Hallo liebe Foris!
Nach langer Zeit des stillen Lesens habe ich beschlossen, auch meine Seele etwas vom Ballast zu befreien.
Ich weiß gar nicht so recht, wie und wo ich anfangen soll. Es wird sehr lang.
Mein Mann ist im September 2017 von jetzt auf gleich verstorben. Wir waren 16 Jahre zusammen, davon 4,5 verheiratet. Unsere Tochter ist mittlerweile 18 Jahre alt.
Nach so einem Verlust steht die Welt erst einmal still, aber irgendwann wächst der Wunsch in einem, nicht mehr allein sein zu wollen. Dieser Wunsch kam bei mir etwa nach einem halben Jahr. Ich habe mich in einigen Plattformen angemeldet und auch mit dem einen oder anderen Mann geschrieben. Treffen konnte ich mich nicht. Das habe ich meinem Mann gegenüber zu diesem Zeitpunkt noch als Fremdgehen empfunden. Wahrscheinlich wollte ich zu diesem Zeitpunkt einfach nur mal meinen Marktwert testen. Habe mich dann auch wieder alsbald abgemeldet, als ich eben diese Blockade bzgl. Treffen bemerkte. Für die Moralapostel hier, von wegen Trauerzeit 1 Jahr usw. sei gesagt, dass jeder für sich selbst merkt, wann er wieder bereit ist, sich jemandem zu öffnen. Da spielt die Verarbeitung sicher eine große Rolle. Ende August habe ich mich stabiler gefühlt und einen zweiten Anlauf im OD gewagt.
Es dauerte auch nicht lange, da lernte ich meinen jetzigen Ex kennen. Wir haben uns von Anfang an sehr gut verstanden, hatten (theoretisch) die gleichen Vorstellungen von Beziehung und so trafen wir uns häufiger und starteten in ein gemeinsames Leben. Er war gefühlt immer auf der Flucht, wenn er zu uns kam, wollte so schnell wie möglich wieder zu sich nach Haus (40km). Er fühlt sich woanders nicht wohl. seine Aussage. So war ich meistenteils bei ihm, einmal die Woche er bei uns und grundsätzlich funktionierte das Ganze recht gut. Ja, Zweifel kamen recht früh. Nicht an seiner Liebe! Sondern an seinem Verhalten. Er überging mich oft und ich wurde vor vollendete Tatsachen gestellt. Oder ich war das WE bei ihm, er aber die meiste Zeit für seinen Nebenjob unterwegs (Shuttlebus für ein Reiseunternehmen hier). An einem Sonntag kam er nach zig Fahrten nach Haus und ich hatte meine Tasche gepackt. Als ich ihm sagte, dass ich wegen uns herkomme und er aber nur weg ist, sagte er es sei für ihn einfacher, wenn ich hier bin. Wenn er dann nach Hause kommt, bin ich da. Vielleicht hätte ich hier die Reißleine ziehen sollen, aber grundsätzlich war ich ja glücklich und diese Dinge bekommen wir auch in den Griff. dachte ich! Irgendwann fragte er mich, ob wir nicht zu ihm ziehen wollen. Auch wenn man mir dafür hier evtl. Vorwürfe macht, war das trotzdem die richtige Entscheidung. Damals für uns drei und heute wenigstens noch für meine Tochter. Die ist nach dem Umzug regelrecht aufgeblüht und allein dafür hat es sich gelohnt.
Also habe ich mein Haus verkauft und wir sind zu ihm. Ich hatte sicher auch die Hoffnung, dass wir im Zusammenleben aneinander wachsen und mehr Möglichkeiten haben, auf den anderen einzugehen. Leider hat sich das als Luftschloss erwiesen. Er plante vieles für sich (Autos reparieren, Shuttle soweit C. es zuließ, Verein) und ich wurde darüber in Kenntnis gesetzt. Gespräche, dass ich mich so nicht wohl fühle, wurden abgetan im Sinne ich solle mich nicht als Opfer aufspielen. Ich solle doch mal rausgehen und mir Freunde suchen, damit ich nicht immer den ganzen Tag zu Haus sitze. Ich weiß zwar, wie er das gemeint hat, aber das ist ein Satz, der unheimlich weh tat. Ich habe eine Menge aufgegeben. Haus, Freunde. Das sah er anders, schließlich wollte ich mein Haus ja eh verkaufen, wenn meine Tochter aus der Schule ist. Ob es je soweit gekommen wäre, steht in der Glaskugel. Verstand er aber nicht. Kompromisse bzgl. seiner Shuttlebus-Fahrerei wurden zwar ausgehandelt, aber ziemlich schnell seinerseits in Frage gestellt, warum es gerade jetzt nicht geht, diesen Kompromiss einzuhalten. Corona tat das Übrige.
Um den Rest ein wenig abzukürzen. Wir stritten immer häufiger, die harmonischen Zeiten wurden leider immer kürzer. Wobei streiten das falsche Wort ist. Er hat keinerlei Streitkultur. Er ist wie ein kleines bockiges Kind, welches sich auf den Boden wirft, wenn es den Lolli nicht bekommt. Daher waren konstruktive Gespräche überhaupt nicht möglich. Natürlich habe ich auch Fehler gemacht und der Größte war sicher , dass ich mich sehr von ihm abhängig machte, was mein Gefühlsleben anging. Ich war (und bin immernoch) allein, kannte (und kenne) außer seine Freunde hier niemanden. Da verschieben sich die Prioritäten schonmal.
Im Juni habe ich nach einem letzten Streit gesagt, dass ich ausziehe. Ende Juli bin ich gegangen. Seitdem ich das gesagt habe, hatten wir ein freundschaftliches Miteinander. Er hatte Mitte Juli noch eine schwere Hirn-OP, buchstäblich in letzter Minute. Er hat sich gefreut, dass ich ihn besucht habe, hat mich in den Arm genommen, geküßt. Nachdem ich aus dem Zimmer war, Distanz. Kein inniges Wort oä.
Eine Situation, mit der ich überhaupt nicht umgehen konnte, von Einordnen in mein Chaos ganz zu schweigen.
Wir sind also freundschaftlich auseinander gegangen ohne je gesagt zu haben, dass wir uns trennen. Ich hab den Kontakt anfangs runter geschraubt und Ende September quasi eingestellt. Habe einen Brief geschrieben, in dem ich mir alles von der Seele geschrieben habe, was mich in den drei Jahren belastete und diesen auch abgeschickt. Drei Tage später kam eine kurze WhatsApp, die mir zeigte, dass er nichts in dem Brief (11 Seiten) verstanden hat.
Anfang Oktober erhielt ich eine Einladung zu seinem Geburtstag. Klang leider sehr geschäftsmäßig und nach einem Telefonat mit seinem besten Kumpel hab ich entschieden, nicht hinzufahren. Einen Tag nach seinem Geburtstag war er auf Facebook Single. Unser Gemeinsames Bild war aber noch bis Ende November bei ihm drin. Am Weihnachtsgeschenk für meine Tochter wollte er sich wohl auch beteiligen, was seitens seines Kumpels u Frau allerdings abgelehnt wurde. Ich muss dazu sagen, dass meine Tochter mit dem Sohn seines Kumpels zusammen ist. Das macht die ganze Sache nicht einfacher.
Ich hänge quasi seit 7 Monaten in den Seilen und komme aus dem Strudel der Hoffnung immer nur bedingt raus. Fahre ich zu meiner Freundin (400km), geht es mir mental noch schlechter, ist die Sehnsucht nach ihm noch größer und gegenwärtiger.
Von ihm kommt nichts. Stur ist er obendrauf auch noch ohne Ende. Sein Kumpel war heute bei mir und hat auch gesagt, er fühlt sich wohl ganz toll, arbeitet wohl viel (Shuttle) und tut so, als sei nichts gewesen. Aber alle in seinem Umfeld sind sich unsicher, ob er nicht doch nur eine Fassade nach außen trägt. Zumal er ja auch weiß, dass sein Kumpel guten Kontakt zu mir hat.
Ich weiß, man spiegelt seine eigene Emotion gern auf den anderen. quasi. es muss ihm doch genauso dreckig gehen wie mir. Einfach um sein eigenes Ego zu überlisten.
Ich weiß auch nicht, was ich hier von euch hören will. Eine Bestätigung, dass er einfach nur auf ein Zeichen meinerseits wartet? Wahrscheinlich. Aber genauso wahrscheinlich werde ich eher Kommentare lesen a la meiner Freundin . vergiss den A. !
Kann ich leider nicht
Vielen Dank fürs Lesen, ist ja echt ein bisschen länger geworden.
09.01.2022 17:52 •
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