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Bin ich beziehungsunfähig, weil ich nicht viel rede?

Lalunia
Zwei Personen beteiligen sich ja an einer Konversation. Zwei sind zu gleichen Teilen verantwortlich. Keine ist alleine für das fortführen der Kommunikation verantwortlich. Also wieso bleibst du nicht einfach bei dir, sagst Dir dass deine Kollegin schon auch was sagen kann wenn sie möchte und ansonsten hälst du diese Stille aus ohne dich fertig zu machen. Menschen können ja auch nicht ohne Pause quatschten (wie anstrengend ist denn das?!), schweigen ist absolut natürlich und Ordnung.
Das hat mir geholfen diese Angst zu besiegen. Wenn es still wird, drehe ich meine Gedanken absichtlich so rum und schweige erst absichtlich, entspanne mich, schaue einfach in die Gegend, lehne mich zurück und sage nur dann was wenn ich wirklich was sagen will.

18.02.2021 20:27 • x 2 #16


E
Lalalana1, jetzt hast du mich deiner Nachricht gerade echt zum Schmunzeln gebracht, vielen Dank dafür
Ich werde das mit deinem Tipp mal ausprobieren. Und ja, ich habe wohl ein Problem, eine Stille auch mal auszuhalten.

18.02.2021 20:35 • x 1 #17


A


Bin ich beziehungsunfähig, weil ich nicht viel rede?

x 3


M
Hallo, ich kenne das.

Nur dass es bei mir real ist, dass mich viele nicht mögen und ich mich damit arrangiert habe. Das was Du befürchtest was andere von dir halten könnten, ist bei mir leider oft Realität, egal wie sehr ich mich um diplomatische Wortwahl und Sachlichkeit bemühe.

lch bin Asperger Autistin (was ohnehin selten gesellschaftliche Komptibilität bedeutet) und habe dennoch ein solides Selbstbewusstsein durch meinen übermäßig ausgeprägten Narzismus. Ist wohl Teil des autistischen Musters, aber natürlich ecke ich leider sehr oft ungewollt an, verletze die Befindlichkeiten meiner Gesprächspartner und werde nicht oft gemocht und für arrogant, gefühlskalt und dominant gehalten. Meine Gefühlsvarianz, sprich Empathie, ist zwar nicht sehr hoch, aber ich bin trotzdem oft traurig darüber, anderen scheinbar immer wieder negativ aufzufallen.

Dennoch habe ich viele Freunde, Verwandte und auch meinen Partner, die mich eben genau für meine direkte und konsequente Art mögen. Auf diese Menschen muss man achten und sich um diese Menschen bemühen. Das bedeutet auch, ihnen zu vertrauen und zu glauben, wenn sie einem etwas nettes sagen.

Lass dich von deiner Angst und Unsicherheit bitte nicht zu Misstrauen verleiten und Hüte dich vor Verbitterung! Wir alle sind es wert, gemocht und geliebt zu werden!

Kopf hoch!

18.02.2021 20:43 • x 1 #18


Lalunia
@Einsamer-Wolf ich hatte genau das gleiche Angst mit 28. also Versuch mal. Halte aus und Versuch dich dabei zu entspannen, gar nicht daran zu denken was du sagen sollst. Überlass das ruhig dem gegenüber. Bist ja auch kein Clown

18.02.2021 20:50 • x 2 #19


nimmermehr
Also, ich denke, solange du gut zuhören kannst und ab und zu auch interessiert nachfragst, wird es genug Menschen und auch Männer geben, die nicht schlimm finden, wenn du selbst nicht viel redest. Schlechter Zuhörer zu sein, der dauernd unterbricht oder desinteressiert wirkt, ist viel schlimmer in meinen Augen.

Wenn Du Angst vor unangenehmer Stille hast, überleg dir für solche Situationen doch einfach ein paar Standardfragen, die du dann stellen kannst wie Wo hast du deinen letzten Urlaub verbracht? - Wo soll es als nächstes hingehen? - Wo wolltest Du schon immer Mal hin? -Was wolltest Du werden, als du Kind warst? ... Man kann mit so manchen Fragen doch ein Gespräch auch wieder in Gang bringen. Ansonsten bist du aber ja auch nicht allein für den Gesprächsfluss zuständig.

18.02.2021 21:11 • x 3 #20


M
Zitat von nimmermehr:
Also, ich denke, solange du gut zuhören kannst und ab und zu auch interessiert nachfragst, wird es genug Menschen und auch Männer geben, die nicht schlimm finden, wenn du selbst nicht viel redest. Schlechter Zuhörer zu sein, der dauernd unterbricht oder desinteressiert wirkt, ist viel ...


Smalltalk ist eine Kunst für sich, ich beherrsche es leider bis heute nicht... In sozial überfordernden Situationen halte ich daher oft wissenschaftliche oder politische Monologe, die völlig unpassend und deplatziert sind und andere nerven... Das erfahre ich leider meist hinterher, da man mir aus Höflichkeit selten Bescheid gibt, wenn ich nerve... An Aspie's life

18.02.2021 21:19 • x 2 #21


nimmermehr
Zitat von MariaLaFleur:
Smalltalk ist eine Kunst für sich, ich beherrsche es leider bis heute nicht... In sozial überfordernden Situationen halte ich daher oft wissenschaftliche oder politische Monologe, die völlig unpassend und deplatziert sind und andere nerven... Das erfahre ich leider meist hinterher, da man mir aus Höflichkeit ...


Ich habe früher dann auch oft sinnlos losgeplappert und teils auch - warum auch immer - irgendwelche peinlichen Geschichten erzählt. Einmal hab ich einem Mann beim 1. Date eine Geschichte erzählt, wie ich von übermäßigem Verzehr von Fruchtzwergen furchtbare Blähungen bekommen hab. Da fragt man sich selbst irgendwann mitten im Reden, wieso man stattdessen bitte seine blöde Klappe nicht gehalten und einfach nur schön ausgesehen hat.

18.02.2021 21:25 • x 1 #22


DieFrau
Zitat von Einsamer-Wolf:
Ich habe hier ein Beispiel: es ist ein Weilchen her, da habe ich mit einer Arbeitskollegin öfters mal zusammen Mittagspause gemacht. Sie hat in der Regel viel erzählt, ich habe zugehört und manchmal auch etwas gesagt. Ich fand die Momente, wenn keine von uns beiden etwas ...


Also, ich bin der Meinung dass du nicht so geboren wurdest, irgendetwas ist passiert, eine Situation oder so, die du so bewertet hast, dass Stille schlimm ist und du was sagen musst.

Frauen haben es zB oft bei Dates aber das heisst nicht dass sie Angst haben. Nein, sie stehen nur unter Druck dass sie einen guten Eindruck hinterlassen wollen. Denke bei dir ist es nicht ganz anders

18.02.2021 21:43 • #23


E
Zitat von Begonie:
Du redest nicht viel, Du bist eher von der stillen Sorte und ein zurückhaltender, vorsichtiger Mensch. Das ist eine Wesensart genauso wie Menschen, die zu viel reden, glauben, jeder interessiert sich dafür, was sie sagen und die gerne im Mittelpunkt stehen und die Aufmerksamkeit auf sich ...


Wow, vielen lieben Dank für deine so ausführliche und sehr hilfreiche Rückmeldung und die damit verbundene Zeit, die du dir dafür genommen hast! Ich bin total baff, da quasi alles, was du über mich beschrieben hast, tatsächlich stimmt. Ich bin bereits dran, mein Selbstbild zu stäken, aber wie auch du sagtest, ist es richtig Arbeit. Ich lese z.B. immer mal wieder in dem Büchlein Du wirst geliebt von G. S. Hoffmann, das ich an dieser Stelle auch gerne an die anderen MitleserInnen empfehle. Es ist eine Liebeserklärung der eigenen Seele.

18.02.2021 22:35 • x 1 #24


B
Die Story mit Deiner Arbeitskollegin zeigt, dass Du Dich für die Fortführung des Gesprächs verantwortlich fühlst. So, als Du jetzt dafür sorgen müsstest, dass die Unterhaltung irgendwie weiter geführt wird.
Das ist aber ein Trugschluss, denn Kommunikation basiert - wenn sie gut läuft - auf Geben und Nehmen.Sie sagt was, erzählt was, Du hörst zu und sagst vielleicht auch etwas. Und dann kommt auf einmal Schweigen, das Du als unangenehm empfindest.

Schweigen hat viele Facetten. Schweigen kann wie eine Blockade wirken. Man überlegt sich krampfhaft, was man sagen könnte, setzt sich selbst unter Druck und fühlt sich überfordert und blockiert. Das ist oft der Fall mit Menschen, mit denen man nicht sehr vertraut ist.
Daher wurde ja das Smalltalk erfunden, das mir auch nicht sonderlich liegt. Zwar bin ich schon wesentlich selbstbewusster und spreche mehr als früher, aber es kann durchaus in Mühe ausarten.

Der Sinn von Smalltalk ist, dass das Gespräch weiter geht und man nur oberflächliche Themen berührt, die keine Konflikte hervorrufen. Daher sind Themen wie Politik, Trennungen, Scheidungen, gesellschaftliche Probleme etc.tabu, um keine Meinungsverschiedenheiten aufkommen zu lassen.Themen wie Reisen, Urlaub, Hobbies wiederum sind unkritisch und oft eignet sich auch Berufliches durchaus.

Dann gibt es das bockige Schweigen. Jemand fühlt sich z.B. zu Unrecht kritisiert, zieht sich in sich selbst zurück und spricht nicht mehr. Er verweigert Kommunikation und lässt damit das Gegenüber regelrecht auflaufen. Solch ein Schweigen ist meist auch eine Machtdemonstration, die nonverbal sagt: mir dir rede ich nicht mehr, Punkt.
Schweigen kann aber auch eine Übereinstimmung bedeuten, die aber meist ein hohes Maß an Übereinstimmung voraussetzt. Man kennt sich, man mag sich und man muss nicht viele Worte machen um sich gemeinsam wohzufühlen ohne dass Worte nötig wären. Das ist dann ein angenehmes Schweigen.

Smalltalk, diese Hilfsmittel, kann man lernen und üben. Am Anfang geht es holprig, aber mit mehr Übung merkt man, dass es geschmeidiger läuft. Zum Üben gehört aber auch, dass man gerade am Anfang nicht nur Erfolgserlebnisse hat, sondern auch mal auf die Nase fällt.

Ich glaube, Deine Unsicherheit liegt nicht nur auf Deinem mangelndem Selbstbewusstsein. Ich denke, Du fühlst Dich für zu viel verantwortlich und setzt Dich damit unnötig unter Druck. Lass das einfach alles mal laufen, es liegt nicht alles an Dir und Du musst nicht alles richten und jede Gesprächspause überbrücken. Zumal Dir das ohnehin nicht so liegt, da Du eben nicht von der redseligen Sorte bist. Menschen sind verschieden und jeder hat das Recht zu sein wie er ist, sofern er keinen anderen damit schadet.

Es gibt halt solche und solche und wiederum andere. Aus einem Partylöwen, der gerne glänzt, wird nie ein zurückhaltender Mensch und aus einem schweigsamen, introvertieren wird keiner, der gerne im Mittelpunkt steht. Alles hat seine Daseinsberechtigung.

Ich habe letzthin mal über Männer nachgedacht, die mich interessiert haben. Es waren ausnahmslos immer eher zurückhaltende und ruhige Männer. Mit Männern, die richtg einen auf Mann machen oder auf solche, die gerne die Aufmerksamkeit auf sich lenken, konnte ich nie etwas anfangen. Mich reizten immer nur solche, die ihr Herz nicht auf der Zunge trugen und eine Karnevalssitzung im Alleingang bestreiten könnten.
Es gibt für alles Abnehmer.

Du bist wie du bist und das kannst Du nicht ändern. Es steht Dir auch zu so zu sein. Akzeptiere das als Deine Eigenart, die keiner Wertung unterliegt. Du kannst sogar damit kokettieren und in unangenehmen Situationen sogar die Flucht nach vorne antreten und z.B. sagen ich weiß jetzt nicht, was ich sagen soll, Mir fällt absolut nichts ein. Das von einem Lächeln oder Lachen begleitet wirkt dann oft sogar sympathisch, einfach weil es authentisch ist. Oder Du sagst, ich bin im Grund genommen ein schüchterner Mensch, aber ich arbeite daran, dass das keiner merkt. Von einem Lachen über sich selbst begleitet kannst Du damit sogar punkten.

Spiele keine Rolle, die Dir nicht liegt. Das hast Du nicht nötig, denn Du bist okay so wie Du bist. Und wem das nicht passt, den brauchst Du nicht und der braucht auch Dich nicht.

Nimm die Schwere raus und nimm Dich so wie Du bist. Je älter Du wirst, desto leichter geht das. Denn es ist mühsam und energieaufwändig, wenn man eine Rolle spielen will, hinter der man nicht steht. Und irgendwann hat man zu so was auch keine Lust mehr.

Es ist alles in Ordnung und so wie Du bist ist es in Ordnung. Ich denke, an Deiner Sozialphobie kannst Du noch arbeiten, indem Du die Einstellung zu anderen Menschen ändert. Sie sind nicht dazu da, über Dich zu befinden oder zu urteilen. Es gibt ja auch Konfrontationstherapien, in denen Menschen Ängste überwinden, indem sie mit genau diesen Situationen konfrontiert werden.
Hat Jemand Höhenangst, kann er sich dazu zwingen über eine Brücke zu gehen und die unbegründete Angst trotz Geländer runterzufallen überwinden. Ähnlich verhält es sich mit anderen Menschen.
Aber überfordern darf man sich auch nicht. Denn kleine Fortschritte die man bei sich bemerkt, machen Mut und schaffen Zuversicht. Überforderung bewirkt das Gegenteil.

Ich denke manchmal gerne in Bildern. Ich hab da so elende Kobolde in mir entdeckt, die sich schon lange bei mir eingenistet haben und die ganz ekelhaft sind, Häßlich und bösartig sind sie und obendrein natürlich richtig schadenfroh.
Die kommen immer mal wieder hervor, setzen sich auf meine Schulter und sagen zu mir so schöne Dinge wie Na, wieder mal versagt, Du Looser. Ha, Du bringst es einfach nicht, da kannst Du Dir noch so viel Mühe geben, bei Dir ist Hopfen und Malz verloren.
Dann freuen sie sich, feixen und reden miteinander: die haben wir heute wieder mal fertig gemacht und auf den Boden der Tatsachen gestellt.
Mittlerweile höre ich nicht mehr auf sie, sondern nehme sie und setze sie in einen Schrank, wo ich sie einsperre. Und dann sage, Ihr könnt Euch jetzt gegenseitig ärgern, aber mich nicht mehr niedermachen. Ich bin draußen und lass mir mein Leben von Euch nicht mehr kaputt machen. Ihr seid ekelhaft, hochmütig, bösartig und charakterlos.
Tja, dann maulen die Kobolde zwar, aber sie werden dann auch still. Ich habe ihnen die Stirn geboten und sie weg geschickt und damit auch entmachtet.
Du kannst für Dich auch einen Weg finden, mit den inneren Dämonen zu Rande zu kommen. Bei mir funktioniert das Bild mit den bösen Kobolden, bei Dir vielleicht was anderes. Solche Übungen können sogar Spaß machen. Finde für Dich einen Weg.

19.02.2021 12:48 • x 2 #25


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