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Am Rande der Trennung: Unsicherheit und Panik (lang)

AD203
UPDATE:

Es ist also vorbei. Vor ungefähr zwei Wochen wagte ich es, einen letzten Kontaktversuch aufzunehmen. Ich war am Boden zerstört, unfähig zu verstehen, dass sich eine siebenjährige Ehe mit einigen Emails und Skype-Chats in Luft auflösen sollte. Bislang hatte meine Frau jedes Angebot eines Wiedersehens, Telefonats oder einer Paartherapie-Sitzung ausgeschlagen. Ich konnte nicht fassen, dass alles so zu Ende gehen sollte.

Ich verfasste eine Email an sie. Sie war positiv, beschrieb, wie es meiner Meinung nach so weit kommen konnte und erzählte, was ich mir in Zukunft für uns wünschen würde: dass wir beide spirituell wachsen, dass wir lieben statt brauchen, dass wir uns sicher und geborgen fühlen. Ich schrieb, dass ich keinem eine Schuld für irgendetwas gebe, dass wir beide zu verschiedenen Zeiten völlig überfordert gewesen sind. Ich habe auf Verständnis dafür gehofft, dass auch ich nun überfordert gewesen bin. Für mich war die räumliche Trennung und die Auszeit in den USA keineswegs ein völliges Aufgeben der Beziehung. Ich hatte immer - ganz entgegen dem Gerede meines Umfelds von Scheidung - daran geglaubt, dass unsere Liebe auch diese schwierige Situation überdauern könnte. Schließlich waren wir in so vielen Zielen, Wünschen und Empfindungen wie eine Seele. Schließlich hatten wir schon so viel gemeinsam durchgestanden und ausgefochten. In meiner Email erklärte ich, dass meine Mutter bereit wäre, alle Kosten einer Paartherapie zu übernehmen. Ich fände es einfach wichtig, dass wir wieder ins Reden kämen, statt uns völlig voneinander abzugrenzen.

Die Antwort meiner Frau kam wie ein Faustschlag: Keine Ehetherapie der Welt könnte ihre Gefühle jetzt ändern. Sie wünsche sich für die Zukunft keine Beziehung in irgendeiner Form mit mir. In meiner Email lese sie überall unterschwellige Vorwürfe, verstehe nicht, warum ich dauernd von wir und uns rede, und sehe nur noch, dass ich sie für krank halte. Sie sei bereit für etwas ganz neues. Sie bereue keinen Augenblick unsrer Beziehung, sie habe viel gelernt aber nun sei es zu Ende.

Ich besuchte zwei Tage später meinen Schwager, zu dem ich nach wie vor ein tolles Verhältnis habe. Wir unterhielten uns stundenlang über seine Schwester (meine Frau). Er meinte sie nicht wiederzuerkennen, sagte, er könne einfach nicht verstehen, warum sie so mit mir umgegangen ist und meinte außerdem, dass sie ihrer psychisch kranken Mutter von Tag zu Tag ähnlicher werde. Denn auch ihre Mutter habe sich nach Trennungen immer wieder gleich in neue Beziehungen hineingeworfen, die immer schlimm endeten. Ich war anfangs verwirrt und dann begriff ich es auf einmal. Es hatte mir niemand erzählt. Es riss mir den Teppich unter den Füßen weg. Mein Schwager verstand auf einmal, dass ich nicht informiert war und erklärte es mir: Seit Wochen wohnt nicht nur die WG-Mitbewohnerin meiner Frau in unsrer einst gemeinsamen Wohnung, sondern es sei inzwischen auch noch ein Mann dazu gezogen. Er wohne seit Wochen bei meiner Frau im Zimmer. Laut meinem Schwiegervater seien sie fest zusammen.

Ich dachte nur: Das ging aber schnell. Und es erklärt, warum meine Frau den näheren Kontakt stets vermied. Sie hatte davor so sehr an mir geklammert und bedingungslos Zuwendung gebraucht, dass es mich wahrlich wunderte, dass sie nun so schnell die Isolation suchen sollte. Jetzt verstehe ich alles: Das erste Mal, das ich so richtig überfordert, ermüdet und leer gelaufen bin, wird gleich ein Ersatz gefunden. Ich werde nur noch wütend, wenn ich darüber nachdenke, dass ich eine Trennung mitmachte, als sie eine brauchte, und dabei stets treu geblieben war. Jetzt kann meine Frau scheinbar bei einem anderen besorgen, was ich ihr nicht mehr zu geben in der Lage war. Ich kenne diesen Mann von meiner Zeit an der Universität und wünsche ihm viel Glück und Kraft. Er wird beides ganz gewiss brauchen.

Jetzt bleiben nur noch Gefühle wie Betäubung, Fassungslosigkeit und gelegentlich auch Wut übrig. Ich fühle mich völlig ausgenutzt, unwichtig und misshandelt. Wie ein zerknülltes Stück Papier, das im Altpapierkorb gelandet ist. Nach allem, was ich über mich ergehen ließ, kommt es nun dazu. Wofür war das alles? Dass ich Wege aus Liebe beschritten habe, welche meinen Landsleuten zu Hause auf ihren Bauernhöfen und in ihren Pickups unbegreiflich und unvorstellebar sind...dass ich es aus einem intellektuellen Loch, aus der Gewalt und Armut nach Deutschland schaffte, wo ich meine Burgen, meine Wälder und die wunderschöne deutsche Sprache habe...und dass ich nun dermaßen gegen eine Wand fahre, wo so viel Willenskraft und Bereitschaft vorhanden sind.

Übrig bleibt nur noch ein Konflikt mit der Ausländerbehörde, die panische Suche nach einer Vollzeitstelle vor März 2016 und ein eiliger Antrag auf Einbürgerung vor Ablauf meines jetzigen Aufenthaltstitels und nicht mal das ist sicher. Ich bin dem Ermessen der Behörden ausgeliefert...Es folgt nur noch ein ewiges Hin und Her zwischen Ämtern, ein Leben als einsamer, erbarmungsloser Kampf. Ein einziges Rennen gegen die Zeit, das Besuchen von vier verschiedenen Anwälten, die alle etwas anderes sagen, das Leben als bürokratische Vollzeitstelle. Und eine Stimme in mir ruft: SIEHT JEMAND MICH? Sieht jemand mich mit all meinen Qualitäten, Fähigkeiten und Wünschen? Nein. Man sieht mich nicht, man sieht meine Papiere. Nur die Papiere. Ausgerechnet die Teile, die am allerwenigsten etwas über mich aussagen, die aber einen Großteil meines Lebens bestimmen. Wie ich diese Papiere hasse. Wie ich diese Stempel und biometrische Passbilder hasse, die dumpfen dümmlichen Proleten hinter den Schreibtischen, die weltweite Unkultur der Erfassung und Ablegung von ganzen Existenzen. Wie auf einem Viehhof. Ich habe gelernt, dass die Stellen staatlicher Macht eben keine Hand hinunterreichen, wenn du mal gefallen ist. Nicht einmal wenn es nicht mal um Geld geht. Stattdessen wird in gewisser Weise sogar nachgetreten, selbst wenn du keine Belastung für die Gesellschaft darstellst. Ein eingewanderter Abiturient mit Endnote 1,0, der innerhalb von 5 Jahren Deutsch gelernt und inzwischen besser beherrscht als die meisten hier geborenen Menschen, der Literatur liebt, Physik studiert und einfach nur hier bleiben, arbeiten und leben will, soll nun sein Studium niederlegen und Kohle schaufeln gehen. Nicht weil er es finanziell nötig hat, sondern weil es ein Paragraph verlangt. Weil er sonst nicht in die Schablone passt, die für tausend Fälle vorgesehen ist, die aber eben nicht sein Fall sind. Ich will nicht arrogant klingen. Es scheint mir einfach ein Widerspruch zu sein: Wäre ich dem System nicht nützlicher, wenn ich weiterhin meinen jetzigen Weg gehen dürfte? Ich bekomme mehr als genug von meiner Mutter. Ich qualifiziere nicht einmal für Bafög, bzw. ich bekomme einen Bescheid mit 0 € drauf. Als Physiker würde ich auch beträchtlich mehr Steuern zahlen und dem Land weitaus mehr nützen als ein Papierschieber. Ich fühle mich wie in eine Schablone hineingestopft, in die ich gar nicht passe...

Ich werde jedoch tun, was nötig ist. Ich werde mich nicht unterkriegen lassen. Ich habe schon einmal Zeiten abgesessen, um mein Leben so gestalten zu können, wie ich es wollte. Das wird sich jetzt auch nicht ändern. Aber ich kann meine Wut nicht leugnen. Die Lieblosigkeit und Kälte, die man in dieser Welt vorfindet, vor allem bei Behörden, machen mich immer wieder fassungslos. Wäre es nicht besser, wenn diese Stellen da wären, um Menschen zu helfen, statt ihnen Steine in den Weg zu legen? Jemand hat mir einst gesagt, ich soll einfach erwachsen werden, die Welt sei eben kein Ponyhof. Man kriege nichts geschenkt. Aber das verlange ich doch gar nicht. Ich kanns auch nicht ausstehen, wenn Menschen meinen, es müsste ihnen alles hinterhergeworfen werden. Ich habe einfach kein Verständnis dafür, dass Entschlossenheit, Wille und Tatkraft so wenig Beachtung finden, dass man selbst bei vorliegender Höchstleistung keine Chance bekommt. Ich habe kein Verständnis dafür, dass so viel Menschenverachtung normal und alltäglich ist, dass ganze Lebensläufe sich in Zeitrahmen von Jahren umstellen müssen, nur weil es ein Paragraph und nicht etwa ein faktischer Umstand verlangt. Erwachsen wäre es doch, wenn der Verstand und die Vernunft angewandt würden statt hirnlose Robotermentalitäten.

Was meine Beziehung angeht, so werde ich wohl nichts mehr haben, was ich hier reinschreiben könnte. Die Beziehung ist - ich fass es irgendwie immer noch nicht - zu Ende. Ich kann mir vorstellen, dass höchstens nur noch Nachbeben kommen. Der Liebeskummer breitet sich noch hin und wieder aus. Seitdem meine Frau sich endgültig von mir losgesagt hat, ist es aber auch etwas leichter geworden. Ich weiß jetzt wenigstens, woran ich bin. Der Schmerz, der folgte, war bislang der schlimmste, aber er ist insgesamt nun ruhiger geworden. Das Gefühl, dass der Arm noch an ein paar Sehnen und Muskelfasern dran baumelt, ist wenigstens verschwunden. Die Amputation ist vollständig, sauber und dadurch etwas befreiend. Ich hoffe jetzt einfach, dass die Wunde gut verheilt und dass sich mein künftiges Leben so arrangieren lässt, wie ich es mir wünsche. Ich danke allen in diesem Forum für Ihre gütigen Worte und Ihre tollen Beiträge. Es tut wirklich gut zu wissen, dass man wenigstens in Gedanken nicht allein auf dieser Erde ist. Ich werde hier noch regelmäßig vorbeischauen, wünsche euch aber allen trotzdem alles Gute. Sobald mein Leben sich wieder stabilisiert hat, würde ich gerne meine eigenen Erfahrungen nutzen, um anderen in ähnlichen Situationen zu helfen. So ein Forum scheint mir ein guter Ort dafür.

09.06.2015 15:11 • #16


AD203
Hallo ihr Lieben,

manchmal kommt es mir vor, als wäre ich in ein tiefes dunkles Loch gefallen. Um mich ist alles dunkel, wie in einem Vakuum. Auch meine Aufenthaltspapiere spiegeln das ganze wider: Ich bin so eine Art Zwischending, ich habe einen Status, der ungünstig ist und kurz vor etwas Heimatlichem wie einem deutschen Pass oder einem Daueraufenthalt ist, aber nicht ganz dran. Vor mir liegen noch Behördenbesuche, ich habe furchtbare Angst.

Um mich sind Anwälte, die alle unterschiedliche Dinge sagen. Einige sagen, dass die Behörde den Unterhalt meiner Mutter nicht berücksichtigt, ich solle arbeiten. Andere sagen, ich könne weiterstudieren und würde nochmal die gleiche Aufenthaltserlaubnis verlängert bekommen. In einem Forum für Ausländer ist es auch schwer, Auskünfte zu kriegen. Die Behörde zieht einiges von meinem Nettogehalt ab und es darf kein Anspruch auf Hartz-IV möglich sein, sonst gilt der Lebensunterhalt als ungesichert. Meine Vermieterin mietet mir 16 m² für nur 200 EUR aber es könnte passieren, dass die Behörde eine Pauschalmiete einfach nimmt und die tatsächliche Höhe ignoriert. Auch dann muss kein Hartz-IV-Anspruch möglich sein. Es ist nicht mal wichtig, ob man Hartz-IV nimmt oder nicht. Man muss es nicht dürfen können...

Ich bin so verzweifelt, traurig und bodenlos gewesen, dass ich mich an meine Frau gewandt habe. Ich habe ihr dies geschrieben:

Hallo x.,

ich schreibe dir wieder, weil ich es nicht versäumen will, ein gemeinsames Leben mit dir zu retten, wenn es noch zu retten ist. Ich habe inzwischen verstanden, dass mein Bauch immer bei dir sein wollte. Mein Kopf hingegen bekam Angst und handelte. Ich hätte lieber nach dem Bauch handeln sollen, aber damals wusste ich nicht wie. Ich hatte die innere Bindung zu mir selbst irgendwo verloren. Mein Bauch sehnt sich nach Vereinigung mit dir. Ich habe so viel falsch gemacht, x.. So viel aus Angst, Verzweiflung und Unsicherheit getan.
Und ich würde alles geben, um es heute zurücknehmen zu können. Ich würde alles geben, um es nochmal anders machen zu können. Ich bereue so viel, was
ich getan habe, dass es mir körperliche Schmerzen bereitet.

Ich wollte dich nie verlassen, x.. Mein Körper und mein Geist waren erschöpft und ich verfügte nicht über das Wissen, um besser mit der
Situation umzugehen. In Amerika habe ich so viel geschrieben, was ich bereue. Ich war nicht bei mir, ich war überfordert und hätte jemanden schon viel eher um Hilfe bitten sollen. Ich bin niemals dahingeflogen mit dem Vorhaben, für immer fortzubleiben. Ich wollte nach einer oder zwei Wochen wiederkommen und mit einem klareren Kopf an die Situation herangehen. Hätte ich eine zweite Chance, so würde ich alles komplett anders machen. Ich wäre viel liebevoller mit dir und mit mir selbst umgegangen, hätte mir nicht so viel abverlangt und hätte mit dir eine gemeinsame Therapie gemacht. Ich hätte die Situation hingenommen in der Gewissheit, dass auch sie eines Tages sich zum Guten auflöst. Ich wäre niemals weggefahren oder weggeflogen. Ich wäre bei dir geblieben und hätte alles getan, um eine Lösung für uns beide zu finden. Ich habe einen gewaltigen Fehler dir und uns als Paar gegenüber begangen und es tut mir unendlich leid.

Ich würde dich so gerne für so viel um Verzeihung bitten. Ich möchte so gern alles wieder gut machen. Ich sehe, dass ich so vieles tat, um die Situation
eigentlich nur zu verschlimmern. Und mein Kopf glaubte sogar, dass es alles irgendwie hilft. Ich tat so viel, was nicht nur dir, sondern auch mir selbst wehtat. Ich tat mir dabei weh
und glaubte, das sei notwendig, um eine Besserung der Situation herbeizuführen. Ich war so verwirrt, so müde und irgendwo ein Idiot. Ich war coabhängig. Ich glaubte, alles tun
zu müssen, damit du dich wohl fühlst. ICH war in mancherlei Hinsicht das Problem, ich ertrug es nicht, dass du gelitten hast und habe mich dafür verantwortlich gefühlt. Ich besuche
inzwischen jede Woche eine Selbsthilfegruppe für dieses Thema und merke, dass ich in der Hinsicht große Probleme habe, an denen ich arbeiten muss.

Wir sind schon sieben Jahre verheiratet. Du bist alles andere als nur eine Liebhaberin oder Freundin für mich gewesen. Du bist und warst für mich eine Seelenverwandte.
Wir haben am Frühstückstisch über Dinge gesprochen, über die sich niemand sonst an meiner Seite mit mir unterhalten hätte. Ich vermisse das so sehr. Ich vermisse deine Liebe
zur Philosophie und alten Geschichte. Ich vermisse, wie du in der Küche gesungen hast, wie du im Schlafzimmer nebenan Ohm gesummt hast, wenn du abends Yoga machtest. Ich vermisse unsere gemeinsamen Abende. Ich würde alles geben, um wieder die Möglichkeit zu haben, diese Dinge wiederzuhaben. Ich vermisse so viel an dir. Ich sehe dich noch in so vielen Dingen und denke jeden Tag an dich. Mein ganzer Körper trauert, weil du auf einmal nicht mehr da bist. Und er trauert, weil er nun fürchtet, etwas getötet zu haben, was hätte gar nicht getötet werden müssen.

Gib mir bitte die Chance, alles was ich an Schmerzen, Leid und unnötigem Stress verursacht habe, wieder gut zu machen.
Lasst uns uns gegenseitig helfen und füreinander da sein. Ich möchte diese schreckliche Situation nicht mehr. Ich erkranke an ihr in jeder Hinsicht.
Sie ist mir unerträglich. Ich bin nicht nur dabei, dich zu verlieren, auch mein ganzes Leben ist dabei, verloren zu gehen: Ich habe wegen der Trennung Aufenthalt nur noch bis März, ich arbeite Vollzeit
in der Hoffnung, dass das eine Verlängerung ermöglicht, wenn es so weit ist. Aber kein Anwalt, keine Beratungsstelle kann mir wirklich etwas sagen. Ich lebe jeden Tag in Existenzangst und
spüre nur noch Reue, Schuld und Verzweiflung für meine unsägliche Dummheit.

Ich möchte für dich wieder da sein, ich möchte dich wieder in meine Arme nehmen und das Leben und die Liebe zwischen uns spüren. Ich sehe Kinder lachen und spielen und denke daran, wie ich in Schweden damit umgegangen bin, dass du hättest schwanger sein können. Ich schäme mich so sehr für mein Verhalten damals. Ich schäme mich dafür, dass ich Angst davor hatte. Wärest du schwanger gewesen, dann wäre ich erstmal schockiert und auch verängstigt gewesen, aber dann wäre ich halt Vater geworden. Und? Das wäre wunderschön gewesen, es wäre LEBEN gewesen. Ich hätte alles gegeben, um eines Tages Kinder mit dir zu haben. Ich denke daran, wie wir uns Namen überlegt haben, wie wir uns ein künftiges Leben ausgemalt haben. Ich möchte das alles nicht verlieren, x.. Du bist so eine einzigartige Frau, so wunderschön in so vielen Hinsichten. Ich vermisse dich über alles.

Bitte verzeih mir meine Dummheit und meine schrecklichen Fehler, gib mir eine Chance zur Wiedergutmachung. Lasst uns zur Versöhnung kommen. Es tut mir so leid, dass ich
mit der Situation so umgegangen bin. Es tut mir so leid, dass ich so verwirrt und manchmal geradezu dumm war. Es tut mir so leid, dass ich meine Seelenverwandte und mein
Zuhause verlassen habe. Ich würde alles geben, um beide wiederzuhaben, ich würde alles geben, um dein Vertrauen wiederzugewinnen, um dir zeigen zu können, wie ernst es
mir ist. Bitte gib mir diese Chance.

x.


Daraufhin erhielt ich dies:

Hallo x.,

ich habe deine Nachricht gelesen und bin sehr frustriert und traurig darüber. Ich sehe, dass du inzwischen Einiges, was du in den letzten Monaten und Jahren zu mir gesagt und wie du mit mir umgegangen bist, bereuhst, dass du mich zurückhaben willst und eine zweite Chance bekommen möchtest. Anscheinend kannst nicht einmal du, der du mich erst so wahnsinnig verteufeln musstest, damit du gehen konntest, konsequent und dauerhaft damit leben, mich als einen durch und durch schlechten und anderen böswillig gesonnenen Menschen anzusehen. Das erleichtert mich, auch wenn ich von deiner Einschätzung meiner Person nicht mehr abhängig und darauf nicht länger angewiesen bin. Es freut mich zu sehen, welche Fortschritte du inzwischen gemacht hast und dass du langsam damit anfängst, dein Handeln zu reflektieren und in Ansätzen bereits Verantwortung dafür übernimmst, was du tust und sagst, was du getan und gesagt hast. Und vielleicht schaffst du es ja auch irgendwann einmal, mit deiner Vergangenheit abzuschließen und Glück und Liebe zuzulassen, ohne dabei auf andere angewiesen oder von ihnen abhängig zu sein.
Ich bin jedoch sehr frustriert und traurig, weil ich mich noch immer auf keinste Weise auch nur im Geringsten von dir wahrgenommen und geschätzt fühle. Ich habe dir in meiner letzten E-Mail geschrieben, dass ich erstens keinerlei Zuneigung mehr für dich empfinde und zweitens keine Nachrichten mehr von dir bekommen möchte. Beides hast du, indem du mir gestern geschrieben hast, ignoriert. Ich fühle mich dadurch übergangen, meine Grenzen, die ich dir gesetzt hatte, wurden von dir nicht wahrgenommen und akzeptiert. Dein übergriffiges Verhalten ekelt mich an und obwohl ich weiß, dass ich dich einst sehr geliebt und geschätzt habe, und noch immer stolz darauf bin, einen langen Teil meines Lebens mit dir verbracht zu haben und es nie anders machen würde oder bereuhe, was passiert ist, weil ich weiß, dass mich die Erfahrungen die ich dabei gesammelt habe, zu dem Menschen machen, der ich heute bin, den ich so schätze und liebe, schäme ich mich für deine Inkonsequenz - da ich dachte, du wüsstest es besser und könntest zu dir und deinem Verhalten stehen und die Verantwortung für dich und das, was du tust, übernehmen. Du bist mir in gewisser Weise peinlich, weil es nichts gibt, worauf ich mich bei dir verlassen, worin ich dir vertrauen kann.
Jetzt liegt es an mir, daraus meine Konsequenzen zu ziehen.
Zu erstens möchte ich dir Folgendes sagen:
ES IST AUS.
Ich liebe dich nicht mehr. Ich werde niemals wieder mit dir zusammensein oder auch nur in geringster Weise eine Beziehung mit dir führen. Ich gehöre dir nicht, du hast keinerlei Anspruch auf mich und ich bin auch nicht dein Eigentum, also hör auf damit, so konsequent meine Wünsche und Bedürfnisse zu ignorieren, wie du es in deinen Nachrichten an mich tust, denn falls du es nicht weißt: um eine Beziehung zu führen, braucht es zwei Menschen, die sich füreinander entscheiden - und ich werde mich nie wieder für dich entscheiden, da ich aus meinen Fehlern gelernt und mich weiterentwickelt habe.
Es mag paradox klingen, aber ich bin dir in gewisser Weise dankbar dafür, dass und wie du im Januar gegangen bist: Ansonsten hätte ich vielleicht nie entdecken können, was für ein toller, tapferer und starker Mensch ich bin und ich bin unglaublich stolz darauf, wie ich mein Leben bislang gemeistert, was ich erreicht und wie ich mich entwickelt habe. Um nichts in der Welt würde ich die Flügel, die mir gewachsen, meine Freiheit, die ich entdeckt, dagegen eintauschen, wieder mit dir ein für mich zutiefst trauriges, elendes und unbefriedigendes Dasein fristen zu müssen.
Zu zweitens möchte dich dir sagen, dass du von nun an bei mir auf der Liste der zu blockierenden Personen stehst, da du augenscheinlich nicht meinen Bitten Folge leisten kannst und ich das Bedürfnis habe, mich vor dir - und insbesondere vor deinen widersprüchlichen Nachrichten - zu schützen. Ich möchte dich außerdem darum bitten, dich von meiner Familie fernzuhalten. Ich weiß, dass ich niemanden dazu zwingen kann, aber meinen Wunsch habe ich nun klargestellt. Ich möchte dich auf keinerlei Art und Weise mehr an meinem Leben teilhaben lassen. Sollte ich dennoch merken, dass du weiterhin Kontakt zu meiner Familie suchst, werde ich auch hierin Konsequenzen für mich ziehen müssen.

Ich hoffe, du kannst irgendwann deinen Frieden finden und glücklich werden.
Dazu brauchst du nur dich selbst.

Eines Tages werden wir uns wiedersehen, doch es wird weder liebender, noch freundschaftlicher Natur sein und wann und wo, das werde ich entscheiden.

x.


Ich bin meist wie gelähmt. Es tut dann aber plötzlich unglaublich weh. Oft suche ich bei der Arbeit eine Toilette auf oder begebe mich in einen Besenschrank und weine mich aus. Es fällt mir so schwer, die Fassade aufrechtzuerhalten, aber es kann ja sein, dass ich aufenthaltsrechtlich diesen Job gerade brauche. Am Tag vor meinem ersten Arbeitstag war ich in der psychiatrischen Klinik. Dort sagte mir der Arzt, dass ich an einer sehr schweren Depression leide. Ich solle Antidepressiva nehmen und 4 bis 6 Wochen stationär behandelt werden. Aber das wäre ein Kündigungsgrund gewesen. Man kann doch nicht eine Probezeit beginnen und dann 4 Wochen verschwinden. Ich habe Urteile über Ausweisungen und Abschiebungen für Menschen mit meinem Aufenthaltsstatus gelesen. Es hat selten geholfen, dass sie psychische Probleme hatten. Sie haben sogar eine alte, schwerkranke Frau ausgewiesen, nachdem ihr deutscher Mann starb und sie ein weiteres Jahr in Deutschland bleiben wollte. Ich kann die Kälte und Lebensverachtung vonseiten der Behörden gar nicht mehr nachvollziehen. Ich bezweifle, dass wir in irgendeiner Weise besser sind als viele der Schurkenstaaten, die wir so gerne als Vergleich heranziehen, um zu beweisen, wie toll wir sind.

Ich habe das starke Bedürfnis, mich sicher und geborgen zu fühlen, damit ich dann wenigstens mit der Trennung klarkommen kann. Ich wusste nicht, dass solche Tiefpunkte möglich sind. Manchmal fühlt es sich so an, als könnte man buchstäblich an den Gefühlen sterben.

12.07.2015 11:55 • #17




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