Lieber Mick, Nicole, Dom,
wie immer ein bißchen spät, hoffe, der Beitrag passt trotzdem noch...
Mare Tranquilitatis... War's das jetzt...? Zu soft? Zu verständnisvoll? Zu unmännlich und deshalb irgendwie nicht interessant? Oder ist es bloss Ungeduld? Oder Torschlußpanik? Stigmatisiert als Kuscheltier das breitschultrig Verständnis, Geborgenheit, Hilfestellung bietet?
Ich kann Deine Fragestellung gut nachvollziehen.
Ich glaube es hat auf der einen Seite was mit der Emanzipation, dem Verwaschen der althergebrachten Rollenklischees zu tun. So wie manche Frauen es heute den Männern in manchen Bereichen gleichtun (Karriere, etc..., teilweise mit überharten Bandagen = über das Ziel hinausgeschossen), genauso sind manche Kerle in ehemalige Frauen-Domänen vorgedrungen. (Wenigstens die, die sich über das Leben, gesellschaftliche Zusammenhänge, bla bla, 'n Kopf machen)
Da wo wir früher zum Fußball gegangen und stundenlang das Auto auseinandergenommen haben, also unseren Männerkram abgelötet haben, führen wir heute Beziehungsgespräche, hören sogar zu - und haben häufig außer Hhm, Na ja unhd Ach so sogar reflektierte Statements und durchdachte Lösungsansätze zu bieten. Vielleicht ist das ungewohnt für manche Frauen. Sie waren doch bisher diejenigen, die sich über Beziehung und den ganzen Kram Gedanken gemacht haben, während wir mit unseren Kumpels am Stammtisch die Welt vor dem Alk. zu Retten versuchten. Und jetzt das: Männer versuchen Beziehungen zu analysieren und zu verbessern/verändern, trauen sich an den Herd und kümmern sich um den Nachwuchs und machen sich Gedanken, zeigen Einfühlungsvermögen nicht mehr nur in der Beziehung Wie kriege ich sie rum?, sondern diskutieren und überdenken auch die Sorgen, Probleme, Nöte, Ängste anderer... DAS war doch immer Frauensache. Vielleicht kommen manche Frauen genau damit nicht klar (Spätfolgen des Patriarchats?). Vielleicht gibt es einfach noch zu viele Klischees (Der große breitschultrige Held und Jäger, der alle Feinde niedermacht und dabei pausenlos eine aparte Mischung aus Buttersäure und Pheromonen verströmt, während er uninteressiert vor sich hinschweigt und gar nicht weiss, was sie an der Beziehung nicht in Ordnung findet Ist doch alles o.k., Schatz, 2 mal die Woche S. und mit dem Urlaub klappt's auch, ich weiss gar nicht was Du willst!) und Männer, die sich auch den weiblichen Aspekten des Lebens stellen, werden dadurch weniger interessant als Mann? Mehr Quatschfreund, als potentieller Partner (=richtiger Mann, what ever that means)?
Ein weiterer Ansatz: Frau lernt Mann kennen, neu, interessant (Oh er hört mir zu, hat Verständnis kann sich äußern, das habe ich ja noch nie so erlebt). Ein netter Mann (Gentleman?) eben. Und jetzt kommts: er BLEIBT so! Hat sich nicht nur eine verständnisvolle Maske übergezogen, um sie ... (na wohin wohl?) zu kriegen. Bisher lief das Spiel nach dem alten Muster, mit Freundlichkeit die Dame für sich gewonnen. Danach, am Ziel, kam dann meist irgendwie der wahre Charakter zum Vorschein und er gab sich so, wie er wirklich ist (siehe oben, ...Held...). Und jetzt bleibt er so, obwohl er doch schon das bekommen hat, was er wollte. Das wird manchen zu anstrengend! Au weia! Der quatscht ja weiter über das, mich innen drin bewegt, ich sehe plötzlich andere Aspekte meiner Situation, fange an, mich tiefergehend mit mir selbst, meinen Einstellungen, meinem Verhalten, meinen Problemen zu beschäftigen. Das könnte Veränderungen bei mir bewirken... Nee, das ist mir zu anstrengend... Und schon wird das, was sie vorher so sehr an ihm schätzte, zu dem was sie vom ihm wegtreibt. Wegen Muffensausen. Schiss vor sich selbst...
Beides habe ich selbst erlebt. Gerade solche Frauen, die einen weichen Mann wirklich brauchen könnten, stehen meist eher auf Macho-Typen, von denen sie sich dann schei. behandeln lassen können, um sich dann anschliessend beim männlichen Kummerkasten über die bösen Männer auszuheulen... Anderen eben ist ein bewusster Weg zu anstrengend. Auch erschreckend viele Frauen sitzen noch dem naiven Irrglauben auf, es reiche, wenn man sich liebt und dann läuft alles von allein und Auseinandersetzung und bewusste Weiterentwicklung wären was für weltfremde Spinner... Wir sind vergiftet von hirnerweichenden Chart-Texten, Hollywood, Vorabend-TV und Hedwig Courths-Maler...
Aber dennoch Mick: lass Dich nicht irre machen! Millionen Fliegen können sich nicht irren, esst mehr schei.! Du weisst am besten, wie Du bist, was Dir nicht bekommt und was Dir eher zuträglich ist. Die Welt braucht Gentlemen! Verständnis! Auseinandersetzung! Nichts daran ist wirklich unmännlich! Es harmoniert halt bloss noch nicht mit unseren steinzeit-mässigen Ritualen und Erwartungen. Die Frau, die Dich nicht will, die hat Dich auch nicht verdient. Und die Frau, der Deine Herangehensweise an das Leben und an Dein Leben nicht gefällt, ist eh die Falsche!
Ich weiss, dass es immer schwieriger wird, einer passenden Partnerin zu begegnen, einmal aufgrund unseres Alters (ich bin bald 41), dann aber eben auch, weil wir unsere Erfahrungen gemacht haben und wissen, was wir NICHT wollen. Mag sein, dass das auf Dauer zu einem Mauerblümchendasein führt. Aber wenn schon, dann als besonders schön blühendes Mauerblümchen. )
Be yourself, no matter what they say. (Sting)
Also lass den Kopf nicht hängen! Bist nicht alleine mit dieser Fragestellung / diesem Problem!
Solidarische Grüsse
donald
10.06.2003 13:00 •
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