Hallo liebe Forumsgemeinde,
ich hatte gestern bereits in einem anderen Forum geschrieben, aber ich glaube, hier bin ich mit meinem Problem besser aufgehoben. Ich (w, 41) bin also ganz neu hier.
Ich versuche, es trotz oder wegen der komplizierten und verfahrenen Situation kurz zu halten und hoffe auf einen Rat:
Ich bin seit 11 Jahren mit meinem Mann verheiratet. Seit fast 19 Jahren sind wir zusammen. Wir haben zwei Töchter, 9 und fast sechs. Im Laufe der Jahre haben wir uns verloren und nichts dagegen unternommen. Mein Mann ist sehr sensibel, vielleicht unmännlich, aber deswegen hatte ich mich damals in ihn verliebt. Er ist so gar kein Macho.Vielleicht ist DAS aber auch ein Grund, weshalb bei mir die Lust auf S. komplett erloschen ist. Die Lust auf IHN.Vor 7 Jahren hatte ich schonmal eine Affäre, damals mit einer Frau, die in einer gleichgeschlechtlich Beziehung lebte. Es war intensiv, aber meine Ehe habe ich dafurch nicht in Frage gestellt. Meimem Mann habe ich das erst anschließend gebeichtet. Zu meiner Überraschung war er zwar sauer und traurig, hat aber nie das Thema mal aufarbeiten wollen. Es war Tabu, abgesehen von Streits, wo er mir das um die Ohren haute.
Nun habe ich mich vor etwas mehr als einem Jahr von ihm getrennt. Ich habe mich sehr in einen Mann verliebt (und liebe ihn!), der auch sehr sensibel ist, aber dabei in seinem Tatendrang sehr viel männlicher (ganz unabhängig von Optik, darum geht es bei mir nie, Brad Pitt kann man *beep* auf den Bauch binden, da passiert nichts ). Er legt mir die Welt zu Füßen, ist abenteuerlustig, plant sein Leben mit mir.
Problem:Er ist auch noch verheiratet und hat sich mit seiner Frau immerhin räumlich getrennt, während ich mit meinem Mann noch unter einem Dach lebe (getrennte Schlafzimmer natürlich).
Ich liebe diesen Mann sehr! Ich habe viele Zukunftspläne, wenn ich ausschließlich an ihn denke. WENN. Denn - und das ist das wirklich sehr große Problem für mich - ich kann meinen Mann nicht loslassen. Es sind so viele unterschiedliche Gefühle, zum Teil auch ganz pragmatische Dinge, aber eben auch 19 Jahre, zwei Kinder und unzählige Erinnerungen! Aber eben leider Erinnerungen. Er ist den Kindern ein liebevoller Vater, aber ich fühle mich von ihm vernachlässigt. Und auch wenn ich die Betrügerin bin, wie es ja so schnell kategorisiert wird, so habe ich inzwischen kein Vertrauen mehr zu meinem Mann. Denn er hat in dieser Trennungszeit so viele schlimme Dinge gemacht, die jeden Respekt vor mir verleugnen: Er belügt mich immer wieder, hintergeht mich (sendet Mails zwischen uns an meine Mutter, sucht juristischen Rat bei meiner Schwester, um zu schauen, ob man mir das Sorgerecht entziehen kann etc. ).
Ich weiß, er ist bis ins Mark getroffen und verletzt. Aber so geht man nicht mit dem Menschen um, den man kurz zuvor noch weinend gesagt hat, man wäre die Traumfrau etc. (das wäre ihm auch besser eher aufgefallen).
DAS ist MEIN bisher größter Verlust: Nicht, ihn als Ehemann verloren zu haben sondern den Gefährten und Vertrauten, der er bis zuletzt war.
Nur noch war - denn wegen der Verletzungen, die ich während unserer Ehe immer wieder aufgrund seiner Kälte und Gleichgültig, teils auch von mir so empfundenen depressiven Phasen, die mich runtergezogen haben, empfunden habe, kann ich mich körperlich nicht mehr fallen lassen bei ihm.
Dies hingegen ist mit dem anderen Mann wundervoll. Und so viel mehr. Es ist das, was ich mir unter Liebe vorstelle. Auch im Komflikt schaffen wir es, achtsam und respektvoll miteinander umzugehen. Mit ihm LEBE ich ! So oft habe ich meinem Mann gesagt so (trist/depri/respektlos) wollte ich mein Leben und unsere Ehe nie. Und so halte ich das nicht mehr aus. Aber mein Mann hat nur den Vorwurf darin gesehen, nicht meine Verzweiflung. Wie gesagt, trotzdem kann ich einfach nicht richtig raus aus der Ehe. Aus dem Haus, aus dieser Mama, Papa, Kinder - Wumschkonstellation!
Er war doch immer der Mensch, auf den ich mich verlassen konnte. Was das angeht, haben wir uns nun beide verloren.
Ich habe gerade meinen ersten Urlaub als alleinerziehende mit beiden Kindern hinter mir und obwohl ich unsere Familienurlaube immer anstrengend und konfliktreich fand, war ich unglaublich traurig, wenn ich diese glücklichen (?) Einheiten sah. Da habe ich ihn vermisst.
Ich schreibe all das bewusst ganz unabhängig von der Frage, ob er mich überhaupt wieder haben wollte! Denn es geht mir um MEINE (nicht vorhandene) Klarheit, die ich spüren muss, um weiter zu gehen.
Ich drehe mich seit einem Jahr im Kreis und verletze beide Männer . Und auch die Kinder, indem ich keine Klarheit lebe. (Denn auch für sie könnte es ja befreiend sein, nicht mehr diese ständigen unterschwelligen Spannungen zwischen meinem Mann und mir zu spüren, bzw inzwischen heftige Streits!).Da ich es nicht mehr ausgehalten habe, auch meinem neuen Partner gegenüber nicht diese so wunderbare Klarheit, kein eindeutiges JA zu ihm, entgegenbringen zu können, wie er das tut (wie gerne würde ich das und es gibt Phasen, da denke ich ganz eindeutig, jetzt will ich NUR noch ihn und diese Liebe, Wärme, Leidenschaft, Geborgenheit. ), habe ich ihm gegenüber nun eine Pause gewünscht. Auf der einen Seite fehlt uns natürlich total der Alltag als Patchwork Familie, um es wirklich beurteilen zu können , ob es passt. Und ich spüre auch die Angst davor, dass all das Wunderbare, was wir glauben, besser zu machen als in unseren Ehen, mit der Zeit und dem Alltag verloren geht! (Er hingegen glaubt fest an uns und dass wir es besser machen.)
Aber ich wollte und konnte diesen Schritt zu ihm nicht halbherzig gehen, um dann meinen Kindern in ein paar Jahren klar machen zu müssen, dass es das auch nicht war.
Und: ich möchte diesem wertvollen Menschen nicht mehr zumuten, kein eindeutiges und befreites JA von mir an uns zu bekommen! Er hat gesehen, gefühlt, gehört, wie groß und tief meine Liebe ist. Aber sie ist natürlich neu und unverbraucht.
Wobei ich allerdings auch anmerken muss, dass sie aufgrund der besonderen Konstellation nicht unbelastet ist/war. Wir haben schon viele Steine aus dem Weg geräumt und große Hindernisse überwunden.Nur: bei allem Fühlen, Abwägen, bei allem Schmerz, Liebesgefühl. .ich bleibe zerrissen. Und das wird nicht besser! Denn sobald ich der festen Ansicht bin, dass es zB mit meinem Mann aufgrund des beidseitigem Vertrauensverlustes gar nichts mehr werden KÖNNTE (vorausgesetzt, wir würden es mit Paartherapie und viiieel Arbeit versuchen), kommt im nächsten Moment der große Schmerz. Und umgekehrt. Meine Gefühle und mein Erkennen schlagen mir ständig nur Schnippchen. Selbst Psychotherapie (dort war ich unterstützend zu einer Erziehungsberatung bzgl der Großen, die uns vom ersten Tag an sehr herausgefordert hat) hat mir nicht geholfen.
Es kostet wahnsinnig viel Kraft (neben allem anderen) und ich leide inzwischen auch körperlich (Schlafstörung, Engegefühl im Herzen, Herzrasen).
Vielleicht ist hier jemand, der einen Ausweg weiß oder einen Weg, wie ich meine innerer Stimme höre und ihr vertrauen kann?
02.09.2019 10:20 •
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