Schon wieder ich ... es scheint außer mir niemand mehr in diesen Thread zu schauen?
Wie auch immer. Ich teile mich einfach mal mit, falls es irgendwem doch noch weiterhilft, dem es ähnlich ergeht.
Mein (Ex-)Freund war heute Nachmittag bei mir. Wir haben einfach noch einmal gesprochen. Ganz in Ruhe und auf seinen Wunsch hin.
Ich habe tatsächlich Antworten auf meine Fragen erhalten, die ich auch nachvollziehen kann. Wer weiß, vielleicht denkt sich eine/r von euch nun auch - JA, so kann es bei mir auch sein.
Bei uns ist es so, dass ich momentan vollkommen erschöpft bin vom vielen Denken und bei all meinen Baustellen nicht aus diesem Gedanken-Karussell aussteigen kann. Damit strahle ich Hilflosigkeit aus, die meinen Ex wiederrum total überfordert, da er selbst vollkommen ermüdet ist. Im Grunde steht er kurz vor einem burn-out, gesteht es sich nur noch nicht ein.
Er hat mich die ganze Zeit im Arm gehalten, gekuschelt, und mir in Ruhe einfach seine Gefühlslage der letzten Monate und momentan geschildert. Es ist aus ihm rausgesprudelt, allem freien Lauf gelassen und ich habe einfach mal nur zugehört.
Dabei habe ich erkannt, dass ich gar nicht im Fokus stehe, dass es gar nicht um mich geht sondern darum, dass er alles von sich hält, was VERPFLICHTUNG signalisiert. Er ist in Führungsposition, seine Leute bimmeln wie im Kindergarten permanent an, er muss es dann richten. Gleichzeitig hat der den Vorstand im Nacken, befindet sich also in Management-Sandwich-Position - und das 14 Stunden täglich im In- und Ausland.
Gleichzeitig hat er privat einen riesen Bekanntenkreis und Familie, allen voran eine Mutter, die sich an ihn klammert seit der Vater verstorben ist sowie eine 14-jährige Nichte, die an ihm klammert, weil der Vater (sein Bruder) sich hat scheiden lassen und neu geheiratet.
Er ist ein Mensch, der mit allen (privat) gut stehen will - soweit es eben geht.
Mit mir fühlt er sich immer wohl, sagt er, er hat mich super lieb, er merkt auch, wie ich ihn unterstütze und ihm den Rücken stärke und genau deshalb hat er Angst, mir im umgekehrten Fall nicht gerecht zu werden. Gerade in dieser Zeit, wo es bei mir an allen tragenden Säulen bröckelt. Er hat in den letzten Monaten versucht, für mich da zu sein, wann immer es ging und sich immer auf mich gefreut. Als wir die Auszeit hatten und er alleine auf seiner Insel war, hat er einfach gemerkt, wie er es genießt, ALLEINE zu sein. Keine Verpflichtung, auch nicht mir gegenüber. Dennoch will er zumindest als Vertrauter immer für mich da sein, wenn ich ihn kontaktiere, nur nicht als ernste, ihn einengende Beziehung als solche.
Das kann ich nachvollziehen. Selbst hatte ich vor Jahren einen burn-out, hatte mich aus allem rausgezogen.
Bei ihm ist es nun auch so, dass die kleinste Kleinigkeit für ihn im ersten Moment Stress bedeutet. Bsp: Seine Mutter piepte ihn an, dass er Samstagvormittag etwas für sie im Haus erledigen solle - er hat nur tief Luft geholt, weil es für ihn wieder eine Forderung an ihn war, die ihn stresst, obwohl es nur eine Kleinigkeit ist.
Will heißen, von allen Seiten wird an ihm gezerrt - und auch, wenn ich es nie bewusst tat, was er weiß und auch schätzt, hatte er das Gefühl, mir verpflichtet zu sein.
Wie sind wir nun verblieben ... er hat es in meine Hände gelegt, wie wir weitermachen.
Er wünscht sich, dass wir lockeren aber vertrauten Kontakt halten, Essen gehen, Kino, DVD-Sofa-Abend, Herz ausschütten, was auch immer. Aber eben ohne momentane Verpflichtung. (Und nein, von ihm kam auch nicht die S... Offerte!)
Ich hatte bereits im Vorfeld überlegt, was ich möchte. Klar, der Kopf sagt, Kontaktabbruch. Nur weiß ich, dass ich dann erst recht die Wände hochgehe, wenn ich ihn meiden muss. Meine Gefühle für ihn (wie seine für mich) werden immer besonders sein.
Deshalb versuche ich es jetzt. Ich versuche, mir die Hoffnung zu nehmen, dass jemals etwas anderes als eine besondere Beziehung zwischen uns sein wird. Aber ganz klein im Hinterstübchen wird diese natürlich bestehen, klar. Wer weiß es, vielleicht dreht sich eines Tages alles wieder. Nur muss ich bis dahin loslassen, ihn freilassen, das ist mir klar.
Mein Fokus wird nun darauf liegen, mich wieder aufzubauen. Meine OP am Montag überstehen, wieder gesund werden, nach Vorne schauen, vielleicht einen Ortswechsel mit dem anvisierten Jobwechsel kombinieren. Neue Bekannte, neue Hobbies ...alles neu sozusagen, peu à peu. Das wird nun meine Aufgabe sein und nebenher halte ich zu ihm Kontakt, ein Kontakt, der mir auf der rein freundschaftlichen Seite auch sehr wichtig ist und immer war.
Dass es schwer wird, weiß ich aber es scheint mir machbar.
Ich hoffe, dass der eine oder andere hier, es ähnlich sieht und mir Zuspruch gibt bzw für sich daraus etwas an Antworten ableiten kann.
Allen voran natürlich Honey, der ich sagen möchte:
Beziehe sein Verhalten nicht auf dich! Du hast bestimmt nichts, rein gar nichts mit seinem Verhalten zu tun. Er kann doch auf seine Art genauso überfordert sein, wie mein Ex, nur eben nicht den Hintern in der Hose haben, mit dir darüber zu sprechen.
Eine Freundin von mit hatte auch mal einen Mann kennen gelernt, der ihr innerhalb weniger Wochen die Sterne vom Himmel holen wollte. Mit Eltern kennenlernen, Urlaub, allem Drum und Dran ... und dann ging er eines morgens ins Büro mit den Worten: Ich vermisse dich schon jetzt, schaue schon mal, wo wir heute Abend essen gehen. Gab ihr einen Kuss und ging ... für immer.
Nach ca. 5 Monaten erhielt sie aus heiterem Himmel einen Anruf ... von ihm ... er wollte sich entschuldigen für sein Verhalten von damals ... ob sie mit ihm einmal Essen ginge, damit sie darüber sprechen könnten, was vor sich ging, dass er so verschwand.
Sie willigte ein, gutmütig wie sie ist. Das Essen fand nie statt, seine Handynummer ist nicht mehr aktuell.
Fazit: Keinen Hintern in der Büchs! Von ihm war sie sofort kuriert.
20.06.2014 17:02 •
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