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Das Meer der Traurigkeit

Y
Hey Freischwimmer,

Zitat:
Im Moment geht es eben auch erstmal um MICH. Denn ich bin alles andere als OK so und wirklich sehr weit davon entfernt mich so leiden zu können. Harmlos ausgedrückt. Jedes Gefühl anderen gegenüber ist völlig durcheinander. Wie könnte ich meine Frau gerade von Herzen lieben, wenn ich mich selbst nicht liebe. Es ist schwer zu beschreiben. Das macht mir jetzt erstmal nur bewusst, dass ich zwar handeln muss, aber nicht vorschnell. Es sitzen so viele mit in meinem Boot, nicht nur meine Frau und mein Kind. Das macht es wahnsinnig schwer völlig offen zu sein. Denn damit zerstöre ich möglicherweise viel mehr...


ich muss schon zugeben, dass ich mich etwas wundere Es geht erstmal um Dich? Ich schreibe Dir dies nicht im Vorwurfston, denn es ist Dein Leben und mir ist es egal, wie Du Dich schließlich entscheidest. Aber ging es nicht schon drei Jahre lang um Dich und Deine Bedürfnisse?
Und wann hast Du Deine Frau zum letzten Mal von Herzen geliebt?

Ich denke nicht, dass Du aus Rücksichtnahme gegenüber Deiner Frau und Deinem Kind schweigst. Vielmehr wird es die Angst sein, Deine Frau zu verlieren. Verständlich...aber neulich als ich über diesen Thread nachdachte, fiel mir auf, dass mir eines bei Dir fehlt. Nämlich das mit dem Anderen mitfühlen. Wirklich mitfühlen. Sich verantwortlich fühlen...vor allem emotional. Das ist ja auch nur ein Eindruck aus der Distanz, also sorry falls ich Dir Unrecht tue.

Ich habe mich zurück erinnert. An Zeiten, in welchen ich Schei...gebaut habe, Menschen verletzt habe, die ich liebe. Und ohne mich hier selbst loben zu wollen (weil, wie gesagt, auch ich habe schon verletzt), habe ich mich dann immer sehr in mein Gegenüber hinein gefühlt und das hatte Priorität vor meinen momentanen Bedürfnissen. In solchen Situationen ging es mir auch elend aber ich wäre nicht im Traum auf die Idee gekommen, in diesem Moment erstmal an mich zu denken, womöglich noch über Monate. Ich versetzte mich in meinen Partner hinein...oder bat um Verzeihung oder weinte weil ich andere verletzt hatte. Oder als ich mich damals neu verliebte...da ging es mir auch besch...Ich wusste, dass ich sehr viel verliere aber ich hätte nicht erstmal nebenher abchecken können ob der andere Mann beziehungstauglich ist um mich dann erst von meinem Partner zu trennen. Dazu hatte ich zu viel Respekt vor den Gefühlen meines Partners, zu viel Mitgefühl. Und es wäre mir absurd erschienen, ihm monatelang etwas vorzuspielen. Wer ist man denn dann noch? Ein Kontakt dann doch gar nicht mehr echt. Egal, das habe ich bereits mehrmals geschrieben.

Und bezüglich Deiner Äußerung, Dich selbst momentan nicht zu lieben, unzufrieden zu sein...
Auch das nur ein Gedanke aus der Ferne...Ganz ehrlich: was Du schreibst klingt seicht, lauwarm. Nichts Halbes, nichts Ganzes. Kein ganzes Gefühl hier, kein ganzes dort. Nicht bereit, mal auf die Nase zu fallen und zwar so richtig, nicht bereit, zu lieben, mal so richtig. Oder Schmerzen auszuhalten, Angst allein zu sein uvm.
Wie soll man sich denn da fühlen?
Eine Erfahrung im Leben hat mir Mut gemacht, auch mal radikale Entscheidungen zu treffen und durchaus auch zu riskieren, dass es die falsche Entscheidung ist: wenn man zu sich steht, Klartext spricht, konsequent ist usw. dann fühlt man sich selbst ganz intensiv. Sich zu zeigen und dabei auch zu riskieren, im nächsten Moment alleine da zu stehen, ist zwar hart, macht aber auch glücklich. Während Halbherzigkeiten einen unzufrieden machen. Nichts macht meiner Erfahrung nach zufriedener als authentisch zu sein. Das beziehe ich nicht nur auf die Liebe.

Du machst es aber anders herum- erstmal willst Du mit Dir selbst klar kommen, dann Deine Gefühle anderen gegenüber klären. Doch beides bedint sich gegenseitig.
Und ich habe bei Dir eher den Eindruck, dass Dir die Geborgenheit und Sicherheit gerade am wichtigsten ist. Vielleicht fühlst Du Dich gerade deswegen beschi...weil Du im lauwarmen Wasser herum paddelst. Betonung auf Vielleicht

Wie soll man zu sich kommen, sich über seine Gefühle klar werden, wenn man nie zu sich steht, sich nie ganz zeigt? Und auch nie an irgend einem Punkt auch die Konsequenzen seines Tuns spürt? Bäm! Auch mal auf die Schna...fällt und das aushält. Klarheit bekommt man eben nicht in einer lauwarmen Badewanne mit Ohrstöpseln im Ohr. Wach und lebendig wird man, wenn man unter einer kalten Dusche steht. Vielleicht hast Du es in anderen Zusammenhängen schon einmal erlebt- man ist in irgend einer Gruppe und haut dann etwas raus, von dem man weiß, dass es einen nicht gerade beliebt machen wird. Aber es drängt einen dazu...vielleicht weil man etwa ein Unrecht beobachtet hat und sich für einen anderen stark machen möchte. Schweigt man dann doch, geht man bedröppelt und mit einem flauen Gefühl im Magen Heim. Tut man es aber, erntet man Gegenwind, geht danach aber aufrechter.

Und nicht zuletzt hat es im zwischenmenschlichen Bereich immer Konsequenzen wenn man nichts wagt. Das zieht entsprechende Menschen an und treibt andere von einem fort. Ich habe mal einen sehr tollen Mann kennengelernt...Ich war hellauf begeistert...Aber seine Feigheit in bestimmten Bereichen empfand ich als so schwach, dass er uninteressant für mich wurde. Zu zweifeln, zu hadern, zu leiden...Für all das habe ich Verständnis...aber wenn ich sehe, dass jemand es nicht wagt, sich gerade zu machen und es möglichst bequem haben will oder möglichst bei allen oder bestimmten Leuten beliebt sein möchte, dann ist bei mir der Leidenschaftsofen aus. Das ist einfach unse,xy. Es ist ein Unterschied, ob jemand sich nicht bewegt weil er liebt oder ob er sich nicht bewegt weil er zu gemütlich ist. Solche Leute reiben sich dann manchmal verwundert die Augen wenn sie gewahr werden, dass jemand das Interesse an ihnen verloren hat. Es kostet so viel mehr Mut, Tacheles zu reden und die Konsequenzen zu tragen, als heimlich guten S zu haben. Es geht nicht um die Moral, sondern um die Charakterstärke.

Und nochmal: ich schreibe Dir das nicht, um Dich in irgend eine Richtung zu drängen. Ich gebe Dir nur ein Feedback, schreibe Dir, wie Deine Worte auf mich wirken.

Falls wir nichts mehr voneinander lesen- alles Liebe auf Deinem (Liebes-)Weg

p.s. Du kannst meine Luftmatratze behalten

15.04.2016 15:48 • x 2 #466


H
Zitat von Ysabell:
Und bezüglich Deiner Äußerung, Dich selbst momentan nicht zu lieben, unzufrieden zu sein...
Auch das nur ein Gedanke aus der Ferne...Ganz ehrlich: was Du schreibst klingt seicht, lauwarm. Nichts Halbes, nichts Ganzes. Kein ganzes Gefühl hier, kein ganzes dort. Nicht bereit, mal auf die Nase zu fallen und zwar so richtig, nicht bereit, zu lieben, mal so richtig. Oder Schmerzen auszuhalten, Angst allein zu sein uvm.
Wie soll man sich denn da fühlen?
Eine Erfahrung im Leben hat mir Mut gemacht, auch mal radikale Entscheidungen zu treffen und durchaus auch zu riskieren, dass es die falsche Entscheidung ist: wenn man zu sich steht, Klartext spricht, konsequent ist usw. dann fühlt man sich selbst ganz intensiv. Sich zu zeigen und dabei auch zu riskieren, im nächsten Moment alleine da zu stehen, ist zwar hart, macht aber auch glücklich. Während Halbherzigkeiten einen unzufrieden machen. Nichts macht meiner Erfahrung nach zufriedener als authentisch zu sein.



Zitat von Ysabell:
Wie soll man zu sich kommen, sich über seine Gefühle klar werden, wenn man nie zu sich steht, sich nie ganz zeigt? Und auch nie an irgend einem Punkt auch die Konsequenzen seines Tuns spürt? Bäm! Auch mal auf die Schna...fällt und das aushält. Klarheit bekommt man eben nicht in einer lauwarmen Badewanne mit Ohrstöpseln im Ohr. Wach und lebendig wird man, wenn man unter einer kalten Dusche steht.


Danke, Danke, Danke!

Genial! Genau so habe ich es auch erfahren dürfen.

15.04.2016 18:59 • #467


A


Das Meer der Traurigkeit

x 3


F
Ach ysabell....

Ich glaube oder nein ich hoffe wirklich dass du mir damit unrecht Tust

Es geht eben schon um mich. Allerdings meinte ich es etwas anders.

16.04.2016 04:08 • #468


H
Obwohl ich in meinem Leben schon einige Situation erlebt und so gehandhabt habe, wie Ysabell so schön beschreibt, übertrage ich es mal auf die Affärensituation.

Bevor ich mich auf AM einließ kam ich gerade aus einer frisch gescheiterten Beziehung, die von mir beendet wurde. Ich nahm mir nicht wirklich Zeit, das Geschehene zu reflektieren, sondern schwang mich sofort in die Affäre.

Ich wusste worauf ich mich einließ.

Ich wollte eine Zeitlang gondeln. Ich wusste, dass es mich in ein riesen Dilemma stürzen wird. Ich wusste um den Schmerz, das Leiden, um den Punkt, der da kommen würde, an dem es gilt eine Entscheidung zu treffen.

Mein Bewusstsein war zu jedem Zeitpunkt hellwach. ICH WOLLTE es so. Wollte dahin treiben, in vollen Zügen genießen. Da ich ja wusste, dass ich mich irgendwann mit dem Desaster befassen muss, genoß ich umso mehr.

Natürlich kam der Punkt. In meinem selbstgemachten Leid suhlte ich mich eine Weile, gelähmt und mich im Kreis drehend.

Ich musste mein Bewusstsein raus kramen, das dauerte einen Moment und ein paar Extra-Schleifen.

Nach der Entscheidung, war und bin ich näher bei mir denn je, ertrug die Nachwehen und den Katzenjammer.

Das war der Preis um den ich von Beginn an wusste.

Ich habe komplett neue Wege eingeschlagen, mehr Mut entwickelt, selbstbestimmt und frei zu leben.
Es ging nicht theoretisch. Nur mit Geburtswehen.

Ich denke, jede mutige und große Entscheidung, manchmal eben auch aus einer emotionalen Krise heraus, legt Energien frei und die Wahrheit um sich selbst kann sich in solchen Momenten erst richtig offenbaren und Wegweiser für die Zukunft sein.

In lauwarmem Zustand ist kaum etwas, was man denkt echt und authentisch. Es ist lediglich ein argumentatives Abwägen von Optionen. Es kommt nicht aus dem tiefsten Inneren. Das tiefste Innere kennt den Weg.

16.04.2016 10:43 • #469




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