Hallo Ihr Lieben, muss wohl gerade mal ein paar Gedanken absondern...
...10 Monate ist es jetzt her. 10 Monate in denen viel passiert ist. Aufs und Abs, Grübeleien, Trauer, Wut, immer wieder
analysieren: Was ist passiert?, Warum ist es passiert?, Was war mein Beitrag?, Was ihrer?... 10 Monate, mal schnell und erstaunlich leicht, aber meist doch zäh wie die Ölklumpen nach einem Tankerunglück... Mal kann ich die Situation, dieses Leben, das ich mir so nicht gewünscht habe, annehmen und willkommen heissen, mal kotzt es mich an, dann wieder ein resignatives eh wurscht!. 10 Monate voller Arbeit, vor allem im Kopf... 10 Monate und es ist immer noch nicht vorbei, immer noch nicht abgeschlossen, holt mich immer wieder ein... Ich versuche zu rationalisieren, hebe mir selbst all das hervor, wo es nicht gepasst hat, vermutlich nie gepasst hätte...
Bin mir über meine Gefühle nicht im klaren... Habe niemanden vorher so sehr geliebt... Was ist aus diesem Gefühl geworden? Ist es vergangen? Habe ich es unterdrückt und unter meterdickem Beton begraben? 10 Monate und ich bin immer noch nicht frei... frei? Freedom is just another word for nothing left to lose... hat Janis Joplin mal gesungen...
Neue Erfahrung: mein Herz ist zu. Natürlich habe ich vorher auch schon Trennungen erlebt, faire und grausame, hatte
Beziehungen, die mich viele Facetten des nahen menschlichen Mteinander erleben liessen, meine Vorbeziehung war auch nicht gerade das Nest, in dem ich mich, sicher und geborgen fühlend, hätte zufrieden zusammenrollen können, auch sonst habe ich schon einiges an Schicksalsschlägen und selbstverursachtem Unglück erlebt... Und jetzt DAS... Nie war mein Herz eingemauert, wenn, dann nur für kurze Zeit... 10 Monate... Fühle mich einsam - und gleichzeitig nicht in der Lage, jemandem für länger meine Schutzschilde zu öffnen... Was zur Hölle ist bloss los mit mir?
Es gab Zeiten, da habe ich mich auf den Feierabend gefreut, auf das Wochenende... Mir ist das alles gerade völlig schnuppe, ich bin mir schnuppe? Nicht, dass ich mit mir selbst nichts anzufangen wüsste, ich habe Hobbies, meine Wohnung schreit nach mir, ich habe regelmässige soziale Kontakte, meine Kinder brauchen ihren Teilzeitpapa... ...und ich bin so energieleer, antriebsschwach, funktioniere so vor mich hin, damit nicht meine Existenzgrundlage den Bach runter geht... Es gab Zeiten, da habe ich viele der sieben Wochentage GELEBT. Jetzt bringe ich sie einfach hinter mich... manana es otro dia, übermorgen auch, und dann ist wieder Winter...
Und im Kopf ist alles so hübsch klar: ich bin nicht ernsthaft krank, habe ein Dach über dem Kopf, zwei gesunde Kinder, ein
regelmäßiges Einkommen, wenige Freunde und ein paar mehr Bekannte, nette Nachbarn... Ist doch alles super... Offensichtlich liegt mein Defizit an einer anderen Stelle? Oder das Gute, welches ja auch Bestandteil meines Lebens ist, ist mir zu selbstverständlich, als dass ich mich darüber freuen könnte? Oder ich bin inzwischen gefühlsmässig so stumpf geworden, dass Leiden und Schmerz die einzigen Möglichkeiten für mich sind, damit ich überhaupt was merke? Oder vielleicht stehe ich ja auch darauf, unglücklich zu sein? Weil Jammern en vogue ist und Leute die gut drauf sind, irgendwie argwöhnisch begutachtet oder mitleidig belächelt werden? Oder die Mitleidsmasche: An Retter- und/oder Mutterinstinkte appellieren? Es scheint irgendetwas auf der Strecke geblieben zu sein? Oder bloss verschüttet?
10 Monate und ich schleppe mich zur Zeit von Tag zu Tag, versuche mich an meinen kleinen Highlights, eine gute Musik hier, einen schönen Sonnenuntergang da, ein freundliches Lächeln, ein guter Witz, ein gutes Gespräch..., hoch zu halten. War schon mal praller die Geschichte, dieses Leben. Ich hatte tatsächlich einen Hafen gefunden in dem ich festmachen konnte. Zugegeben er war baufällig und am Ende ist er gar selbst auf See gegangen. Jetzt rudere ich wieder allein auf dem grossen Ozean, treffe unterwegs auch mal andere Nußschalen, man verweilt für einen kurzen Austausch, dann rudert jeder wieder seiner Wege. Seiner Wege? Der Weg ist das Ziel? Meine Arme sind müde, an den Händen Schwielen... Müsste mich mal ausruhen... Was ist eigentlich
mein Kurs? Startpunkt A, da wo ich stehe, ist mir bekannt. Aber wo will ich eigentlich hin? Habe ich überhaupt noch ein
Ziel? Vor Daisy hatte ich eins... Wo zur Hölle ist B? In mir selbst? Ausserhalb von mir? Vor mir? Bin ich längst darüber
hinaus? Wenigstens eine Sandbank, die es zulässt, dass ich kurz mal meinen Anker auswerfe - wenn ich schon nicht an Land gehen kann, dann wenigstens kurz, ohne Anstrengung, ohne Aufmerksamkeit die augenblickliche Postition halten, das wäre fein..,.
...sind das Gedanken, Gefühle, die man an solchen Sommertagen, wie wir sie gerade haben, haben sollte? Was ist bloss mit los?
Ich habe - gedanklich, erkenntnismässig - so viel erreicht in dieser Zeit... Wie schaffe ich es, mein Gefühlsleben mit
meinem Wissen in Einklang zu bringen? Wo ist die Pipeline, die mein Hirn und mein Herz miteinander verbindet, die es
ermöglicht, dass sich Erkenntnis in gelebter und gefühlter Realität manifestiert. Immer wieder Aphorismen, there is joy in repetition, wie Prince so treffend intonierte. Autosuggestion, Selbsthypnose... Selbstverarschung? Wenigstens mein Sarkasmus ist mir treu geblieben. Ich muss gerade nur tierisch aufpassen, dass er nicht in Bitterkeit umschlägt und mir langfristig die Seele vergiftet.
Es ist nicht so, dass ich die positiven Aspekte meiner nicht gewollten Lebensumstände nicht sehen würde. Ich kann mich eben nur höchst selten wirklich darüber freuen. Versuche trotzdem, immer auch das positive, vielleicht den tieferen Sinn, der dahinter verborgen liegt, zu sehen. Ein Glück ist gerade jetzt, wo ich schei. drauf bin, Sommer. Im Winter wäre es sicherlich noch weniger aufbauend... Hab ich ein Glück!
10 Monate... Dass diese Verbindung etwas besonderes war, das wusste ich bereits, als sie noch existierte. Aber dass der Einfluss so gross ist, davon hatte ich keine Ahnung... Dabei war ich doch mal kurz davor, mich für die Landesmeisterschaften im Abschiednehmen einzuschreiben. 10 Monate - und es hängt mir noch immer nach... Manchmal wünsche ich mir, dass ich aufwache und feststelle, dass ich das alles nur geträumt habe. Aber ich habe mich gerade gekniffen, spürte das... War wohl nix...
Warum habe ich bloss jemals angefangen nachzudenken? Unbewußtes rumwurschteln, das grösste Problem sind die nicht zum Bezug passenden Sofakissen oder der Jahresurlaub. Wäre doch super solche Wichtigkeiten als existenzielle Probleme zu haben... Kann sein, dass ein solches Leben weniger intensiv ist. Aber vielleicht kann man besser schlafen? Wie war noch gleich die Tastenkombination für format Gehirn?
Was ist bloss los mit mir?
donald
Sorry für's vollkotzen, nächstes mal wieder was erbaulicheres...
05.06.2003 10:58 •
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