Zitat von Meerlöwin: Nicht weil du ihn willst, nicht weil du verliebt bist, nicht weil es so schön war, leidest du grad so.
Sondern weil sein Entziehen dich massiv triggert. Etwas Altes in dir triggert, was nix mit ihm zu tun hat im Grunde. Da springt ein altes Programm in dir an, das die Kontrolle über deine Gefühle übernimmt und darüber vergisst du ganz, wie unschön du diese Begegnung eigentlich fandst.
Der Typ ist nur eine Art Stellvertreter. Vielleicht Probleme oder Abwesenheit des Vaters in der Kindheit. Daher dann die Glorifizierung des Angebeteten, die Illusionenn die sie sich macht und die sie pflegt und dann wurde sie doch wieder enttäuscht. Durch die Wiederholung von Annäherung und Distanz, von scheinbarer Übereinstimmung bis zu Konfliktsituationen und kränkender Verweigerung seinerseits geriet sie in einen Gefühlsstrudel, in dem sie sich ihr Bild von dem magischen Philosophen zurecht zimmerte.
Das alles könnte auf ein unbewältiges Vatertrauma hindeuten, das sie jetzt nachlebt. Verinnerlicht wurde, dass Bindungen weh tun und vermieden werden sollten. Daher die Suche und auch die momentane Begeisterung für Männer, die unerreichbar bleiben. Das wiederum kollidiert mit einer tiefen inneren Sehnsucht nach Übereinstimmung, Vertrauen, Nähe.
Ich würde sagen: Passiver Bindungsängstler sucht Verschmelzung mit einem aktiven Bindungsvermeider.
Die beiden kommen immer zusammen, weil sie beide den gleichen Schaden haben, ihn nur unterschiedlich ausleben.
Der Passive leidet, sucht permanent Übereinstimmung, versucht für ihn zu glänzen und läuft erfolglos hinterher. Er sucht die Annäherung, die ihm zunächst ein wohliges Gefühl gibt. Kurz darauf geht der aktive Vermeider in die Distanz und lässt den passiven auflaufen, der zutiefst gekränkt und verletzt ist. Aber wieder mal erfolgreich sein inneres Programm abgespult hat, dass Bindungen kompliziert, anstrengend und enttäuschend sind.
Daher auf das On/Off, was typisch für solche Konstellationen ist. Der passive versucht zu vergesssen und das Desaster zu überwinden und kaum hat er es einigermaßen geschafft, trabt das Gegenstück wieder an und macht die Zähne lang und stellt dies und jenes in Aussicht. Und der passive springt umgehend an, euphorisiert, weil er doch nicht vergessen und doch wichtig ist, um nur wieder enttäuscht zu werden und die nächste Klatsche zu kassieren.
Das ganze ähnelt einer Choreografie, die in ihrer stetigen Wiederholung schon langweilig ist. Einen Schritt vor, zwei zurück, einmal im Kreis herum und dann da capo.
Nur glücklich wird keiner damit.
Der Mann ist an sich nicht wichtig, denn er ist austauschbar. Kommt der nächste mit dem das Ausleben des inneren Programms möglich scheint, geht es wieder von vorne los mit Nähe und Distanzspielen. Einer hat die Macht und der andere springt übers Stöckchen und vergisst sich selbst darüber. Und dann kommt wieder das Leid, wie immer, wie so oft. Ein ständiger Kreislauf.
Liebe TE, befasse Dich mit Bindungsängsten. Lies doch mal das Buch Jein! von Stephanie Stahl. Darin sind diese Beziehungen wunderbar beschrieben. Es ist zwar auch von Bewältigung darin die Rede, aber die Ratschläge für die Bewältigung verinnerlichter Muster und erlittenen Traumen in der Kindheit, die ins Unterbewusstsein verschoben wurden und von dort wirken, sind doch etwas dünn.
Es gibt natürlich Schutzstrategien: diesen Mann endlich konsequent in die Wüste zu verbannen und jeglichen Kontakt einstellen. Nicht mehr mit dem Smartphone hinterher zu spionieren, ob irgendwelche Kästchen nun weiß, blau oder rot oder rosa sind. Und dann, wenn es nicht mehr so weh tut, also ein innerer Ablösungsprotzess stattgefunden hat, mal Rückschau zu halten. Das hat tiefere Ursachen und die müssen ans Tageslicht. Erst wenn man kapiert, was einen in solche Beziehungen treibt, hat man eine Chance auf eine gewisse Besserung, weil das Programm aus dem Unterbewusstsein einen nicht mehr so stark steuert. Die Dinge, die uns bewusst sind, wirken weniger als die aus dem Unterbewusstsein. Also mal die Kindheit anschauen, die Erfahrungen von damals und auch die Gefühle die man damals schon gefühlt hat. Z.B. Verlassenheit, Einsamkeit, das Gefühl des Unverstandenseins, womöglich sogar Kaltstellen und Ignoranz und das traurige Gefühl das man alles allein ertragen muss und allein gelassen wird, weil man ja eh nicht wichtig ist.
Im Erwachsenenleben zeigt sich das dann in der Bereitschaft, immer wieder dieselben Situationen zu durchleben, die Enttäuschungen zu ertragen und zu durchleiden. Und auch die Bemühungen, dem Gegenüber zu gefallen und sich von der besten Seite zu zeigen, sich ihm bei Interessen anzugleichen, beruhen darauf. Man ist nicht mehr authentisch sondern präsentiert ein Bild von sich, das sagt, schau mich doch bitte an und finde mich toll, gebildet und interessiert. Sieht nach unerfüllten Annäherungsversuchen in der Kindheit aus. Das Kind will gefallen, strengt sich mordsmäßig an, ist so wie man es vermeintlich haben will und erntet dafür Erfolg, aber auch Misserfolg.
Der Passive re-agiert in der Beziehung. Auf das Gegenüber, auf das, was das Gegenüber sagt und zeigt und passt sich an. Dann entsteht wieder eine gefühlte Übereinstimmung, die für Glücksgefühle sorgt, oder aber wieder eine Enttäuschung über die unerfüllten Sehnsüchte, die der Aktive nicht erfüllt.
Liebe TE, schau Dir Deine Kindheit an. Analysiere was passiert ist und versuche, die Parallelen dazu, die Du jetzt erfährst, dazu in Relation zu setzen. Alles was an unerfüllten Wünschen und Enttäuschungen in uns ist, setzt sich meist schon im Kindesalter fest und alles was danach kommt, sind nur Wiederholungen.
Die Seele zeigt Dir deutlich, dass sie unglücklich ist und sie will Heilung. Aber sie kann sich nicht aus sicht heraus heilen, sie braucht den Menschen, also auch die andere bewusste Instanz dazu. Sie kennt als Wegweiser nur den Zwang zur Wiederholung und will immer wieder darauf hinweisen, bitte nimm mich doch wahr und schau an, was Dich gequält und frustriert hat. Erst dann kann so was wie eine Art Heilung einsetzen.
Mir ist ein Satz ins Gesicht gesprungen: er übernimmt keine Verantwortung für Deine Gefühle.
Stopp, das ist auch nicht seine Aufgabe. Es ist Deine Aufgabe gut für Dich zu sorgen, dich zu lieben, ohne dass Dir ein Mann ein Spiegelbild von Dir hinhält, mit dem Du mit Dir einverstanden bist. Es ist allein Deine Aufgabe, auf Dich zu achten, selbstschädigende Mechanismen zu unterlassen und achtsam mit Dir umzugehen.
Du brauchst ein Gegenüber, das diese Aufgaben für Dich erfüllt, denn Du hast unbewusst Aufträge an ihn:
Zeige mir, dass ich liebenswert bin, damit ich endlich selbst glauben kann, dass ich der Liebe wert bin.
Zeige mir, dass Du Achtung vor mir hast und mich gut behandelst, damit ich selbst endlich glauben kann, dass ich einer Achtung und Beachtung wert bin.
Zeige mir, dass Du mich super findest, damit ich endlich daran glauben kann, dass ich super bin.
Du lebst wie in einer Bedürfnisanstalt und der Andere soll diese Bedürfnisse erfüllen. Er tut es aber nicht, weil er es nicht will und selbst beschädigt ist. Und er tut es nicht weil er es nicht kann. Es ist umöglich, persönliche Defizite durch die Außenwelt heilen lassen zu wollen. Denn das führt zwangsläufig nur wieder zu Enttäuschung, weil die Außenwelt halt nicht so ist wie Du Dir es Dir vorstellst.
Der Mann ist keine Glücksmachine und er kann Dir nichts geben, was Du Dir selbst nicht zugestehst. Z.B. an Selbstwertgefühl, an Selbstbewusstsein. Lebst Du Dich selbst oder lebst Du ein Bild das Du von Dir sehen möchtest und das der andere wahrnehmen soll? Dann fehlt Dir Deine Authenzität und die ruhige Gewissheit, dass Du gut bist wie Du bist. Und fehlende Authentizität wird vom Gegenüber auch immer unbewusst wahrgenommen.
Sie steht nicht zu sich, sie schlägt Dinge vor, die mir gefallen könnten und sie hat Ansprüche an mich, die ich nicht erfüllen will. Z.B. eine stabile Zuwendung, Verlässlichkeit. Sie will das von mir aber ich geb es ihr nicht weil ich es nicht geben will und es auch nicht gelernt habe. Ich bin ich, ich fahre auf meinem Schiff und andere können sich mir anhängen, aber sie bleiben mal schön auf ihrem eigenen Schiff, denn ich will diese Vereinnahmung und diese Bemühungen ihrerseits nicht spüren. Da steche ich in See und fahre die Route meiner Wahl und ob ich im Hafen nun verbrannte Erde zurück lasse bzw. eine unglückliche Frau, ist mir egal. Ich bin ich und ich lebe wie ich es will, basta. Das ist die Botschaft dieses Mannes. Und wie ist Deine Botschaft?
Bitte gib mir Liebe und noch mehr Liebe und das Gefühl, dass ich wertvoll für Dich bin.
Du suchst an der falschen Stelle, dort, wo Du das nicht finden kannst. Und wenn Du es haben könntest, macht es Dir Angst und Du machst Dir wieder alles kaputt.
Viel zu tun für Dich, um ein wenig reifer und erwachsener zu werden und Verantwortung für das eigene Tun zu übernehmen, anstatt Erwartungen an andere zu haben, die so sein sollen und so agieren sollen, damit Du glücklich bist.
Erkenne Deine innere Dämonen und schick sie in einen Schrank und dann fange an zu leben in dem festen Glauben, dass Du in Ordnung bist wie Du bist ohne nach einem Spiegelbild zu gieren, das Dir vorgaukelt, wie toll Du bist.