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Alk. und / oder Co Anhängigkeit

Ayaka
Hallo zusammen,

ich muss dringend mal mein Herz ausschütten... vor allem nachdem die letzten Tage alles eskaliert ist.

Es beginnt wohl damit, dass mein Freund regelmäßig sehr viel trinkt - 5+ B. mittlerweile jeden Abend. Einzig wenn er mit mir den Abend zuhause verbringt kann er die Finger davon lassen, hat aber schon eine Fahne vom Mittagsbier. Passend dazu hat er natürlich seine Stammlokal und seine engsten Freunde die alle so drauf sind. Alk. wird in der Runde zelebriert. Was mich besonders dran stört ist, dass er es nicht mehr gebacken bekommt mal gar nichts zu trinken. Das hatte er vorher noch ab und an geschafft aber seit es bei ihm auch beruflich Probleme gibt ist davon keine Rede mehr.
In die meisten Lokalen der näheren Umgebung geht er nicht mehr - wahrscheinlich weil er dort in seinem Suff eingeschlafen ist (passiert dauernd) oder Schlimmeres vorgefallen ist.

Seine Gesundheit ist mehr als schlimm angeschlagen und das obwohl er erst Ende 30 ist. Gichtanfälle, Verdacht auf Diabetes und ein Blutbild wie aus nem Horrorschocker. So wirklich aufgefallen ist mir sein gewaltiges Problem als mich meine Mutter nach einer gemeinsamen Einladung drauf hingewiesen hat, dass er schon das nächste B. bestellt wenn noch ein halbvolles Glas vor seiner Nase steht.

ich muss aber zugeben, dass ich selbst ein Alk. habe und mit einem Alk. Vater aufgewachsen bin. Bei mir hat es nicht diese Regelmäßigkeit, und ich sehe auch ein, dass ich ein Problem hab. Ich trinke immer seltener aber wenn dann eher um mich komplett zu vergessen. Gerade in den letzten Tagen viel Mist gebaut weil ich viel zu viel getrunken habe. Ich möchte meine Verantwortung jetzt nicht abschieben, aber ich denke eben auch, dass es durchaus damit zu tun hat, dass mich sein Verhalten derart frustet. Es ist einfach irgendwie erbärmlich wenn der Mensch den du liebst besoffen und sabbernd auf der Tischplatte schläft und Schritt für Schritt seine Gesundheit und sein Leben ruiniert. Das macht mich einfach aggressiv.

Ich hatte am Wochenende einen anderen geküsst während mein Freund besoffen auf dem Tisch schlief - eine furchtbare Aktion und ich bin ernsthaft über mich geschockt und gestern ist der Abend hat in einem schlimmen Streit geendet nachdem ich erfahren hab, dass er mich angelogen hat und am Sonntag ebenfalls dort war bis er eingepennt ist obwohl er schon total kaputt war.

Ich weiß, dass ich meine Baustelle angehen muss und für mich ist es sicher das Beste komplett den Alk. sein zu lassen und das gehe ich nun auch ernsthaft an.

Die Fragen die mich nun so beschäftigen sind wieso das alles momentan so läuft. Ob ich so handle um aus der Beziehung auszubrechen und sie quasi unbewusst zerstöre und vor allem auch ob es eine Chance gibt für mich das zu ändern ohne die Beziehung zu beenden.

Die Hoffnung ihm zu helfen geht mir leider verloren, weil er sich so total weigert das Problem als solches zu erkennen. Er sieht den Alk. weiterhin als Stütze neben seinen anderen Problemen und nicht als die eigentliche Ursache.

es schwirren mir so viele Gedanken durch den Kopf und ich entschuldige mich mal für den vielen Text - versuche das auch alles für mich grad zu ordnen und muss den ganzen Kummer und die Selbstvorwürfe auch wo loswerden sonst platze ich noch.

Würde mich jedenfalls freuen wenn der eine oder andere von euch auch mal ein paar Worte für mich hat.

falls ihr noch Fragen habt beantworte ich die natürlich gerne

glg

aya

27.09.2016 10:31 • x 1 #1


E
Hallo Aya,

auch ich bin mit einem Alk. Vater aufgewachsen. Im Gegensatz zu dir, schreckt mich seine Sucht davor ab, Alk. zu trinken.
Mein Vater trank schon immer, er ist kein sabbernder, auf dem Tisch liegender Alk., sondern ein sehr agressiver.
Du kannst einen Alk. nicht zum Entzug zwingen, du schaffst es ja bei dir selbst nicht, dass du diesem Zeug entsagst?
Ich selbst habe seit 4 Jahren keinen Kontakt zu meinem Vater. Das tat mir einfach besser. Aber meine Mutter schafft es auch nicht von ihm zu trennen. Sie kauft ihm weiter Alk. und begründet das damit :
Wenn ich es nicht kaufe, kauft er es sich alleine. Sie ist unglücklich in dieser Beziehung, dennoch bleibt sie beim ihm, weil sie mittlerweile niemand anderen mehr haben.
Alk. ist ein Lösungsmittel - Es löst Familien und Freundschaften....

Ich kenne es nur aus der perspektive der Tochter, aber wenn dort jeden Abend jemand ist, der besoffen am Küchentisch sitzt, wurde mir das selbst zu viel. Konnte mir nie vorstellen, warum meine Mutter bei ihm blieb. Warum sie ihr Leben so verbringen möchte.

Fange am besten bei dir selbst an. Wenn du dein Leben wieder im Griff hast, kannst du besser sehen, was dir gut tut und was du möchtest. Dann kannst du sagen, ob du diese Beziehung noch möchtest.
Rede mit ihm, wenn er nüchtern ist, wirklich nüchtern. Er kennt seine Blutwerte doch auch?

Du sagst nichts von Gefühlen, gibt es keine mehr?

27.09.2016 11:13 • x 5 #2


A


Alk. und / oder Co Anhängigkeit

x 3


Ayaka
danke für deine liebe Antwort - bei mir selbst anzufangen ist sicherlich das Beste.

Gefühle gibt es noch - es fällt mir nur schwer diese zu beschrieben weil ich mir nicht vorstellen kann ihn zu verlieren. Denn trotz all dem Drama und der schwierigen Situation habe ich noch nie einen Menschen an meiner Seite gehabt der mich so viel geben kann und bei dem ich mich derart geborgen und verstanden fühle. Nur reiben sich die Gefühle mit der Zeit auch wund und es tut mehr weh als es schön ist.

war für uns beide ein miserables Jahr bisher - wir haben beide einen Elternteil verloren und bei ihm läufts obendrein (unverschuldet) im Job nicht gut und er ist gerade in Scheidung, dafür bin ich in einem schlimmen Familienstreit gelandet.... vielleicht wird und alles auch einfach zu viel für uns.

27.09.2016 16:03 • x 1 #3


althea
..und Alk. macht es nur schlimmer ..in jeder Beziehung ..er macht krank und dumm ..man fühlt sich nächsten tag nur noch miserabler und oft kommt noch ein Schamgefühl hinzu weil man wieder was dummes gesagt oder getan hat was man nüchtern niemals tun würde ..ich weiss es zu gut ..habs jahre lang runter gespült bis ich nach einem richtig tiefen fall und nach gefühlten 127 anläufen endlich eingesehen habe was ich mir und meinem Umfeld angetan habe

ich bin zwar erst seit ein bisschen über 2 Wochen clean ..aber muss sagen das es trotz Depressionen ohne viel besser ist (da der Alk. die Depressionen auch nur verschlimmert) ..gehe zur Therapie .. zu den AA (obwohl ich mich da noch nicht so richtig wohl fühle) und nehme aends eine Tablette die gegen die Depression sowohl auch gegen das verlangen nach den feierabendbieren helfen soll ..obs jetzt wirklich an der Tablette liegt weiss ich nicht aber es funktioniert ..gestern war wieder ein richtiger Tiefpunkt und normalerweise hätte ich mich da richtig voll laufen lassen ..aber nicht mal das Bedürfnis gehabt ..lieber Gespräche gesucht und wenn auch nicht schön stundenlang raus geheult ..wollt das nur mal los werden

bei euch ist es auch das ihr beide gern was trinkt auch wenns bei dir nicht so ausgeprägt ist und gesundheitlich nicht so angeschlagen bist wie dein Partner ist es für den anderen sicher schwer zu zu sehen ..da müsstet ihr beide den willen haben und wie sich das raus liest ist ja schon sehr viel mist im brausebrand passiert aber der fall war denn leider noch nicht tief genug...

ich persönlich werde mich noch lange für mein suffwahn schämen

27.09.2016 18:52 • x 4 #4


W
Es ist ein fataler Glaube dem anderen helfen zu können, zumal Du selbst mit den Beinen im Sumpf steckst. Ich denke es ist ein Teil Deines Problems, nicht alleine sein zu können, weshalb Du an Dir nicht
gut tuenden Beziehungen festhältst und gleichzeitig triggert das Dein Bedürfnis, das, was Dir nicht gut tut, wegzuspülen
Es ist sicher nicht verkehr, Hilfe bei AA zu suchen. Allerdings behandelt das nicht wirklich Deine eigenen Thematiken, weshalb Du die süchtigen Muster brauchst. Ich würde Dir wirklich ans Herz legen, Dir eine gute Therapeutin oder einen Therapeuten zu suchen. Vielleicht auch mal ein Aufenthalt, 3 oder 4 Monate in einer Suchtklinik, wo systematisch und forciert und intensiv an Deinen Themen gearbeitet werden kann. Wünsche Dir von Herzen alles Gute dafür!

Deinem Freund hilft nur er selbst und wenn er dafür komplett abstürzen muß, dann ist das sein Weg den er zu einem cleanen Leben braucht. Klngt hart, ist aber leider so. Niemand wird durchs Ziel getragen, da muß er schon schön selbst durch!

30.04.2023 15:16 • x 2 #5


R
@Wolfstanz , es wäre vielleicht gut,wenn du auf das Datum achtest, wann das Thema eröffnet wurde und von wann der letzte Kommentar stammt

30.04.2023 15:28 • #6


W
@Rosamarie

Meine Augen, meine Augen, ich erblinde...

Ich fand meine Antwort aber gut, außer daß sie so spät kam

30.04.2023 15:32 • x 2 #7


Ayaka
ich kann euch ja sogar ein Update dazu geben und erzählen was passiert ist

Habe kurz nach dem Post für mich mit dem Rauchen und Trinken aufgehört und mich 2 Monate später endgültig getrennt. Ich glaube man kann sagen, dass ich mal meine eigenen Baustellen unabhängig angepackt habe. Ohne Therapie oder Suchtklinik.

Seitdem - also 6,5 Jahre - habe ich weder eine Zig. angefasst noch zu viel Alk. getrunken, kein einziger Rausch, obwohl es Feiern und co. natürlich gab. Sehr gelegentlich trinke ich mal Wein oder Prosecco (1-2x pro Monat).

Meinen Ex habe ich seit der Trennung nicht wieder gesehen.

Der Beitrag von @althea hat mir damals wirklich sehr viel geholfen. Und das ist auch ein GRund wieso ich ganz ohne Liebeskummer hier weiter schreibe - möchte das gerne zurückgeben was ich für großartige Unterstützung für mein Leben bekommen habe.

30.04.2023 15:42 • x 13 #8


W
Ich freue mich für Dich, daß Du das so geschafft hast! Aufrichtige Glückwünsche und

Megalieben Dank daß Du uns an diesem Erfolg teilhaben lassen hast!

30.04.2023 15:47 • x 2 #9


H
Liebe @Ayaka,

vor vielen Jahren wendete ich mich an Alanon, weil ich aufgrund eines ähnlichen Problems weder ein noch aus wusste. Vorher hatte ich alles probiert, um das trinkende Familienmitglied von seinem Konsum abzuhalten. Diskutieren, Nachsicht, Milde und Verständnis, aber auch Drohen, Vorwürfe, Heulen und Ultimaten. NICHTS half. Ich selbst machte Therapie, half letztendlich auch nix.
In Alanon lernte ich, dass das auch genauso ist, und ich mich um mich selbst kümmern darf. Das empfand ich als grosse Erleichterung, darüberhinaus lernte ich viel über Alk., seine Systematik und welche er Kreise er auch durch die Mitbetroffenen zieht.
Es gibt auch andere Selbsthilfegruppen für Angehörige, aber für mich hatte Alanon die grösste Reichweite, ist auf der ganzen Welt auch mit online meetings so gut wie jede Stunde vertreten und hat über Jahrzehnte die meiste Erfahrung. Dort wird auch nicht belehrt, sondern die Erfahrungen werden geteilt. Ausserdem gibt es umfängliche Literatur zu dem Thema.
Egal, welche Gruppierung du wählst - es gibt viele verschiedene-, aber wende dich dahin. Auch die Suchtberatung kann dich weitervermitteln. Du wirst sehen, dass sich viele Geschichten deiner ähneln - auch das Mittrinken aus lauter Verzweiflung oder auch aus Rache, damit der andere mal sieht wie das ist.
Deinem Freund kann durch AA und entsprechende Therapie geholfen werden, aber er muss es selber wollen.
Schau auf dich, tu was für dich. Manchmal tut sich dann auch etwas für andere.
Mir fiel es zunächst schwer, den Alk. zu lassen, ich musste erst lernen, dass jede Bemühung ihm zu helfen, nicht nur nichts brachte, sondern die Situation noch verschlimmerte. Das hat etwas gedauert bis ich das kapierte.

Sehr gut ist, dass du den ersten wichtigen Schritt gemacht und dich geöffnet hast.
Alles Liebe

Edit: SORRY! Erst jetzt kapiert, dass der Strang schon älter ist! Und: grosse Gratulation!

30.04.2023 16:01 • x 3 #10


engel1973
Einen schönen guten Morgen,
Das Thema zieht sich auch durch mein Leben wie ein roter Faden. Mein Vater wahr Alk., dadurch wahr die Ehe meiner Eltern sehr schwierig, mein Vater machte nur betrunken den Mund auf und zog uns Kinder mit rein, um die Fehler meiner Mutter bestätigt zu bekommen. Als meine Mutter mit 56 Jahren starb, lag er sturzbetrunken im Bett und bekam nichts mit. Ich schwor mir damals so möchtest du niemals Enden. Vor 8 Jahren lernte ich meinen jetzigen Partner kennen, er macht alles für mich, aber was soll ich schreiben er hat auch ein Alk. Problem, und genau wie mein Vater macht er nur den Mund auf wenn er genug getrunken hat vor allem wenn ein Schnap. dazwischen kommt. Mittlerweile ist das einzige was ich tun kann meine Sachen nehmen und gehen, da mich sein Verhalten so triggert das ich schon agressiv werde. Ich kann nur aus meiner Erfahrung mitnehmen solange ein Alk. nicht selber einsieht ein Problem zu haben, wird er nie etwas ändern und somit kann man so einen Menschen auch nicht helfen, man kann nur sich selber schützen in dem man die Reißleine zieht und geht. Auch wenn der Mensch nüchtern noch so lieb ist gegen Alk. kommt man einfach nicht an.
Gruß Iris

02.05.2023 06:41 • x 2 #11


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