Hallo zusammen,
ich habe die letzten Tage hier im Forum schon eifrig mitgelesen, bin aber mittlerweile so verzweifelt, dass ich mich entschieden habe, mich auch anzumelden und meine Geschichte zu erzählen – in der Hoffnung, von Menschen, die mich verstehen, einen Rat bekommen zu können.
Ich war/bin seit einem Jahr mit einem Mann zusammen, den ich über alles liebe. Allerdings ist in der Vergangenheit und besonders im ersten halben Jahr unserer Beziehung vieles falsch gelaufen. Er hat vor mir mehrere Jahre sein Singledasein bis aufs Blut ausgekostet, viele Frauen – zum Teil parallel- gehabt(sicherlich auch zur Bestätigung) und konnte mit diesem Lebensstil nicht so schnell abschließen. Im Frühjahr dieses Jahres hat er mir dann gestanden, mich fünfmal betrogen zu haben. Er hat es aufrichtig bereut, sich unendlich viel Mühe gegeben danach, das Ganze gerade zu rücken – aber mein Vertrauen war natürlich erschüttert. Er hat schon seit fast 2 Jahren eine Therapie gemacht, um dieses „Problem“ in den Griff zu bekommen und mich sogar nach seinem Geständnis mit zu seiner Therapeutin genommen, damit ich mit ihr sprechen und ihre Einschätzung bekommen kann.
Allerdings muss ich dazu sagen, dass er mit den meisten dieser Frauen auch noch befreundet ist/ war und ihm die Freundschaft wichtig ist. Ich habe mich nach vielen klärenden Gesprächen einverstanden damit erklärt, wenn er vor ihnen aufräumt und zu mir und unserer Beziehung steht. Allerdings war es tatsächlich so, dass ich bei ihm schon von Anfang an immer misstrauisch war und den Verdacht hatte, dass etwas nicht stimmt. Nach seinem Geständnis war das Vertrauen aber dann ganz hin und ich habe ihm so gut wie gar keine Chance gegeben, mir zu beweisen, dass er sich tatsächlich ändern kann/ will bzw. habe seine ganzen Bemühungen komplett ignoriert und ihm stattdessen immer wieder unterstellt, dass er wieder fremdgehen wird und ihm somit zu allem fähig gehalten- als Druckinstrument natürlich immer mit der Trennung, die dann von meiner Seite aus folgen würde, in der Hand.
Im Frühjahr bekam er dann sehr rasch ein Jobangebot für eine gute bezahlte Stelle in einem Unternehmen, für das er regelmäßig mehrmonatige Auslandsaufenthalte außerhalb von Europa machen muss. Ich war natürlich nicht besonders begeistert, aber er sagte mir fest zu, dass er den Job nicht machen würde, wenn es eine Gefahr für unsere Beziehung gäbe. Darauf habe ich mich verlassen und natürlich aus meiner Sicht auf das bequemste hingearbeitet: Dass er den Job absagt. Dabei habe ich wenig bis gar nicht darüber nachgedacht, welche Chance dies für ihn ist und dass damit ein großer Wunsch für ihn in Erfüllung geht, sondern nur daran, dass ich will, dass er hierbleibt. Als er sich dann doch für den Job entschieden hat, habe ich keine Gelegenheit ausgelassen, ihm zu zeigen, wie schlecht es mir damit ging. Ständige Tränen, Streits, Unterstellungen führten zu einem ewigen Kreislauf aus Streits und Versöhnungen, weil er immer wieder sagte, er wird bis zur letzten Kraft um uns kämpfen, weil er mich über alles liebt. Er hat mir schon im Frühjahr angeboten, ihn besuchen zu kommen – und schon da wusste ich, dass ich das natürlich tun würde. Aber ich habe ihm das nicht gesagt und stattdessen auch den Besuch dazu genutzt, ihm immer wieder klarzumachen: „Es geht mir wegen dir so schlecht, ich weiß nicht, ob wir das schaffen und ich dich besuchen kommen kann!“. Das ganze halbe Jahr bis zu seiner Abreise hat er immer wieder gesagt, dass alles gut wird und wir das schaffen, aber ich war immer diejenige, die nicht daran geglaubt hat. Dazu kamen dann noch viele Streits über mein mangelndes Vertrauen, das ihn verletzte, weil er sich laut seiner Aussage nie wieder danach etwas hat zu Schulden kommen lassen mit anderen Frauen.
In der letzten Augustwoche ist er dann geflogen. Ich war bis zuletzt bei ihm und auch die ersten Tage lief es gut. Er hat mir Bilder wegschickt, mir von seinen Erlebnissen erzählt, wir haben gechattet, telefoniert und uns immer wieder gesagt, wie sehr wir uns lieben und vermissen. Am fünften Tag wollte er dann von mir wissen, wie es mit der Besuchsplanung aussieht und hat mir gesagt, dass ihn eine seiner Freundinnen, mit der vor vielen Jahren mal mehr war, die ich aber auch persönlich kenne, besuchen kommt, allein. Eigentlich wollte eine andere Freundin noch mit, die hat aber keinen Urlaub bekommen. Ich war natürlich alles andere als begeistert, vor allem, weil sie sich auch noch aus Kostengründen ein gemeinsames Zimmer teilen wollen. Beide haben wir dann angeboten, mitzukommen und obwohl das zeitlich bei mir nicht machbar war, hat sich der Streit dadurch wieder etwas gelegt – vorerst. Wir haben dann meine Reise zu ihm gemeinsam mit seiner Mutter geplant und es lief auch alles gut bis zu dem Punkt, als sein Chef ihm mitteilte, dass auch im nächsten und übernächsten Jahr ähnliche Einsätze auf ihn warten würden. Ich hatte ihm vorab monatelang gesagt und auch am gleichen Tag nochmal beteuert, das sich mich dann trennen würde.
An diesem Punkt ist der Streit dann eskaliert, weil er mich vor die Wahl gestellt hat und eine Entscheidung wollte. In diesem Moment habe ich so klar gesehen, dass mein Verhalten so falsch war die letzten Monate und ich die Trennung auch selbst gar nicht will, sondern liebend gern ein paar Monate per Skype oder ICQ überbrücke, wenn ich ihn danach wieder bei mir habe. Dochda war es schon zu spät, er sagte, er habe keine Kraft mehr, immer wieder kämpfen zu müssen, er gibt jetzt auf. Er sei mit einer riesengroßen Motivation in die Beziehung gestartet und ich habe durch meine Zweifel und mein Misstrauen Stück für Stück alles eingerissen. Er sieht unter diesen Möglichkeiten keine Zukunft mehr, weil er mir so oft gesagt hat, was ihn an mir stört und ich nichts geändert habe. Jetzt hat er das Vertrauen verloren, dass ich mich ernsthaft ändere.
Am nächsten Tag habe ich dann den Flug zu ihm gebucht, um das alles wieder gerade zu rücken und ihm zu zeigen, dass ich es eingesehen habe. Er hat auf meine Nachricht geantwortet, dass er über den gestrigen Abend nicht reden kann, weil er ihm noch zu nah ist, ich aber den Flug nehmen soll. Die vergangenen 2 Wochen haben wir auch täglich Kontakt, ich habe ihm lange und ausführlich geschrieben, was in mir vorgeht, dass ich mich ändere und was ich dafür tue. Auch ich habe mir externe Unterstützung geholt und kehre gerade deutlich vor meiner Haustüre. Das weiß er auch. Aber leider macht er total dicht. Wir haben den Urlaub zusammen gebucht, Flge gesucht und sogar ein Doppelzimmer für uns beide gemietet. Er meldet sich jeden Tag bei mir, erzählt mir, wie es läuft, aber er schreibt mit mir, als sei ich nicht seien Freundin, sondern eine Freundin. In einem langen Gespräch hat er mir geschrieben, dass er momentan nicht sagen kann, ob man das Ganze nochmal kitten kann. Er steht total unter Stress wegen dem neuen Job und kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen, ob wir eine Beziehung haben werden oder nicht. Er will für sich die Rechnung aufmachen ob er das alles noch so will, denn er glaubt nicht, dass sich an meinem Verhalten etwas ändert. Ich hätte ein Jahr lang die Entscheidung gehabt, jetzt würde er sie treffen und nimmt sich dafür die Zeit, die er braucht. Entweder kommt es – oder eben nicht.
Aber ich möchte ihn auf gar keinen Fall verlieren. Er ist trotz allem, was passiert ist, meine große Liebe und ich habe eingesehen, dass mein Verhalten nicht okay war. Ende Oktober ist der Flug zu ihm gebucht und wir haben wie gesagt täglich Kontakt, aber außer ein paar Smilies kommt von seiner Seite nichts mehr wie Schatz oder ich liebe dich, was er immer geschrieben hat. Ich habe solche Angst, dass darunter bis Oktober die Gefühle leiden und vor allem unter dieser Situation vielleicht mit der Freundin, die ihn besuchen kommt, etwas passieren wird. Momentan verhalte ich mich ihm gegenüber auch sehr kühl, obwohl es mir in den Fingern brennt, ihm was Liebes zu schreiben. Aber darauf kommt nichts zurück, das habe ich schon versucht. Ich habe ihm auch gesagt, dass ich ihm die Zeit gebe, die er braucht, aber der Gedanke, dass ich ihn trotz täglichem Kontakt verlieren, bringt mich um. Vor allem, nachdem ich nun endlich eingesehen habe, was ich will und wie es laufen muss.
Ich weiß mir wirklich keinen Rat mehr, was kann ich noch tun? Denkt ihr, da ist noch etwas zu retten?
14.09.2011 11:21 •
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