Countdown zur endgültigen Trennung

I
Hallo!

In den letzten vier Wochen seit der Trennung von meiner Freundin habe ich viel in diesem Forum gelesen und es hat mir auch vieles sehr geholfen, ohne mich aktiv an den Diskussionen zu beteiligen. Leider bin ich nun an einem Punkt angekommen an dem ich nicht mehr weiter weiß. Es kommt mir vor als würde ich mich gewissermassen im Kreis drehen und immer wieder mit der Verarbeitung der ganzen Situation, den Gründen, den Auswirkungen und vor allem mit meinen Gefühlen von vorne beginnen.

Wir waren ca. 3,5 Jahre zusammen. Unsere gesamte Beziehung war von Anfang an etwas schwierig. Ich war damals 29 (also heute 33), gerade mit dem Studium fertig und hatte den Plan nur kurzfristig zu meinen Eltern in die Kleinstadt zurück zu gehen, um von dort aus einen Job zu suchen. Sie war damals 22 (heute 26) und wir haben uns zwar schon vorher gekannt sind aber dann vor allem dadurch zusammen gekommen, dass sie einfach nicht locker gelassen hat sich mit mir zu treffen und ich nach jedem Treffen mehr und mehr gemerkt habe mich zu verlieben. Nach ungefähr einem Monat war es dann so weit und wir waren zusammen.

Rückblickend war diese Zeit des kennenlernen und die ersten Monate, die einzige Zeit die wir unbeschwert und ohne Probleme miteinander verbringen konnten. Ich entschloss mich dann wegen ihr in der Kleinstadt zu bleiben und stieg daraufhin wegen mangelnder beruflicher Perspektiven in dem Feld das ich eigentlich studiert hatte im Familienunternehmen ein, was sich heute als einer der wohl größten Fehler entpuppt hat, da ich mich aus Rücksicht auf meine Familie finanziell ziemlich ausnutzen lassen habe. Dadurch entstand ein immer größer werdendes finanzielles Problem, da wir zwar beide arbeiteten (sie in der Gastronomie mit Arbeitszeiten die jede Beziehung auf eine harte Probe stellen) ich aber teilweise nicht mal die Miete bezahlen konnte obwohl ich Vollzeit arbeiten war.

Ein weiteres Problem war ihre Arbeit. In der Früh um 5 aufstehen. Abends gegen 10 heimkommen. Nachmittag frei. Jedes Wochenende arbeiten. Wir haben während der gesamten Beziehung kein Weihnachten und kein Sylvester zusammen verbringen können, sie konnte auf keiner Familienfeier dabei sein usw. und sie war auch immer mehr und mehr frustriert von ihrer Arbeit obwohl sie mittlerweile richtig gut verdient.

Der größte Frust kam jedoch in den letzten Jahren von unserem Wohnort. Sie ist nicht von hier und ihre gesamte Familie lebt ca. 600 Kilometer entfernt. Ich bin mit 18 von dort weggegangen und mit 29 zurückgekommen und hatte dort auch keine Freunde oder bekannte mehr. In den seltenen Zeiten in denen wir mal zusammen frei hatten sassen wir dann mehr und mehr herum und begannen auch mehr zu streiten und unseren Frust durch die finanzielle Situation, Arbeit und Wohnsituation (über verrückte Nachbarn könnte ich in anderen Foren wohl Geschichten erzählen die kaum jemand glaubt) aneinander auszulassen.

Wir haben drei Jahre lang gekämpft um unsere Beziehung, haben versucht Perspektiven zu finden, wegzugehen aber wir haben es leider nicht zusammen geschafft. Anfang dieses Jahres hatten wir beide irgendwie aufgegeben und uns nicht mehr wirklich um die Beziehung bemüht. Die Spannungen wurden größer aber es waren auch immer noch wunderschöne Momente, Tage, Wochen dabei. Sie hat mir immer wieder vorgehalten warum ich sie denn nicht heiraten möchte und meine Antwort war immer die gleiche: Ich liebe dich, aber ich kann gerade so die Miete bezahlen, so kann ich keine Familie gründen!

Vor vier Wochen war es dann soweit. Wir hatten die Perspektive auf eine gemeinsame Zukunft verloren. Sie hat es dann schließlich unter Tränen ausgesprochen, dass wir uns Trennen sollten. Mir war in diesem Moment auch klar, dass es für uns im Moment einfach keine Zukunft gibt und habe ihr ebenfalls unter Tränen zugestimmt uns zu trennen.

Die letzten Wochen waren verdammt schwer. Ich liebe sie aber weiß das es so keine Zukunft für uns gibt. Wir konnten nicht mehr für unsere Beziehung kämpfen, für unsere Träume es ging einfach nicht mehr. Wir haben darauf hin unsere gemeinsame Wohnung gekündigt und beide diese Kündigung heulend unterschrieben. Ab da gab es auch kein zurück mehr. Sie wird zu ihrer Familie zurück ziehen, ich in die Stadt in der ich vorher gewohnt habe und eigentlich als meine Heimat sehe obwohl meine Familie dort nicht lebt. Es ist alles geplant, alles gekündigt, wir haben Vorstellungsgespräche suchen uns Wohnungen.

Wir wohnen aber immer noch zusammen. Wir sehen uns jeden Tag, reden miteinander, verstehen uns bestens, lachen viel und es wird dadurch alles so schwer. Wir haben anfangs noch im gleichen Bett geschlafen, aber ich schlafe mittlerweile im Wohnzimmer. Die erste Woche war eigentlich genau so wie sonst, nur ohne Berührungen usw. Ab der zweiten Woche haben wir dann begonnen Abstand voneinander zu gewinnen, sie ist viel weggegangen spät heimgekommen und ich bin dann für zwei Wochen weggefahren. In der Zeit dachte ich könne ich etwas los lassen und es hat auch funktioniert. Es war mir während der zwei Wochen egal was sie macht, ob sie weint oder sich mit jemand anderem tröstet.

Vor drei Tagen bin ich wieder gekommen. Wir haben gelacht, geredet was wir während der zwei Wochen gemacht haben und ich dachte wirklich kurz Warum trennen wir uns überhaupt? Mir ging es in den zwei Wochen gut aber jetzt hab ich das Gefühl es geht von vorne los. Immer wieder los lassen zu müssen. Die Vorstellung sie könnte schon jemand anderen haben, obwohl es mich so gar nichts angehen würde und wieder los lassen zu müssen. Immer nur teilweise los lassen können, nur einen Teil von ihr macht mich im Moment wahnsinnig. Ich freue mich darauf wenn sie heim kommt und weiß das es falsch ist, mir nichts bringt, aber wie kann ich sie einfach ignorieren? Manchmal denke ich, dass ich froh wäre wenn ich irgendwie auf sie wütend sein könnte!

Am meisten Angst habe ich vor dem Tag unserer endgültigen Trennung, wenn wir unsere gemeinsame Wohnung beide verlassen werden. Wie der Zufall so will ist der Tag auch der Tag an dem wir genau 4 Jahre zusammen gewesen wären...

Es ist ein langer Text, aber es tut gut einfach zu schreiben! Hat jemand Erfahrung mit einer solchen Situation? Wie seid ihr damit umgegangen? Sich gegenseitig ignorieren oder einfach so weitermachen? Dieser Countdown bis zur endgültigen Trennung und einem Neuanfang macht mich einfach wahnsinnig!

09.10.2013 19:04 • #1


Minnie
Ganz ehrlich, ich find das hört sich nur grauslich an....

Für mich klingt das, wie 2 Liebende, denen die Welt nicht gut gesinnt ist....

09.10.2013 19:33 • #2


M
Ihr habt es da wirklich nicht einfach.

Schwer da was zu sagen.

Frage 1:
Wie gerne Du in dem Ort bist,
wie sehr liegt Dir an der Nähe zu Deiner Familie
(da Du im Familienbetrieb zu so schlechten Bedingungen arbeitest)?

Je nach Antwort Frage 1 ist evtl. Frage 2 und 3 interessant oder auch nicht:
Frage 2:
Ist Sie aus einer großen Stadt, in der Du leichter Arbeit in dem Bereich findest, den Du studiert hast?

(Ich weiß ich rede da leicht, bin in einer Familie aufgewachsen, die in den Nachkriegszeiten sich in ganz Deutschland verteilt hat, habe als Kind Tanten/Onkels mit Sie angesprochen, weil wir Sie so selten sahen, dass Sie mir wie Fremde vorkamen.
Irgendwie kenne ich das Gefühl von Heimat, bezogen auf einen bestimmten Ort eher nicht, ich bin da zu Hause, wo es mir gut geht, wenn ich einen Partner habe, sind mir dessen Kriterien noch wichtig und natürlich sind mir Feunde wichtig - die aber zur Zeit fast alle auch einen sehr unterschiedlichen Lebensrhythmus haben)

Vielleicht siehst Du ja die einfachste Lösung nicht - einen Job in einer großen Stadt - sich ein Leben aufbauen, solange Du noch so jung bist - vielleicht der Freundin sagen, dass Du dies für Sie probierst und Du Dich freuen würdest, wenn das klappen würde und Sie dann nachkommen würde.

Und natürlich nicht mit der Familie brechen, sondern um Verständnis bitten. Wenn es denn geht, andererseits mußt Du wohl auch an Dich denken. Schlechte Stimmung würde Dich ja auch nur belasten.

Was hast Du eigentlich studiert? Wäre denn, wenn Du bereit wärst Dich örtlich zu verändern, damit zu rechnen, dass Du gut Arbeit finden würdest?

Irgendwie ist es ja auch wenn Deine Freundin nicht wäre keine Basis, wenn Du Dir kein Leben aufbauen kannst, das auch eine Familie ermöglicht.

Ich wünsche Dir wirklich alles Gute. Wohne zur Zeit in München und könnte da evtl. auch Unterstützung anbieten. (allerdings habe ich keine Kontakte, die Dir bei der Stellensuche direkt helfen würden)

09.10.2013 20:03 • #3




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