1

Advaita - freier Wille und die Frage nach der Schuld

mafa
Hallo
Wahrscheinlich haben die meisten hier noch nichts von Advaita ( eine indische Philosophie ). Für viele mag es auch sehr konfus, verrückt oder auch einfach nur Quatsch sein. Für andere vielleicht der Zugang zu einem tieferes und anderen Verständnis über das Leben und einfach alles ... Mir persönlich hat dieses, immer tiefere eintauchen in die Materie des Advaita ein Verständnis gebracht und dadurch ein Verzeihen auf einer ganz anderen Ebene. Ich versuche es mit einfachen Worten in meinem bisherigen Verständnis zu erklären.

Es geht darum, das wir passieren also das was wir tun , eigentlich passiert ohne das jemand etwas tut. Wir geben jemand Schuld, aber kann er wirklich anders als er es getan hat ? Konnten wir jemals anders ? Manche nennen es vielleicht Unterbewusstsein, was auch immer... Wenn man mal selbst in Frage stellt wird man zu dem Schluss kommen das wir nie anders handeln konnten als wir es taten ..

Kommt ein Baby auf die Welt, hat es noch kein Selbstbild - ( ICH - EGO ) daher würde es sich nie Gedanken machen zur Reinkarnation. Dieses Selbstbild was dann irgendwann entsteht , unser ICH , ist das was wir glauben zu sein , und auch das was Behauptet Entscheidungen zu treffen...

Entscheidungen werden aber getroffen, ganz ohne UNS Dieses Ich behauptet nur das es entschieden hat ! Das ist mittlerweile sogar Wissenschaftlich bestätigt, das Entscheidungen ein paar Millisekunden bevor sie uns Bewusst werden getroffen werden.

Auf was das ganze hinausläuft... Alles ist determiniert.. eine unendliche Abfolge von Ereignissen. Wir fühlen uns ständig wegen irgendwas Schuldig ...

Hätte ich damals - wenn ich nur das oder das damals gesagt oder getan hätte usw alles das wird hinfällig... Natürlich passiert alles weiterhin , aber die Identifikation damit fällt ab

Das Thema ist schwer in ein paar Worten hier zu fassen und für jemand der damit noch nie in Berührung kam wahrscheinlich sehr verrückt ...

Ich empfehle , wer sich näher dafür interessiert folgende Filme bzw Interviews anzuschauen :



Hier ein Spielfilm, der uns tagtägliche Szenen zeigt und immer wieder durch Paul Smit erklärt werden...

http://www.allesoverniets.nl/german.html


Webseite : http://nondualiteit.nu/

Interviews und Erklärungen zu Advaita :






LG

15.09.2016 09:29 • #1


K
Puh das trifft jetzt schon einen Punkt woran ich grad arbeite..
ob ich mir die Beiträge anschau weiß ich noch nicht..
klar ist das unsere Gedankenwelt relativ ist.. was real und was nur unserer
eigenen beschränkten Sicht entspringt ein weites Feld..
man soll nur tragen was man tragen kann..
alles andere versuchen so gut es geht anheim zu stellen..
wem wie wohin auch immer..
und der Satz:
Es zeugt nicht von geistiger Gesundheit, an eine von Grund auf kranke Gesellschaft gut angepasst zu sein.
scheint mir nicht von der Hand zu weisen..
aber ich würde es positiv formulieren:
es zeugt von Gesundheit den eigenen Weg zu finden und zu gehn..

15.09.2016 12:17 • #2


A


Advaita - freier Wille und die Frage nach der Schuld

x 3


mafa
es geht nicht darum ob die Gedankenwelt relativ ist... Was auch immer sie ist, es sind Gedanken und somit sowieso nichts wirkliches.. Es geht mehr darum was Du wirklich bist. Also ob Du denkst das Du deine Gedanken bist oder eben nicht ... Das abkoppeln davon ist die absolute Freiheit jeglichen Leidens ... Aber wir versuchen Probleme die durch Gedanken entstehen wiederum durch Lösung aus dem Gedanken oder mit dem Verstand zu lösen. Das wird nicht klappen ... Eine tiefere Einsicht , die durchaus länger dauern kann , das das was ich wirklich bin nicht dieses Ich ist das wir glauben zu sein ... Positives Denken usw... alles Quatsch ... Kontrolle ist die Illusion ...

15.09.2016 12:31 • #3


Y
Hallo Mafa,

interessantes Thema. Die Videos habe ich mir nicht angeschaut und von Advaita habe ich auch noch nie gehört.

Zitat:
Es geht darum, das wir passieren also das was wir tun , eigentlich passiert ohne das jemand etwas tut. Wir geben jemand Schuld, aber kann er wirklich anders als er es getan hat ? Konnten wir jemals anders ? Manche nennen es vielleicht Unterbewusstsein, was auch immer... Wenn man mal selbst in Frage stellt wird man zu dem Schluss kommen das wir nie anders handeln konnten als wir es taten ..


ja, so sehe ich es manchmal auch. Man muss aber vielleicht aufpassen, solche Gedankengänge nicht als Rationalisierung zu benutzen, um sich vor seinen eigenen Gefühlen zu schützen. Denn Gefühle wollen ausgedrückt, erlebt werden. Bin ich bsw. sehr traurig, enttäuscht oder sogar wütend auf jemanden und mache mir obige Gedanken, so kann es dazu führen, dass ich damit auch meine Gefühle unterdrücke: wir konnten ja alle nicht anders, also ist auch meine Enttäuschung nicht gerechtfertigt usw. Das mag sogar rational betrachtet richtig sein, dennoch ist es m.E. wichtig, alle Gefühle zuzulassen (natürlich nicht gegen andere zu verwenden). Meistens folgt danach ohnehin ein gewisser Frieden mit sich selbst und den anderen. Man kann diesen Prozess aber auch versuchen, durch rationale Einsichten zu verkürzen: wir konnten ja alle nicht anders, also gibt`s auch nichts herum zu heulen.
Auch wenn wir uns oftmals unsere (Beziehungs-)Lage selbst eingebrockt haben (wir suchen uns z.B. einen Partner, der unsere Bedürfnisse nicht befriedigen kann), so halte ich es für wichtig, den Gefühlen, die dies auslöst, nachzugehen.

Eine weitere Gefahr, die ich sehe ist, sich durch dieses Determinations-Denken ohnmächtig zu fühlen und nicht mehr wahrzunehmen, dass man handlungsfähig ist, dass man etwas dafür tun kann, dass sich die Dinge in Zukunft anders als bisher fügen. Ja, möglicherweise konnten wir alle nicht anders handeln, als wir es taten. Aber indem wir jetzt an uns arbeiten..., können wir unser Leben für die Zukunft gestalten. Arbeite ich heute an mir, meinen Prägungen, Ängsten..., dann handle ich morgen vllt. ebenfalls determiniert, bin aber ein kleines Stückchen weniger von meiner Kindheit, als von meinen jüngst gemachten (Selbst-)Erfahrungen determiniert
Ich würde also sagen- wir sind determiniert und haben einen freien Willen zugleich

Zitat:
Kommt ein Baby auf die Welt, hat es noch kein Selbstbild - ( ICH - EGO ) daher würde es sich nie Gedanken machen zur Reinkarnation. Dieses Selbstbild was dann irgendwann entsteht , unser ICH , ist das was wir glauben zu sein , und auch das was Behauptet Entscheidungen zu treffen...

Entscheidungen werden aber getroffen, ganz ohne UNS Dieses Ich behauptet nur das es entschieden hat ! Das ist mittlerweile sogar Wissenschaftlich bestätigt, das Entscheidungen ein paar Millisekunden bevor sie uns Bewusst werden getroffen werden.

Auf was das ganze hinausläuft... Alles ist determiniert.. eine unendliche Abfolge von Ereignissen. Wir fühlen uns ständig wegen irgendwas Schuldig ...


Ja, ich las auch davon, dass unsere Entscheidungen immer schon getroffen werden, bevor wir bewusst entscheiden. Zum einen gibt es auch etliche Gegenpositionen (so dass ich sagen würde, diese Tatsache ist nur ein Element von vielen wenn es um die Frage der Entscheidungsfreiheit geht), zum anderen anhand eines Beispiels aus meinem Leben noch ein Einspruch: vor Jahren entschied ich mich bewusst und unbewusst stets dagegen, etwas ganz bestimmtes zu tun (extreme Hemmungen). Dazu könnte ich wieder sagen- ich konnte nicht anders. Stimmt für die Vergangenheit. Sich darauf nun aber auszuruhen, würde bedeuten, seine Zukunft nicht in die Hand zu nehmen. Denn heute entscheide ich mich in gleichen Situationen dafür, es zu tun. Diese Veränderung in mir habe ja ich bewirkt, meine Persönlichkeit oder mein Ich ist ja nicht etwas statisches.

Zitat:
Hätte ich damals - wenn ich nur das oder das damals gesagt oder getan hätte usw alles das wird hinfällig... Natürlich passiert alles weiterhin , aber die Identifikation damit fällt ab


Dass die Identifikation (und also auch die Verantwortung?) abfällt, finde ich nun etwas weit gegriffen. Ich denke vielmehr, dass es sogar Sinn macht, vergangene Missgeschicke, falsche Entscheidungen...zu bedauern zu betrauern, die Verantwortung dafür zu übernehmen, sich aber natürlich nicht dafür zu geißeln- eben weil man erkannt hat, dass es man zu gegebenen Zeitpunkt nicht besser wusste.
Ich glaube nicht, dass wir vor unserer (kindlichen) Prägung ein festes Ich, eine Identität (keine Ahnung, wie ich es nennen soll) haben und dass das Selbstbild sozusagen nur über diese Identität gestülpt wird. Ich stelle es mir eher so vor, dass bereits bei der Geburt eine Wesensart, ein Temperament...vorhanden ist, aber noch kein Ganzes....Das, was unsere Persönlichkeit, unser Wesen ausmacht, ist mMn nicht von all den folgenden Prägungen abzukoppeln. Sondern alles zusammen lässt eine Persönlichkeit/ein Ich entstehen.
In der Psychologie wird ja auch vom falschen Selbst gesprochen. Das eigentliche Selbst wird durch eine bestimmte Erziehung gar nicht mehr wahrgenommen...Eigentlich wollte man Musiker werden, die Eltern aber wollten anders und irgendwann wurde die Stimme der Eltern die eigene (und man wurde bsw. Jurist)....Und sodann gräbt man das eigene Selbst wieder aus und schwupps ist da die eigene unverfälschte Identität. So einfach ist das wohl nicht. Oftmals muss das eigene vielmehr erst noch (und nachträglich) entwickelt werden. Vielleicht ist es auch deswegen manchmal so unglaublich schwer, alte ungesunde Muster aufzugeben. Denn man gibt sie ja nicht auf und bekommt sogleich sein ureigenstes Leben, das eigentliche, das wahre aufgetischt, sondern steht vor dem nichts und muss etwas neues erst entwickeln. Ich komme etwas vom Thema ab

Und eine Frage: wenn man sich nicht mit seinen falschen Entscheidungen/Handlungen identifizieren soll..., womit soll man sich dann identifizieren? Und folglich dürfte man sich auch nicht mit seinen positiven Entscheidungen identifizieren weil man ja ebenfalls nicht anders konnte.
Ich halte ein Sein ohne jegliche Identifikation nicht für möglich.

Zitat:
es geht nicht darum ob die Gedankenwelt relativ ist... Was auch immer sie ist, es sind Gedanken und somit sowieso nichts wirkliches.. Es geht mehr darum was Du wirklich bist. Also ob Du denkst das Du deine Gedanken bist oder eben nicht ... Das abkoppeln davon ist die absolute Freiheit jeglichen Leidens ... Aber wir versuchen Probleme die durch Gedanken entstehen wiederum durch Lösung aus dem Gedanken oder mit dem Verstand zu lösen. Das wird nicht klappen ... Eine tiefere Einsicht , die durchaus länger dauern kann , das das was ich wirklich bin nicht dieses Ich ist das wir glauben zu sein ... Positives Denken usw... alles Quatsch ... Kontrolle ist die Illusion ...


Auch denke ich nicht, dass es ein von allen Gedanken völlig losgelöstes Sein gibt. Wir sind nicht nur unsere Gedanken, das ist klar, und Gedanken sind oftmals Glaubenssätze und zudem sehr beschränkt aber das reine Sein ohne jeglichen Gedanken- was soll das sein?
Ich ahne, was Du meinst- wenn ich Yoga mache, meditiere und es mir gelingt, alle Gedanken loszulassen, dann empfinde ich einen unglaublichen Frieden und viele ungute Gefühle fallen von mir ab, eben weil sie durch (eingeschränkte) Gedanken zustande kamen. Manchmal kommen gerade beim Nichtdenken wunderbare Einsichten. Aber ich betrachte das, was ich dann erlebe, nicht als mein eigentliches, wahres Sein, sondern als einen (emotionalen) Aspekt meines Seins. Die tieferen Einsichten, die man manchmal (beim Yoga oder auf anderem Wege) erfährt, die artikulieren sich dann dennoch in Form von Gedanken. Ohne das Denken, würde gar keine Entwicklung möglich sein. Es gehört also schon beides zusammen....

15.09.2016 13:34 • #4


K
Zitat von mafa:
es geht nicht darum ob die Gedankenwelt relativ ist... Was auch immer sie ist, es sind Gedanken und somit sowieso nichts wirkliches.. Es geht mehr darum was Du wirklich bist. Also ob Du denkst das Du deine Gedanken bist oder eben nicht ... Das abkoppeln davon ist die absolute Freiheit jeglichen Leidens ... Aber wir versuchen Probleme die durch Gedanken entstehen wiederum durch Lösung aus dem Gedanken oder mit dem Verstand zu lösen. Das wird nicht klappen ... Eine tiefere Einsicht , die durchaus länger dauern kann , das das was ich wirklich bin nicht dieses Ich ist das wir glauben zu sein ... Positives Denken usw... alles Quatsch ... Kontrolle ist die Illusion ...


mag alles stimmen.. klingt jedenfalls schlüssig.. bin trotzdem ein Fan von allem menschlichen Maß.. das trifft auch in Bezug auf DIE Wahrheit, DAS Richtige.. zu.. kein Freund von, nur so und nicht anders.. woher und wohin auch immer.. frei nach Hm glaub Kant war's: das menschliche Maß im Auge behalten.. oder nein glaub Buber, Martin hat's gesagt.. ist aber auch egal.. irgendwo her kommt's und für mich einleuchtend, zumindest für meine westlich sozialisierte Sicht..

15.09.2016 14:11 • x 1 #5


mafa
Danke Euch für eure Antworten , das Thema ist etwas komplex, ich kann mich hier nur schwer im Forum darüber austauschen, da das direkte Gespräch Antwort und Frage fehlt es sollte mehr ein Hinweis sein, manche Sprichts an, manche nicht. Nichts falsch ... nichts richtig... manche Sachen können mit dem Verstand nicht ausgedrückt werden ...

Schönen Abend allen

15.09.2016 22:27 • #6




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag