Zitat von Jetti: Und bin damit also der Liebe zu einem anderen Menschen nur bedingt fähig?
Zitat von Jetti: Besser gesagt, als ich so verliebt war, da war ich mir plötzlich selbst so viel mehr wert
Nun, ich denke die große Liebe zu einem anderen Menschen ist bedingungslos. Du gibst, um des Gebens willen und hast keine Erwartungen. Du verknüpfst keinen Vorteil für dich dadurch. Du bist einfach selbstlos.
Gleichzeitig weißt du aber auch, dass dir das gleiche Recht zusteht weil du es einfach wert bist. Stichwort: Augenhöhe!
Wenn du dich durch die Liebe eines anderen erst selbst mehr liebst, dann bringst du etwas in die Beziehung mit ein um Deinetwillen. Was aber ist wenn die Liebe des anderen weniger wird? Oder du das Gefühl hast, nicht mehr so sehr geliebt zu sein?
Du fühlst dich plötzlich weniger wert und was machst du dann? Du bringst dich vermutlich mehr ein weil du eine Erwartung hast und machst dich damit noch abhängiger. Eventuell gibst du dich auch immer mehr auf.
Ohne genug Selbstliebe wirst du wahrscheinlich auch Schwierigkeiten haben die Liebe des anderen anzunehmen. Warum auch? Würdest du das bedingunglos tun, wüsstest du warum du geliebt wirst und würdest dich selbst lieben.
Du erwartest von deinem Partner, dir das zu geben was du dir selbst nicht geben kannst und kannst deinen Partner damit überfordern.
Durch genügend Selbstliebe stehst du auch mehr für dich selbst ein. Du sagst was dir wichtig ist, was du wirklich willst und hast keinen Bammel vor Zurückweisung weil du einfach weißt, was gut für dich ist. Du bereicherst dadurch mit deinen Anteilen die Beziehung auch mehr. Dir fällt es leichter ein gutes Verhältnis von Nähe und Distanz zu wahren, was einer Beziehung oftmals besser tut als ständiges aneinander kletten.
Zitat von maggy17: Aber vielleicht können wir uns darauf einigen, dass Krisen zum Leben gehören?
Krisen gehören zum Leben dazu. Das stimmt und vielleicht ist das auch ganz gut so. Ohne Leid, Kummer und Schmerz würde ich gegenteilige Gefühle nicht zu schätzen wissen. Vielleicht ist ein dauerhaftes Glücksgefühl sogar langweilig.
Mir zumindest passiert es oft, dass ich viel zu oft vergesse, wie gut es mir eigentlich tatsächlich geht weil´s normal geworden ist. Das soll nicht heißen, dass ich mir Krisen wünsche sondern dass ich einfach achtsamer durch die Gegend dackeln sollte und mir öfter mal Dinge bewusst machen müsste.
Gerade erst Sonntag war ich mit drei Freunden auf dem Rad unterwegs und irgendwann saßen wir im Wald auf einer umgestürzten Birke in der Sonne. Nichts außer Sonne, leichtes Windrauschen in den Bäumen, Vogelgeschnatter und wir vier, die sich da unterhielten und ihr Leben in diesem Moment entschleunigten. Plötzlich überkam mich eine Gänsehaut und ein tiefes Glücksgefühl. Ich war in dem Moment echt dankbar, diesen Moment gefühlt, vor allem aber ihn bemerkt zu haben.
Darum brauche ich kein Leid um mich lebendig zu fühlen. Ich, also ich selbst jetzt, darf nur nicht zu viel vom Leben erwarten. Dann kann ich mich wie ein kleines Kind auch an den kleinen Dingen im Leben erfreuen und mich lebendig fühlen.