Hallo, ihr Lieben,
ich bin nun seit einigen Tagen hier im Forum angemeldet und habe bisher ziemlich viele Geschichten gelesen. Das tat mir richtig gut, denn es beruhigt mich, dass es noch viele andere Menschen auf der Welt gibt, die so denken und fühlen wie ich.
Die Kraft, um meine eigene Geschichte zu schreiben, hatte ich bisher noch nicht, aber jetzt ich will es einmal versuchen:
Ich bin seit 12 Wochen 30 Jahre alt, mein Freund hat mich vor acht Wochen nach 12 Jahren Beziehung verlassen.
Wo soll ich anfangen? Also, wir hatten die klassische erste Liebe, in der Oberstufe kennen gelernt und nach langem Hin und Her (wie das bei Teenies nun mal so ist), waren wir dann zusammen. Die Zeit war schön, auch wenn er nach einem Jahr zum Bund ging und erst einmal weg war und wir uns nur am Wochenende sehen konnten. Danach kamen dann sein und mein Studium. Wir wohnten in dieser Zeit beide noch bei unseren Eltern. Ich war immer glücklich, dass er sich damals für mich entschieden hatte, denn ich hatte schon immer das Gefühl, dass ich es eigentlich nicht wert bin von ihm geliebt zu werden. Ich fühlte mich einfach nicht schön, intelligent oder liebenswert genug und konnte es nicht verstehen, dass ein so schöner, kluger, freundlicher... Mensch sich für mich entschieden hat. Das ist natürlich Quatsch, aber so ein Gefühl hatte ich sehr häufig. Rückblickend denke ich, dass sich dieses Gefühl bei mir entwickelt hat, weil ihm im Grunde genommen immer etwas wichtiger war als ich: Freunde, Fußball, Uni, Praktikantenstellen, die Familie ... Ich habe das immer toleriert und geduldet, denn natürlich gibt es auch andere Dinge neben dem Partner. Ich hätte da wohl früher eingreifen müssen und meine Wünsche klar äußern sollen. Habe ich aber nicht gemacht und somit den richtigen Zeitpunkt verpasst. Nun gut, ich hoffte immer, dass es einmal anders werden würde, wenn wir zusammenwohnen würden, wir erst einmal richtig erwachsen sein würden, arbeiten würden ... So gingen die Jahre ins Land, in denen ich glücklich war, aber immer diesen Gedanken im Hinterkopf hatte. Dann gab es 2009 einen furchtbaren Einschnitt für mich. Am Ende seines Studiums fand er in unserer Region keinen Job und nahm - vorübergehend - einen Job an: 600 km weit entfernt! Für mich brach eine Welt zusammen, wie sollte das klappen? Die erste Zeit ohne ihn war ungefähr wie die Zeit jetzt: ich weinte den ganzen Tag, vermisste ihn, war einsam und allein. Aus dem befristeten Arbeitsverhältnis wurde sehr schnell eine feste Stelle und schwupps - hatte er die Stelle angenommen. Auch das konnte ich - verständnisvoll wie ich bin - wieder nachvollziehen: wer würde heutzutage eine feste Stelle nicht annehmen? Aber mich ärgerte, dass er sich parallel nie um eine andere Stelle hier in der Nähe bewarb. Je länger er dort arbeitete, umso mehr kam er in die Firma, in die Strukturen herein und arbeitete sich hoch. So ging das 3 Jahre, in denen er wirklich alle 2 Wochen kam und wir die Wochenenden zusammen verbrachten. Sozusagen ein wohnen auf Probe. Das klappte gut, auch wenn diese Art von Beziehung nie das war, was ich mir wünschte. Aber es war immer noch besser als allein zu sein und ich liebte ihn ja sehr. Gleichzeitig gründeten meine Freundinnen Familien, heirateten, kriegten Kinder, bauten oder kauften Häuser. Und ich? Ich lebte allein in meiner Wohnung und hatte noch nicht einmal eine Aussicht auf solch ein Leben. Das Thema Heirat oder Familie war für ihn nie ein Thema, er wich mir immer geschickt aus und ich wusste eigentlich damals schon, dass sich dies wohl auch nie mehr ändern wird. Man kann sagen, dass ich wirklich selber schuld bin, dass ich es trotzdem so weitermachte, obwohl ich wusste, dass sich ein Mensch nicht ändern wird. Das gesamte Jahr 2012 stand unter keinem guten Stern. Ständig redeten wir über eine Perspektive, über eine mögliche Zukunft. Dies wäre für ihn aber nur gegangen, wenn ich zu ihm gezogen wäre. Ich habe mich lange mit diesem Gedanken getragen, mochte aber nicht mein soziales Umfeld aufgeben und auch beruflich kann ich - aufgrund meines Beamtenstatus - nicht einfach von heute auf morgen das Handtuch werfen und woanders anfangen. Leider ist man da sehr gebunden und im Grunde genommen überhaupt nicht flexibel. Außerdem sagte er immer, dass er einmal wiederkehren würde, um sich um seine bis dahin gealterten Eltern zu kümmern. Naja, es gab keinen Ausweg. Nun hat er vor eben 8 Wochen wiederum in seiner Firma einen neuen Job angenommen, der von ihm fordert, ständig um die Welt zu fliegen. Wie soll das gehen? Wir haben uns oft diese Fragen gestellt, aber eine Trennung kam für mich da trotzdem nie in Frage. Ich dachte immer, dass man es schaffen kann, wenn man sich nur genug liebt. So ist es wohl leider nicht, das musste ich jetzt einsehen und lernen. Seitdem bin ich sehr niedergeschlagen, durchlebe alle Gefühle von Wut über Ärger, Eifersucht, Enttäuschung bis hin zur Einsamkeit. Es ist einfach schrecklich, denn mit 30 ist meine innere Uhr nun am Ticken und alles in mir schreit, dass ich es wohl nie mehr schaffen werde einen richtigen Partner zu finden und auch eine Familie gründen zu können und somit einsam und allein sterben werde. Man ist auch so ein Sonderling, so als Single. Ich kenne kaum Singles, alle sind in festen Partnerschaften, die in ruhigen Bahnen verlaufen. Vielleicht sieht das auch nur so aus. Glücklicherweise habe ich eine Freundin, die in einer ähnlichen Situation ist wie ich und wir unternehmen einiges zusammen. Auch dieses Forum hilft mir sehr, zusätzlich schreibe ich Tagebuch und habe mir ein Fachbuch gekauft, um so ein wenig professionelle Unterstützung zu haben. Es tut gut zu erfahren, dass man nicht völlig merkwürdig ist, sondern eigentlich alle Gefühle und Gedanken normal und wichtig sind. Trotzdem: es tut einfach schrecklich weh. Ich weiß nicht so genau wie es ihm geht, wir hatten die Tage mal Kontakt gehabt, aber er klang ganz normal und ihm macht diese Trennung wohl weniger aus als mir. Wahrscheinlich hat er sich schon seit längerer Zeit mit den Gedanken auseinandergesetzt. Nun will er mich nächste Woche sehen, um seine Sachen abzuholen. Ich habe eingewilligt, weil ich ihn eigentlich auch sehen will. Aber jetzt habe ich Angst, dass ich dann wieder bei Null anfange, wenn er gegangen ist und es mir dann noch schlechter geht als so schon. Was meint ihr denn dazu? Soll er sich seine Sachen einfach holen, wenn ich weg bin oder wäre ein abschließendes Gespräch gut? Wir haben nämlich am Telefon die Beziehung beendet. Bei 600 km kann man sich ja nicht mal eben so sehen ... Habt ihr da einen guten Rat?
Ich danke euch für das Lesen bis hierher und freue mich auf eure Meinungen, Fragen oder Kommentare!
Liebe Grüße
eure Priesemut
21.12.2012 23:20 •
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