Hallo ihr Lieben
Ich bin ganz neu hier, habe aber schon sehr oft im Forum gelesen, da es mir schon seit August letzten Jahres nicht gut geht und mein Liebeskummer nicht nachlässt. Ich bin Ende 30, habe noch nie eine lange Beziehung geführt. Das liegt mitunter an meiner eigenen Beziehungsangst (passiv, aber nicht klammernd). Ich ziehe gerne Männer an, die entweder kein echtes Interesse haben oder aber wie in meinem aktuellen Liebeskummer-Fall selber unter Ängsten leider (aktiv).
Ich gehörte allerdings nie zu dem klammernden Typ Frau, ich verkrieche mich ganz im Gegenteil in meine Höhle und lasse sofort jegliche Kontaktversuche meinerseits bleiben. Ein bisschen Selbstschutz muss schon sein.
Die Dynamiken bei Bindungsangst sind mir auch sehr bekannt, ich gehe auch wieder zur Therapie und habe auch schon Bücher wie von Stahl gelesen.
In meiner jetztige Situaltion wird mir keiner helfen können, die Nummer ist eh schon durch.
Wir haben uns das letzte mal im September gesehen. Hatten nur zwei Treffen.
Ich hatte ihn über eine SB kennengelernt und wir haben (durch Urlaunszeiten bedingt) erstmal nur drei Wochen geschrieben. Der Humor passte wie A** auf Eimer, es war kurzweilig, wir teilen den gleichen Musikgeschmack, viele Parallelen aus der Vergangenheit. Für mich war es so, als würde ich da in Kürze jemanden ganz Besonderen treffen. Ich hatte wirklich ganz viel Hoffnung reingelegt. Das habe ich bei Dates eigentlich gar nicht mehr, da ich da viel zu viele langweilige oder an mir auch desinteressierte Dates hatte. Das Thema sehe ich normalerweise recht ernüchternd. Bei ihm war das plötzlich anders (wohl durch die emotionale Nähe, die wir über Sprachnachrichten und die Inhalte der WA-Nachrichten austauschten. Es fühlte sich vertraut an (die Emo-Knöpfe können so gut virtuell gedrückt werden, Wahnsinn). Bitte nicht falsch verstehen, es war kein Love Bombing. Ich fand einfach nur einfach alles spanndend. Und er auch.
Da er in einer anderen Stadt (zwei Stunden entfernt) wohnte, kam er mich besuchen und ich holte ihn vom Zug ab.
Ich suchte nicht nach jemandem, der woanders wohnt, aber er wurde mir in meiner Stadt angezeigt.
Und ich fand sein Profil so toll, also machte ich mal eine Ausnahme
Wir waren gleich angetan voneinander und der ganze Tag war wirklich lustig, einfach ein Traumdate, wie ich es mir schon immer gewünscht hatte. Wir waren draussen, es war warm, wir konnten über Gott und die Welt reden und übereinander lachen, es gab auch auf beiden Seiten magische Momente.
Er blieb die Nacht über (kein S.) und wir küssten uns auch. Doch als er dann neben mir lag, wurde er plötzlich ganz anders, wie emotional abwesend und kühl, fast schon erstarrt. Von jetzt auf gleich. 1 min. zuvor haben wir uns noch im Badezimmer geneckt. Ich fühlte mich richtig unwohl, da ich dachte, er wäre ein verkuschelter Mann. So schlief ich traurig ein, am nächsten Morgen war die Stimmung ganz merkwürdig distanziert. Er fuhr, schrieb noch vom Zug aus. Bisschen hin und her getextet. Ich habe dann die Konversation beendet, war einfach enttäuscht, dass plötzlich so eine Wende kam. Das war richtig unheimlich.
Zuvor hatte ich drei Jahre lang keinen Mann mehr bei mir in die Wohnung gelassen, aber verblendet wie ich war und voller Hoffnung, habe ich mir bei ihm nichts dabei gedacht.
Ich heulte zwei Tage wie ein Schlosshung. schrieb ihm dann, dass ich eigentlich alles toll fand, aber ich das Gefühl habe, dass wir uns wohl blockiert haben, weil alles zu schnell ging.
Er schrieb dann, dass er auch alles toll fand. aber ihm etwas fehlen würde, er wisse nicht, was es ist.
Gut, dachte ich mir, dann lass ich ihn mal davon ziehen, wünschte ihm noch alles gut, machte noch ein paar Scherze und schickte ihm ein Herz (Insider-Joke). er wünschte mir das gleiche, auch mit Herz.
Fünf Wochen lag litt ich unter den überlsten körperlichen Schmerzen durch den Liebeskummer, Gelenkschmerzen, meine Haut im Brustbereich fühlte sich an, als würde sie verbrennen. Ich weinte tatsächlich mindestens 10 Stunden am Tag. Solch einen Liebeskummer hatte ich noch nie erlebt. Und ich hatte schon echt genug Kummer wegen Männern.
Doch bei ihm war es so, dass als er mir das schrieb, ich genau spürte, dass da was nicht stimmt. Ich konnte ihm das nicht abnehmen. Und bis dato habe ich allen Männern, die mir so etwas gesagt haben, das Ganze sofort abgenommen.
Plötzlich nach fünf Wochen, ich wieder heulend zu Hause, kam eine Nachricht von ihm. Er würde immer wieder über mein WA-Profil gehen, sich fragen, wie es mir geht. Er könne nicht richtig abschliessen. Das mit dem Abschotten (schon alleine dieses Wort!) wäre zu schnell passiert. Er denkt schon oft darüber nach, dass es schön wäre, mich wiederzusehen.
Wie es sich viele von euch denken können, fühlte es sich so an, als hätte jemand meine Gebete erhört. Ich bekam nochmal einen starken Heulkrampf, bekam Panik, weil ich Angst hatte, diese zweite Chance gegen die Wand zu fahren.
Aber ich liess mich wieder auf Kontakt ein. eine Woche später, fragte er dann, wann wir uns wiedersehen. Dann kam er wieder in meine Stadt. Wir waren essen, wieder alles lustig und eine Wellenlänge. Zu Hause bei mir, hatten wir auch wieder Spaß, küssten uns und ezählten und erzählten. und dann kam der Moment, vor dem ich Angst hatte. und es passierte wieder. Kaum lagen wir im Bett nebeneinander, war er wieder wie unterkühlt und in Starre. Wieder Abgeschottet, wie Jackyll Hyde.
Ich war dadurch wieder irritiert, dachte, ich wäre in einem falschen Film. Das machte mich innerlich so kaputt. am nächsten Morgen war wieder reservierte Stimmung. Ich konnte dann auch an der Tür nicht anders und es flossen Tränen, hab ihm dann auch paar Takte gesagt. Als er bei der Bahn war, entschuldigte er sich per WA, ihm täte es so leid. Ob wir später telefonieren wollen (dabei telefonierten wir nie, weil es nicht sein Ding ist). Hab ihm das Telefonat auch abgesagt am Abend, dass mir nicht mehr danach sei, ein ander mal, wenn ich den Kopf frei hätte. Darauf er: ok (wow)
Er war derweil auch weiterhin in der SB unterwegs. Klar, für mich hat der eh wieder von jetzt auf gleich wieder nichts gespürt. Weiter auf der Pirsch. Nach vier Tagen hab ich mich bei ihm gemeldet, mein Kopf wäre wieder frei. von ihm wieder Entschuldigungen. ich bedankte mich dann, dass er mich da verstehen würde. Aber danach kam nichts mehr konkret von ihm. Und ich liess es dann auch so stehen.
Zwei Monate später (!) schrieb er mir plötzlich Nachts ein Kompliment zu meinem neuen WA-Foto.
Tauchte wieder ab. wieder vier Tage später ein Youtube-Link zu einem Liebeslied. Ohne einen Satz dazu.
Ich schickte ihm am Folgetag auch ein Lied. Es kam aber nichts mehr zurück. Hatte ich auch so erwartet (aber nicht gehofft)
Wieder einen Monat später, Ende Dezember, wollte ich unser ganzes verschrobenes Auseinandergehen auf eine neutrale, nette Ebene bringen, da ich mit diesem Gedanken der zwei Königskinder nicht loslassen konnte / wollte.
Wir schrieben dann neutral, nett bisschen hin und her und ich zog mich dann aus der Konversation. Ich war dann traurig, weinte einen Tag lang, weil da der Punkt kam, wo ich mir eingestand: Da ist nichts mehr, kein Gefühl bei ihm. Aber am übernächsten Tag, an Silvester, ging es mir blendend, als wäre der Geist weg. Und zack: Plötzlich wieder ein Liebeslied. Ohne Kommentar.
Ich, doof wie ich war, schickt auch ein Lied.
Seitdem wieder nichts mehr. Und ich denke echt, er wollte für sich das Gefühl, dass wir da in dieser Pseudo-Sehnsucht auseinander gehen. Was das aber mit mir macht, da kann er sich nicht so hineinversetzen, denn es geht da erstmal ganz egomäßig um ihn. Wie schätzt ihr das ein, kennt das jemand? Warmhalten, um mich ins bett zu kriegen, das tat er ja nicht. Sonst hätte der mehr einen Move gemacht. Aber mir solche Lieder zu schicken, ist schon echt ein Ding. Und es gibt Tage, an denen ich sauer darüber bin, an anderen denke ich: Der ist die Geisel seiner selbst.
Ich habe keine körperlichen Schmerzen mehr, aber meine Enttäuschung, dass dieser Mann, der eigentlich in vielen Dingen zu mir passen würde, kein Beziehungspotential hat, ist einfach groß. Er wünscht sich eigentlich auch Familie und eine Partnerschaft. kann das aber letztendlich gar nicht. Im Nachhinein fielen mir noch viele Dinge auf. eigentlich hatte er nie eine lange Beziehung. Eher Beziehungsversuche, über große Distanzen (wie ich). Und Scheidungskind, das hätte auch sein Weltbild über Sicherheit und zwischenmenschliche Beziehungen geprägt, etc. Wer weiß, was da noch so alles war. Es kam auch mal die Bemerkung, dass er viel Space brauchen würde, ob ich ihm den geben könnte. da machte ich nur Witze. Denn Freiraum hätte man bei der Entfernung ja eh schon. Damals hab ich nicht gecheckt, was das bedeuten sollte, weil ich noch nie klammerig war. Freiraum ist für mich selbstverständlich.
Und ich arbeite weiter an mir und versuche meinen inneren Scherbenhaufen zusammen zu kehren.
Ich war einfach nach bald 40 Jahren auf dieser Welt, zu hoffnungsvoll. Das habe ich mir schon den Großteil meines Lebens untersagt. Und nun hatte ich mich getraut, wollte einfach mal alles auf mich zukommen lassen und BÄM, eine Watsche kassiert.
Eure traurige Starchaser
01.02.2020 22:21 •
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