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Beziehung mit Bindungsängstler - Gehen o Bleiben?

A
Ihr habt die klassische Verbindung : Bindungsvermeider (er) und Verlustängstlich (du). Eine Beziehung geht hier nur, wenn beiden klar ist, dass es keine Beziehung in herkömmlichem Sinne werden kann. Er muss, wie an einem Gummiband, kommen und gehen können, wie er sich gerade fühlt. Muss sich sicher sein, dass er seinem Bauch folgen kann in Sachen Nähe geben und empfangen. Du hingegen musst die entspannte Einstellung haben, dass er in den Distanzphasen eben nicht verfügbar ist. Emotional und auch physisch. Wochenlang. Im Grunde musst Du Dein eigenes Leben führen in der Weise, dass Du ihn immer wieder integrierst, wenn er da sein kann.

Dazu bist Du zu jung und für eine Familiengründung ist es keine Basis.

Hier würde ich mir die Frage stellen, ob Du und Deine Bedürfnisse nicht zu kurz kommen, wenn es immer nur darum geht, wie es ihm gerade geht. Ob Du so entspannt sein kannst, Dein Leben zu führen mit ihm als Nebenrolle.

Tut mir leid, dass er gerade wieder in einer Distanzphase ist. Traurig für Dich - im Grunde kennst Du die Dynamiken ja aber. Lehn Dich zurück, kümmere Dich um Dich und er wird wieder anklopfen. Dann geht's von vorne los. - überlege aber, ob Du das wirklich möchtest. Ansonsten wäre jetzt, bei allem Elend, der Zeitpunkt des Absprungs.

Alles Gute.

25.10.2020 13:23 • x 3 #46


Hansl
Zitat von Anis17:
überlege aber, ob Du das wirklich möchtest.

...... und auch ob man dies erträgt..
Auch eine Frage wie kann man dies ertragen, permanent verlassen zu werden?

25.10.2020 13:27 • x 1 #47


A


Beziehung mit Bindungsängstler - Gehen o Bleiben?

x 3


J
Zitat von Anis17:
Muss sich sicher sein, dass er seinem Bauch folgen kann in Sachen Nähe geben und empfangen. Du hingegen musst die entspannte Einstellung haben, dass er in den Distanzphasen eben nicht verfügbar ist. Emotional und auch physisch. Wochenlang. Im Grunde musst Du Dein eigenes Leben führen in der Weise, dass Du ihn immer wieder integrierst, wenn er da sein kann.

Auch eine Möglichkeit, das Autonomie-Problem auf beiden Seiten in den Griff zu kriegen.

Zitat:
Auch eine Frage wie kann man dies ertragen, permanent verlassen zu werden?

Wenn ich ausreichend autonom bin, ist das für mich kein Verlassen-werden, sondern eine Eigenart meines Partners, mit der ich entweder leben kann oder nicht.

25.10.2020 13:28 • x 4 #48


B
Ich bin in der Beziehung geblieben weil die Hoffnung so groß war, dass er irgendwann seine Ängste überwinden könnte. Die Entwicklung war ja eher positiv, er machte Fortschritte. Er ist reflektiert, lernfähig und gewillt. Er wünscht sich ja auch irgendwann Kinder. Klar, gibt es immer mal wieder Rückschläge. Ich war bereit diese mit ihm durchzustehen weil ich überzeugt war, dass es sich lohnt.
Es war noch nie dazu gekommen, dass er Schluss gemacht hat. Er hat sich seit 3 Tagen nicht gemeldet, auch das kam noch nie vor. Es ist für mich gerade die Hölle.

25.10.2020 13:52 • #49


A
Wie geht es Dir inzwischen?

Zitat von Braunbärchen:
Ich bin in der Beziehung geblieben weil die Hoffnung so groß war, dass er irgendwann seine Ängste überwinden könnte. Die Entwicklung war ja eher positiv, er machte Fortschritte. Er ist reflektiert, lernfähig und gewillt. Er wünscht sich ja auch irgendwann Kinder. Klar, gibt es immer mal wieder Rückschläge. Ich war bereit diese mit ihm durchzustehen weil ich überzeugt war, dass es sich lohnt


Dazu fällt mir noch ein, dass Du nicht dafür da bist, seine Defizite zu heilen. Vermutlich denkst Du dauernd an ihn, hast vieles so eingerichtet, dass er sich wohl fühlt, hast Deinen Alltag danach ausgerichtet, dass Du immer da warst. Das ist nicht der Weg. Das macht Druck auf seiner Seite.

Der andere Weg ist, dass Du Dein Leben nach Dir ausrichtest, darauf achtest, was Dir gut tut - nach Dir schauen. Hast Du eine Verabredung und er kommt mit einem Termin um die Ecke, hast Du eben einfach mal keine Zeit. Du kommst zuerst - er vielleicht danach. Schwer durchzuziehen, aber man gewöhnt sich daran und iwann ist es selbstverständlich und Du bist autark. Nicht mehr abhängig von seinem Handeln.

Auf lange Sicht wäre es sonst so, dass Du auf Jahre durch seltene Aufs (die Mensch gerne benutzt, um sich die Situation schön zu reden) und sich häufende Abs blockiert bist für ein anderes Glück. Das wäre doch schade, hm?

02.11.2020 07:01 • #50


B
Mir geht es schlecht. Ich vermisse ihn unglaublich doll.
Es war nie so, dass ich abhängig war. Ich habe meine eigenen Hobbies und Vorhaben, viele Freunde. Klar hat man sich ab und zu abgestimmt aber ich hätte nie eine Verabredung oder einen Termin wegen ihm abgesagt.
Wir haben den Alltag und die Wochenenden gut gemeinsam gemeistert so dass jeder seinen Freiraum hatte aber wir trotzdem viel Zeit zu zweit hatten.
Er meldet sich momentan gar nicht, zuletzt am Mittwoch. Er schrieb dass er immer noch nicht sortiert sei und seine Gefühle nicht beschreiben könne, viel an uns und unsere Zeit denke.
Wir hatten eine so liebevolle Beziehung, dass es für mich, trotz seine Krankheit, sehr schwer zu begreifen ist, was da gerade passiert.

02.11.2020 19:58 • x 2 #51


E
Wahnsinn. Ich kenne sowas in der Art.
Hier wurden schon mega hilfreiche Beiträge gepostet. Dem kann ich nichts mehr hinzufügen. Ich weiß wie Du Dich fühlst.
Alles Gute einfach.

08.11.2020 15:33 • x 3 #52


Hansl
Ich glaube, nur wer jemals mit derartigen Umständen und Emotionen konfrontiert wurde, weiß was dies bedeutet.
Nicht nur für sich selbst, denn wer klug ist, weiß auch was dies für den Menschen mit Bindungsangst bedeutet.
Ich glaube, viele Menschen gehen gar nicht erst so weit, auch den Seelenzustand der Person zu erfassen, die einen permanent emotional verlassen muss.
Und wirklich tief quält, quälen kann.
In was für eine Welt man hier gerät, da fehlen mir die Worte.
Oder es würde das Format eines Buches erreichen.
Es ist sicher der einfachste und vernünftigste Weg, so einer Verbindung sofort und absolut konsequent aus dem Weg zu gehen.
Ich persönlich glaube, es mag Menschen geben die dies bewältigen, stabil genug sind, selbst mit Distanz und eingeschränkter emotionaler Nähe gut zurechtkommen.

Aber unterhalb dieser Schwelle wird es schwierig.
Selbst wenn man sich genau eingearbeitet hat, weiß was einen erwartet lässt man sich darauf ein, kann es Dich in die Hölle werfen.
Du liebst einen Menschen, Du tickst eigentlich relativ normal.... und hast schon einige schmerzhaftes und schlimmes erlebt und durchgestanden: Die Dimension, trotz wirklich auch echter beidseitiger Gefühle, und eigentlich beidseitigem echten Willen sich zu lieben, vollkommen irrationale und destruktive Handlungen erleben zu müssen, ist unerreicht.
Vollkommen sinnlos, grundlos in der emotionalen Hölle zu landen.

Sich dem aufgrund echter Zuneigung und entsprechender Gefühle nicht zu entziehen, ist vielleicht schon Dummheit.
Weiter vorsätzlich die Hoffnung zu behalten, man könne mit diesem Menschen ein gemeinsames Leben führen, welches einem den Sinn gibt, den man für sich braucht.

Wenn man dann geht, weil man einfach zugeben muß, man kann es nicht so leben, das ist so hart und bitter.
Weil es so schade ist, es ja nicht darum sterben muss, weil die Gefühle nur noch einseitig wären, oder bösartige Verwerfungen stattfanden.

Sondern weil es endet wie der Tod.
Sinnlos.

08.11.2020 18:21 • x 4 #53


Snipes
@hansl: Das hast Du wunderbar geschrieben, mir sind die Tränen gekommen. Danke!

08.11.2020 18:24 • x 1 #54


E
Zitat von Hansl:
Ich glaube, nur wer jemals mit derartigen Umständen und Emotionen konfrontiert wurde, weiß was dies bedeutet. Nicht nur für sich selbst, denn wer klug ist, weiß auch was dies für den Menschen mit Bindungsangst bedeutet. Ich glaube, viele Menschen gehen gar nicht erst so weit, auch den Seelenzustand der Person zu erfassen, die einen permanent emotional verlassen muss. Und wirklich tief quält, quälen kann. In was für eine Welt man hier gerät, da fehlen mir die Worte. Oder es würde das Format eines Buches erreichen. Es ist sicher der einfachste und ...


Ich weiß wovon Du redest. Aber auch erst seit meiner letzten Beziehung. Du beschreibst das extrem treffend. Und ja, es ist deutlich schlimmer, ein sinnloses Ende zu akzeptieren als ein Ende mit triftigem und fassbarem Grund (Betrug, Gewalt, auseinandergelebt etc).

08.11.2020 20:27 • #55


Kranich71
Zitat von Braunbärchen:
Professionelle Hilfe nimmt er ja nun seit Kurzem in Anspruch. Das hatte ich, glaube ich, in meinem Beitrag geschrieben. Er betont immer wieder, dass er an sich arbeiten möchte und repariert sein will um auch einfach mehr an Lebensqualität zu gewinnen


Das dauert bis eine Therapie Wirkung zeigt. Dies kann sich eventuell erst nach 3-6 Monaten auswirken. Wenn es früher ist, dann ist es auch schön.
Es kann auch sein das der jetzige Therapeut/in nicht der/die richtige ist, dann zieht es sich länger hin.

08.11.2020 20:58 • #56


Kranich71
Habe leider übersehen das das Zitat von mir vom August war. Irgendwie war ich verteilt und habe das weitere nicht gesehen.

Es tut mir leid das dies nun so gekommen ist. Vielleicht ist mein Beitrag doch nicht so verkehrt...

08.11.2020 21:13 • #57


Hansl
Zitat von Snipes:
Das hast Du wunderbar geschrieben, mir sind die Tränen gekommen. Danke!


Ja, danke.
Wollte nicht Trauer verbreiten.
Aber ich vermisse sie eben anscheinend, sonst gäbe es nicht solche Ausbrüche ab und zu.
Vielleicht, weil sie meine Liebe nicht angenommen hat.
Und ich sie manchmal brauche, wenn so manche Schicksalsschläge einen ereilen.
Dann verwirrt bin, warum ich sie dann gerne spüren wollen würde,an meiner Seite. Vielleicht ist das normal,oder es ist nur meine Schwäche, dieses Bedürfnis.
Ich wäre gerne mit ihr den schwierigen Weg gegangen.
Aber sie wollte oder konnte kein wir.
Oft geht es ,das vergessen, aber ab und zu verliere ich ganz seltsam schwer die Kontrolle.
Sie ist wie ein Phantom in mir, ein Geist so kalt und neblig.
Kaum wahrnehmbar, doch aber da.

Und fühle nichts, ausser latentem Schmerz.
Oder Leere.
Und kann dies aber gar nicht ihr zuordnen, da ich nur ihre gesammelten Werke der Abweisung sehe und denke , die alle gegen Liebe und Nähe sprechen.
Aber ich verstehe immer mehr.
Die Realität.

Ich hätte nie gedacht, daß es so grausam sein kann, im Nirvana zu leben.
Man erkennt viel neues.
Aber einen Sinn wird man dort nie erkennen.

09.11.2020 00:49 • x 1 #58


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