Hallo liebes Forum!
Da ich es selbst immer sehr schade finde, wenn das Ende einer Geschichte hier nicht erzählt wird, bzw. nicht mehr mitgeteilt wird, wie es den Betroffenen ergangen ist, möchte ich hier ein bisschen was zu meiner aktuellen Situation schreiben. Mittlerweile ist etwas mehr als ein Jahr seit der Trennung vergangen.
Vielleicht gleich am Anfang - es geht mir eigentlich ganz gut. Ich möchte nicht alles beschönigen, auch ich habe noch genug Tage, an denen ich nicht weiß, wie mir das alles passieren konnte bzw. wie es überhaupt weitergehen soll. Aber sie werden deutlich weniger, ich lebe mit meiner Situation und versuche an den meisten Tagen das Beste daraus zu machen. Und vor allem habe ich die Gewissheit gewonnen, dass es diese dunklen, traurigen Tage zwar gibt, sie aber genauso auch wieder verschwinden.
Bis dahin war es natürlich ein extrem langer Weg. Nach meinem letzten Post in diesem Thread begann die wohl härteste Zeit meines bisherigen Lebens. Ich wollte ab 07.01.2020 wieder arbeiten gehen, habe es aber nicht geschafft. Ich habe gar nichts mehr geschafft, wollte einfach nur den ganzen Tag schlafen (mit Beruhigungsmittel - ansonsten war an Schlaf nicht mal zu denken) und am liebsten gar nicht mehr aufwachen. Meine Familie machte sich irgendwann solche Sorgen, dass sie mich noch am Abend desselben Tages in die Klinik brachten. Dort wurde ich stationär aufgenommen - es war sehr skurril, da ich in derselben Klinik vier Jahre lang gearbeitet habe. Somit hat mich das natürlich sehr viel Überwindung gekostet, rückblickend war es aber das Beste was mir passieren konnte in der damaligen Situation.
Ich war dann also vier Wochen stationär, habe dort an vielen Therapien teilgenommen und auch außerhalb der Klinik meine psychotherapeutische Behandlung weitergeführt. Diese habe ich ca. 2 Wochen nach der Trennung begonnen, da ich sehr schnell gemerkt habe, dass ich es alleine nicht schaffen werde. In der Zwischenzeit habe ich Möbel für meine neue Wohnung gesucht und alles für den bevorstehenden Umzug geregelt. Ich war tatsächlich in einer Art Blase, da die Klinik natürlich einen geschützten Bereich darstellte. Nach vier Wochen wollte ich dann schließlich entlassen werden und in meine neue Wohnung ziehen. Ich hatte großen Respekt davor, da ich wusste, dass ich dann tatsächlich (zumindest physisch) alleine bin. Was folgte waren viele, viele verzweifelte Stunden und ganz viel Kummer. Dennoch war ich froh, endlich wieder eine Wohnung zu haben und allein sein zu können, wenn ich es wollte.
Zwei Wochen später habe ich dann wieder begonnen zu Arbeiten. Und auch das war eine der besten Entscheidungen die ich treffen konnte. Ich war mir die vergangenen zwei Monate über nie sicher, ob ich dem Druck in meinem Job gerecht werden kann, aber es war ab dem ersten Tag die beste Ablenkung die ich bekommen konnte. Eben genau weil mein Job so fordernd ist, hatte ich dementsprechend gar keine Zeit währenddessen über irgendwas anderes nachzudenken. Das tut mir bis heute unwahrscheinlich gut.
Mittlerweile bin ich zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres umgezogen, in eine etwas größere Wohnung. Hier möchte ich jetzt auf jeden Fall erstmal bleiben.
Tja, so viel zu den Rahmenbedingungen - was wurde aus meinem Exfreund und mir? Nichts. Wir haben uns nie wieder gesehen. Ich konnte mir das nie vorstellen und dennoch weiß ich, dass es die einzig richtige Lösung ist, wenn man sich mit der gegebenen Situation irgendwie auseinandersetzen will/muss. Wir hatten immer mal wieder sporadisch Kontakt, dann aber wieder monatelang gar nicht. Und jedes Mal ging es mir nach dem Kontakt (per WhatsApp) um einiges schlechter als vorher. Irgendwann wollte ich das nicht mehr und habe mir eine neue Nummer geholt. Das ist jetzt zwei Monate her und ich habe die Nummer weder ihm noch seiner Familie gegeben. Ich will ganz einfach nicht mehr. Ich habe keine Lust mehr, dass es mir wegen ihm schlecht geht.
Im November hat es noch einmal einen großen Tiefpunkt gegeben, denn da habe ich erfahren, dass er jetzt mit der Frau zusammen ist, mit der er mich betrogen hat. Daraufhin habe ich ihm noch einmal gesagt, dass ich es abscheulich finde wie er mit mir umgegangen ist. Es ist einfach menschlich ganz, ganz mies. Er hat mir daraufhin erklärt, dass ich ihn doch am allerbesten von allen kenne, daran habe sich nichts geändert, er würde das Wohl anderer immer über sein eigenes stellen, so auch meines. Das Einzige, das sich geändert habe sind Gefühle, dafür könne aber niemand was. Klar - wenn man es darauf anlegt seine langjährige Partnerin zu hintergehen und die Andere quasi überredet sich doch endlich zu treffen, obwohl auch diese in einer langjährigen Beziehung war, dann kann da natürlich niemand was dafür. Am allerwenigsten Er, der Ärmste.
Ebenfalls lachen kann ich nur über seine Aussagen im Trennungsgespräch damals. Er habe solche Angst etwas zu verpassen, wisse nicht ob er eine Familie möchte, will sich jetzt erstmal finden blablabla... lange hast nicht gedauert bis er mit ihr zusammen war. So viel dazu - sich mit seiner eigenen Persönlichkeit und etwaigen Problemen auseinanderzusetzen war dann wohl doch nicht so seins. Dann lieber direkt in eine neue Beziehung, immerhin hat da die große Liebe gewartet. Einfach nur armselig.
Dennoch bin ich froh, dass ich das vergangene Jahr für mich persönlich und zur Weiterentwicklung genutzt habe. Ich gehe immer noch zur Therapie, was mir wirklich extrem geholfen hat. Es tut einfach gut, mit Unbeteiligten darüber zu sprechen. Ich denke, ich habe den richtigen Weg für mich und mein Leben gewählt.
Eine neue Beziehung möchte ich derzeit noch nicht. Ich kann es mir einfach noch nicht vorstellen, dafür wiegen die vergangenen 13 Jahre doch noch etwas zu schwer.
Aber ich hoffe, dass sich das auch irgendwann noch ändert. Ich hoffe, dass er nicht der einzige von uns beiden bleibt, dem das anscheinend große Glück, die große Liebe vergönnt ist. Falls es doch so sein sollte werde ich hoffentlich auch einen Weg finden um damit umzugehen.
Alles in allem habe ich mich bestimmt weiterentwickelt in den letzten Monaten. Wohin die Reise geht wird sich irgendwann zeigen. Ich hoffe, ihr seid alle gut ins neue Jahr gestartet und wünsche allen, die vielleicht gerade erst am Anfang dieses schwierigen Weges stehen viel Zuversicht und Kraft, um sich dem ganzen zu stellen. Es kann klappen, man muss aber natürlich etwas dafür tun.
Der Rest kommt hoffentlich irgendwann von ganz allein
Viele liebe Grüße, bleibt gesund!
02.01.2021 09:58 •
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