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Abschied in drei Akten

O
erstmal Danke für deinen Beitrag.

du schneidest viele Themen aus meiner Geschichte an.
ich versuche mal kurz einen Abriss...

Mein Auszug aus der gemeinsamen Wohnung war, auch aus heutiger Sicht, der richtige Schritt im Sinne meines Sohnes.
Ja, ich hätte es nicht machen - und alles zurücklassen müssen.
Nur, verändert hätte es nichts, außer dass das Zuhause meines Kindes auseinandergerissen worden wäre.
Das, was ich zurückließ, wurde bereits ersetzt.
Ich trauere dem auch nur mäßig nach.
Ich habe schon lange wieder eine eingerichtete Wohnung, welche für mich und mein Sohn (wenn er bei mir ist) ein Zuhause geworden ist.
Natürlich, materiell hat sie den besseren Schnitt gemacht - dafür muss ich nicht mehr ihre Experimente aus dem Thermomix ertragen und brauche keinen Rasen mähen.
So gesehen...

Den Blick auf sie gerichtet kann ich sagen, ich trage ihr ihre Entscheidung unsere Partnerschaft zu lösen,schon lange nicht mehr nach.
In den Wochen nach meinem Auszug wurden die letzten Verbindungen gekappt und wir trieben auseinander.
Ich habe ihre Schwelle nie wieder übertreten und sie nicht die meine.
Gespräche bzgl Kind werden informativ geführt.
Gespräche bzgl laufende Scheidung sachlich/formal.
Ob sie aktuell einen Partner hat?
Wohin sie in den Urlaub fährt?
das ist die Antwort:

Das ich ihr, Stand heute, von ganzem Herzen nur das Beste wünsche, wäre sicher zu weit gegriffen.
Ich wünsche ihr aber auch nichts nachhaltig Schlechtes.
Meine Wünsche in ihre Richtung sind überhaupt sehr überschaubar geworden.
Es ist natürlich traurig, wenn nach 18 gemeinsamen Jahre scheinbar gar nichts mehr bleibt.
Es ist aber doch die Art und Weise, wie sie es gemacht hat, ihr Verhalten während und nach der Trennung, welche mir den Weg zu einem freundschaftlichen Verhältnis verstellt.
Noch.
Wer weiß was die Zukunft bringt.

Viel spannender ist es doch aber, wenn ich den Blick auf mich richte.
Ich habe tolle Freunde!
Ich bin wieder viel mehr unterwegs.
Ich bin, wenn auch erzwungener Maßen, an Erfahrung reicher geworden.
Reifer?
Vielleicht.
Ich habe,gerade hier, interessante Menschen kennengelernt.
Ich habe interessante Sichtweisen kennengelernt.
Fast könnte man sagen, ich sei Urmelaner geworden.
Aus manchen Begegnungen wurden reale Freundschaften, die ich nicht mehr missen möchte.

Zwei Dinge möchte ich aber besonders herausstreichen.
In den zurückliegenden anderthalb Jahren, wo ich allein lebe und mein Sohn an den Wochenenden und Ferientagen bei mir ist, genießen wir beide diese gemeinsame Zeit doch sehr.
Trotz gelegentlichem Schimpfen und dem Zwang sich, auch bei mir, die Zähne putzen zu müssen.
Ich habe täglich Kontakt.
Einmal pro Woche hole ich ihn aus der Schule ab und habe auch so Einsicht in seine Entwicklung, die gut ist.
Und das ist, so ehrlich kann ich sein, durchaus auch dass Verdienst meiner Ex-Frau.

und dann hat mir doch das Leben im vergangenen Herbst diese Schneeflocke in die Hände gelegt

07.01.2018 02:27 • x 3 #46


O
Als MANN ist es leider immer noch extrem erniedrigend, von der Frau verlassen zu werden. Das und nur das lese ich aus Deinen Zeilen. Was in anderen Ländern undurchführbar wäre bzw. für eine Frau mit dem Tode endet, ist eben hier möglich:
Ein Mann ist verlaßbar, ein Mann ist betrügbar, Frauen dürfen arbeiten gehen, Frauen dürfen allein in einer Wohnung leben, Frauen dürfen verhüten, Frauen dürfen selbst dann leben und wohnen wenn sie arbeitslos sind, auch wenn sie keine Sippe haben, keinen Mann haben.

Sieh es mal so.....alles ist ausgleichende Gerechtigkeit. Das was Du erlebt hast ist nicht schön, erleben aber Milliarden Frauen tagtäglich und haben es erlebt, vom Manne einfach sitzen gelassen zu werden.

Nun lebst Du hier, in Mitteleuropa. Wenn Du normal ausiehst etc. wirst Du überall normale nette Frauen kennenlernen können, die sofort mit Dir eine neue Partnerschaft eingehen wollen, da bin ich sicher. Du machst ja keinen primitiven Eindruck, ganz im Gegenteil.
Versuche doch einfach im Laufe der Zeit nach Frauen zu schauen und vorhandenen Restgroll abzulegen, wenn er denn noch vorhanden ist bei Dir. Ich vermute, Du hast große Chancen!

Viel Glück

07.01.2018 03:08 • #47


A


Abschied in drei Akten

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O
Zitat von Olympiapark:
Als MANN ist es leider immer noch extrem erniedrigend, von der Frau verlassen zu werden. Das und nur das lese ich aus Deinen Zeilen.


Das liest du aus meinem letzten Beitrag, welcher ja den aktuellen Stand meiner persönlichen Entwicklung spiegelt?

Ich muss unbedingt an meiner Kompetenz, Inhalte besser zu übermitteln, arbeiten.

07.01.2018 03:24 • x 1 #48


G
Zitat:
Zitat ominöser-gast:
Mein Auszug aus der gemeinsamen Wohnung war, auch aus heutiger Sicht, der richtige Schritt im Sinne meines Sohnes.
Ja, ich hätte es nicht machen - und alles zurücklassen müssen.
Nur, verändert hätte es nichts, außer dass das Zuhause meines Kindes auseinandergerissen worden wäre.
Das, was ich zurückließ, wurde bereits ersetzt.


Hallo omiöser-gast,
erst einmal Danke für die Rückmeldung. Dein Beitrag zeigt, Du bist gefühlt auf dem richtigen Weg.

Aber, bei mir ist die Lebensweise Deiner Exfrau mit dauernd neuen Partner, was ja Dein Sohn hautnah miterlebt, besonders sauer aufgestoßen. Was lebt Deine Exfrau Deinem Sohn, zusätzlich zur Zerstörung seines Elternhauses, vor? Vielleicht, ohne es zu sagen, sieht er Deinen Auszug als Flucht und fühlt/fühlte sich von Dir im Stich gelassen.

Von den betroffenen Männern wird der eigene Auszug oft mit dem Kindeswohl begründet. Aber, braucht
ein Kind nicht Vater und Mutter gleichermaßen? Hat Deine Exfrau an das Kindeswohl gedacht? Sicher
nicht, sonst hätte sie sich anders verhalten. Achte auf Deinen Sohn, seine Entwicklung, und sei ein
guter Vater.

07.01.2018 12:44 • #49


O
Zitat von Gast2000:

Vielleicht, ohne es zu sagen, sieht er Deinen Auszug als Flucht und fühlt/fühlte sich von Dir im Stich gelassen.

Von den betroffenen Männern wird der eigene Auszug oft mit dem Kindeswohl begründet. Aber, braucht
ein Kind nicht Vater und Mutter gleichermaßen?
.


Natürlich.
Das ist ja aber immernoch gegeben!

Das Gefühl, ich hätte ihn im Stich gelassen, hat er so sicher nicht.
In den Wochen vor meinem Auszug, hat er natürlich die teilweise handfesten Auseinandersetzungen, die selten laut aber tränenreich waren, mitbekommen.
Das(!) war für ihn hochbelastend.
Seinen Papa, in Tränen aufgelöst zu sehen, war für ihn belastend.
Wenn Kinder das Gefühl haben, sie(!) müssten für einen Elternteil stark sein, ist das belastend.
So zumindest, meine Wahrnehmung.

Ich bin auch nicht kommentarlos gegangen.
In den lichten Momenten zwischen mir und meiner Ex-Frau haben wir ihn darauf vorbereitet.
Haben ihm kindgerecht die Lage beschrieben.
Es zumindest versucht.
Dann habe ich ihn von Anfang an in meinen Neustart einbezogen.
Habe mit ihm die neue Wohnung besichtigt.
Haben beratschlagt, wer welches Zimmer bekommt.
Haben gemeinsam renoviert.
Er hat, mit sieben Jahren, sein Zimmer selber streichen dürfen.
Lichtschalter, Steckdosen und Türrahmen inklusive....
Der Verbrauch an Farbe war enorm!
Fussboden verlegt.
Möbel aufgebaut.
ect...ect...

Ganz klar, als wir beschlossen hatten eine Familie zu gründen, hatten keiner von uns diese Konstellation im Sinn.
Also zumindest ich nicht.
Aber nun kam es so.
Was wäre die Alternative mit Blick auf unser Kind?

Eine Mutter, die sich täglich neu überwinden muss, aus diesem Partnerschaftskontrukt nicht auszubrechen.
Ein Vater, der über die Zeit Stück für Stück seine Persönlichkeit verliert, weil er versucht festzuhalten was nicht festzuhalten ist.
Ein Kind, welches in einem permanenten Loyalitätskonflikt lebt.

Sicher gibt es in jeder Trennungsphase einen Punkt, wo man das Ruder herumreißen kann.
Den haben wir aber beide verpasst.
Und dann passiert es eben doch!

Wichtiger, als dass Mama und Papa jeden Abend wortlos auf der Couch sitzen ist es, das Papa und Mama, jeder für sich, eine verlässliche Größe darstellt.
Einen Rahmen vorgibt, innerhalb dessen sich das Kind bewegt.
Dass das Kind nicht permanent in einem Spannungsfeld lebt und versucht auszugleichen.
Kind sein eben.

Ob mir das immer im richtigen Maß gelungen ist oder gelingen wird, weiß ich nicht.
Aber irgendwo dort vermute ich den richtigen Weg.

07.01.2018 14:46 • x 1 #50


G
Hallo ominöser-gast,

so wie Du das jetzt beschrieben hast, Hut ab. Alles gut. So wie Du schreibst, hat Dein Sohn festen Halt
bei seinem Papa. Das funktionieren der Elternebene ist für die Entwicklung eures Sohnes enorm wichtig.

Du schreibst, die Scheidung läuft. Hast Du oder Deine Frau die Scheidung eingereicht? Die Kosten für
einen guten Fachanwalt mit Schwerpunkt Familienrecht sind gut angelegtes Geld. Das spart Nerven
und meist teure Fehler werden so vermieden. Alles Gute für Dich und Deinen Sohn.

07.01.2018 16:06 • x 1 #51


V
[quote=ominöser-gast
Eine Mutter, die sich täglich neu überwinden muss, aus diesem Partnerschaftskontrukt nicht auszubrechen.
Ein Vater, der über die Zeit Stück für Stück seine Persönlichkeit verliert, weil er versucht festzuhalten was nicht festzuhalten ist.
[/quote]


Mit diesem Zitat hast du auch ganz wunderbar das Ende meiner Beziehung zusammengefasst

Gerade erst dein Thema entdeckt, meine Situation ist deiner nicht unähnlich. Schön, mal eine Erfolgsgeschichte zu lesen! Beeindruckend, wie duch dich rausgearbeitet hast. Ich nehme das mal als Wegweiser für meine weitere Wanderung danke dafür!

08.01.2018 11:19 • x 2 #52




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