Hallo,
das Nachtelefonieren bei Absagen kannst du dir sparen. Ich bin auch im Personalbereich. Seit die ganze Gleichbehandlungsgesetze in Kraft sind, wird dir kein Ansprechpartner mehr nach einem Vorstellungsgespräch sagen, woran es wirklich gelegen hat, dass jemand anderes die Stelle bekommen hat.
Mit jeder konkreten Aussage zu einem abgelehnten Bewerber befürchtet jeder Arbeitgeber irgendwelche Klagen wegen Diskriminierung. Da kann nicht mehr gesagt werden, was der Grund wirklich ist. Früher ging das noch, hinterher anrufen, fragen woran es gelegen hat und beim nächsten Mal dann berücksichtigt beim Bewerbungsgespräch. Bringt dann aber auch nur bedingt was, weil man dann anfängt sich nicht mehr authentisch zu verhalten. Ging meinem Ex mal so, Bewerbungen um ein Volontariat bei Zeitungen. Nach einem Vorstellungsgespräch wurde ihm gesagt, er wäre zu forsch gewesen. Da hat er er sich beim nächsten dann zurück genommen, da gab es dann eine Ablehnung, weil er zu zurückhaltend gewesen wäre. Am besten ist meiner Meinung nach authentisch sein. Spätestens im Verlauf der Probezeit merkt man dann eh, ob es passt oder nicht.
Wo nach wird ein Bewerber ausgewählt? Wer es ins Vorstellungsgespräch geschafft hat, bei dem stimmt grundsätzlich die Bewerbung, die Qualifikation und auch die bisherige Berufserfahrung. Wenn die Bewerbungen also fachlich eigentlich ziemlich ähnlich sind, dann wird die Entscheidung im Vorstellungsgespräch getroffen. Da geht es dann um Dinge wie: wie authentisch war der Bewerber, wie hat er gewirkt, wie interessiert war er am Job, welche Eigenschaften hat er (Lernbereitschaft, Wissbegierde, Lust auf Neues, Flexibilität, Umgang mit Stress/Druck) und am allerwichtigsten: wie passt er zu uns (in die Firma, in das Team und in die Abteilung).
Ich finde es gut, wenn du jetzt die Zeit der Arbeitssuche nutzt um Weiterbildungen zu machen und deine Englisch-Kenntnisse aufzufrischen bzw. auszubauen, aber ich bzw. wir entscheiden uns bei gleicher Fachlichkeit dann immer für den Bewerber, von dem wir glauben er passt persönlich besser.
Wenn ich mich nicht wirklich entscheiden kann oder unsicher bin, aber eine Stelle wirklich dringend besetzen muss, dann lade ich die Bewerber gerne auch nochmal ein, um für zwei, drei Stunden am künftigen Arbeitsplatz und damit auch im Team zu hospitieren.
Mach dir bewusst, auch wenn du jetzt dringend was suchst, diese Bewerbungsgespräche sind auch dafür da, dass sich Firmen dir so präsentieren, dass du dort arbeiten möchtest.
Nimm das Angebot an, deine Bewerbungsunterlagen nochmals durchzugucken. Lass dich nicht entmutigen durch die Absagen und mach einfach weiter. Mag sein dein Alter ist ein Ausschluß-Kriterium und auch die Vermutung, dass du irgendwann noch Kinder haben willst.
Deine Eigenkündigung mit der hohen Fluktuation in diesem Unternehmen zu begründen ist ok. Aber: Jeder Personaler weiß, dass da mehr dahinter steckt, sonst geht man nicht einfach, sondern sucht zunächst einen neuen Job. Von daher bleiben da vielleicht doch Fragen offen? Wie lange warst du denn in dieser Firma? Hat sich das Mobbing vielleicht auch so ausgewirkt, dass deine Arbeit oder dein Handlungsspielraum nicht so war, wie es dir versprochen wurde? Warum bist du überhaupt zu dieser Firma gewechselt? Hatte sie damals nicht so einen schlechten Ruf als du dort angefangen hast? Vielleicht fällt uns noch was ein, dass du diese Eigenkündigung noch ein bisschen besser begründen kannst.