Zitat von Mitzi3009: Mein eigentliches Anliegen ist einfach, warum ich wie gesagt wiedermal mich in so einen Mann vergucke. Er ist wiedermal nicht verfügbar für mich. Was ist es also, was ihn für mich so anziehend macht, und wieso habe ich bei verfügbaren Männern niemals so eine Leidenschaft, wie für die nicht verfügbaren? Ebenso dachte ich, dass ich in den letzten Monaten erfolgreich an mir gearbeitet habe, und eben genau auf solche Männer NICHT wieder reinfalle. Aber ich muss ganz ehrlich sagen, wenn ich ihn in einer anderen Situation, nicht in der Arbeit, und ihn als single kennengelernt hätte, könnte ich der Versuchung ziemlich sicher nicht standhalten und würde wohl etwas mit ihm anfangen.
Du hast bei Dir Bindungsängste festgestellt und die kommen aus dem Unterbewusstsein. Diese Ängst, die sich auf der bewussten Ebene meist nicht als spürbare Angstzustände äußert, leitet Dich und führt Dich damit zu potentiellen Partnern, die nicht zur Verfügung stehen
Meist liegen Bindungsängste in der Kindheit begründet und verstärken sich später noch durch schlechte Erfahrungen. Auf der bewussten Ebene hättest Du gerne eine Beziehung, sogar eine Familie, aber die unbewussten Mächte sind leider sehr stark und beeinträchtigen dich in Deiner Bindungsfähigkeit. Sie wollen feste Bindungen verhindern aufgrund schlechter und manchmal verstörender Erfahrungen und sorgen daher dafür, dass Dein Interesse sich meist auf Männer beschränkt, mit denen eine Beziehung nicht zustande kommt. Wäre er nicht vergeben, wäre vermutlich Dein Interesse an ihm gar nicht so groß.
Dass Du Dich auf der bewussten Ebene verliebst, vielleicht leidest, weil er eine Beziehung hat, ist dem Unterbewusstsein egal. Es fühlt sich sicher, denn es weiß: Sie kann sich ja abstrampeln wegen dieses Mannes, mir ist das egal. Hauptsache es gibt keine Bindung.
Das kann eine Bürde fürs Leben sein und Bindungsängste sind schwer zu bewältigen, weil alles, was aus dem Unbewussten kommt, meist schwer zu greifen ist, nicht erkannt wird und noch schwerer auszumerzen ist.
Du glaubst, Du hast an Dir gearbeitet, aber das Grundübel bleibt und wirkt weiterhin. Du kannst Dich über Bindungsängste informieren, es gibt Videos dazu und Bücher darüber, aber mit den Ratschlägen wie man diese bewältigen kann, sieht es oft eher dünn aus.
Mir hat es nach mehreren schlechten Erfahrungen geholfen, zu merken, dass ich mit im Boot bin und daher pfeilgerade an Männer geriet, die entweder nicht verfügbar waren oder aber die selbst beschädigt waren. Nach einer schmerzhaften Trennung wurde mir klar, dass das alles kein Zufall ist, sondern ein sich wiederholendes Muster. Ich las damals viel auch über Familienstellen von Bert Hellinger und fand eher zufällig einen Psychologen der auch auf dieser Schiene unterwegs war. Ja, gelesen hatte ich viel, aber was mir gefehlt hatte, war, das Gelesene in Relation zu mir zu setzen.
Beim Psychologen merkte ich erstaunt - ich war nach der Trennung von einer immensen Wut geplagt, die nach der ersten Heulphase auftrat - dass ich das Thema war und nicht dieser Mann. Der blieb völlig außen vor, weil er unwichtig war. Er war nur das Symptom meiner inneren Defizite. Viel passierte beim Psychologen erst mal nciht, ich war auch nur zweimal dort, aber ich fing erstmals so richtig bei mir an.
Ich erinnerte mich an Begebenheiten und Befndlichkeiten aus der Kindheit, rekapitulierte vieles, was auch nicht schön und nicht leicht war, erkannte viele Zusammenhänge von gestern und heute. Es half mir durchaus, dass ich diese Dinge, über die im Lauf des Lebens viel Müll getürmt worden war, erkannte und auf die bewusste Ebene holte. Das half, denn Dinge, die uns bewusst sind beeinflussen uns weniger als unbewusste Mächte, die uns dirigieren ohne dass wir es merken.
Es kam damals ein Prozess in Gang und die Bindungsängste, die sich bei mir zeigten, waren ein Thema. Ein anderes, weit wichtigeres war das mangelnde Selbstwertgefühl, das mich seit meiner Kindheit unbewusst begleitete. Hier musste ich ansetzen, um mir selbst auch mehr trauen zu können. Es geschah damals so unglaublich viel, eines kam zum anderen und dann kamen noch Neuerungen im Beruf, die mich erst ratlos machten. Aber ich merkte auch erstaunt, dass ich das alles ja prima schaffte. ich legte viele Ängste ab, gewann an Selbstvertrauen.
Das ist auch etwas, was Bindungsvermeider meist haben, ein geringen Selbstwertgefühl.
Das alles ging nicht von heute auf morgen, aber es hat sich gelohnt für mich. Ich kann jetzt auch in einer Beziehung leben. Bindungsängste vergehen nicht, weil man sie kennt, das ist denke ich zu viel verlangt. Aber man kann lernen besser damit umzugehen, wenn man sie einordnen kann.
Zu Deiner Begeisterung für diesen Mann. So wie Du ihn schilderst, ist er wohl sehr kontaktfreudig und weiß genau, wie er wirkt. Für meinen Geschmack berührt er Frauen ungefragt und oft. So was mag ich persönlich überhaupt nicht. Er scheint sehr von sich überzeugt zu sein, ein guter Selbstdarsteller, der keine Schüchternheit kennt, aber es wohl nötig hat, Frauen zu gefallen und wahrscheinlich nicht nur einer.
Sicher sehr charmant und von sich überzeugt. Ein gefundenes Fressen für Frauen, die selbst eher unsicher sind, weil sie von seinem Selbstvertrauen profitieren oder dies zumindest glauben. Ich schätze, auch deswegen zieht er Dich an.
Relativier mal Deine Begeisterung für ihn ein wenig. Ein nüchterner Blick auf ihn kann dabei hilfreich sein. Und mach Dir lieber keine Hoffnungen. Es gibt wohl nicht wenige Ärzte, die sich mit untergeordneten Krankenschwestern einlassen ohne es ernst zu meinen. Ich würde mich an Deiner Stelle zurückhalten und den Kontakt nicht forcieren. Der glänzt mir zu sehr ... aber das ist meine ganz persönliche Sichtweise. Und lass dich nicht von allem, was er Dir erzählt. so beeindrucken. Oft ist weniger dahinter als man glaubt.
Psychologischer Rat kann hilfreich sein, wirkt aber keine Wunder. Meiner sagte mir damals, Bindungsängsten beizukommen, ist eine langwierige Sache, denn die Betroffenen müssen nochmals durch das Erlebte und Überfordernde gehen um sie halbwegs zu bewältigen. Die Hauptarbeit liegt immer bei einem selbst. Und viele kommen nicht weil sie sich gar nicht damit befassen wollen, weil sie Angst vor unerfreulichen Erkenntnissen haben.
Ich würde Dir raten, Dich eher zurückzuhalten, denn Du könntest Dir damit eher Schaden zufügen. Und wieder bei mir selbst anfangen, denn Bindungsängste kann kein anderer Dir nehmen. Dein Interesse an diesem Mann ist symptomatisch dafür und klar, es ist wieder ein vergebener Mann der Dich anzieht wie die Motten das Licht. Dein Unterbewusstsein hat wieder ganze Arbeit geleistet.
Nicht verfügbare Männer wirken anziehend, weil Dein Unterbewusstsein sicher ist. Er ist zu alt oder zu jung oder passt sonst nicht oder ist bereits anderweitig vergeben. Da kann man sich gefahrlos verlieben, denn es wird ziemlich sicher eh nichts. Und die anderen wirken reizlos, weil sie Dich nicht triggern. Die willst du nicht weil sie zu leicht verfügbar wären und auch da spricht Dein Unterbewusstsein das letze Wort, denn es will Beziehungen ja vermeiden. Herbert von nebenan, der Dich anschmachtet, wird als langweilig eingestuft, eben weil er verfügbar wäre, aber der glanzvolle Oliver, der noch dazu Arzt ist, weckt interesse und Bewunderung, weil er eben eigentlich nicht zur Verfügung steht.