Hallo Kaly,
ich muß sagen, daß mich Deine Zeilen ganz schön berühren. Vieles davon kenne ich nur zu gut.
Man befindet sich in seiner emotionalen Abhängigkeit und kommt da nur für kurze Momente raus. Nur phasenweise gelingt es sich durch Ablenkung, meistens durch Freunde, davon zu befreien.
Dann genügt ein Gedanke, ein bestimmtes Wort, eine Örtlichkeit, die man irgendwie verbindet - und es ist wieder da.
Mir hat es geholfen, daß ich ganz gezielt nach Seiten im Netz gesucht habe, die sich mit dem Thema loslassen beschäftigt haben. Ich habe viel quergelesen und versucht, brauchbares herauszulesen und auszuprobieren.
Genützt hat mir eine Art Autosuggestion - immer, wenn meine Gedanken wieder in die Richtung gingen, habe ich mir mit Nachdruck die Worte Nein - ich werde jetzt nicht an dich denken! im Geiste vorgesagt. Bestimmt 100x am Tag. Gleichzeitig habe ich mich bemüht, einige, sagen wir mal Hobbys wieder anzufangen. Und immer wenn ich mir meine Worte gedacht habe, versuch(t)e ich, die Gedanken zu diesen Hobbys abzulenken. Nach ein paar Tagen ging das erstaunlich gut, obwohl meine seelische Abhängigkeit nun schon drei Jahre meines Lebens buchstäblich auffrist.
Das 2. war, daß mir nach lesen einiger Seiten im Netz und nach dem Gespräch mit einem Freund klar wurde, das negative Gedanken und Gefühle, die sich gegen den eigentlich geliebten Menschen richten, nur Energie blockiert, die man selber für sich nötiger bräuchte. Man bündelt die Gedanken weiterhin auf die andere Person gerichtet und verheizt sich selber dabei.
Nachdem ich das begriffen hatte, habe ich eine Nachricht geschrieben. Sie hatte u.a. den Inhalt, daß ich nicht mehr möchte, daß alles was übrig ist nach all der Zeit, nur noch Zorn und negative Gedanken sind. Und das ich akzeptiere, daß jeder einen anderen Blickwinkel auf das hat, was geschehen ist. Geschlossen habe ich damit, daß ich schrieb Du brauchst auf diese Nachricht nicht zu antworten, Du kannst es auch einfach mal so stehen lassen. Denn: ich wollte für mich verzeihen, aber keinen weiteren Kontakt mehr - jede Nachricht bohrt weiter in Wunden, die heilen sollten.
Es hat mich Überwindung gekostet, die Nachricht zu versenden, aber in der Nacht darauf habe ich das erste Mal nach drei Jahren wieder 6 Stunden am Stück geschlafen.
Ich wünsche Dir viel Kraft und hoffe, daß Du es schaffst, loszulassen.
LG,
Tjaden
21.05.2021 11:22 •
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