J.
Mein Herz hängt in Fetzen.
Immer wieder habe ich gedacht, ich schaffe es: hin zu dir, weg von dir, irgendwas mit dir.
So lange, J., so lange.
Ich liebe dich.
Die Fehler, die du machst. Und selbst, dass du bist wie du bist und nicht kannst, nicht bei mir bist: auch das.
Ich liebe die Nächte, die wir hatten, dass du unbeschwert rumalbern kannst und es dir egal ist, was die Leute denken.
Jede deiner Berührungen, die mich elektrisieren konnten, wie es noch nie zuvor gewesen ist.
In deine Augen zu sehen und zu wissen, dass da mein Mensch vor mir steht, mein Spiegel, mein Kontra, meine schwindelndste Höhe, meine glücklichsten Tränen. Mein heißester Zorn und mein tiefstes Tief.
Ich hätte dir damals hinterher rufen sollen, wie es mein Impuls war. Barfuß auf die Straße laufen und Warte! rufen, meine Angst war zu groß.
So viel Zeit ist vergangen.
Und da stehen wir erneut.
Trafen uns per Zufall.
Das sovielte Mal.
Als würden uns die Gezeiten immer wieder zueinander ziehen, in anderen Städten in neuen Situationen, aber immer du und ich.
Du sagst, du fühlst das nicht und ich sehe die Lüge in deinen Augen, spüre sie in jedem deiner Küsse.
Ich kenne dich doch J. Seit über 20 Jahren kenne ich dich und du bist ein schlechter Lügner.
Das ist ok, du hast Angst.
Möglicherweise werden uns die Gezeiten wieder zueinander führen.
Aber nun fühle ich, dass es langsam Zeit wird, diesen Versuch abzubrechen. Ich vebrenne innerlich.
Ich habe mein Herz in Fetzen gerissen, mich geduldet, gewartet, habe geschwiegen. So lange.
Das wird nicht mehr ewig funktionieren, J.
Gerne hätte ich die altruistische Größe, um der Liebe willen die Liebe zu fühlen und dich frei zu lassen: ich habe sie nicht.
Noch dieses Jahr, das habe ich mir versprochen, werde ich mir zur Not den Brustkorb öffnen und alles rausreißen, auch ohne Narkose.
Der Termin zur Op steht in meinem Kalender, eingetragen schon vor Monaten und du kennst ihn.
Nie wieder so lieben können?
Vielleicht nicht.
Aber auf den Versuch lasse ich's ankommen.
Alles in mir schreit und fleht, dass du Mut fasst.
Ich habe es dir gesagt, in diesem kleinen großen Moment als wir auf der Mauer saßen mit den Beinen 50 Meter über dem Boden und darüber sprachen, was wäre, wenn die Welt jetzt endet und wir beide ok waren mit allem, nur ein letzter Kuss und ein Blick in die Augen.
Du weißt alles.
Ich werde nicht betteln, du musst selber springen können.
Ich liebe dich, J.
Mein Alpha und mein Omega.
31.03.2019 19:43 •
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