Danke Katisque,
mir wird gerade klar, daß ich nicht aus Zufall in diesem Forum gelandet bin. Ich habe wohl nach einem Ort für den Abschied gesucht, der vor mir liegt.
Abschiede sind immer schwer. Ich sehe, mein lieber Ex, daß die Angebote, die Du mir derzeit machen kannst für mich zu schlecht sind. Wie könnte ich Dir erlauben nahtlos von ihrem Bett in das meine zu wechseln? Da müsstest Du schon mehr Bewegung zeigen, um mich zurück zu bekommen. Du müsstest Dich von ihr trennen, weil Dir die Beziehung nicht gefällt. Nicht wegen der Fluchtoption.
Das mit der Fluchtoption, das hatten wir jetzt nämlich schon als Du von meinem in ihr Bett gehüpft bist. Was bei so einer Hüpferei rauskommt weißt Du. Die Beziehung wird zu einer Fortsetzung der vorherigen. Und außerdem - schüttel - ich möchte nicht ihre Next sein. Das fühlt sich an wie abgetragene Kleidung.
Wir brauchen jetzt beide eine Phase, um uns zu sortieren. Und du vermeidest das weitgehend. Damit enttäuscht Du mich erneut sehr. Der Mann, der hinter dieser Enttäuschung zu sehen ist, nun, das ist einer mit ein paar recht großen Schwächen.
Ich versuche, Dich trotz alledem nicht fallen zu lassen. Das fällt mir enorm schwer. Doch ich habe so einen Traum, daß wir vielleicht irgendwann befreundet sein könnten. Es gibt sowas. Ich kenne Menschen, die das geschafft haben. Reicht es nicht, daß ich den Mann verloren habe. Muß ich denn auch noch den Freund verlieren ? Gibt es denn gar nichts, was für uns paßt ?
Um das wirklich klar zu kriegen, müsste ich erstmal diese dumme SehnSUCHT loswerden, die in mir brennt. Wem gilt sie nur ? Warte ich darauf, daß der Frosch sich endlich in den Prinzen verwandelt ? Hab ich als Kind etwa zuviel Märchen gelesen ? Wie schaffe ich es aufzuwachen ?
Du warst lange Zeit ein wunderbarer Ehemann. Solange Du mich gebraucht hast. Irgendwann kam der Punkt, an dem Du es beruflich geschafft hattest. Ich war so glücklich. Ich dachte wir haben es geschafft . Jetzt können wir das endlich gemeinsam genießen. Du dachtest - Hey, ich habe es geschafft und hast Dir nach und nach ein paar teils zeitraubende, teils kostspielige Hobbys zugelegt. Für Dich alleine. Gemeinsame Projekte - dafür warst Du immer weniger zu haben.
Alles kam so schleichend, so tröpfchenweise. Jedes Tröpfchen für sich ja nicht so riesengroß. Und Du hast mir ja immerzu Deine Liebe beteuert. Worte eben, die ich gerne glauben wollte, weil ich glaubte, das ist jetzt nur eine Phase. Der braucht mal eine Auszeit. Gönn ihm das. Pustekuchen Phase !
Stück für Stück hast Du Dich immer weiter zurück gezogen. Dir sogar 'ne Depression zugelegt. Ja, ok - Du hast das nicht extra gemacht. Aber das ändert nichts daran, daß ich nicht mehr unterscheiden konnte, ob Dein Verhalten Deiner Depression geschuldet war oder Deinen wahren Gefühlen für mich.
Deine honigsüßen Worte haben währenddessen meine Erinnerung an den Traummann von einst wach gehalten. Hattest auch immer wieder mal Zückerchen für mich. Lange Phasen, in denen es gut zu lief. Obwohl ich unterschwellig Angst hatte. Dann wieder ein neuer Nackenschlag für mich.
Ja gemein. Ich weiß. Du wirst behaupten, daß das alles so nicht stimmt. Du hast mich wirklich geliebt und wir hatten doch auch tolle Zeiten miteinander. Und Du wusstest auch nicht, warum die Liebe aufgehört hatte. Und Du bist nicht gerade stolz darauf, mir solange etwas vorgemacht zu haben.
Tja, das ist wirklich nichts, worauf Du stolz sein könntest. Ich habe Deiner Inszenierung geglaubt. Da war dieses naive Vertrauen zu Dir, das der Traummann der ersten Jahre geweckt hatte. Aber die gleichzeitige Botschaft auf der nonverbalen Ebene war, daß meine Bedürfnisse und Gefühle im Zweifelsfall keine große Rolle spielen, weil es ja hier schließlich um Dich geht. Die Wahrnehmung dieser Botschaft habe ich unterdrückt. Sie war einfach zu schmerzhaft für mich, in den Konsequenzen so bedrohlich und existenziell.
Da, genau da liegt natürlich mein Anteil. Es wäre mein Job gewesen hinzusehen, meiner Wahrnehmung zu trauen und mich trotz meiner großen Angst zu beschützen. Ich habe das nicht getan. Nun, hinterher ist man immer schlauer. Ich kenne jetzt zumindest den Preis dafür, wenn man sich selbst verrät.
Zwickt mich!
Warum bin ich denn noch immer nicht wach ?
Warum bin ich denn noch immer sehnsüchtig und hoffnungsvoll ?
Wie finde ich die Kraft für mich selber zu sorgen, meine Grenzen zu fühlen und sie mit aller Konsequenz zu verteidigen ?
Wie schaffe ich es, darauf zu vertrauen, daß ich es von nun an tun werde ?
19.12.2014 00:26 •
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