Bindungsangst - Beziehungssucht

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Seit ein paar Wochen bin ich immer mal wieder auf dieser Website und lese die Beiträge. Und es ist so nett, denn man hat den Eindruck, daß einige Leute sich gut kennen, zumindest auf interaktiver Ebene. Obwohl das ja eigentlich komisch ist, zumindest für mich, seine Gedanken so preiszugeben, ohne zu wissen an wen. Aber vielleicht macht es das ja manchmal auch leichter...
Eigentlich habe ich es noch gar nicht geschafft, mich zu trennen. Ich weiß eigentlich, daß ich es tun muß, mein Verstand weiß es zumindest. Aber es ist so ungeheuer schwer. Seit Monaten fühle ich mich in meiner Beziehung oft einsamer, als ich es alleine wahrscheinlich jemals sein könnte. Seit einem Jahr versuche ich, eine Verbindung zu meinem Freund herzustellen, echte Nähe zu schaffen. Aber es ist, als würde ich gegen eine Mauer rennen und abprallen.  In diesen ganzen letzten Monaten gab es nur wenige Momente, in denen wir uns tatsächlich nahe gekommen sind. Es ist so, als würde man nach jedem Schritt nach vorne immer wieder drei Schritte zurück machen. Insgesamt gab es in diesem ganzen Jahr kaum eine Entwicklung zwischen uns. Die Rollen waren von Anfang an klar verteilt. Während ich suche, fordere und mich verantwortlich fühle, ist er immer wieder bemüht Distanz zu halten. Mir ist klar, daß ich mich mehr auf mich selbst konzentrieren muß, daß es nichts bringt, ihn für mein Glück (oder Unglück) verantwortlich zu machen. Trotzdem ist es ungeheuer schwer, loszulassen. Oder die Hoffnung aufzugeben, die Beziehung doch noch retten zu können. Ist es vielleicht sinnvoll, zu einer Selbsthilfegruppe zu gehen, um sich Stärkung zu holen? Falls jemand Erfahrungen damit gemacht hat, sich auf die eine oder andere Art erfolgreich von einer solchen Beziehung gelöst hat, bin ich für Ratschläge dankbar.

Viele Grüße,
mascha

03.07.2002 17:36 • #1


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Hi Mascha,

wie lange seit ihr zusammen und deine wievielte Beziehung ist es?

Wenn ich das richtig verstehe benötigst du nähe, geborgenheit usw. Und das kann oder will er dir nicht geben. Bist Du der Meinung er liebt Dich /noch?

Ich weiß das dieser Schritt schwer ist, aber es erinnert mich an meine letzte Beziehung. Da kam dann allerdings erleichternt hinzu, dass sie mich betrogen hat. Das machte den Schritt loszulassen einfacher. Trotzdem habe ich 1 1/2 Monate nicht geschlafen bzw. nur 2 bis 3 Stunden die Nacht und mir überlegt, was geht noch, wie kann ich es anstellen das es wieder schön wird, was ist überhaupt mit uns los usw.

Aber dennoch habe ich losgelassen, und mir ging es danach gut. Das schwierige ist den ersten Satz zu sagen. Bei mir war es ich weiß nicht ob es noch sinn hat mit uns, der Rest ging von ganz alleine.

Ich werde ab und zu mal reinsehen, ob Du nochmal was geschrieben hast.

Liebe Grüße, und Kopf hoch.

Denk dran: Liebe ist eine Leidenschaft, die Leiden schafft!!!

Der Unwissende

04.07.2002 09:42 • #2


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Bindungsangst - Beziehungssucht

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Die Antwort könnte sein: Er hat eine Borderline-Störung.
Um das rauszufinden, mach´ 2 Dinge:
1. Finde raus, ob er in anderen Beziehungen auch nicht mehr Nähe zulassen konnte.
2. Erkundige dich im Web nach der Störung.


LG


D.

04.07.2002 23:24 • #3


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Lieber Unwissender, liebe/r D.,

vielen Dank für die Antworten zunächst mal. Es ist schön zu sehen, daß es immer wieder Leute gibt, die den Absprung geschafft haben. Sich über den Partner zu beklagen ist ja schön und gut, es hält einen allerdings davon ab, sich mit den eigenen Problemen auseinanderzusetzen, wenn man alles nur auf den anderen abschiebt. Denn wenn ich ganz ehrlich bin, muß ich mir eingestehen, daß die Tatsache, daß ich seit einem Jahr in einer Beziehung lebe, die mir nicht das gibt, was ich brauche, mehr über mich aussagt, als über meinen Freund. Trotzdem ist an dieser Sache mit dem schwierigen ersten Satz schon was dran. Manchmal habe ich so große Angst vor diesem Satz, daß ich glaube, lieber in einer unbefriedigenden Beziehung bleiben zu wollen, als alles aufzugeben, auch die ganzen Hoffnungen, die man ja immer hat. Tja, Liebe ist in der Tat eine Leidenschaft, die Leiden schafft. Und noch dazu ist sie irrational. In jedem FAll hoffe ich, daß die Trennung von Deiner Freundin Dir nicht mehr allzu viel Kummer bereitet.

Liebe Grüße,
mascha

07.07.2002 21:34 • #4


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Hi Mascha,

nein, die Trennung bereitet mir keinerlei Sorgen mehr (dafür habe ich andere Sorgen (siehe Forum)). Das ist jetzt schon ein dreiviertel Jahr her. War eigentlich sogar eine relativ ähnliche Situation. Sie konnte kaum Zärtlichkeiten austeilen, und auch sehr schwer welche entgegen nehmen. Und ich bin jemand, der sehr gerne Zärtlichkeiten verteilt...
Letztenendes war es dann so, dass wir zwar zusammen bei mir gewohnt haben, zusammen in einer Wohnung waren usw. In einem Bett geschlafen, aber es lief rein gar nichts mehr. Und dies für ca. 1 1/2 Jahre. Dies war, wie ich im nachhinein erfahren habe, aber auch durch einen Arbeitskollegen ihrerseits bedingt, mit dem sie irgendwann eine heimliche Beziehung gestartet hat (damit ist sie ca. ein viertel Jahr nach der Trennung rausgerückt), obwohl sie sowie auch er in einer Beziehung waren. Deshalb konnte sie mir nicht zu nahe kommen, und ich ihr schon gar nicht. Ein Gute-Nacht-Kuss sowie der Kuss zur Arbeit war alles, was an Zärtlichkeiten lief. Wenn ich sie abends im Bett in den Arm genommen habe, kam dann Laß mal, mir ist so warm, Ne, ich bin so müde und kann doch net schlafen, wenn du mich festhälst usw.

Ende vom Lied: Ich habe die Beziehung beendet.

Aber was dich vielleicht hoffen läßt:
Ich verstehe mich heute besser den je mit ihr. Wir haben uns, als ich das mit dem Arbeitskollegen erfahren habe, sehr heftig gestritten (verletzte Tier sind an gefährlichsten!!!) Dennoch haben wir uns irgendwann an einen Tisch gesetzt, und die Sache in Ruhe besprochen. Und ich habe verziehen. Wir haben heute einen besseren Kontakt als in der Zeit, als wir ein Paar waren. Sie hat mittlerweile wieder einen neuen Freund. Und versucht mir gerade zu helfen, mein im Forum beschriebenes Problem zu lösen. Sie hat sich mit dem Mädel,ohne mein Wissen, getroffen, um ihr über mich zu berichten (positiv zu berichten... ), bzw. zu erfahren, wovor sie Angst hat (die Flamme) und ihr evtl. die Angst zu nehmen.

Aber ich kann nur sagen, dass es mir viel, viel besser ging, als ich die Beziehung, in der ich mich selbst nur unglücklich und mir selber was vorgemacht habe, beendet habe.

Liebe ist die schönste Sache der Welt! Aber auch die schmerzhafteste!

Viele liebe Grüße

Unwissender

08.07.2002 06:01 • #5


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Liebe Mascha,

(zu: distanziertem Verhalten) In meiner Beziehung war es zwar nicht so extrem, aber es war doch immer eine gewisses Ungleichgewicht da, was das Bedürfnis nach Nähe anging und das Pensum an Zeit, was man miteinander verbringen möchte. Nach 6 Jahren war es bei der Trennung schwer für mich, mir einzugestehen, dass sich in diesem (seinen) Verhalten auch ein Ungleichgewicht der Gefühle ausdrückt - klar, Gefühle kann man nicht messen, aber wahrscheinlich hab ich ihn die ganze Zeit mehr geliebt als er mich - denn an was sollte ich es denn sonst erkennen, als an seinem Verhalten?
Man kann natürlich auch losgehen und versuchen zu erklären, dass er seine Gefühle einfach nicht so gut ausdrücken kann, Bindungsangst hat etc., dass die Menschen eben verschieden sind und auch verschieden lieben. Aber letztendlich war es (drastisch ausgedrückt) doch nur Selbstbetrug aus Bequemlichkeit oder aus Angst, sich zu trennen. Als bei uns die Krise losging, in der sich schon das Ende andeutete, wurde es ganz extrem - es war kaum noch Zeit für uns da und er wurde richtig ignorant.
Was ich nicht wusste: er hatte schon Monate vorher eine Frau kennengelernt, mit der er sich besser verstand. Konnte sich aber nicht durchringen, unsere Beziehung zu beenden.
Jetzt würde ich sagen, nur durch die Trennung ist der Weg offen für was Stimmigeres (auch wenn ich es noch nicht gefunden habe), oder für die Möglichkeit, es besser zu machen.

Liebe Grüsse, K.

14.07.2002 01:52 • #6




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