Hallo Xyzz,
in deiner Geschichte finde ich mich durchaus wieder.
Das erste mal, wo ich für mich gespührt habe, dass meine Ehe zu Ende ist, ist wahrscheinlich ca. 3 Jahre her, richtig von beiden Seiten ausgesprochen war es aber noch eine lange Zeit nicht.
Die Aussage von meinem Mann, er wolle gerade keine Beziehung mehr mit mir kam auch vor ca. 1,5 Jahren. Seit dem hing ich in Kampf um die Ehe und im nicht-wahrhaben-wollen fest.
Erst vor wenigen Wochen hab ich wieder einen wichtigen Gedanklichen Schritt gemacht, und fühle mich jetzt ein bischen freier. Und kurze Zeit später war ich nochmal in Tränen aufgelöst, weil er es doch wieder geschafft hat, mich zu treffen. Wir arbeiten gerade an unserer Trennungsvereinbarung.
Für mich waren wichtige Meilensteine und Erkenntnisse:
1. man kann den Prozess nicht beschleunigen. Die Seele braucht die Zeit. Da hilft alles nix. Das fühlt sich dann schon mal so an, als würde man jahrelang in der Endlosschleife hängen. Mir hat geholfen, das zu akzeptieren und mich nicht zu einem Handeln und Fühlen zwingen zu wollen, das für mich noch nicht dran war. Das lustige bei mir war: als ich mich in den Prozess ergeben habe, hab ich zwar viel geweint, und war oft zornig und instabil, aber da war ein großes Vertrauen, dass das notwendig ist und gut ist und mich am Ende weiterbringt.
2. Sicher nicht geschadet hat die Psychotherapie. Weil dort immer auf mich geschaut wurde. Sonst hängt man ja immer in den Konflikten, und damit am anderen fest. Mich selber wieder spühren lernen, unabhängig vom Anderen, das fand ich sehr wichtig. Logischerweise macht es auch Sinn, Muster zu erkennen, was einen in der Beziehung gehalten hat. Bei mir war das z.B. mangelndes Selbstbwußtsein, mit dem Wunsch, ein Mann (Vaterfigur) möge mir sagen, dass ich in Ordnung bin.
3. Um mich vor Rückfällen zu schützen, habe ich den Gedanken gepflegt, dass es in der Ehe nicht so weitergehen hätte können, wie die letzten Jahre. Dass er, selbst wenn er mich zurück haben wollte, mir sehr überzeugend darlegen müsste, wie wir diese Konflikte in Zukunft lösen können. Es ist aber nie auf mich zugekommen. Autsch. Und: Gott sei Dank.
4. Der letzte Schritt war dann die Erkenntnis, dass ich mich weiter Triggern lasse, weiter an den Konflikten festhalte, weil ich ihn nicht loslassen will. Klingt erst mal banal, war aber wichtig. Jetzt bin ich so halbwegs bereit zu wollen. Ich hab für mich ein Abschussritual gebastelt, und in 3 Monaten werde ich mir einen Ehe-aus-Ring kaufen, und das Kapitel für beendet erklären.
Auch ich hatte sehr schnell wieder einen Partner, das ist natürlich ein bischen heikel. Mir ist es eine große Hilfe, mich bei jemandem ausheulen zu können, und auch jemanden zu haben der mich ablenkt.
Andererseits muss man natürlich aufpassen, dass man diese Beziehung nicht zu sehr mit dem alten Kram belastet. Ne schwierige Gratwanderung.
Soweit meine Erkenntnisse aus meinem Prozess, vielleicht kannst du dir ja war rausziehen.
22.08.2020 11:08 •
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