hat sich getrennt, um zu seiner Ex zurück zu gehen. Zwei Wochen später hat er sich wieder gemeldet, ich habe gehofft, er hätte eingesehen wie gut es passt, er hat geschrieben, seine Ex sei doch nicht die Frau, für die er sie gehalten habe. Er wolle erstmal keine Beziehung, sagte er, aber das war kein Problem, ich wollte nur die Gefühle. Ich will nicht vor mich hinleben und weiterhin verzweifelt nach etwas suchen, was mir ein Gefühl der Befriedigung verschafft, denn so etwas schaffen nur die Menschen. (Love is all you need.) Ohne Liebe ist man nichts. Es ist kein Leben, wenn man täglich nur ums Überleben kämpft, nach Gründen sucht, sich nicht umzubringen. Nichts anderes tue ich. Ich möchte mich nicht vor den Zug schmeißen, weil der Lokführer traumatisiert wäre. Ich möchte mich nicht erhängen, weil mich jemand finden würde, der traumatisiert würde. Ich möchte nicht von dieser Erde gehen, ohne sagen zu können, dass ich gelebt habe. Aber je mehr Menschen ich kennenlerne, desto häufiger werde ich fallen gelassen. Viele Männer haben Interesse an mir - an meinem Äußeren .. solange ich meine Probleme nicht zur Schau trage, bleiben sie - sobald ich weine, gehen sie. Er ist auch gegangen. Ein zweites Mal, wieder zu dieser Frau. Nachdem er S. mit mir hatte, mit dieser schönen Frau, um die mich alle beneiden. Und ich bin wieder ins Schwarze gefallen. Ich ging von ihm fort, in dem Wissen, dass ich wieder weinend zuhause sitzen, mir die Arme blutig schneiden und auf den Tod warten würde.

Mein Therapeut sagt, eine normale Verhaltenstherapie könne mir nicht ausreichend helfen. Ich fand es traurig, als er mir sagte, ich sei ein besonders schwerer Fall. Er könne nicht erkennen, was mich im Leben ausmache. Leider hat er recht, es gibt nichts, was mich ausmacht. Ich möchte Menschen helfen, es bringt mir aber keine Befriedigung. Ich breche irgendwann zusammen. Kann nicht einmal für mich kochen, den Haushalt regeln, arbeiten gehen. Wie soll ich anderen helfen, wenn ich mein eigenes Leben nicht auf die Reihe bekomme. In eine Psychiatrie kann ich nicht erneut, alles erinnert mich daran, wie ich ihn dort kennengelernt habe und ich möchte schreien, weil ich das einzige verloren habe, was mich je empfinden ließ - positiv.

08.11.2014 14:40 • #1


A
Zitat von Wonderland:
Zu meiner Familie habe ich keinen Kontakt, mein Vater quält meine Mutter seelisch, sie ist deshalb depressiv, ich konnte noch schnell genug fliehen. Mir fehlt die Liebe und Geborgenheit einer Familie, ein Ort, wo ich erwartet werde, wo man mich gerne sieht und bei sich hat. Meine Eltern haben sich nie um meine Probleme gekümmert und auch nicht auf meinen letzten Suizidversuch reagiert, der mich in die Psychiatrie geführt hat.

Ich ertrage meinen Anblick nicht, ramme mir Glasscherben in die Haut. Ich will einfach Schmerzen haben, damit überhaupt etwas da ist.

Mein Therapeut sagt, eine normale Verhaltenstherapie könne mir nicht ausreichend helfen. Ich fand es traurig, als er mir sagte, ich sei ein besonders schwerer Fall. Er könne nicht erkennen, was mich im Leben ausmache. Leider hat er recht, es gibt nichts, was mich ausmacht.

Ich möchte schreien, weil ich das einzige verloren habe, was mich je empfinden ließ - positiv.
Hallo Wonderland

fakt ist, das deine empfindungen da sind, du machst sie nur von anderen abhängig. dein therapeut scheint blind zu sein wenn er nicht erkennen kann, was dich als mensch ausmacht, wenn er sich überfordert fühlt dich entsprechend zu therapieren, gibt es andere, die die nötige ausbildung haben und dich da abholen können wo du stehst, therapeuten, die dich sehen und wahrnehmen können.
angemessener finde ich wenn er dir helfen würde deine stärken zu stärken und deine schwächen akzeptieren zu lernen.
versuche dir woanders hilfe zu holen, ritzen wird der symptomatik einer borderline-persönlichkeitsstörung zugeordnet und weil diese meist schon sehr früh entstanden ist, bedarf es einer besonderen behandlungsform. ob das bei dir auch zutrifft kann nur ein facharzt entscheiden und dir entsprechende therapievorschläge machen.

dein vater quält deine mutter und sie wurde depressiv, du quälst (schneidest) dich selbst und bist depressiv geworden und dein selbstwertgefühl liegt im unteren bereich.
vielleicht hilft dir ein längerer klinikaufenthalt in einer psychosomatischen klinik dabei dich selbst annehmen, wertschätzen und lieben zu lernen.

hilf dir selbst und mache dich selbst zum mittelpunkt deines lebens, gebe dir selbst was du brauchst und hole dir fachliche hilfe, damit du deine vergangenheit und den verlust deiner freundschaft aufarbeiten kannst.

alles gute für dich !

08.11.2014 15:33 • #2


A


Depression - für die Ex verlassen

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JessyJess
Hallo,

tollen Therapeuten hast Du da, aber ich kann aus meiner Erfahrung sagen, dass auch bei einem Therapeuten die Chemie stimmen muss. Ich hatte mehr als 10 bis ich einen fand, bei dem ich mich aufgehoben gefühlt habe. UNd das war dann nicht mal ein ausgebildeter Tehrapeut sondern ein psychiatrischer Helfer in einem Behandlungszentrum.

Ich will auch absehen von Worten wie wird schon oder mit der richtigen Therapie wirst Du irgendwann frei von Leiden sein. Da ich selber Depressionen und eine ANgststörung habe, weiß ich, dass man mit gewissen Dingen einfach leben muss. Oder anders gesagt ich habe mich mit bestimmten Dingen auch einfach arrangiert.

Eine Stärke kann ich Dir so schon sagen, Du hast Dich von deinen Eltern gelöst, die Dir nicht guttun, das schaffen sehr wenige. Viele die ein schleches Verhältnis zu den Eltern haben rennen jedesmal wieder hin und holen sich ne Schlappe ab, weil sie die Wahrheit nicht ertragen.

Was Du mit den Gefühlen für andere beschreibst kenn ich nur zu gut. Dein mangelndes Selbstwertgefühl rührt vermutlich aus deiner Kindheit, das kann ich zumindest von mir behaupten.
Wo ich jetzt gerade stehe war ein langer Weg mit Therapie. Mit vielen Baustellen. Eingie Dinge konnte ich lösen, andere nicht. Und es gibt immerwieder Zeiten in denen es mir schlechter oder besser geht als jetzt im Moment.

Mit Depressionen etwas zu finden dass einen ausfüllt ist auch nciht gerade leicht. Da hilft nur ausprobieren. Ich habe irgendwann den Reitsport für mich entdeckt. Das war das einzige das nicht nach einigen Malen langweilig wurde.

Dein oberstes Ziel sollte jetzt erstmal sein, über deinen Ex hinwegzukommen. Dann kann man gucken wie man verhindert, dass Du bei einer neuen Trennung wieder so tief fällst.

Meine persönliche Meinung zu Problemen bzw Krankheiten ist, dass ich es teilweise erschreckend finde, wie wenig bereit ein PArtner teilweise ist, an der Seite eines kranken Partners zu bleiben. Ich kann verstehen dass manche Kranheiten einen mit kaputtmachen, oder man da auch nicht helfen kann. Aber jemanden aufgrund seiner Krankheiten zu verlassen ist hart. Aber ich finde es werden teilweise eh zu schnell Beziehungen hingeschmissen. Wenn Dich dein Ex wegen deiner Probleme verlassen hat, dann trauere ihm nicht nach. er ist zwar nicht dein Arzt und für alles verantwortlich, aber es zeugt nicht gerade von Stärke. Und dieses hin und herwechseln von der einen Frau zur anderen find ich auch recht fragwürdig.

08.11.2014 17:16 • #3


W
Hi!

@ JessyJess

Zu Deinem guten Beitrag möchte ich nur eines zu bedenken geben: Der Ex der Fragestellerin hat sie nicht wegen der psychischen Problem verlassen, sondern ist wegen eben dieser eine Beziehung mit ihr eingegangen.
Jemand wirkt hilfsbedürftig, ist depressiv, wertet sich selber ab, kommt mit dem Leben nicht klar - eine große Verlockung für einen Retter mit schwacher oder sogar selber problematischer Persönlichkeit. Denn damit gewinnt er selber an Wert, das möbelt ihn auf, das macht ihn wichtig und bedeutend.
Will man jemandem tatsächlich helfen, braucht man ja keine (Liebes-)Beziehung einzugehen, das ist sogar schädlich.
Hier geht es aber um etwas anderes, nämlich welchen Gewinn hat der Helfer und Retter für sich selber (zumeist eben Zugewinn an Selbstwert oder Kompensation eigener Defizite oder sonstige, oberflächlichere Vorteile).
Und wenn ihm das dann langweilig wird oder zu anstrengend, ihm nichts mehr gibt, dann geht er wieder - und erfüllt dabei noch die Rolle einer menschlichen Glasscherbe ...

@ Wonderland

Für Dich wäre es wirklich ganz, ganz wichtig, daß Du Dir eine für Dich tatsächlich passende Therapieeinrichtung suchst und einen Therapeuten, der Erfahrung hat mit Deiner komplexen psychischen Belastung. Aufgrund Deiner Erfahrungen in Deinem Elternhaus geht es hier nicht lediglich um eine Depression oder eine Angststörung oder sonst eine einzelne Symptomatik, sondern um das Zusammenwirken verschiedener Faktoren. Vielleicht würde Dir eine Einrichtung nützlich sein, in der auch mit Tieren gearbeitet wird - denn Du scheinst jedes Grundvertrauen verloren zu haben, in Dich wie in andere (was auch nicht verwunderlich ist), bzw. konntest das gar nie aufbauen. Und hier kann der Umgang mit Tieren sehr hilfreich sein, weil es hier wesentlich einfacher ist, Vertrauen zu lernen.

Alles Gute!

08.11.2014 18:11 • #4


JessyJess
oh whynot da hast Du Recht, keine Ahnung wie ich das überlesen habe.
Aber deine Helfertheorie ist auch ein guter Ansatz, auch wenn das Ende gleich schlecht ist^^

08.11.2014 18:13 • #5


W
Vielen Dank für die lieben Antworten.

Meine Depression war schon ein Teilgrund, warum er mich beim ersten Mal verlassen hat. Bin nachts zusammen gebrochen, hab geschrien und geweint und er hat mir daraufhin gesagt, ich solle meine Sachen packen .. der Hauptgrund war und ist aber sicherlich seine Ex bzw. wieder aktuelle Freundin. Ich war auch so dumm und habe seine Aussage, es gehe ihm mehr um mein Aussehen als um meinen Charakter ignoriert oder naiv wie ich bin angenommen, dass er doch noch Interesse an meinen charakterlichen Eigenschaften gewonnen hat.

Ich ertrage mich selbst nicht, ich brauche Ablenkung jeglicher Art, um zu überleben, aber es gibt leider praktisch nichts, was bei mir als wahre Ablenkung fungieren kann. Außer der Kontakt zu ihm, da habe ich zum ersten Mal seit langem wieder etwas empfunden, und geglaubt, das würde bleiben, zu etwas Stabilem in meinem Leben werden. Ich hatte gehofft, diese positiven Empfindungen würden mir helfen, meinen Alltag zu bewältigen und wieder arbeiten gehen zu können. Immerhin gebe es dann ja etwas, wofür es sich zu leben und zu kämpfen lohnt. Im Nachhinein betrachtet geht es mir augenblicklich noch viel schlimmer als vorher, weil nicht mehr bloß das diffuse Gefühl, dass irgendetwas fehlt, vorhanden ist, sondern ich nun genau weiß, was ich brauche, um glücklicher zu sein.

Mein Therapeut hat selbst angegeben, mein Fall würde seine Möglichkeiten übersteigen, die Gespräche mit ihm würden nicht ausreichen, um eine Besserung bei mir zu bewirken. Ich war bereits mehrfach auf der geschlossenen Station psychiatrischer Kliniken (allerdings eher unfreiwillig infolge von suizidalen Handlungen, war jedoch natürlich nicht abgeneigt, mir helfen zu lassen), habe mich jedoch sehr unwohl und allein gelassen gefühlt - 1 bis 2 Therapeutengespräche pro Woche, Mehrbettzimmer, vorgebene Tagesordnung (problematisch aufgrund von Asperger Autismus), man wurde gezwungen Kontakt zu anderen aufzunehmen (so habe ich leider besagten Mann kennengelernt). Insgesamt wirkten die Ärzte und Therapeuten jedes Mal desinteressiert, als würde man wie Massenware abgehandelt werden. Gibt halt viele Menschen mit Problemen und irgendwann flacht man emotional ab. Man hat als Psychotherapeut sowieso schon so gut wie alles gehört und erlebt, als dass man irgendetwas als sonderlich schlimm empfinden würde.

08.11.2014 19:53 • #6




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