Hallo Jeanne!
Ja, es gibt tatsächlich Menschen, die ein gröberes Problem mit Nähe-Distanz haben. In der Distanz geraten sie in einen melancholischen Liebesrausch (weil sie dann in ihrer Sehnsucht oft maßlos idealisieren und phantasieren), angesichts der Nähe, d. h. der Realität ist aber ein Idealisieren nicht mehr möglich und dann fühlen sie sich enttäuscht und bedrückt und die Gefühle reichen nicht mehr aus. Einfach deshalb, weil sie in der Distanz durch Idealisierungen diese heftigen Gefühle selber heraufbeschwören, während das im Zustand der Nähe nicht möglich ist und die Gefühle dann gleichsam kollabieren auf das reale Maß.
Wenn Dir jemand sagt, er würde Dich nie vergessen, Dich immer im Herzen behalten, Deiner stets in Liebe gedenken usw. - das kannst Du getrost als Phrasen abtun. Mehr ist das nicht. Worte, die in manchen Fällen in diesem Augenblick zwar aus dem Herzen kommen können, aber schnell verflogen sind. Und letztlich hast Du davon in jedem Fall auch nichts. Wer braucht das: im Herzen behalten zu werden? Was ist das? Außer eben Gerede. Es hat keinerlei Bedeutung in der Realität.
Ich habe das ja schon öfter gesagt: Was jemand sagt, ist völlig unerheblich (wenn natürlich in diesem Fall vielleicht schmeichelhaft), allein auf das reale Verhalten kommt es an. Jeder kann Dir sagen, daß er Dich liebt oder vermißt oder für immer in seinem Herzen tragen wird - das läßt sich aus jedem Kitschroman abschreiben.
Und wie Du sagst: Du kennst dieses Verhalten ein wenig aus Deiner Jugendzeit - dieses sich emotional fast symbiotisch Annähern, dann auf Distanz gehen, einfach so, aus der inneren Eigendynamik heraus, oder aufgrund einer Kränkung, die als Rache dann mit Distanzierung bestraft wird: das ist ein emotionales Kleinkindverhalten und hat nichts mit dem Alter zu tun, sondern mit entsprechenden Mustern, mit einem emotionalen Kleinkindsein. Daher ändert sich das auch nicht, weil es gewissermaßen ein Grundmuster, ein Bestandteil der Persönlichkeit ist. Und man muß dann selber entscheiden, ob man mit einem emotionalen Kind leben kann und will oder eben nicht.
Diese sogenannte (absolute) Kontaktsperre hat nur dann wirklich einen sinnvollen Grund, wenn man sich auf diese Weise selber schützt, sei es, weil man von dem oder der Ex bedroht, beleidigt, belästigt wird, sei es, weil man es emotional halt nicht aushält oder man anders nicht darüber hinwegkommt.
Setzt man diese Kontaktsperre aber seinerseits als Rache ein, aus Trotz, um sich in einer ohnmächtigen Situation doch irgendwie mächtig zu fühlen, dann wäre dies allerdings selber eine Kinderei und lächerlich. Überhaupt dann, wenn der oder die Ex ohnehin heilfroh ist, nichts mehr von einem zu hören.
Und ebenso ist es ein Märchen, daß eine Kontaktsperre den/die Ex wieder zurückbringen würde - das sind billige Spielchen und eines erwachsenen Menschen durchaus unwürdig. Führen tut es letztlich dazu, daß sich der/die Ex leichter lösen kann - was aber ja auch sinnvoll ist, wenn die Gefühle eben geschwunden sind.
Liebe Grüße