Hallo liebe Kornblume,
ich lese nun auch schon eine Zeit lang hier und als ich Deinen Beitrag las, hat es mich so an meine eigene Situation erinnert, dass ich Dir einfach antworten musste. Ich wünschte mir, meine Ex-Freundin würde sich dieselben Gedanken machen wie Du, doch es sieht eher nicht (mehr) danach aus d.h. sie hat wohl mit mir abgeschlossen.
Du kannst mich praktisch als die andere Seite ansehen, ich wurde vor etwa 5 Monaten verlassen und die Gründe hörten sich sehr ähnlich an. Wir waren auch 5 Jahre zusammen, und unsere Beziehung war sehr eng und auch ich habe gehofft, es hätte für immer gehalten. Bitte nimm es mir nicht übel, wenn ich jetzt stark auf mich selbst projeziere, da du ja nicht besonders ins Detail über deinen Ex gegangen bist. Ich gehe hier einfach mal davon aus, dass Dein Partner ein er ist.
Zitat:
Ich habe 5 Jahre lang eine sehr enge Beziehung geführt. Ich habe gedacht/gehofft, dass das Liebe für immer ist, und mein Partner hat das auch gedacht/gehofft.
Wie es nun mal so ist, Männer und Frauen sind verschieden. Überhaupt Menschen sind verschieden. Hier sind zwei Menschen aufeinander geprallt, die sehr unterschiedlich denken. Der eine rational, fest verankert in seinen Vorstellungen, bedingungslos konsequent. Der andere sehr emotional, gefühlvoll, harmoniebedüftig, nachgiebig.
Ich war der andere.
Es geht nicht so sehr um das Verschiedensein. Es geht vielmehr darum, dass man sich manchmal so in seinen Standpunkt hinein beisst, dass von aussen nichts mehr ran kommt. Die Kunst ist, immer noch ein offenes Ohr zu haben, und dann den anderen Standpunkt akzeptieren können, statt zu versuchen, den Partner von seiner Seite zu überzeugen. Ich habe das auch oft versucht und sehe genau dieses Verhalten als grossen Fehler meinerseits an. Sie hat zwar nie versucht, mich von ihrem Glauben, ihren Überzeugungen usw zu überzeugen, doch auch sie hat versucht, mir gewissermassen Dinge anzuerziehen, die nicht meiner Person entsprachen. Beides war falsch.
Die wichtigen Dinge zeigen sich erst in den Dingen, die man nach der Trennung so vermisst: Und wenn es die Art ist, wie der andere lächelt oder in einer bestimmten Situation reagiert. Dinge, die man nur mit diesem einen Menschen teilen kann, Dinge, die diesen Menschen einmalig machen. Dass man 5 enge Jahre mit einem anderen Menschen verbringt, zeugt von etwas tieferem. Unterschiedliches Denken muss nicht heissen, dass Liebe unmöglich ist. Es macht die Beziehung vielleicht anstrengender, fordernder - möglicherweise sogar interessanter.
Zitat:
Nach aussen hin das perfekte Paar und aufgrund hervorragend ausgeprägtem Verdrängungsmechanismus auch in der eigenen Vorstellung das perfekte Paar. Aber woher kam dann die Traurigkeit. Das Gefühl, ganz allein zu sein. Das absolut fehlende Wir-Gefühl. Das Gefühl, einfach da zu sein, aber nicht wichtig und auch nicht der Mühe wert.
Immer wieder wegschieben, die traurigen, hilflosen Gefühle. Weil ansprechen ist nicht möglich, das führt zu emotionalem Rückzug des anderen, veilleicht als Strafe, damit man die Kritik zurück nimmt. Also nach mehrmaligem Ansprechen ohne Erfolg, nein, mit dem Erfolg, selbst als Nörgler dazustehen, nicht mehr ansprechen, sich arrangieren und sich die guten Dinge vor Augen halten. Aber die guten Dinge, so schön sie sind, können nicht mehr trösten beim Gefühl, eigentlich ganz allein zu sein.
Du redest da von einem Teufelskreis, in den man sich immer mehr rein steigent, bis es schliesslich nicht mehr geht. Ich habe ihr nicht das Verständnis entgegen gebracht, dass sie verdiehnt hätte. Sie wurde dadurch immer unzufriedener und hat immer mehr an mir herum genörgelt. Das wiederum hat mich nur noch mehr abblocken lassen usw. Daher auch das Gefühl, alleine zu sein - der Partner scheint einen in einer gewissen Art und Weise gar nicht mehr zu sehen. Sie wollte mit mir ein Team bilden und hat mir oft vorgeworfen, ich wäre dazu nicht im stande. Jetzt
erst weiss ich, was sie damit meinte. Wie oben gesagt, die meisten dieser Probleme sind lösbar und machen nicht das eigentlich Wichtige der Beziehung aus, doch sobald man unfähig ist, auch nur darüber zu reden, bauschen sie sich zu etwas unerträglichem auf. Am Ende ist man so festgefahren, dass nur etwas brutales den Knoten lösen kann. Bei manchen ist das vielleicht eine Eiszeit, einige machen Beziehungspause und für manche ist das mit ein Trennungsgrund.
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Klar hab ich auch Fehler gemacht. Keiner ist Opfer, keiner ist Täter in den 5 Jahren. Aber ich war immer offen, ich war immer da. Nicht nur körperlich anwesend, ich war wirklich da. Auch in Krisen, ob jetzt selbst verursacht von einem von uns oder von aussen eingetreten. Ich habe mich bemüht, zu verstehen. Mit meinen Sorgen aber habe ich mich allein gelassen gefühlt.
War Dein Partner denn nicht für Dich da? Vielleicht konnte er Deine Sorgen nicht richtig nachvollziehen?
Zitat:
Dann irgend wann gehts nicht mehr. Alles schlägt über einem zusammen. Keine Kraft mehr, keine Freude mehr, man sieht der Wahrheit ins Gesicht. In Wahrheit ist man doch schon lange kein Paar mehr. Nicht so, wie man sich ein Paar vorstellt. Dann sagst du: Trennung. Und er Partner? Er steht einfach auf und geht.
Vielleicht hatte er auch keine Kraft mehr und hat es deshalb so kampflos hingenommen.
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Jetzt soll alles plötzlich anders werden. Schon 2 Tage danach wird dir das signalisiert, was du dir immer vergeblich erhofft hast. Die Bereitschaft, zu dir zu stehen. Verantwortung zu Übernehmen für dich und dein Wohlergehen. Nach 1 Monat immer noch: alles wir gut. Alles wird anders.
Der Verlasser hört das und will so gerne dran glauben. Aber so sehr er es sich wünscht, da ist doch die Erinnerung, wie es war. Kann ein Mensch sich ändern. Nicht nur sein Verhalten, weils eben nötig ist, sondern seine Einstellung
Geht das?
Nein, das geht nicht nach ein paar Tagen. Das geht je nach Thema wohl auch noch nicht nach einem Monat. Ich denke, Dein Ex hat erstmal Panik gekriegt und Versprechen gemacht, von denen er wohl mehr hoffte, sie einhalten zu können, als zu wissen, dass er das kann. Aber es geht. Das einzige, was ein nach 5 Jahren verlassener tut ist denken. Er denkt und denkt und grübelt, jeden Tag. Er will verstehen, warum es so gekommen ist, wie es so gekommen ist und er will wissen, was er falsch gemacht hat. Nicht nur das, er überlegt auch, wie er aus der miserablen Situation das beste machen kann. Was er an sich selbst ändern kann, um irgendwann wieder normal leben zu können. Oft ist das einzig positive, was ein Verlassener aus dem Trümmerhaufen mitnehmen kann, diese Erfahrung, die er für sich und dann vielleicht bei der nächsten Beziehung einsetzen kann. Ich sehe keinen Grund, warum er diese Erfahrung nicht auch bei einem Neuversuch mit seiner Ex einsetzen kann. Gerade da nützt es doch am meisten. Das setzt natürlich voraus, dass der Verlassene in diesen Dingen tatsächlich etwas Klarheit gefunden hat - je nach vergangener Zeit hat er das wohl auch.
Zitat:
Oder hängt man nur an verlorenem Vertrautem und verspricht guten Willens Dinge, die man nicht halten kann und der andere hört nur das Gute, das er sich immer gewünscht hat und in Wahrheit verlängert man nur das Elend für beide Seiten?
Liebt man wirklich noch, wenn man der Verlasser ist, oder wünscht man sich nur die Liebe zurück?
Ich weiss nur, dass Gefühle wie Angst, Unsicherheit oder auch Misstrauen die Liebe sehr stark überdecken können. Liebe ist keine Konstante, sie wird stärker und schwächer. Oft meint man, man hätte sie verloren, nur um zu erleben, wie sie später neu aufflammt. Man ist sich vielleicht nicht mehr sicher, doch ich glaube auch, dass man Liebe nicht so einfach ausschalten kann. Und klar - wenn man will, kann man Liebe auf den Wunsch nicht allein zu sein oder auf Hormonschwankungen reduzieren. Ich weiss ja nicht, wie lange ihr schon getrennt seit, aber es hört sich für mich so an, als wärst du dir nicht gerade sicher, ob deine Entscheidung die richtige war.
Wenn die Liebe einmal da war, kriegt man sie nur schwer wieder weg und vielleicht ist sie bei Dir auch nur durch deine Ängste überdeckt und würdest du diese Ängste in den Griff bekommen, so würde vielleicht auch die Liebe wieder neu aufblühen. Klar - wenn man sie lange genug unterdrückt, verschwindet sie irgendwann von alleine.
Was den Verlassenen angeht... bei mir ist es jetzt fast 5 Monate her, und ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, ich liebte Sie nicht mehr. Und ich habe alles versucht, um diesen Zustand - nicht mehr zu lieben - zu erreichen.
Zitat:
Liebt man wirklich noch, wenn man als der Verstoßene ohne mit der Wimper zu zucken dem Wunsch, zu gehen, gefolgt ist, als hätte man nur auf das Stichwort gewartet, oder möchte man nur behalten?
Diesen Satz verstehe ich so nicht. Redest du von Deinem Partner, der kampflos gegangen ist, als Du schluss gemacht hast? Was heisst oder möchte man nur behalten?
Zitat:
Kann ein Mensch mit einem großen Schwerpunkt auf das eigene EGO ein Mensch werden, der sich bemüht, die Sicht des anderen zu begreifen und die Gefühle des anderen zu verstehen?
Kann ein Mensch, der wegen seinem EGO mitansieht, dass er dem anderen weh tut, plötzlich ÃŒber seinen Schatten springen und ein Mensch werden, der für den anderen sein EGO zurück stellt?
Ich kenne Deinen Ex-Partner ja nicht, und vielleicht ist sein Ego ja so gross. Aber vielleicht denkt er dasselbe auch von Dir. Vielleicht hast Du ja auch zu sehr Dein Ego als Schwerpunkt genommen. Die Tatsache, dass Du hier fast nichts über ihn schreibst lässt mich mal ganz naiv darauf schliessen, dass du Dir vielleicht auch etwas mehr Gedanken über SEINE Sorgen und Ängste machen solltest. Wenn eine Beziehung in die Brüche geht, ohne dass etwas plötzliches, krasses (Treuebruch, Gewalt,...) passiert ist, dann haben normalerweise beide Parteien daran Schuld. Ohne Dir zu nahe treten zu wollen, ich weiss ja nicht, was er getan hat. Aber ja, zu einem gewissen Grad kann sich ein Mensch ändern. Und eine schmerzhafte Tennung kann einen schonmal über sein Ego hinaus blicken lassen...
Zitat:
War das jetzt alles zu konfus? Ich bin im Moment nur noch verunsichert. Ich weiß nicht, was ich mir wünschen soll und noch weniger, welche Richtung die beste ist. Dauerhafte Trennung, ein neuer Versuch? Was sagt mir, ob ich das kann. Oder ob ich das schon kann? Oder irgendwann?
Wie gesagt, ich weiss nicht wie lange ihr schon getrennt seit und über deinen Partner weiss man auch nur sehr wenig. Habt ihr denn noch Kontakt? Es hört sich ja nicht so an. Vielleicht solltest Du einfach einen Schritt machen. Geh mal vorbei, oder ruf ihn mal an. Dein Partner hat sich wahrscheinlich abgeschottet aus Angst, jeglicher Kontakt könnte ihn nur noch mehr verletzen. Und du hast Angst, zu sehr auf ihn zuzugehen, denn wenn er sich nicht verändert hat, tut es ja wieder weh. Sollte ich damit richig liegen und Du tust nichts, dann ist euer Schicksal besiegelt. Aber je nachdem wie lange das ganze her ist, kann sich schon etwas getan haben. Seit der Trennung habe ich mich tatsächlich sehr verändert. Ich weiss viel mehr über mich selbst, was ich von einer Beziehung will und ich weiss mit Sicherheit - würde sie jetzt zu mir zurück kommen, es würde alles anders. Ich wünsche Dir, dass es bei Dir so ist, denn ich selbst habe diese Hoffnung aufgegeben.
Hier liest man von so vielen Dingen, die kaputt gehen, so viele Trümmerhaufen. Es wäre tröstlich, wenn auchmal was etwas davon repariert werden könnte.
Gruß,
Die Moonblume ;)