535

Meine Ambivalenz macht mich fertig

trixi-77
Hallo liebe Forumsgemeinde,

ich hatte gestern bereits in einem anderen Forum geschrieben, aber ich glaube, hier bin ich mit meinem Problem besser aufgehoben. Ich (w, 41) bin also ganz neu hier.

Ich versuche, es trotz oder wegen der komplizierten und verfahrenen Situation kurz zu halten und hoffe auf einen Rat:

Ich bin seit 11 Jahren mit meinem Mann verheiratet. Seit fast 19 Jahren sind wir zusammen. Wir haben zwei Töchter, 9 und fast sechs. Im Laufe der Jahre haben wir uns verloren und nichts dagegen unternommen. Mein Mann ist sehr sensibel, vielleicht unmännlich, aber deswegen hatte ich mich damals in ihn verliebt. Er ist so gar kein Macho.Vielleicht ist DAS aber auch ein Grund, weshalb bei mir die Lust auf S. komplett erloschen ist. Die Lust auf IHN.Vor 7 Jahren hatte ich schonmal eine Affäre, damals mit einer Frau, die in einer gleichgeschlechtlich Beziehung lebte. Es war intensiv, aber meine Ehe habe ich dafurch nicht in Frage gestellt. Meimem Mann habe ich das erst anschließend gebeichtet. Zu meiner Überraschung war er zwar sauer und traurig, hat aber nie das Thema mal aufarbeiten wollen. Es war Tabu, abgesehen von Streits, wo er mir das um die Ohren haute.

Nun habe ich mich vor etwas mehr als einem Jahr von ihm getrennt. Ich habe mich sehr in einen Mann verliebt (und liebe ihn!), der auch sehr sensibel ist, aber dabei in seinem Tatendrang sehr viel männlicher (ganz unabhängig von Optik, darum geht es bei mir nie, Brad Pitt kann man *beep* auf den Bauch binden, da passiert nichts ). Er legt mir die Welt zu Füßen, ist abenteuerlustig, plant sein Leben mit mir.
Problem:Er ist auch noch verheiratet und hat sich mit seiner Frau immerhin räumlich getrennt, während ich mit meinem Mann noch unter einem Dach lebe (getrennte Schlafzimmer natürlich).
Ich liebe diesen Mann sehr! Ich habe viele Zukunftspläne, wenn ich ausschließlich an ihn denke. WENN. Denn - und das ist das wirklich sehr große Problem für mich - ich kann meinen Mann nicht loslassen. Es sind so viele unterschiedliche Gefühle, zum Teil auch ganz pragmatische Dinge, aber eben auch 19 Jahre, zwei Kinder und unzählige Erinnerungen! Aber eben leider Erinnerungen. Er ist den Kindern ein liebevoller Vater, aber ich fühle mich von ihm vernachlässigt. Und auch wenn ich die Betrügerin bin, wie es ja so schnell kategorisiert wird, so habe ich inzwischen kein Vertrauen mehr zu meinem Mann. Denn er hat in dieser Trennungszeit so viele schlimme Dinge gemacht, die jeden Respekt vor mir verleugnen: Er belügt mich immer wieder, hintergeht mich (sendet Mails zwischen uns an meine Mutter, sucht juristischen Rat bei meiner Schwester, um zu schauen, ob man mir das Sorgerecht entziehen kann etc. ).
Ich weiß, er ist bis ins Mark getroffen und verletzt. Aber so geht man nicht mit dem Menschen um, den man kurz zuvor noch weinend gesagt hat, man wäre die Traumfrau etc. (das wäre ihm auch besser eher aufgefallen).

DAS ist MEIN bisher größter Verlust: Nicht, ihn als Ehemann verloren zu haben sondern den Gefährten und Vertrauten, der er bis zuletzt war.
Nur noch war - denn wegen der Verletzungen, die ich während unserer Ehe immer wieder aufgrund seiner Kälte und Gleichgültig, teils auch von mir so empfundenen depressiven Phasen, die mich runtergezogen haben, empfunden habe, kann ich mich körperlich nicht mehr fallen lassen bei ihm.
Dies hingegen ist mit dem anderen Mann wundervoll. Und so viel mehr. Es ist das, was ich mir unter Liebe vorstelle. Auch im Komflikt schaffen wir es, achtsam und respektvoll miteinander umzugehen. Mit ihm LEBE ich ! So oft habe ich meinem Mann gesagt so (trist/depri/respektlos) wollte ich mein Leben und unsere Ehe nie. Und so halte ich das nicht mehr aus. Aber mein Mann hat nur den Vorwurf darin gesehen, nicht meine Verzweiflung. Wie gesagt, trotzdem kann ich einfach nicht richtig raus aus der Ehe. Aus dem Haus, aus dieser Mama, Papa, Kinder - Wumschkonstellation!
Er war doch immer der Mensch, auf den ich mich verlassen konnte. Was das angeht, haben wir uns nun beide verloren.
Ich habe gerade meinen ersten Urlaub als alleinerziehende mit beiden Kindern hinter mir und obwohl ich unsere Familienurlaube immer anstrengend und konfliktreich fand, war ich unglaublich traurig, wenn ich diese glücklichen (?) Einheiten sah. Da habe ich ihn vermisst.

Ich schreibe all das bewusst ganz unabhängig von der Frage, ob er mich überhaupt wieder haben wollte! Denn es geht mir um MEINE (nicht vorhandene) Klarheit, die ich spüren muss, um weiter zu gehen.
Ich drehe mich seit einem Jahr im Kreis und verletze beide Männer . Und auch die Kinder, indem ich keine Klarheit lebe. (Denn auch für sie könnte es ja befreiend sein, nicht mehr diese ständigen unterschwelligen Spannungen zwischen meinem Mann und mir zu spüren, bzw inzwischen heftige Streits!).Da ich es nicht mehr ausgehalten habe, auch meinem neuen Partner gegenüber nicht diese so wunderbare Klarheit, kein eindeutiges JA zu ihm, entgegenbringen zu können, wie er das tut (wie gerne würde ich das und es gibt Phasen, da denke ich ganz eindeutig, jetzt will ich NUR noch ihn und diese Liebe, Wärme, Leidenschaft, Geborgenheit. ), habe ich ihm gegenüber nun eine Pause gewünscht. Auf der einen Seite fehlt uns natürlich total der Alltag als Patchwork Familie, um es wirklich beurteilen zu können , ob es passt. Und ich spüre auch die Angst davor, dass all das Wunderbare, was wir glauben, besser zu machen als in unseren Ehen, mit der Zeit und dem Alltag verloren geht! (Er hingegen glaubt fest an uns und dass wir es besser machen.)

Aber ich wollte und konnte diesen Schritt zu ihm nicht halbherzig gehen, um dann meinen Kindern in ein paar Jahren klar machen zu müssen, dass es das auch nicht war.

Und: ich möchte diesem wertvollen Menschen nicht mehr zumuten, kein eindeutiges und befreites JA von mir an uns zu bekommen! Er hat gesehen, gefühlt, gehört, wie groß und tief meine Liebe ist. Aber sie ist natürlich neu und unverbraucht.
Wobei ich allerdings auch anmerken muss, dass sie aufgrund der besonderen Konstellation nicht unbelastet ist/war. Wir haben schon viele Steine aus dem Weg geräumt und große Hindernisse überwunden.Nur: bei allem Fühlen, Abwägen, bei allem Schmerz, Liebesgefühl. .ich bleibe zerrissen. Und das wird nicht besser! Denn sobald ich der festen Ansicht bin, dass es zB mit meinem Mann aufgrund des beidseitigem Vertrauensverlustes gar nichts mehr werden KÖNNTE (vorausgesetzt, wir würden es mit Paartherapie und viiieel Arbeit versuchen), kommt im nächsten Moment der große Schmerz. Und umgekehrt. Meine Gefühle und mein Erkennen schlagen mir ständig nur Schnippchen. Selbst Psychotherapie (dort war ich unterstützend zu einer Erziehungsberatung bzgl der Großen, die uns vom ersten Tag an sehr herausgefordert hat) hat mir nicht geholfen.
Es kostet wahnsinnig viel Kraft (neben allem anderen) und ich leide inzwischen auch körperlich (Schlafstörung, Engegefühl im Herzen, Herzrasen).

Vielleicht ist hier jemand, der einen Ausweg weiß oder einen Weg, wie ich meine innerer Stimme höre und ihr vertrauen kann?

02.09.2019 10:20 • x 1 #1


Kummerkasten007
Zitat von trixi-77:
Wie gesagt, trotzdem kann ich einfach nicht richtig raus aus der Ehe. Aus dem Haus, aus dieser Mama, Papa, Kinder - Wumschkonstellation!


Du kannst nicht ausziehen, weil...? Ich finde keinen Grund. Außer Du willst es eigentlich auch gar nicht, weil Du zuviel Angst hast oder Du einen sozialen Abstieg befürchtest.

Ich würde beide Beziehungen beenden, ausziehen und erstmal für mich selbst leben.

02.09.2019 10:38 • x 6 #2


A


Meine Ambivalenz macht mich fertig

x 3


N
Du willst von allem das für dich beste, auf Kosten der Männer die du angeblich liebst.

Das ist absolut nicht fair.

Am besten trennst du dich von beiden und lebst erstmal alleine.

Du kannst, oder möchtest dich für keinen entscheiden, de facto ist keiner der Richtige für dich.

Ich denke, dass du mit dir selbst viel auf zu arbeiten hast.

02.09.2019 10:44 • x 4 #3


Perpendikel
Zitat von trixi-77:
Nun habe ich mich vor etwas mehr als einem Jahr von ihm getrennt. Ich habe mich sehr in einen Mann verliebt (und liebe ihn!), der auch sehr sensibel ist, aber dabei in seinem Tatendrang sehr viel männlicher (ganz unabhängig von Optik, darum geht es bei mir nie, Brad Pitt kann man *beep* auf den Bauch binden, da passiert nichts ). Er legt mir die Welt zu Füßen, ist abenteuerlustig, plant sein Leben mit mir.



Zitat von trixi-77:
Ich drehe mich seit einem Jahr im Kreis und verletze beide Männer



Hallo trixi77

Sowas gibt es hier. Ich stelle nur in Frage ob da jemand bereit ist sich zu Outen.
Die Rolle als neuer Mann kenne ich und das macht eines Tages richtig sauer.

Wenn Du hier einen Ausweg findest wäre es Pionierarbeit.

Viel Glück.

02.09.2019 10:45 • x 1 #4


trixi-77
Zitat von Perpendikel:
Sowas gibt es hier. Ich stelle nur in Frage ob da jemand bereit ist sich zu Outen.


Du meinst, so eine Geschichte gibt es hier schon? Das wäre interessant für mich...

02.09.2019 13:41 • x 1 #5


Perpendikel
Zitat von trixi-77:
Du meinst, so eine Geschichte gibt es hier schon? Das wäre interessant für mich...


Sicher gibt es das. Wie reagiert der neue Mann denn auf das alles?

02.09.2019 13:47 • x 1 #6


trixi-77
Zitat von Perpendikel:

Sicher gibt es das. Wie reagiert der neue Mann denn auf das alles?



Er hat viel Verständnis.
Ich klammere aber nicht, um ihn zu halten oder so. Ich habe auch schon öfter gesagt am Ende stehe ich vermutlich alleine da.
Er weiß um die Besonderheit unserer Liebe und er ist sich sicher, dass wir es anders, besser machen, weil wir beide so sehr aus allem , was in unseren Ehen schief gelaufen ist, gelernt haben. Und weil wir uns sehr ehrlich und *beep* gezeigt haben, wer wir sind, was uns bewegt, was uns verletzt, was wir vom Leben erwarten, bevor wir uns das erste Mal küssten. Die Basis ist Ehrlichkeit. Auch wenn wir uns beide sozusagen als Fremdgeher kennengelernt haben...
Er sieht sich nicht in der Warteschleife und ich ihn auch nicht. Aber er empfindet es als tragisch, wenn wir unserer Liebe nicht mal eine echte Chance mit Alltag und allem drumherum geben würden, sondern ich aufgrund meiner Prägungen und meiner Ängste in das bekannte Muster meiner nicht glücklichen Ehe zurückkehren würde.
Ich verstehe ihn!

02.09.2019 14:05 • x 2 #7


N
Zitat von trixi-77:


Er hat viel Verständnis.
Ich klammere aber nicht, um ihn zu halten oder so. Ich habe auch schon öfter gesagt am Ende stehe ich vermutlich alleine da.
Er weiß um die Besonderheit unserer Liebe und er ist sich sicher, dass wir es anders, besser machen, weil wir beide so sehr aus allem , was in unseren Ehen schief gelaufen ist, gelernt haben. Und weil wir uns sehr ehrlich und *beep* gezeigt haben, wer wir sind, was uns bewegt, was uns verletzt, was wir vom Leben erwarten, bevor wir uns das erste Mal küssten. Die Basis ist Ehrlichkeit. Auch wenn wir uns beide sozusagen als Fremdgeher kennengelernt haben...
Er sieht sich nicht in der Warteschleife und ich ihn auch nicht. Aber er empfindet es als tragisch, wenn wir unserer Liebe nicht mal eine echte Chance mit Alltag und allem drumherum geben würden, sondern ich aufgrund meiner Prägungen und meiner Ängste in das bekannte Muster meiner nicht glücklichen Ehe zurückkehren würde.
Ich verstehe ihn!


Und deswegen bist du bis heute nicht ausgezogen?!

02.09.2019 14:08 • x 2 #8


K
Zitat von trixi-77:
Ich verstehe ihn!


Sagen sämtliche Frauen, die nicht wirklich zu einem Mann stehen.
Ambivalenz pur.
Womit wir bei deinem Thema wären.

02.09.2019 14:26 • x 4 #9


Perpendikel
Zitat von trixi-77:
Er hat viel Verständnis.


Ich glaube der kocht schon vor Wut. Aber da ist eben diese Hoffnung.

02.09.2019 14:30 • x 5 #10


K
Zitat von Perpendikel:
Aber da ist eben diese Hoffnung.


Danke für die Vervollständigung meines Gedankens

02.09.2019 14:36 • x 2 #11


trixi-77
Zitat von Klaus123:

Danke für die Vervollständigung meines Gedankens



Und diese Hoffnung ist auch ganz und gar nicht unbegründet....

Ladet Ihr gerade Euren Frust in meinem Thread ab?

02.09.2019 14:37 • x 1 #12


N
Nein, du bist nur sehr egoistisch leider. Auf meine Frage gingst du gar nicht ein, auch nicht auf meinen anderen Post. Warum?

02.09.2019 14:41 • x 1 #13


E-Claire
Hm Ambivalenz gibt es ja sowohl auf emotionaler als dann auch auf Handlungsebene.

Und so wie Du das beschreibst, scheint es so, daß es weniger darum geht, daß Du nichts fühlst, sondern zu viel und vor allem immer wieder in unterschiedliche Richtungen.
Es ist die eine Sache, zu erkennen, daß man so nicht leben will; es ist eine völlig andere die notwendigen, eben auch zum Teil schmerzhaften, Schritte zu tun.

Schon, daß es einen anderen braucht, um sich aus einer Paar-Bindung zu lösen, die Du als nicht mehr lebenswert für dich empfunden hast, könnte daraufhin deuten, daß es Dir an etwas fehlt, um diese Schritte zu gehen.

Sicher wird gleich der Ruf, des Bequemen laut. Ist natürlich eine mögliche Betrachtungsweise, aber normalerweise stehen da andere Dinge im Hintergrund, die gesehen, wahr genommen und gelöst werden wollen.

Ein Schuß ins Blaue von mir zB: Deine Empörung über das Verhalten Deines Manns, scheint auch, ein Bestürztsein darüber wie weit er zu gehen bereit ist. Es wäre möglich, daß Du angenommen hast, daß ihn das deutlich weniger treffen würde, weil ja eben Deine Gesprächsversuche so wenig gehört wurden.

Der Wunsch nach friedlichem Gehen ist nachvollziehbar, aber zumeist total realitätsfern. Wie soll denn das bitte gehen, wenn einer eine Entscheidung trifft, die der andere so nicht mittragen kann oder möchte. Dennoch erzählt man sich Mantra-artig, daß das etwas gewesen wäre, was man angestrebt hat.

Warum?
Vielleicht weil man nicht aushalten mag, daß es Konflikte gibt, daß das eigene Handeln, den anderen verletzt. Weil?

Tja weil?
Da hin zu schauen, scheinst Du bisher gut vermieden zu haben.

Klarheit aber gewinnst Du weder durch oder in der Auseinandersetzung mit Ex noch mit dem neuen, Klarheit gewinnst Du nur durch und mit Dir selbst.

Ich würde Dir an der Stelle, Stichwort geschützter Raum, nen Coach oder ein paar Runden Couch empfehlen. Ist die nachhaltigste, fairste und letztlich auch für alle um dich herum weniger schmerzhafte Methode.

Viel Glück.

02.09.2019 14:47 • x 7 #14


K
Zitat von trixi-77:
Ladet Ihr gerade Euren Frust in meinem Thread ab?


Ambivalent zu sein, liegt in der Natur mancher Menschen.
Wenn ich mich erinnere, hast du den Thread eröffnet.
Ich schließe es auch nicht aus, dass gewisse Damen gerne über die Stränge schlagen,
sich austoben, was lange Zeit auf dem Planeten so nicht möglich war.
Provozieren diese dann auch gerne? Soll vorkommen. Mich tangiert das nicht so sehr,
denn wenn das Nachdenken ausbleibt, überlasse ich es meinem Gegenüber,
inwieweit er Argumente und Aussagen reflektiert oder auch nicht.

02.09.2019 14:48 • x 2 #15


A


x 4




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag