Hallo Community,
entschuldigt zunächst, wenn mein Text etwas länger ausfällt, anstregend sein könnte, oder gar inhaltlich wirr erscheint - für mich selbst ist es aktuell nahezu unmöglich hier ein geordnetes Maß zu finden.
Ich kenne seit nunmehr 25 Jahren eine Frau. Meine erste Liebe, die große Jugendliebe. Wir waren für damalige Zeiten (jugendlich, unstetig, neugierig..) ungewöhnlich lange zusammen (mehrere Jahre). Da es für beide von uns die erste Liebe war, war irgendwann klar, dass wir unabhängig unserer Gefühle zueinander über den Tellerrand schauen wollen. Wir waren jung und wollten die Welt erkunden, ausprobieren, Erfahrungen sammeln.
Wir trennten uns ohne Szene oder Hass. Es bestand fortwährend ein freundschaftliches Verhältnis. Mal etwas distanzierter, weil man doch nicht völlig neutral den neuen Partner des anderen akzeptierte, dann auch wieder sehr eng - vor allem, wenn einer von uns wieder einmal einen Freund (im Sinne des platonischen) brauchte. Anfang 20 fanden wir dann noch einmal zueinander und selten fest, dass es eigentlich nichts in vergangenen Beziehungen gegeben hat, dass wir beide uns nicht hätten auch geben können. Es hielt nicht wirklich lange, weil wir beide damals den Fehler begingen, uns gegenseitig dadurch nach einer missglückten Beziehung zu trösten. Wir mussten beide zunächst die Vergangenheit aufarbeiten, bevor es funktionieren könnte. Somit trennten wir uns wieder, wieder ebenfalls ohne das dies unserer Freundschaft hätte beenden können.
Nun sind weitere 10 Jahre vergangen. Wir haben noch immer Kontakt. Regelmäßig, offen, aufrichtig.
In der Zwischenzeit haben sich jedoch die Parameter geändert. Wir sind beide mit einem anderen Partner verheiratet (kinderlos), haben diesem ewige Treue und Liebe geschworen. Wir wohnen zudem nun fast 500 km voneinander entfernt.
In den letzten Jahren fiel es uns beiden immer schwerer gemeinsame Treffen zu planen. Nicht wegen der Distanz oder vermeintlicher Umstände - mit zunehmendem Abstand bemerkten wir, dass wir uns auch nach all den Jahren immer noch anziehend finden. Mehr als das. Wir sind erwachsen geworden, teilen viele Ansichten, Einstellungen. Wir kennen uns beide blind in jeder Hinsicht.
Nun haben wir uns vor ein paar Wochen wieder getroffen. Wir sprachen über unsere Beziehungen, im positiven wie im negativen. Wir schmunzelten dabei und stellten fest, dass es tatsächlich niemanden seit uns gegeben hat, der so unkompliziert mit Problemen und Wünschen umgegangen ist, wie wir es konnten und können. Wir kamen uns an diesem Tag sowohl emotional als auch physisch sehr nahe. Es war klar, dass es hier Grenzen und Regeln gibt, aber es fiel uns schwer.
Wir einigten uns auf eine akzeptable Distanz. Niemand würde seinen Partner betrügen wollen. Wir lieben unsere Ehepartner, es gibt bei keinem von uns etwas das in der Ehe das falsch läuft. Umso mehr verwirrte uns dieses Verlangen.
In den Tagen nach dem Treffen holte uns der Alltag wieder ein. Wir telefonierten und schrieben viel (mehr als sonst üblich). Wir bemerkten, wie uns das Treffen aus der Bahn geworfen hat. Etwas das wir nicht für möglich gehalten haben. Also trafen wir uns nach ein paar Tage erneut, weil wir uns persönlich unterhalten wollten. Was hier zum ersten mal anders war, als bei allen gemeinsamen Treffen zuvor, dass wir unseren Partner nichts davon erzählten.
Das Treffen endete damit, dass wir uns nach stundenlangen Gesprächen plötzlich stumm gegenüber saßen und jeder genau wußte, was gerade passiert ist. Wir haben uns verliebt. Wie Teenager, wie damals. Nur um Universen besser, erwachsener. Es war für uns beide ein unvergesslicher Tag - damit sind wir nun endlich beim eigentlichen Problem.
Wir drehen uns im Kreis. Auf der einen Seite steht die Rationalität. Wir gaben ein Versprechen an unsere Partner. Wir haben gemeinsame Zukunftsplanungen mit unseren Partner. Wir sind bodenständig (glauben wir). Auf der gegenüberliegenden Seite steht die Vertrautheit, die nie abgebrochene Zuneigung, dass Verlangen und der Wunsch nach Gemeinsamkeit.
Ist das Gefühlschaos nur eine Momentaufnahme? Ist es die breits jahrzehnte andauernde Beziehung, die es vertraut macht? Ist es nur der Wunsch nach etwas aufregendem, abseits vom Alltag? Wir finden keine objektive Lösungen für diese Fragen. Eine Affäre ist auszuschließen, dass möchte niemand. Ganz oder gar nicht.
Alles über den Haufen werfen und etwas beginnen, dass im schlimmsten Fall als gescheiterer Versuch endet? Alles über den Haufen werfen um die große Liebe zu finden, von der wir dachten sie schon vor Jahren gefunden zu haben?
Danke für Eure aufgebrachte Mühe sich durch den Text zu kämpfen, aber es fällt mir schwer die Summe an Emotionen in einen kompakten, alles erklärenden Text zu legen.
16.08.2015 11:33 •
#1