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Alte Wunden

P
Hallo ihr Lieben,
nach langer Zeit kommt mal wieder ein Beitrag von mir.
Das letzte Jahr habe ich intensiv damit verbracht wieder zu mir zu finden und die Vergangenheit so gut es geht aufzuarbeiten.
Es ist schon komisch, dass der eigentliche Grund warum ich mich hilfesuchend an dieses Forum gewandt hatte für mich nicht mehr der Rede wert ist.
VIelmehr denke ich oft an meine gescheiterte Ehe und die damit verbundene Zeit. Der Verlust seiner Familie die für mich jahrelang auch die meine war. Ich verstehe jetzt auch, dass der andere Partner sein musste um mich überhaupt von dieser intensiven Beziehung zu lösen. Ich bin sehr traurig darüber, dass ich diesen zwischen Schritt einlegen musste und nicht die Kraft und den Mut aufbringen konnte allein zu sein. Ich würde schon sagen, dass ich zwei Jahre meines Lebens dadurch verschenkt habe. Wie blöd man eigentlich sein muss, hauptsache eine Fassade aufzubauen den anderen eine kleine heile Welt vorzuspielen aber selbst daran zu zerbrechen.
Mir war immer wichtig, dass alle denken, es geht ihr gut. Sie schafft das schon, ihr Leben läuft perfekt und dann kam das Aus und ich kann meinen Ex im nachhinein verstehen. Ich habe nie seine Nähe gesucht. War immer unterwegs nur die tolle Wohung war mir wichtig. Er sagte sogar, dass er weiß ich möchte ihn nicht dabei haben. Klar hätte man die Beziehung reifer beenden können und ganz knusper ist dieser Mann auch nicht gewesen aber ich verstehe, dass er es nicht mehr aushielt. Karneval 2020 wollte er mich sogar dann zurück aber ich war lange über ihn hinweg (Trennung 06.12.19).
Warum habe ich mich nur so aus den Augen verloren? Wenn ich die Vergangenheit berachte war ich eine Darstellerin in meiner eigenen kleinen heile Welt Show.
Mein Ex-Mann hat mich bis Dezember 2020 immer noch finaziell unterstützt. Im August sagte ich ihm, dass er dies nicht mehr tuen müsste aber er verkündete ganz groß dass dies eine Herzenangelegenheit für ihn wäre und er mich gern weiter unterstützt bis ich einen neuen Job gefunden habe (habe zuerzeit eine Teilzeitstelle).
Ich habe mich total gefreut nicht wegen des Geldes sondern weil jemand für mich da ist. Meine Familie ist da leider nicht so eine große Hilfe, da hört man nur Stell dich nicht so an und hör auf zu heulen.
Im Januar hat er die Zahlungen dann ohne eine Nachricht einfach eingestellt und sich nicht mehr bei mir gemeldet. Ich verstehe es einfach nicht, weil wir nach einer sehr schwierigen Zeit eigentlich gut miteiandner auskamen.
Für mich spielt das Geld keine Rolle denn damit wollte ich schon im August abschließen. Handelt sich hierbei um Auszahlungen wegen Eigentum etc. ist nicht so als hätte ich einfach die Hand aufgemacht ist auch notariell festgehalten worden ich wollte nur meinen Frieden damit machen und habe deswegen gesagt, es reicht nun.

Mir ist auch bewusst, dass es vorbei ist und es mir egal sein müsste welche Gründe er hat. Trotzdem schmerzt es. Ich habe die ganze Zeit noch nicht richtig aufgearbeitet und hoffe, dass ich irgendwann an dem Punkt bin andem es nicht mehr so schmerzt.
Mein Leben läuft gut, mir gehts viel besser und eigentlich ist alles halb so schlimm aber manchmal ist da dieses schwarze Loch indem man sich viel zu lange aufhält.

Es tut einfach weh auch nach fast 4 Jahren. Ich habe nicht nur einen Partner verloren sondern auch eine ganze Familie, ein Umfeld, ein Zuhause. Seit 2017 fühle ich mich rastlos es wird besser aber das Gefühl man wäre nicht angekommen, nicht zuhause begelitet mich oft.

Gibt es hier Menschen denen es ähnlich geht? wie geht ihr damit um?

Liebe Grüße und einen schönen Tag

04.02.2021 08:52 • x 2 #1


S
Hallo pain87,

deine Schilderungen kann ich gut nachempfinden. Unser EX-Partner ist häufig eng mit unserem Lebenstraum oder Familie, Umfeld und Zuhause verbunden so wie du es schilderst. All das verschwindet plötzlich mit diesem Menschen. Man hat den Eindruck, dass dieser Traum für immer gestorben ist. Aber was gestorben ist, ist nur der Traum ihn mit diesem Menschen zu erleben. Dieser Traum kann in dir weiterleben und sich mit anderen oder dir selber erfüllen. Und das hast du selber in der Hand, niemand anderes.

Ich merke bei mir selber oft, wie ich meinem Traum ab und zu hinterhertrauere. Aber an der Vergangenheit festzuhalten, bringt einen nicht weiter vorwärts. Und es muss immer vorwärts gehen.

Zitat von Pain87:
Seit 2017 fühle ich mich rastlos es wird besser aber das Gefühl man wäre nicht angekommen, nicht zuhause begelitet mich oft.


Was genau bedeutet für dich angekommen, zu Hause zu sein? Schreibe dir die Punkte ruhig auf. Und was von diesen Punkten trifft gerade zu oder ist nicht da. Und die Punkte, die nicht da sind, wie kannst du sie (alleine) in Erfüllung bringen?

Ich lese auch heraus, dass du dich sehr oft noch mit der Vergangenheit aufhälst. Ich kenne deine Geschichte leider nicht aber etwas Vergangenes lässt sich nicht mehr ändern. Du schreibst von Fehlern oder Sachen, die du falsch gemacht hast. Das ist gut, dass du das reflektierst. Dann versuche, daraus zu lernen für die Gegenwart. Verzeihen heißt, die Hoffnung auf eine bessere Vergangenheit aufzugeben. Hättest du es damals gewusst, hättest du anders gehandelt. Aber du warst damals die beste Version von dir. Du hast so gehandelt, wie du es für richtig gehalten hast. Verzeihe dir selber. Verzeihe deinem Partner. Du hast nicht versagt, sondern dein Bestes gegeben. Auch wenn vielleicht nicht alles geklappt hat. Aber daraus lernen wir für die Zukunft.

04.02.2021 12:14 • x 2 #2


A


Alte Wunden

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FrauDrachin
Zitat von soko:
Verzeihen heißt, die Hoffnung auf eine bessere Vergangenheit aufzugeben


Danke für den, genial.

04.02.2021 12:21 • #3


FrauDrachin
Hallo Pain,

ich denke, das hat viel damit zu tun, was meine Freundin und ich immer scherzhaft Plan A nennen.

Das mit sich verlieben, tollen Partner finden, heiraten, Haus bauen, Kinder kriegen, gemeinsam durch dick und dünn gehen, den Lebensabend gemeinsam unter dem gemeinsam gepflanzten Apfelbaum sitzend verbringen. Wie du schreibst, im Idealfall bekommt man in der Schwiegerfamlie noch eine ebenso tolle Zweitfamilie...

Das ist das, was viele von uns persönlich, und was die Gesellschaft als optimalen Lebensentwurf ansieht. Wo wir gelernt haben, alle Wünsche und Bedürfnisse hineinzuprojizieren: hier sind wir nicht allein, hier sind wir sicher, hier können wir uns weiterentwickeln, hier haben wir immer ein verständnisvolles Gegenüber. Wir glauben sehr genau zu wissen, wie wir uns in Plan A verhalten müssen und was wir erwarten dürfen. Wir müssen niemandem erklären, warum wir Plan A leben wollen, und alle um uns herum werden verstehen, dass wir ein tolles und glückliches Leben haben, wenn Plan A läuft.

Wenn Plan A aus welchen Gründen auch immer gescheitert ist, müssen wir unseren eigenen Weg finden. Es gibt plötzlich keinen vorgezeichneten Weg. Der Kopf mag zwar verstanden haben, dass Plan A auch nur Scheinsicherheit bedeutet, aber auf der Gefühlsebene kommt das noch lange nicht an. Man muss sich selber und vielen anderen erklären, dass man nicht defizitär und unglücklich ist, weil man gerade keinen Partner hat.
Und das mit den eingestellten Zahlungen: bei mir ist zwar alles noch viel frischer, aber diesen Schmerz kenne ich auch gut, wenn immer mehr Gemeinsamkeiten, auf die man sich verlassen hatte, wegbröckeln... Wenn man glaubt, den kleinsten gemeinsamen Nenner gefunden zu haben, und dann doch nix. Erwartungen noch weiter zurückschrauben. Noch eine vermeintliche Sicherheit weniger.

Also ja, ich denke, ich kenne das auch. Man denkt man ist durch mit dem Thema, und dann kommt doch nochmal so ein Stachel...

04.02.2021 12:40 • x 2 #4


P
Vielen Dank für Eure Antworten.

Anders als bei meiner ersten Zeit hier im Forum haben mich die Antworten wirklich berührt. Es ist auch genau das was ich denke. Rational verstehe ich das und arbeite auch an mir mich nicht mehr fremdbestimmen zu lassen.
Das ist leichter gesagt als getan. Ich wollte immer perfekt sein, das perfekte Leben haben niemand sollte jemals das Gefühl haben das es bei mir nicht läuft. Ich hatte einen schweren Start ins Leben und mir all diese Dinge hart erarbeitet um irgendwann den Status "normal" zu bekommen. Aus diesen Gründen hing ich auch so sehr an meiner kleinen heilen Welt. Erst jetzt wurde mir bewusst, in was für einer toxischen Beziehung ich jahrelang "gefangen" war.
Verzeihen ist da ein ganz großes Stichwort. Ich habe nicht das Gefühl meinen ex Partnern verzeihen zu müssen sondern mir.
Ich würde zu gern eine Zeitreise unternehmen und mich selbst wachrütteln. Auch dass ich die ganze Zeit dachte alleine schaffst du es nicht was denken denn die Leute Anfang 30 und Single das geht doch gar nicht.

Ja, auch das mit dem Geld war wie Du schon sagst einfach ein kleines Stück "Normalität". Das Gefühl zu haben da ist noch wer und man ist nicht ganz alleine. Obwohl ich gern allein bin. Ich kann gut mit mir alleine sein umso dümmer, dass ich mich trotzdem immer in Beziehungen gestürzt habe.

Auch habe ich keine große Traurigkeit mehr in mir. Ich möchte es in Zukunft einfach nur "besser" machen und mich nicht mehr verlieren.

04.02.2021 14:59 • x 2 #5


P
Ich hoffe ich bin irgendwann an dem Punkt an dem ich mit Stolz sagen kann, Plan A hat nicht funktioniert und trotzdem bin ich zufrieden.

Ich bin in meinem Leben schon so oft umgezogen. Selbst als Kind mal mit meiner Mutter ins Ausland. Sie war immer rastlos und so konnte ich nie wirklich zur Ruhe kommen. Als ich älter wurde und von zuhause auszog wurde es nicht anders. Ich glaube, deswegen sehne ich mich so sehr nach einem Ort wo man die Türe aufmacht und sich heimisch fühlt und sicher ist. Das fehlt mir so sehr.
Ich möchte auch nicht alte Fehler wiederholen und versuche auch mein bestes um mich zu reflektieren um Dinge anders zu machen. Meine Mutter ist dafür nämlich das beste abschreckende Beispiel. Dauer unglücklich in toxischen Beziehungen mit immer den gleichen Männern. Ein hoffnungsloser Fall.
Man lebt ja leider nur einmal und dafür ist mir meine Zeit zu kostbar um immer wieder unglücklich zu sein.

04.02.2021 15:10 • x 1 #6


S
Wie gesagt, lasse die Vergangenheit ruhen. Wir haben keine Zeitmaschine, mit der wir in die Vergangenheit reisen können. Wir müssen lernen uns so zu akzeptieren wie wir sind. Wenn du dir selber verzeihst, wirst du Frieden finden.
Dann wird auch der Punkt kommen an dem du sagen kannst, dass dein Plan A nicht funktioniert und du trotzdem stolz bist. Wenn wir uns lieben, so wie wir sind, ist es egal was im Außen passiert. Dann musst du dir nicht mehr den Status normal erarbeiten oder eine Heimat suchen. Wenn du in dir Heimat gefunden hast, kannst du überall sein und bist glücklich.

06.02.2021 13:57 • x 1 #7


P
@soko da hast du Recht. Ich versuche es an manchen Tagen klappt es besser an anderen schlechter.
Ich habe für mich jetzt erstmal eine social media Pause beschlossen. Ich habe die Vermutung dass mir gerade dort das vermittelte Bild von Perfektionismus unter druck setzt.
Könnte mir auch gerade wieder in den A.... beißen. Ich wusste mein Laptop pw nicht mehr und da ich diesen heute benötigte habe ich dann nach dem 10 gescheiterten Versuch meinen Ex geschrieben um kurz danach das richtige pw einzugeben. Das war wieder sowas von unnötig nach 20 Minuten kam dann auch direkt wieder eine Nachricht als wäre nichts gewesen ich habe diese nur überflogen und direkt gelöscht.
Ich möchte auch gar keinen Kontakt mehr und ärgere mich mal wieder über mich und da hätten wir wieder mein größtes Problem, dass ich mir selbst im Weg stehe.
Heute darf mal alles schief gehen und das ist auch völlig OK denn morgen wird es ganz bestimmt wieder besser

08.02.2021 10:42 • #8




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