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Am Ende immer wieder am selben Punkt

Sternschnuppe89
Liebes Forum,

ich bin des Öfteren in der Vergangenheit an vermeintliche Beziehungspartner geraten, die ein Zuviel an Nähe und Liebe nicht zulassen können und sozusagen davor weglaufen. Dieses Jahr habe ich zwei Menschen dieser Natur kennengelernt, welche zumindest auf den 1. Blick nichts gemeinsam hatten. Ob das auf der anderen Seite immer klassische Bindungsängste waren, kann ich nur mutmaßen. Meistens hat man ja ein Bauchgefühl, dass sich mit der Zeit mit dem Zusammenfügen verschiedener kleiner Puzzleteile bestätigt. Da ich aber auch weiß, dass es nicht immer nur an der anderen Seite liegen kann, möchte ich mir hier ein paar Denkanstöße und Tipps von außen einholen.

Vorab zu meiner Person: Ich weiß, was ich will bzw. was ich mir wünsche und was ich bereit bin in einer Beziehung zu geben. Zugeständnisse aus Liebe sind für mich selbstverständlich, da es nie so sein wird, dass man immer derselben Meinung ist. Ich nenne es beabsichtigt nicht Kompromisse, da diese immer mit Forderungen verbunden sind. Und ich möchte nicht, dass ich etwas einfordern muss, was der andere mir sonst nicht bereit wäre zu geben. Ich stehe mit beiden Beinen fest im Leben, habe ein paar sehr gute Freunde die mich schon seit vielen Jahren begleiten (u. a. meine beste Freundin seit fast 20 Jahren), verstehe mich inzwischen auch wieder mit meinen Eltern gut und bekomme von anderen oft zu hören, dass ich innere Ruhe und Zufriedenheit ausstrahle. Auch wenn ich im Stress bin, würde man mir das zumindest privat nicht groß anmerken. Im Großen und Ganzen versuche ich eben immer aus allem das Beste zu machen und positiv nach vorne zu schauen. Natürlich gibt es auch mal Tage, wo ich den Kopf in den Sand stecke und am liebsten den ganzen Tag im Bett verbringen würde. Da darf man dann auch mal alles verfluchen und die ein oder andere Tränen vergießen. Aber solche Tage hat ja jeder Mal, niemand ist perfekt .

Obwohl ich mit meinen Leben zufrieden bin und mein Glück auch nicht von einem Mann abhängig mache, sehne ich mich seit gut einem Jahr wieder nach einem festen Partner an meiner Seite, mit dem ich mein Leben teilen und eine gemeinsame Zukunft aufbauen kann. Davor hatte ich 3,5 Jahre neben meinem Vollzeitjob studiert und wollte mich in den letzten Semestern einem möglichen Gefühlschaos nicht mehr hingeben. Auch während der Zeit damals hatte ich immer wieder Männer kennengelernt, die an mir interessiert waren, aber im Inneren nicht dazu bereit waren sich tiefer zu binden.

Anfang 2014 hatte ich einen 5-monatigen Beziehungsversuch hinter mir, in dem ich regelmäßig ignoriert (Nachrichten, Kontaktversuche etc.), versetzt und enttäuscht wurde. Für ihn stand damals alles über uns bzw. mir und der krönende Abschluss war, dass er sich einfach nicht mehr meldete. Nachdem ich es dann beendet hatte, bekam ich 2 Wochen später eine Nachricht, in der er sich bei mir entschuldigte und sich für die gemeinsame Zeit bedankte und mir mitteilte, dass ich ihm durch eine schwere Zeit geholfen hätte? Er hatte sich danach immer mal wieder bei mir gemeldet, aber da war bei mir inzwischen zu viel kaputt, um ihn noch eine Chance zu geben. Nach dieser ungesunden Beziehung hatte ich mir auch geschworen, so etwas nie wieder mit mir machen zu lassen. Die Zeit damals war wirklich schlimm für mich und ich habe in der Beziehung sehr gelitten, konnte keine klaren Gedanken fassen etc. In dem Jahr gab es noch jemand anderen, bei dem es am Ende auch darauf hinauslief, dass er gerade zu viel mit sich selber beschäftigt ist (seine Mutter war krank, Eltern geschieden). Für beide Männer, war ich aber nach eigenen Aussagen die feste Partnerin. Nachdem ich 2015 noch eine andere Geschichten in die Richtung erlebt hatte, wollte ich erstmal nichts von Liebe und Beziehung wissen. Davor ging meine fast 3-jährige Beziehung Anfang 2013 zu Ende, da wir uns zum Schluss nur noch gestritten hatten und ich mir einfach keine Zukunft mehr vorstellen konnte.

Dieses Jahr ging es dann gerade so weiter, wie es 2015 aufgehört hatte. Im Januar hatte ich über eine sehr gute Freundin einen Mann kennengelernt, der mir nach 3 Monaten eröffnete, dass er Angst davor hätte, dass ich mich in unserer Beziehung genauso verhalten könnte, wie seine Ex-Freundin, die ihn pausenlos eingeengt und am Ende betrogen hatte. Gleichzeitig sagt er mir aber auch, dass ich das bis zu diesem Zeitpunkt nicht tat. Und dass seine Angst nicht an mir oder meinem Verhalten liegen würde. Immerhin der erste Mann, der mir das so klar und ehrlich sagen konnte.

Im Juni lernte ich dann jemanden kennen, bei dem am Anfang auch alles sehr harmonisch schien. Er meldete sich oft, nahm sich Zeit, stellte mich relativ schnell (mir schon fast zu schnell) den Eltern vor und sagte auch, dass er mit mir zusammen sein möchte. Die ersten Wochen war alles zu schön um wahr zu sein. Danach meldete er sich von einen auf den anderen Tag nur noch sporadisch, nachdem ich versucht hatte zwei Unstimmigkeiten anzusprechen. Das ging soweit, dass er sich an einem Tag komplett zurückzog und mir am nächsten Tag mitteilte, dass er mich vermisst und mich gerne sehen würde? Auch bei ihm gab es manches was mir im Nachgang zu denken gab: zu viel Arbeit und darüber allg. Unzufriedenheit, eine Ex-Freundin die ihn nach 4 Jahren deswegen verlassen hatte (sie dachte wohl, dass er eine Affäre hatte), eine weitere Ex-Freundin die ihn aufgrund dessen nach kurzer Zeit betrogen hatte, eher oberflächliche Freundschaften etc. Da er mir aber am Anfang sagte, dass er weiß, was in seinen letzten Beziehungen schief lief, wollte ich diesem Menschen eine Chance geben, weil es ansonsten anfänglich passte.

Nachdem er dann eine Woche im Urlaub war hatten wir anschließend geplant uns wiederzusehen. Ich hatte ihm bereits vor diesem Urlaub gesagt, dass ich mir wünsche, dass wir wieder mehr Zeit miteinander verbringen können und er sich hoffentlich gut erholt. Am besagten Tag meldete er sich dann zu verabredeten Uhrzeit, um mir mitzuteilen, dass er urplötzlich in die Arbeit musste (er hatte noch frei). Zu diesem Zeitpunkt hatten wir uns aufgrund der Entfernung (er wohnt 70 km weiter weg) und seinem Urlaub 2,5 Wochen nicht gesehen. Von ihm kam keine Entschuldigung, kein Ersatzvorschlag o. ä. Da ich mir den Tag frei gehalten hatte und davon ausging, dass das Treffen stattfindet, war ich im ersten Moment sprachlos und ein Stück weit auch fassungslos, dass er mir das nicht schon morgens mitteilen konnte. Da ich selber immer mal wieder viel arbeiten muss und auch die andere Seite kenne, habe ich ja an sich für solche Ausnahmen Verständnis. Aber eben nicht mit diesem Hintergrund. Er hatte dann noch gemeint, dass ich ja Recht habe und ich doch wissen sollte, dass es ihm leid tut und mich nach meinem Wochenende gefragt. Da es zu diesem Zeitpunkt aber schon gut 4 Wochen ein Hin und Her war, teilte ich ihm mit, dass ich erstmal ein paar Tage für mich brauche, um mich zu ordnen. Nach dieser Nachricht, habe ich nie wieder etwas gehört. Natürlich habe ich anschließend noch mehrmals versucht den Kontakt aufzunehmen, auch um das Ganze persönlich zu klären bzw. persönlich zu beenden, aber er hat sich einfach tot gestellt. Eine Freundin von ihm hatte mir dann noch wegen etwas anderem geschrieben und in diesem Zuge gemeint, dass es ihr leid tut. Sie von der Art und Weise auch gar nichts hält, es aber wohl typisch für ihn wäre.

Auf den ersten Blick hatten diese Mäner hinsichtlich Aussehen, Alter, Beruf, Freunde wenig gemeinsam. Aber eins war am Ende immer gleich: Sie konnten sich nicht auf die Nähe einlassen, die ich mir gewünscht habe. Bzw. gaben sie zumindest immer am Anfag vor, eine Beziehung mit mir zu wollen, und wenn ich mich dann langsam öffnete, ziehten sie sich nach und nach zurück. Klar kann man sagen, dass es manchmal einfach nicht zwischen zwei Menschen passt und es einfach Pech war. Dadurch, dass sich aber immer wieder die gleichen Verhaltensmuster abzeichnen, wäre das vielleicht ein wenig einfach gedacht. Und ich möchte ja aktiv etwas dagegen tun, dass ich mir nicht immer die aussuche, die nicht können/wollen. Da der letzte Fall gerade erst wenige Tage zurückliegt, beschäftigt mich das ganze Thema wieder mehr . Am Ende ist es auch für mich nie einfach loszulassen , aber ich versuche mich solchen Situationen immer nur begrenzt auszusetzen und auch ein Stück weit an mein Wohl zu denken, auch wenn es dann leider einen Schlussstrich zur Folge hat.

08.09.2018 12:13 • x 2 #1


S
Warst du in jeden einzelnen dieser Herren verliebt?

08.09.2018 13:02 • #2


A


Am Ende immer wieder am selben Punkt

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L
Zitat von Sternschnuppe89:
Liebes Forum, ich bin des Öfteren in der Vergangenheit an vermeintliche Beziehungspartner geraten, die ein Zuviel an Nähe und Liebe nicht zulassen können und sozusagen davor weglaufen. Dieses Jahr habe ich zwei Menschen dieser Natur kennengelernt, welche zumindest auf den 1. Blick nichts gemeinsam hatten. Ob das auf der anderen Seite immer klassische Bindungsängste waren, kann ich nur mutmaßen. Meistens hat man ja ein Bauchgefühl, dass sich mit der Zeit mit dem Zusammenfügen verschiedener kleiner Puzzleteile bestätigt. Da ich aber auch weiß, dass es nicht immer nur an der anderen Seite liegen kann, ...



Erstmal moechte ich dir sagen dass es mir leid tut dass du diese Erfahrungen sammeln musstest, so wie du dich beschreibst hast du einen starken Partner, der ebenso weiss was er will und hinter dir steht, verdient. Ich kann dir sagen dass ich aehnliche erfahrungen gemacht habe, am anfang passts und alles gut, dann Bindungsaengste, und vorbei, ich denke wenn wir am Anfang noch genauer hinhoeren, Erfahrungen seinerseits mit Exfreundinnen erfragen, wie lebt der Partner etc. Etc. Kann man evt schon anfangs ermitteln ob es sich ueberhaupt lohnt zu investieren.. Ich moechte noch kritischer und realistischer zukuenftig am anfang sein.. Vielleicht hilft das..

08.09.2018 13:23 • x 1 #3


Sternschnuppe89
Zitat von Solution:
Warst du in jeden einzelnen dieser Herren verliebt?

Meinen letzten langjährigen Freund habe ich definitiv geliebt. Da wurden nur irgendwann die Streitereien so extrem, dass ich mir trotz vorhandener Liebe, nicht mehr vorstellen konnte in eine gemeinsame Zukunft zu blicken. Und damals war es für mich die einzige richtige Entscheidung mich zu lösen.

Was die anderen Herren angeht: Ich bin immer nur dann eine nähere Bindung eingegangen, wenn ich mir auch wirklich eine ernsthafte, langfristige Beziehung mit diesen vorstellen konnte. Das heißt es waren von meiner Seite aus immer Gefühle im Spiel. Da es aber meistens nach 3-4 Monaten wieder in die Brüche ging, finde ich es schwer von vollkommener Verliebtheit zu sprechen. Zumal ich inzwischen jemand bin, der ein wenig Zeit zum Autauen braucht und erstmal schauen möchte, wie der andere sich gibt, wie sich alles entwickelt etc. Da muss ich leider sagen, dass der letzte Mann zu Beginn ein deutlich schnelleres Tempo an den Tag gelegt hatte, als ich es tat. Meistens war ich gerade dabei mich abschließend zu öffnen und mich dabei auch zu verlieben, als die Herren sich zurückzogen.

08.09.2018 14:25 • #4


Sternschnuppe89
@Lina_1986 Vielen Dank für deine lieben Worte. Leider scheinst du ähnliche Erfahrungen gemacht zu haben. Sowas am Ende immer hinnehmen zu müssen, obwohl man gerade dabei war sich zu verlieben und zu öffnen ist traurig.

Wie auch du versuche ich inzwischen noch mehr in mich hineinzuhorchen, viel über den anderen Menschen direkt am Anfang zu efahren etc. Nur manchmal frage ich mich selber, wann ist man so sehr darauf bedacht auf Nummer sicher zu gehen, dass man das eigentliche dahinter aus den Augen verliert? Irgendwo las ich mal den Spruch: Nur den Mutigen gehört die Liebe. Aufgrund dessen frag ich zwar schon viel nach (sonst hätte ich bei dem letzten das mit den Ex-Freundinnen gar nicht erfahren), aber möchte dem Mann auch eine Chance geben, wenn er mir sagt, dass ihm bewusst ist was er falsch gemacht hat (O-Ton).

Ich habe halt ein wenig Angst davor, am Ende allen Männern unrecht zu tun, und somit schon von Beginn an alles abzuwehren, weil es ja wieder zu einem solchen Verhalten kommen könnte. Vor allem, weil die eigenen Antennen aufgrund der vergangenen Erfahrungswerte zunächst so empfindlich reagieren.

08.09.2018 14:51 • x 1 #5


Gwenwhyfar
Hallo Sternschnuppe,

Deine Verwirrung habe ich auch erlebt. In Deinem Alter kam einfach nichts Gescheites mehr zu Stande. Natürlich kann sowas Zufall sein. Die Jungs wissen auch, dass die Mädels auf Nestbau aus sind und viele sind damit überfordert.

Ich ahnte allerdings schon mit Anfang 20, dass ich auch nicht so ganz sauber ticke und habe da schon einen Kinderwunsch ziemlich ausgeschlossen. Habe aus anderen Gründen eine Gesprächstherapie gemacht, wo Puzzleteile aber auftauchten. Dann folgten Familienaufstellungen, Kinesiologie. Ganze Bücherregale habe ich gefuttert, um zu verstehen, was mit den Männern ist. Aber was ist mit mir?

Kennst Du das Thema aktive und passive Vermeider?
Ich bin passiv, habe mir auch lange eingebildet, Nähe schön zu finden. Wohl weil die Sehnsucht danach da ist. Heute weiß ich, dass ich das gar nicht aushalten würde. Bei mir geht alles auf die Kindheit zurück. Ein abwesender und abwertender Vater, eine manipulative und ohnmächtige Mutter, die verzweifelt versuchte alles zu kontrollieren. Nach außen eine nette Mittelstandsfamilie. Innen wurde wochenlang geschwiegen.
Deshalb ist selbst das Thema Ghosting ja ein vertrautes, weil jahrelang erlebt.

Abhilfe? Ich habe noch keine gefunden. Menschen, die Bücher und Kurse verkaufen wollen, sagen natürlich, ja, geht. Andere meinen, dass diese Kindheitsgeschichten derartig tätowiert sind, dass man eben nur das Beste draus machen kann.

Wenn Du magst, finde mal heraus, ob es sein kann, dass Du passiver Vermeider bist.

Ich finde übrigens unter 100.000 Männern, egal ob online oder offline ganz zielsicher meinen Gegenpart. Und bei anderen ist für mehr als Freundschaft kein Raum, selbst wenn sie noch so interessiert sind.

Ich würde mich gern weiter mit Dir austauschen.

08.09.2018 15:20 • x 2 #6


Sternschnuppe89
@Gwenwhyfar Vielen lieben Dank für deine Antwort. An Zufälle glaub ich inzwischen auch nicht mehr, da bin ich ehrlich. Wie du am Ende so schön sagst, egal ob online oder offline, ich finde zielsicher den Mann, der sich nicht ernsthaft binden möchte (auch wenn er das anfänglich beteuert).

Zum Thema Kinderwunsch: Ich hätte gerne Kinder aber nicht die nächsten 3-4 Jahre, da ich nach meinem nebenberuflichen Studium noch ein wenig Berufserfahrung auf meiner neuen Stelle sammeln möchte. Wenn ich Männer kennenlerne spreche ich auch über solche Dinge im Allgemeinen. Gerade den letzten beiden war es witzigerweise sehr wichtig, später eine eigene Familie zu gründen. Und sie waren damit auch einig, dass das nicht direkt nächstes Jahr sein muss. Inzwischen klopfe ich auch andere Sachen ab. Bspw. wie gerne hat der andere Kontakt, meldet er sich auch mal von sich aus und wie oft mag er denn was zusammen machen. Zu jemanden, den ich kaum seh und von dem ich nichts hör, kann ich am Ende keine richtige emotionale Nähe aufbauen. Daher möchte ich auch mein derzeitiges Problem angehen. Soweit so gut.

Aber dann kommt das ins Spiel, wovon du sprichst. Passive Bindungsangst. Ich habe mich tatsächlich vor ein paar Monaten das erste Mal mit dem Thema auseinander gesetzt, da ich ja immer die gleichen Männer anziehe. Ich würde nicht sagen, dass ich vollkommen passiv bindungsängstlich bin, aber dass ich in manchen Situationen gewisse Züge davon an den Tag lege. Das aber auch nicht bewusst. Nähe kann ich (zumindest glaube ich das) grundsätzlich zulassen, ich hatte bisher auch zwei mehrjährige Beziehungen und pflege meine langjährigen Freundschaften sehr gerne (was ja auch eine Form der beständigen Bindung ist, wenn auch keine Liebesbeziehung). Aber sobald dunkle Wolken aufziehen, fange ich an alles in Frage zu stellen und habe Angst die Beziehung, aber auch ein Stück weit mich selber zu verlieren. Das liegt höchstwahrscheinlich unterbewusst an den Erfahrungen die ich in meiner Kindheit machen musste und an den letzten Männer-Erfahrungen.

Zu meiner Kindheit: Mein Vater war die ersten Jahre nur am Wochenende da, wollte da dann seine Ruhe haben und ich habe mich damals nicht von ihm geliebt gefühlt. Auch wenn das Verhältnis heute wieder besser ist, sowas vergisst man nicht. Meine Mama war zum Teil mit der ganzen Situation und mir alleine überfordert, hatte aber trotzdem versucht sich liebevoll um mich zu kümmern (was ihr manchmal gut, manchmal weniger gut gelang). Die einzige Konstante zu dem Zeitpunkt war meine Oma, die sich viel um mich gekümmert hatte, als meine Mama wieder arbeiten ging und zu der ich ein sehr inniges Verhältnis hatte. Ansonsten war ich gerne unter anderen Menschen/Kindern. Vielleicht auch die Flucht von daheim? Ich erinnere mich bis heute an eine Situation (ich war vielleicht 4/5 Jahre alt), in der ich in den Ferien geweint hatte, weil ich wieder in den Kindergarten wollte (dieser aber zu hatte). Als wir dann später wegzogen, hatte ich meine wichtigste Bezugsperson in meiner bis heute besten Freundin gefunden. Ich möchte ehrlich gesagt nicht wissen, was ich ohne sie gemacht hätte.

Geschwiegen wurde bei uns auch, aber nur wenn es um das Thema Befinden/Gefühle ging. Ansonsten haben sich meine Eltern leider oft gestritten und ihre Wut (vor allem mein Vater) aneinander oder an mir ausgelassen. Ich habe mich manchmal gefragt, warum sie sich nicht einfach trennen. Jedoch stelle ich es mir auch sehr schlimm vor, wenn wie bei dir in der Familie alles totgeschwiegen wird und die Elternteile vielleicht sogar abtauchen (egal ob sie wirklich weggehen oder sich emotional vollkommen distanzieren). Ich hatte in einem Forum mal gelesen, dass eine Mutter ihre Tochter in der Kindheit wochenlang anschwieg bzw. ignorierte. Was da alles kaputt ging, ist später kaum zu heilen.

Den Part des Schweigens habe ich Gott sei Dank nicht übernommen. Ich rede viel mit Freunden/anderen Menschen, wenn es mir nicht gut geht und mich etwas bedrückt und kann ebenso anderen zuhören. Vielleicht auch deswegen, weil ich in dieser Hinsicht nicht so werden wollte wie mein Vater.

Gerne darfst du mir hier oder in einer PN antworten.

08.09.2018 16:36 • #7


Gwenwhyfar
Zitat von Sternschnuppe89:
Zum Thema Kinderwunsch: Ich hätte gerne Kinder


Ich wollte dann keine mehr, weil mir mein Instinkt sagte, dass sie so leiden würden wie ich. Ich wusste, dass ich nur meine Muster weitergeben kann. Das konnte ich aus Eigennutz niemandem zumuten. Ich wusste unterbewusst sehr früh sehr viel. Das alles ins Bewusstsein zu holen hat lange gedauert.

Jeder verstellt sich ca. ein halbes Jahr, so lange die Schmetterlinge allgemein hoch fliegen. Da braucht es schon einen sehr geschärften Blick auf diese Exemplare. Insofern fürchte ich, dass Dich ein Fragenkatalog nicht weiter bringt, eher im Gegenteil. Sei eher ein guter Beobachter. Wenn man weiß, um was es geht, erkennt man sie schnell.


Zitat von Sternschnuppe89:
ich hatte bisher auch zwei mehrjährige Beziehungen


Zitat von Sternschnuppe89:
Aber sobald dunkle Wolken aufziehen, fange ich an alles in Frage zu stellen und habe Angst die Beziehung, aber auch ein Stück weit mich selber zu verlieren.


Freundschaften zählen für mich in diese Betrachtung nicht so hinein.
Über 20 habe ich auch nochmal 2 x 4 Jahre geschafft und dann lange nicht mehr. Fluchtgedanken haben mein Handeln immer immens geprägt. Lautere böse Worte, zu heftige Kritik und die Koffer waren gepackt. Verlustängste kenne ich auch sehr gut. Angst mich selber zu verlieren, hatte ich nie. Ich war immer ähnlich stark wie Du. Mit ü50 ist mir allerdings auch das tatsächlich gelungen.

Du bist ja bisher ein guter Cutter. Das ist gesund für Dich. Diese Eigenschaft ging mir mit zunehmendem Alter leider mehr und mehr verloren. Dazu dann noch andere Probleme und rumms hat Dich so ein Kerl auf dem Rücken liegen. Das muss bei Dir ja nicht so kommen, aber warnen muss man in dieser Konstellation.


Zitat von Sternschnuppe89:
Vielleicht auch die Flucht von daheim?

Es ist interessant, dass Du das erwähnst. Meine Mutter sagte mal, dass ich wie verrückt auf Kindergarten war. So sehr lustig fand sie das wohl nicht. Wir sind auch viel umgezogen und ich hatte niemanden und stand immer allein da. Du hast mit Deiner Freundin wirklich Glück.

Mit ca. 13 wünschte ich so sehr, dass sie sich scheiden lassen. Sie machen sich heute noch jeden Tag zur Hölle.

Ich bin sehr extrovertiert und mir merkt man mit Sicherheit nichts an, wenn ich nichts durch blicken lassen will. So gibt es natürlich auch im Gegenüber sehr gute Schauspieler.

Ich habe dann meinen Mann getroffen, online. Trotz aller Kenntnis, der Supergau. Er schrie wie mein Vater, manipulierte wie meine Mutter. Mir blieb nur Flucht und das Schweigen kam wieder. Es war sinnlos zu reden, wie bei meinem Vater. Er hat auch eine Schadensgeschichte, aber sieht sie sich nicht an. Abstand ist da, aber er fehlt mir noch. Im Zweifel nicht ER, sondern meine unerfüllten Sehnsüchte. Das ist ein weiteres Thema, Projektion.
Als er nach der Hochzeit sagte, jetzt musst Du aber schnell umziehen (250 km), schnürte sich mir alles zu. Du spürst das erst, wenn Du wirklich *bedroht* wirst.

Es ist wirklich eine gute Idee, dass Du Dir Hilfe suchen willst. Du hast ja noch jede Menge Zeit. Vielleicht suchst Du in Ruhe mal nach einem guten Therapeuten, um Deine ganz persönliche Geschichte aufzudröseln. Ich denke schon, dass sowas dann künftige Fehler in Grenzen halten kann.

Was ich also sagen will, es geht noch eine Runde schlimmer. Und das Erwachen scheint so irgendwie tatsächlich um die 50 zu kommen. Ich habe in anderen Foren auch Gesprächspartnerinnen, die das ähnlich erlebt haben. Gut, dass Du so früh dran bist. Ich hoffe sehr, dass Du Dir die ein oder andere Erfahrung sparen kannst.

08.09.2018 20:23 • x 1 #8




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