Hallo Herbst,
das hört sich ja wirklich schlimm an. Eine Psychose ist wirklich kein Pappenstil. Ich kenne mich da ein bißchen aus. Habe zwar (Gott sei Dank) nie daran gelitten. Aber ich war auch schon oft in der Klinik wegen Depressionen und meinen ersten Suizidversuch unternahm ich mit 9 Jahren. Ich wollte aber gar nicht sterben, ich wollte nur nicht mehr so weiter leben. Als ich 9 war, wollte ich weg von Zuhause, bei uns herrschte viel Lieblosigkeit und noch mehr körperliche Gewalt. Als ich 14 war kam ich zum ersten mal in eine Psychiatrie, wieder wegen eines SM- Versuches. Ich habe den Tod meiner geliebten Großeltern (die einzigen, die mir je Liebe schenkten) nicht verkraftet. Wollte hinterher und immer noch weg aus all dem Horror. Ich war jahrelang depressiv und immer wieder in Kliniken, da ich mit meinem Leben absolut nicht zurecht kam. 2007 war dann der Punkt erreicht, wo ich begann, ernsthaft an mir zu arbeiten und mich selbst an den Haaren aus dem Horror zu ziehen. Als ich vor 2 bzw. 3 Jahren dann erfuhr, daß ich auch noch körperlich krank bin, habe ich meine Anstrengungen intensiviert. Und in dem Augenblick, wo mir bewußt wurde, daß ich mein leben ganz schnell verlieren kann, da erst fing ich an richtig zu kämpfen. Ich löste mich aus meiner destruktiven Beziehung, zog in die Nähe meines Vaters und versuchte mir ein neues Leben aufzubauen, was mir auch gut gelang. Dann nach 1 1/2 Jahren erstmaligem alleine wohnens (ich hatte immer Angst davor), verliebte ich mich wieder so richtig. Der Mann, war anders als alle Partner zuvor. Das hat mich stark verunsichert. Ich wollte alles perfekt und richtig machen. Aber eigentlich war ich noch gar nicht bereit für eine Beziehung. Ich hatte auf einmal so viele Baustellen, daß es mich einfach überfordert hat. Hinzu kam die Angst ihn zu verlieren. Unbewußt habe ich sogar eine Trennung provoziert. Und sie kam dann auch. Nicht von meiner Seite aus, sondern von seiner. Ihm wurde das einfach alles zuviel. Und nach der ersten Woche, wo ich ihm nur hinter rannte und in meinen Gefühlen gefangen war, begann ich langsam aufzuwachen und Schritt für Schritt an mir zu arbeiten. Sehr, sehr hart.
Was ich damit sagen will, Deine Freundin braucht Hilfe- dringend. Gegen eine Psychose gibt es im übrigen Medikamente. Sei für sie da, so wie es Deine eigenen Kräfte zulassen (überfordere Dich aber nicht) als guter Freund. Versuche sie zum Arzt zu bekommen- oder noch besser in eine Klinik. Denn diese Medikamente, die sie dann bekommen wird, sind sehr heftig. Sie muß erst mal darauf eingestellt werden und das geht nur unter ärztlicher Aufsicht. Dann laß ihr Zeit an sich zu arbeiten. Dann nach einer Weile, könnt ihr Beide ja nochmal schauen, wie es um eure Gefühle bestellt ist. Wenn Du sie wirklich liebst und sie Dich, dann könnt ihr das auch packen. Liebe hat eine große heilende Kraft. Aber wie gesagt, holt Euch Hilfe. Mit der regelmäßigen Einnahme dieser Tabletten ist ein relativ normales Leben möglich. Es gibt also Hoffnung. Die Frage ist, wie sehr liebst Du sie?
05.02.2012 10:21 •
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